Gabriel-Chip
Der Gabriel-Chip ist ein Scharlatanerieprodukt aus dem Bereich der Elektrosmog-Schutzprodukte. Er besteht aus einer aluminiumbedampften, selbstklebenden Plastikfolie, die zum Preis von 30 bis 60 Euro vor sogenanntem Elektrosmog bei der Handynutzung schützen soll.
Die Chips werden von der 2002 gegründeten Gabriel-Tech GmbH in Kelkheim (am Taunus) verkauft. Geschäftsführer Gerd Lehmann (geb. 1946) betreibt an gleicher Anschrift außerdem die Firma GL Verleih Arbeitsbühnen GmbH, in deren Garage die Universität Mainz EEG-Messungen zur Wirksamkeit des Chips im PKW durchführte (s.u.). Hergestellt werden die Chips nach einem patentierten Verfahren (AT 409 930 B),[1] was aber über die Wirksamkeit nichts aussagt; Patente werden auch ohne einen Nachweis der Wirksamkeit eines Verfahrens erteilt.
Gründer der Gabriel-Tech GmbH waren Harry Roos und Gerd Lehmann. Namensgeber Franz Gabriel (geb. 1930 in der Steiermark, gest. 12. August 2009), angeblicher Erfinder der Gabriel Produkte, hatte mit dem Vertrieb zuletzt nichts mehr zu tun. Die Gabriel-Tech GmbH nennt auch einen Beirat. Ihm gehören unter anderem Joachim Mutter, Juliane Sacher, Hans Tolzin, John Gruia Ionescu, Petra Bracht und Ortwin Zais an.
Kritik an dem Gabriel-Chip durch einen Blogger versuchte die Firma Gabriel-Tech GmbH per einstweiliger Verfügung und Unterlassungsklage zu unterbinden.[2]
Aussagen zur Wirksamkeit
Der Hersteller wirbt auf seiner Webseite mit zahlreichen wissenschaftlichen Studien, die die Wirksamkeit des Aufklebers belegen sollen.
- Der Wirkmechanismus des Gabriel-Chip ist auch dem deutschen Marken- und Patentamt nicht bekannt. "Welche Art von Informationen auf die Folie aufgebracht werden oder wie diese wirkt, ist nicht Gegenstand der Erfindung", bestätigte das Patentamt Berlin gegenüber der ZDF-Sendung WiSo.[3]
- Das Amt für Natur- und Umweltschutz im österreichischen Linz prüfte den Gabriel-Chip nach einer eigens dafür geschaffenen Messmethode. Der ehemalige Leiter des Amtes, Walter Medinger, erklärte den Gabriel-Chip von Amts wegen für wirksam. Medinger war gleichzeitig Vorstand eines Vereins namens "Gabriel-Forschungsgesellschaft" (GFG). Die amtliche Bestätigung fand bei der Stadtverwaltung Linz aber keine Zustimmung; Medinger ist seither nicht mehr im Amt. Er ging nach Graz und gründete dort gemeinsam mit Wolfgang Homann (der ebenfalls für den Hersteller des Gabriel-Chip tätig war) als kaufmännischem Leiter die Firma International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility (IIREC).
- Das ARD-Magazin Ratgeber Technik ließ 2004 den Gabriel-Chip neben ähnlichen Produkten vom Bundesamt für Strahlenschutz testen. Bei der Messung der spezifischen Absorptionsrate konnte keine Minderung der vom Kopf absorbierten Strahlung gemessen werden, sondern eine Zunahme.[4]
- Jiri Silny, der damalige Leiter des Forschungszentrums für Elektromagnetische Umweltverträglichkeit der RWTH Aachen untersuchte 2004 für das ZDF-Magazin WiSo den Gabriel-Chip. Er belegte mittels eines Geomagnetometers, dass ein eingeschaltetes Handy ohne Chip und eines mit Chip die gleiche Einwirkung auf das Magnetfeld der Erde hat (nämlich keine). Eine von Gabriel-Tech behauptete "Neuordnung eines Erdmagnetfeldes" sei nicht feststellbar gewesen.
- Um die etwaige Wirksamkeit des Gabriel-Chip zu untermauern, beruft sich der Hersteller auch auf die Kanadierin Hulda Clark, die durch ein pseudomedizinisches Gerät, dem Zapper, bekannt wurde.
- Die Firma Gabriel beruft sich in der Werbung auf Messungen einer Eva Pieringer mit einem I-Tronic Gerät. Wörtlich heißt es:
- Bioenergetische Messungen (iTronic) Praxisleiterin Eva Pieringer. Fazit: Es konnte zum wiederholten Male der sichere Beleg für eine Wirksamkeit der Entstörung und eine positive Beeinflussung des Organismus beim Handy-Telefonat mit dem Gabriel-Chip erbracht werden.
Das hier angesprochene Gerät I-Tronic (später "Raymedy") ist ein pseudomedizinisches Gerät, das nach dem Prinzip der Elektroakupunktur nach Voll (EAV) funktioniert, d.h. es handelt sich um eine Messung des elektrischen Hautwiderstands an bestimmten "Akupunkturpunkten". Auch ist dabei die Rede von Messungen an Meridianen (bekannt nur aus der traditionellen chinesischen Medizin). Bislang ist die Existenz der gemeinten Meridiane wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
- Eine Kooperation ging die Gabriel-Gruppe[5] mit der Firma ROM Elektronik aus Deisenhausen[6] von Robert Mayr ein. Mayr bezeichnet sich als "Professor für Elektrosmog und Geobiologie" an einem Instituto Tecnico Central in Bogotá (Kolumbien). Mayr ist auch zweiter Vorsitzender des mobilfunkkritischen Bundesverband Elektrosmog e.V. Ein weiterer Kooperationspartner ist die Firma iMB Ingenieurbüro Michael Baacke aus D-85649 Brunnthal.
- Die Firma Gabriel zitiert positive Gutachten der Ludwig-Boltzmann-Forschungsstelle für Biosensorik und Institut für Biosensorik und bioenergetische Umweltforschung (IBBU, in Lieboch / Österreich) von Noemi Kempe. Das IBBU von Kempe begutachtete in der Vergangenheit zahlreiche obskure und pseudowissenschaftlich begründete Produkte. Sämtliche von den Herstellern in Auftrag gegebene IBBU-Gutachten kamen zu positiven Ergebnissen, so wie es bei den Gutachten von Walter Medinger und seinem IIREC der Fall ist.
- Unterstützung zur Vermarktung der fragwürdigen Gabriel-Produkte liefert der Verein Geophysikalische Forschungsgruppe e. V. GFG e.V. aus Bad Honnef eines Thomas Schreier.[7] Vorsitzender des Vereins war oder ist der Botaniker Gunter M. Rothe[8], der an der Universität Mainz tätig war.
- Eine positive Wirkung des Gabriel-Chip behauptet auch Elmar Wienecke. Er will die Wirksamkeit mit der Herzfrequenzvariabilität (HRV) nachgewiesen haben. Der mit den Ideen der orthomolekularen Medizin sympathisierende Wienecke veröffentlichte auch zwei Studien zum Nachweis der Wirksamkeit des Produkts Airnergy.
Zusammenarbeit mit der Universität Mainz
EEG-Studie 2018
Im April 2018 wurde eine Studie mit dem Titel "Mobile Phone Chips Reduce Increases in EEG Brain Activity Induced by Mobile Phone-Emitted Electromagnetic Fields" in der Zeitschrift "Frontiers in Neuroscience" veröffentlicht. Autoren waren Wolfgang I. Schöllhorn und Diana Henz von der Universität Mainz und Burkhard Poeggeler von der Universität Göttingen.[9]
Es handelt sich eine Doppelblind-Studie, in der die behaupteten Effekte anhand von EEG-Messungen untersucht wurden. Finanziell unterstützt wurde die Studie durch die Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU), in der Andreas Hefel Stiftungsrat ist. Zugleich ist Hefel Geschäftsführer des Pharmaherstellers Hepart und der Gabriel-Tech Swiss GmbH. Die SfGU beauftragte wiederum den genannten öffentlichkeitsscheuen Verein GFG e.V., dessen bisher einzig bekannte Aktivität darin bestand, den Gabriel-Chip zu untersuchen.
Obwohl Studien-Autor Burkhard Poeggeler Mitglied des Beirats der finanzierenden SfGU ist, heißt es in einer Erklärung zu einem möglichen Interessenkonflikt, der in der Regel bei einer wissenschaftlichen Veröffentlichung gefordert wird, im Artikel:
- ..The authors declare that the research was conducted in the absence of any commercial or financial relationships that could be construed as a potential conflict of interest.
(Es wird also erklärt, dass kein gewerblich oder finanzieller Interessenskonflik bestünde, was offensichtlich nicht stimmt, da es sehr wohl einen finanziellen als auch personellen Zusammenhang mit dem Hersteller gibt.)
Die Stiftung SfGU fasst die Studie wie folgt zusammen:
- ..Eine von der SfGU zum gleichen Thema in Auftrag gegebene und mitfinanzierte Studie, die im April diesen Jahres in einem renommierten internationalen Fachjournal) wissenschaftlich publiziert wurde, kam zum gleichen Schluss: Hochfrequente elektromagnetische Felder beeinflussen die Gehirnaktivität messbar, und: Während der Nutzung von Mobilfunktelefonen nimmt die Konzentrationsfähigkeit deutlich ab. Darüber hinaus haben die Forscher von der Universität Mainz in dieser Untersuchung zusätzlich den Nachweis erbracht, dass es mit der Gabriel-Technologie einen einfachen und wirksamen Schutz vor schädlicher Mobilfunkstrahlung gibt, ohne dass auf Mobilfunk verzichtet werden muss. Elektrosmog belastet unser empfindliches Stoffwechselsystem.. (Andreas Hefel im Blatt Meine Gesundheit, 2018)
Die Studie wurde von Cochrane Österreich (medizin-transparent.at) kritisiert:
- Darin wurden 30 Versuchspersonen untersucht, während ihnen ein Mobiltelefon mit oder ohne Gabriel-Chip an den Kopf gehalten wurde. Die Ergebnisse scheinen zu zeigen, dass der Aufkleber die Hirnströme (EEG-Wellen) beeinflusst. Wie die Messungen genau abgelaufen sind, und wie die statistische Auswertung erfolgt ist, lässt sich anhand der veröffentlichten Studie jedoch nicht vollständig nachvollziehen. Zudem ist unklar, wie eine Beeinflussung der Hirnströme mit der Gesundheit zusammenhängt. Die Studienautorin und ihr Team legten den Versuchspersonen auch einen Konzentrationstest vor. Die statistische Auswertung zeigt jedoch keinen Unterschied zwischen der Versuchsbedingung mit Gabriel-Chip und der mit Placebo-Chip.Da viele Angaben zu den untersuchten Personen fehlen und die Anzahl der Probandinnen und Probanden mit 30 sehr klein ist, ist die Studie nicht aussagekräftig.[10]
Auch der als Mobilfunkgegner bekannte Dimitris J. Panagopoulos kritisierte die Studie:
- Recently there was a single study reporting that the use of a chip on mobile phone had a protective role on changes in human EEG induced by the mobile phone without the chip (Henz et al., 2018). This study does not show its results in numbers but only in pictures which are not adequately explained. Moreover the study does not include any EMF-measurements of the mobile phone emissions with and without the chip, no scientific description how the chip works, and no attempt to describe a mechanism of how the chip exerts a protective effect. A request for explanations sent by us to the company that produces the chip as this was reported in this study, remained unanswered.[11]
- (Deutsch: Kürzlich berichtete eine einzelne Studie, die Verwendung eines Chips auf Mobiltelefonen bewirke eine Schutzfunktion gegen Veränderungen des EEGs im Vergleich zu Mobiltelefon ohne diesen Chip (Henz et al., 2018). Doch diese Studie dokumentiert ihre Ergebnisse nicht in Zahlen, sondern nur in Bildern, die nicht ausreichend erklärt werden. Zudem enthält die Studie keine EMF-Messergebnisse der Mobiltelefonemissionen mit und ohne Chip, keine wissenschaftliche Beschreibung der Funktionsweise des Chips und kein Bemühen, den Mechanismus zu erklären, wie der Chip seine Schutzwirkung ausübt. Eine von uns an den Hersteller des Chips gestellte Anfrage mit der Bitte um Erklärungen blieb unbeantwortet.)
Zur Publikation bei Frontiers in Neuroscience sagt Autorin Henz in einem Salusmed-Interview:
- Die Studie wurde im Fachjournal «Frontiers in Neuroscience, section Neuroenergetics, Nutrition and Brain Health» veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eines der meistzitierten Fachjournale im Bereich der Neurowissenschaft und Psychologie (Impact Factor: 3,566). Unter Experten genießt es hohes Ansehen. Die von der Fachzeitschrift herangezogenen Gutachter haben die Studie nach verschiedenen Kriterien beurteilt. Sie betreffen insbesondere die Wissenschaftlichkeit der Studiendurchführung, der Datenanalysen und der gefundenen Ergebnisse sowie die Relevanz des Themas für die neurowissenschaftliche Fachcommunity. [...] Für eine Publikation in solch einer Fachzeitschrift wird ein Manuskript eingereicht, das von mehreren unabhängigen Gutachtern hinsichtlich der genannten wissenschaftlichen Kriterien beurteilt wird. Bei der vorliegenden experimentellen Studie, die wir an der Universität Mainz im Auftrag der SfGU durchgeführt haben, waren zwei unabhängige Gutachter in dieses Verfahren involviert. Beide haben ein positives Votum für die Publikation des Manuskripts abgegeben. Der gesamte Prozess hat insgesamt sechs Monate Zeit in Anspruch genommen. [...]
Frontiers in Neuroscience ist eine wissenschaftliche Zeitschrift, die vom 2007 gegründeten Open-Access-Verlag Frontiers Media SA herausgegeben wird. Im sog. Open-Access-Modell zahlen die Autoren für die Veröffentlichung eines Artikels, der dann aber für jeden frei zugänglich ist. 2018 schrieb Zeit-Online zur Zeitschrift:
- Der Frontiers-Verlag aus der Schweiz stand lange im Verdacht, Raubzeitschriften zu publizieren. Und tatsächlich wurden dort früher ziemlich abstruse Artikel veröffentlicht – etwa dass Aids nichts mit HIV zu tun habe. Im Laufe der Zeit hat der Verlag aber seine Qualitätsstandards verbessert und an Renommee gewonnen. Jetzt gehört Frontiers anteilig der Verlagsgruppe Holtzbrinck, zu der bekanntlich auch die ZEIT gehört.[12]
Die Wikipedia schreibt:
- Im Jahr 2015 wurden die wissenschaftlichen Herausgeber der Zeitschriften Frontiers in Medicine und Frontiers in Cardiovascular Medicine von ihrem Amt entbunden, nachdem diese sich darüber beschwert hatten, dass Unternehmensmitarbeiter sich in ihre Entscheidungen einmischten und die Grundprinzipien für medizinische Publikationen verletzten. 2015 wurde die Frontiers Journal Series von Jeffrey Beall seiner Liste der möglichen predatory open-access publishers („Raubverlage“) hinzugefügt. In einem Beitrag für den 2018 erschienenen Sammelband Pseudoscience: The Conspiracy Against Science berichtete Jeffrey Beall, dass Frontiers eine interne Software benutzt hat, die Gutachtern (peer reviewers) von zur Veröffentlichung eingereichten Manuskripten nicht die Möglichkeit gab, die Ablehnung eines Manuskripts zu empfehlen. Die Verlags-Systeme seien so ausgerichtet, dass es nahezu unmöglich sei, Manuskripte zurückzuweisen.[13]
Schöllhorn, Henz, Poeggeler und Scheler sind auch Autoren der OrthoNews, einem Blatt, welches von der SfGU herausgegeben wird. Gleichzeitig ist Poeggeler Mitglied des "wissenschaftlichen Beirats" der SfGU. Ähnlichkeiten zu einer Untersuchung des AkuRy-Chips und anderen Produkten durch die Universität Mainz sind erkennbar. Andreas Scheler ist zugleich Autor in "Meine Gesundheit", dem Mitteilungsblatt der beauftragenden SfGU. Diana Henz und Andreas Scheler kennen sich, denn beide waren zusammen Referenten bei einer alternativmedizinischen Veranstaltung am 17. Mai 2018 in Zürch (Tagesseminar «Herausforderung Elektrosmog»).
Sendung RTL Explosiv am 28. Oktober 2017
Am 28. Oktober 2017 strahlte der Fernsehsender RTL eine Sendung aus der Reihe RTL Explosiv mit dem Titel "Elektrosmog beim Autofahren" aus. Bei RTL ist das vollständige Video der Sendung nicht mehr aufrufbar. Bei RTL existiert nur noch eine Kurzfassung.[14] Eine Kopie wurde bei YouTube hochgeladen, aber später wieder entfernt. Die einzige öffentlich zugängliche Kopie ist (Stand: Januar 2022) bei Vimeo zu finden - mit dem Titel: "E-Smog Car Bericht RTL".[15] Merkwürdigerweise wird bei Vimeo das Video mit einem Werbetext angekündigt, der nicht von der Firma Gabriel stammt, sondern vom Anbieter des Produkts ENERGY CAR-KIT (PR02) der Firma Pro Energetic aus Österreich.[16] Gezeigt werden EEG-Messungen beim Probanden Andreas Scheler, in seinem eigenen Audi. Die Messungen fanden in einer Werkstadt der Firma GL-Verleih von Gerd Lehmann statt. Inhaber der GL-Verleih ist Gerd Lehmann, der gleichzeitig Geschäftsführer der Gabriel-Tech GmbH in Kelkheim ist, die wirtschaftliche Vorteile von der Angst vor elektromagnetischen Feldern erwarten kann.
Auch der mobilfunkkritische Verein Diagnose Funk verbreitete zunächst das RTL-Video, distanzierte sich aber später:
- ..Da die Wissenschaftler der Uni Mainz zu Anfragen keine Stellungnahme abgeben, gehen wir davon aus, dass der Messaufbau fehlerhaft war. Bei den Ergebnissen handelt es sich voraussichtlich um technische Störsignale. Die Aussagen des Beitrags sind damit untauglich..[17]
Angesprochen wurde auch der Umstand, dass bei dem gefilterten EEG-Mapping (Einfärbung eines kreisförmigen Transversalschnitts des Kopfes) nicht unterschieden wurde zwischen eigentlichen EEG-Potentialen und möglichen äußeren Störfeldern, denn die originalen EEG-Kurven werden nicht gezeigt und finden sich auch nicht in einer veröffentlichten Studie.
Versuchsleiterin Henz reagierte auf die Kritik in einem Artikel von "Meine Gesundheit" (Frühjahr 2018, SfGU):
- Dr.Diana Henz: Sowohl in den EMF-, als auch in den EEG-Messungen wurden maximale wissenschaftliche und «baubiologische» Standards gewährleistet – durch Abschirmungen der Messgeräte, Testungen an einem Dummykopf im Fahrzeug und im Labor sowie durch aufwändige analytische Verfahren bei der Auswertung der EEG-Daten. Aus messtechnischer und wissenschaftlicher Sicht sind die Ergebnisse evident. Messfehler durch Artefakte, wie z.B. durch EMF oder auch muskulär bedingte – z. B.durch Bewegungen des Probanden sowie Vibrationenam Auto während der Fahrt – wurden durch online-Korrekturen während der EEG-Messungen und durch mathematische Verfahren bei der anschließenden EEG-Signalanalyse ausgeschlossen.. (siehe dazu Artikel Baubiologie)
Werbevideo der Firma Gabriel
Auf den deutschsprachigen Webseiten der Gabriel-Tech GmbH findet sich ein Werbevideo "Elektrosmog im Kraftfahrzeug"[18], in welchem Videoaufnahmen zu EEG-Messungen in Kraftfahrzeugen zu sehen sind. Zu sehen sind Szenen aus der von der Stiftung für Gesundheit und Umwelt (mit enger Verbindung zur Pharmafirma Hepart AG und der Firma Gabriel) beauftragten Studie, durchgeführt durch den Verein Geophysikalische Forschungsgruppe e. V. (GFG e.V.) Anwesend ist die Psychologin Diana Henz, die an der Universität Mainz tätig ist, und die Messungen durchführt. Offenbar ist Harry Roos (Firma Gabriel) anwesend, er ist aber nur von hinten zu sehen. Im Video werden - wie im RTL-Video - Szenen von EEG-Aufnahmen beim Fahrer Andreas Scheler in seinem Audi gezeigt. In der Folge werden im Video aber frontale MRI-Aufnahmen (MRT) einer unbekannten Person gezeigt, angeblich vor und nach Exposition behaupteter elektromagnetischer Felder in einem PKW. MRI/MRT-Aufnahmen lassen sich nicht mobil durchführen, sondern sind nur in Krankenhäusern oder speziellen radiologischen Praxen möglich. Die gezeigten Bilder mit der Angabe MRI können demnach unmöglich aus den Messungen stammen. Übliche EEG-Mapping-Bilder zeigen transversale Schnittbilder, aber üblicherweise keine sagittale oder frontale Schnittbilder. Offenbar wurden vorhandene MRT-Bilder nachträglich durch die (über der Kalotte halbkugelförmig abgeleiteten) EEG-Mapping-Bilder farbig ergänzt. Ob jeder der Probanden sich zuvor einer MR-Tomographie unterziehen musste, bleibt unklar.
Bilder zu Gabriel-Chip - EEG-Messungen von Mitarbeitern der Universität Mainz
(zum Vergrößern anklicken)
Gabriel-Berater
Mittlerweile werden kostenpflichtige Kurse zum "Gabriel-Berater" angeboten. So bietet die Firma Gabriel-Tech solche Kurse für 2.460,- Euro an. Auch die in Großbritannien angemeldete Firma Gabriel Deutschland LTD von Martin Kronisch und Wilbert Kronisch[19] offeriert an der deutschen Niederlassung in Sehnde[20] derartige Kurse. Ebenfalls in Sehnde findet sich die Firma Energy Concept GmbH[21], die Gabriel-Chips anbietet.
Die wenige Tage dauernden Kurse erlauben den Kursabsolventen, den markenrechtlich geschützten Begriff "Gabriel-Berater" zu nutzen, um kostenpflichtige Dienstleistungen wie "Gabriel-Beratung" anbieten zu können. Die Gabriel-Berater wollen dabei den Kunden glaubhaft machen, sie könnten "Mobilfunknetze entstören", "Kraftfahrzeuge entstören", Räumlichkeiten oder Arbeitsplätze "entstören" oder HIFI-Anlagen "optimieren". Die Scharlatanerie einer sogenannten "Hifi-Optimierung" wird mit 60 Euro teuren Chips bewerkstelligt, die am zur Stereoanlage gehörenden Sicherungskasten angeklebt werden sollen. Zuvor werden noch für 250 bis 350 Euro eine "Gabriel-Objekt-Beratung" und ein "Mesurement Home-Service" [sic] durchgeführt (plus Anfahrtkosten).
Messergebnisse werden auf eigens erfundene und wissenschaftlich unbekannte "Gabriel-Richtwerte" sowie so genannte "Baubiologische Richtwerte" der Firma Institut für Baubiologie + Ökologie (IBN) GmbH[22] bezogen. Diese "baubiologischen Richtwerte" sind Erfindungen der Firma IFN. Die "Gabriel-Richtwerte" sind im Prinzip verzehnfachte IFN-Werte "für Schlafplätze".[23]
Literatur
- Diana Henz, Wolfgang I. Schöllhorn, Burkhard Poeggeler: Mobile Phone Chips Reduce Increases in EEG Brain Activity Induced by Mobile Phone-Emitted Electromagnetic Fields. Front. Neurosci.. 04 April 2018
Weblinks
- Psiram-Blog: Hogwarts ist überall, auch am Rhein. 2. Januar 2022
- Ulrich Berger: Der Gabriel-Chip – eine österreichische Tragikomödie. Scienceblogs, 15. September 2008
- Humbug fürs Handy. Zeit Online, 4. März 2004
- Humbug auf hoher Ebene. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. Juli 2003
- Der Gabriel-Chip – eine unrühmliche Geschäftsidee? (aktualisiert 2. September 2017)
- Das Geschäft mit der Angst vor Handystrahlen. "Help", das Ö1-Konsumentenmagazin, 27. Mai 2017
- Waveex: dubioser Aufkleber gegen Handystrahlung. Medizin-Transparent.at, 27. April 2017
- https://izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=67503
Quellennachweise
- ↑ http://www.joern.de/Gabrielwie.htm
- ↑ https://gabrielachipsy.wordpress.com (mittlerweile offline)
- ↑ http://wiso.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,3990476,00.html?dr=1 (nicht mehr verfügbar)
- ↑ http://web.archive.org/web/20060114075324/http://www.ndrtv.de:80/ratgebertechnik/data/20040418.pdf
- ↑ Gabriel-Tech GmbH, Am Stegskreuz 8, DE-65719 Hofheim am Taunus
GABRIEL DEUTSCHLAND LTD, Suite F 1st Floor, New City Chambers 36 Wood Street, Wakefield West Yorkshire WF1 2HB, Great Britain Companies House: Cardiff, Great Britain. Director: Martin Kronisch
Gabriel Deutschland LTD, Im Buchenkamp 13, D-31319 Sehnde - ↑ ROM Elektronik GmbH, Am Grund 13, DE 86489 Deisenhausen
- ↑ Geophysikalische Forschungsgruppe e.V., Thomas Schreier, Drieschweg 9, D-53604 Bad Honnef
www.gfgev.com - ↑
- ↑ Diana Henz, Wolfgang I. Schöllhorn, Burkhard Poeggeler, "Mobile Phone Chips Reduce Increases in EEG Brain Activity Induced by Mobile Phone-Emitted Electromagnetic Fields", ORIGINAL RESEARCH article Front. Neurosci., 04 April 2018, https://doi.org/10.3389/fnins.2018.00190
- ↑ https://www.medizin-transparent.at/waveex/
- ↑ Dimitris J. Panagopoulos, George P. Chrousos, Shielding methods and products against man-made Electromagnetic Fields: Protection versus risk. Science of The Total Environment, Volume 667. 2019
- ↑ Zeit Online: Fake-Zeitschriften: "Die drucken alles gegen Geld". 26. Juli 2018
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Frontiers_Journal_Series
- ↑ https://arc.rtl.de/videos/kopfschmerzen-im-auto-daran-kann-es-liegen-5a091e9da2ea505d2a428800.html
- ↑ E-Smog Car Bericht RTL, Dirk Osada: Elektrosmog im Auto?
In jedem neuen Mittelklassemodell sind mehr als 20 Elektronik-Steuergeräte verteilt, die über CAN-Bus, LINBus, bis zu 4 km Kabel oder andere fahrzeugspezifische Systeme miteinander kommunizieren. Zusätzlich freut sich der Fahrer über Annehmlichkeiten wie Zentralverriegelung, Radio, Telefon, WLan, Sitzheizung, elektrische Fensterheber, Spiegel- und Sitz- Memory, Navigationssysteme, etc.
All das verursacht E-Smog im Auto.
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Verbesserte Konzentrationsfähigkeit.
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Adapter: Schutz gegen elektrische und elektromagnetische Störeinflüsse.
Video: https://vimeo.com/247930368 - ↑ PRO ENERGETIC Wittmann GmbH & Co KG, Werkstraße 10, A-8580 Köflach, Tel: +43 3144 / 71011, Fax: +43 3144 / 71011-50
https://www.mc-living.at/single-product.php?cat=50&pid=PE24000 - ↑ https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=1230
- ↑ Elektrosmog im Kraftfahrzeug
Belastungen im Kraftahrzeug DE, Gabriel-Tech GmbH, 8.1.2019
https://www.youtube.com/watch?v=zdXz4p5YKgw - ↑ GABRIEL DEUTSCHLAND LTD, Suite F 1st Floor, New City Chambers 36 Wood Street, Wakefield West Yorkshire WF1 2HB, Great Britain
Companies House: Cardiff, Great Britain. Director: Martin Kronisch - ↑ Gabriel Deutschland LTD, Im Buchenkamp 13, D-31319 Sehnde
- ↑ Energy Concept GmbH, Vor dem Berge 18, D-31319 Sehnde
Geschäftsführung: Wilbert Kronisch - ↑ Institut für Baubiologie + Ökologie (IBN) GmbH, Holzham 25, D-83115 Neubeuern
- ↑ http://www.prospekte.gabriel-technologie.de/DEFlyA4_GOB.pdf