Norbert Schittke

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Norbert Schittke
Norbert Schittke.jpg
Eingefallener Schweinestall in Romkerhalle bei Goslar, gegenüber des Hotels "Königreich Romkerhall". Den Verkauf des Schweinestalls wollte Schittke für sein Projekt Exilregierung Deutsches Reich nutzen. Das Bild stammt von Dezember 2014
Hotel Königreich Romkerhall im Jahr 2014. Links im Hintergrund ist der Schweinestall von Norbert Schittke zu sehen

Norbert Rudolf Schittke (geb. 1942, Selbstbezeichnung: Fürstregent Norbert Rudolf aus der Familie Schittke zu Romkerhall[1]) ist ein Renter und selbsternannter Reichskanzler der "Exilregierung Deutsches Reich". Ende 2016 erklärte er, in Kürze Kaiser von Deutschland zu werden.[2] Schittke kann als frühes Mitglied der so genannten Reichsbürgerbewegung angesehen werden. Sein aktueller Wohnort ist in der Gemeinde Diekholzen/OT Egenstedt bei Hildesheim.

In der Vergangenheit schmückte sich Schittke mit diversen Phantasietiteln: Seine Königliche Hoheit, Königliche Hoheit Fürstregent zu Romkerhall a.b.H. Hannover/Battenberg/Windsor/Schittke, regierender Fürst Norbert Rudolf aus der Familie Schittke zu Romkerhall, Reichskanzler des Deutschen Reichs-Kaiserreichs, Prinz zu Romkerhall des Hauses Hannover und zum Haus Windsor. In einem SPIEGEL-Interview behauptete er, dass er Prinz von Hannover und damit bei der Thronfolge des englischen Königshauses zu berücksichtigen sei.

Romkerhall ist eine im gemeindefreien Gebiet Harz liegende kleine Ansammlung von Häusern im Harz in der Nähe von Goslar mit Namen Romkerhalle. Dort befindet sich das Hotel und Ausflugslokal "Königreich Romkerhall". Es wird von den Betreibern als Königreich von "Prinzessin Erina von Sachsen, Herzogin zu Sachsen, Königin zu Romkerhall" (1921 - 2010) bezeichnet. Zahlungsmittel im Königreich sei der "Königsthaler", aber der Euro werde auch akzeptiert. Nach Angaben der Betreiber nutzt Schittke den Namen Romkerhall ohne ihre Zustimmung.

Gegenüber auf der anderen Straßenseite und ebenfalls auf gemeindefreiem Gebiet befindet sich ein verfallener Schweinestall, der immer wieder Gegenstand von Streitigkeiten um die Nutzung ist. Schittke kaufte im Namen eines Wohnmobilfahrerverbandes den Schweinestall für sein Projekt Exilregierung Deutsches Reich von der Ehefrau eines Baron Walter Lechner, der zeitweise gute Beziehungen zu Königin Erina unterhielt und auch als "Statthalter von Romkerhall" bezeichnet wurde. Für den Kauf bat Schittke seine Anhänger um Spenden[3] (früher sei er auch Präsident eines anderweitig unbekannten "Europäischen Wohnmobilfahrerverbandes" gewesen). Schittkes Bemühungen gefielen den Betreibern des gegenüber liegenden Hotels gar nicht.[4]

Die Goslarsche Zeitung berichtete in ihrer Print-Ausgabe vom 13. August 2010 über die Aktivitäten von Schittke in Romkerhall. Berichtet wurde unter anderem, dass der Verfassungsschutz eine "Exilregierung in Romkerhall" beobachte. Tatsächlich taucht Schittkes Name in mehreren Verfassungsschutzberichten der Länder Niedersachsen, Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt auf. Im Verfassungsschutzbericht des Landes Thüringen für das Jahr 2009 heißt es auf Seite 64:

„Die realitätsfernen Verlautbarungen der „Exilregierung“ dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier mit pseudojuristischer Akribie versucht wird, einen gesellschaftlichen Resonanzboden für rechtsextremistisches Gedankengut zu schaffen und teilweise personelle Überschneidungen zu anderen rechtsextremistischen Gruppierungen bestehen.“

Der niedersächsische Verfassungsschutz beobachtete die Gruppe seit ihrer Gründung im Jahr 2004. Sein Urteil: „Die ,Exilregierung Deutsches Reich‘ ist aufgrund ihrer geschichtsrevisionistischen Betrachtung als rechtsextremistisch einzuschätzen.“

Allgemeines

Schittke gründete am 8. Mai 2004, dem 59. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht, im Parkhotel Kronsberg als Versammlungsleiter mit 19 Gesinnungsgenossen die "Exilregierung Deutsches Reich",[5] zu deren "Reichskanzler" er gewählt wurde.[6]

Als die "Exilregierung" sich am 11. Mai 2012 traf, sprachen "weit über 80% der Amtsträger dem "Reichskanzler" Norbert Rudolf Schittke das Mißtrauen aus".[7] Die Teilnehmer warfen Schittke unter anderem Unterschlagung, Täuschung im Rechtsverkehr, Verleumdung, Anstiftung zu Straftaten und Sabotage vor. Schittke wurde mit Wirkung vom 11. Mai 2012 seines "Amtes" enthoben.[8]

Ungeachtet seiner "Amtsenthebung" tritt Schittke weiterhin als "Reichskanzler der Exilregierung des Deutschen Reichs" auf.[9] In der Hildesheimer Katharinenstraße hatte Schittke seinen "Amtssitz". Dort vertrieb er unter anderem "Personenausweise" und "Fahrerlaubnisse Deutsches Reich". Das Büro wurde später von der Polizei zwangsgeräumt.[1]

Eigenen Angaben zufolge ist der verwitwete Rentner von Beruf "Maschinenbauingenieur zur See".[1] Er verbreitete auch offensichtliche Erfindungen über sich und seine Biographie. So habe er (geboren 1942) das "Eiserne Kreuz" der Wehrmacht erhalten und sei bis zu dessen Tod "Sicherheitsfahrer von Franz-Josef-Strauß" gewesen. Unbekannte Täter hätten darauf gewartet, dass er nicht im Dienst gewesen sei, um Strauß zu ermorden.

Standpunkte

Wie auch andere Mitglieder der "Reichsbürgerbewegung" vertritt Schittke die Ansicht, dass das Deutsche Reich in seinen Grenzen von 1937 fortbesteht. Die Bundesrepublik Deutschland ist seiner Meinung nach "nur eine Art alliiertes Geschäftsmodell, eine Firma, welche die Welt mit Gütern versorgt." Deutschland lebe noch immer im Kriegszustand mit seinen Nachbarn, und Hitler habe für den Papst Juden umgebracht. Er behauptet, dass dies alles erwiesen und historisch belegt sei.[10]

Schittke zog 1991 für die Republikaner in den Hildesheimer Kreistag ein. Später wurde er Mitglied der rechtspopulistischen DSU und der Zentrumspartei. Anschließend gründete er einen der zahlreichen "Statt-Partei"-Ableger.[1]

Auf die Frage eines ZDF-Neo-Reporters, ob er den Antisemitismus verurteile, der im Deutschen Reich herrschte, antwortete Schittke: „Wie soll ich etwas verurteilen, was es in dem Sinne ja gar nicht gibt?“[1]

"Wir leben nach wie vor ganz knallhart ohne Ausnahme im Deutschen Reich - Kaiserreich! Weil unsere letzte rechtsmäßige [sic] Verfassung 1871 geschrieben worden ist. Und die ist niemals mit einer - ganz egal mit welcher Aktion - in Zweifel gestellt worden oder umgeschmissen worden."[11]

In Interviews vertritt Schittke Verschwörungstheorien wie beispielsweise die über Chemtrails. Auch hätten die Bilderberger verfügt, dass die Weltbevölkerung von tödlichen HAARP-Wellen zu 85% eliminiert werden solle. Außerdem befinde sich im deutschen Personalausweis ein Chip, mit welchem jeder Bürger per Satellit geortet und vernichtet werden könne.[12]

Aktivitäten

Im Jahr 2006 wurde Schittke vom Amtsgericht Hildesheim zu einer Geldstrafe wegen Beihilfe zum Fahren ohne Fahrerlaubnis verurteilt. Er hatte Reichsführerscheine samt Reichsadler für 50 Euro ausgestellt, die bei Verkehrssündern Anklang gefunden hatten.

Am 15. Juni 2013 wurde Schittkes Auto von der Polizei angehalten. Er war als „Reichskanzler der Exilregierung“ in einer Autokolonne seiner „Exilregierung“ zu einer Trauerfeier in Bockhorn (Landkreis Friesland) unterwegs. Die Fahrzeuge der Kolonne waren mit Blaulicht und Reichsflaggen ausgestattet, weshalb sie von der Polizei angehalten wurden. An den Kennzeichen klebten auf schwarz-weiß-rotem Grund die Buchstaben „DR“: Deutsches Reich. Schittke zeigte den Polizisten seinen selbst gefertigten „Personenausweis“, dann wies er die „Bediensteten der Firma Polizei“ darauf hin, dass sie ihm nichts zu sagen hätten: Als „rechtmäßiger Kanzler des Deutschen Reichs“ müsse er „Straßen-Diener“ nicht um Erlaubnis bitten. Die Polizei leitete gegen die Fahrer des Konvois sechs Strafverfahren wegen Kennzeichenmissbrauchs und damit verbundener Urkundenfälschung ein. Zudem stellte sie acht Ordnungswidrigkeiten wegen unerlaubten Fahrens in einer Kolonne und Blaulichteinsatz fest.

2021 wurde Schittke wegen Urkundenfälschung und Beleidigung vom Amtsgericht Hildesheim zu einer Bewährungsstrafe von drei Monaten verurteilt worden. Er hatte laut Anklage Ausweise, Führerscheine und eine Staatsangehörigkeits-Urkunde gefälscht. Darin bezeichnet er sich als «Reichskanzler». Laut einem psychiatrischen Gutachten liegt bei dem Angeklagten eine erheblich verminderte Schuldfähigkeit vor, er stelle aber keine erhebliche Gefährdung für die Allgemeinheit dar, erläuterte der Sachverständige. Das Urteil ist nnoch icht rechtskräftig.[13]

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