Suzanne Grieger-Langer
Suzanne Grieger-Langer (geb. 1972 in Detmold) ist eine Diplom-Pädagogin aus Bielefeld,[1] die als Charakterprofilerin tätig ist. Daneben ist sie mit Veröffentlichungen und Vorträgen zum Personalwesen in Erscheinung getreten. Grieger-Langers Methoden der Personalauswahl sind umstritten; das betrifft beispielsweise ihre Behauptung, allein aus dem Namen, dem Geburtsdatum und dem Foto eines Bewerbers dessen Eignung bestimmen zu können. Ende 2017 wurde außerdem bekannt, dass sie mit falschen Angaben zu ihren Qualifikationen wirbt oder geworben hat.
Methoden
Charaktere von Mitarbeitern oder Stellenbewerbern unterteilt Grieger-Langer in drei Typen: Performer, Pfeifen und Psychopathen. Besonders wichtig für Unternehmen sei das Erkennen der von ihr so bezeichneten "Psychopathen", denen man "das Handwerk legen" müsse, da sie dem Unternehmen Schaden zufügten, weil sie "allein von Gier getrieben", ferner "eiskalt, strategisch begabt und mit einem raubtierhaften Hunger nach Macht" ausgestattet seien. "Laut Forschung" seien 14.5% der Top-Manager Psychopathen.[2] Welche Forschung dieses Ergebnis hervorgebracht haben soll, sagt sie nicht.
Grieger-Langer behauptet, sie könne den "Psychogenetischen Code einer Person, ihre PsychoDNA" berechnen. Dafür benötige sie nur den Namen, das Geburtsdatum und ein Foto. Dann suche sie im Internet nach Informationen zu der Person und berechne mit Hilfe von "Algorithmen" ein "Profil". An dem Profil erkenne man zum Beispiel, wie jemand mit Geld umgeht oder ob er loyal gegenüber seinem Unternehmen sein kann. Damit sei sie nun in der Lage, Führungskräfte für Unternehmen auszuwählen.[3] Auch Bewerbungsmappe, Körperform, Frisur und Brillentyp sowie Schriftproben würden analysiert. Manchmal, so Grieger-Langer, sei auch "ein 20 Jahre altes Foto ausschlaggebend".[4] Die Beurteilung eines Bewerbers sei dennoch aufwändig: In Unternehmen arbeite sie "mit mindestens neun Leuten an der Klassifizierung eines Bewerbers". Andererseits könne sie in nur drei Minuten Leistungsträger von solchen Mitarbeitern zu unterscheiden, die nur so tun als ob sie arbeiteten.[5]
Einige von Grieger-Langers Methoden machen Anleihen bei pseudowissenschaftlichen und veralteten Lehren wie der Physiognomik, der Phrenologie ("Schädellehre") sowie der Graphologie und sind daher unseriös. Ihre Art der Datenerhebung über Personen ist aus Gründen des Datenschutzes fragwürdig.
Zweifelhafte Qualifikationen und Verdienste
Auf ihrer Internetseite erklärt Grieger-Langer, dass sie an acht Fachhochschulen und Universitäten tätig war oder ist, und zwar "an den renommiertesten Wirtschaftshochschulen Europas".[6] Ende 2017 machte die Journalistin und Psychologin Bärbel Schwertfeger darauf aufmerksam,[7] dass Grieger-Langers Behauptungen zu Lehrtätigkeiten in Hochschulen nicht immer der Wahrheit entsprachen.
So behauptete Grieger-Langer, für die private Wirtschaftsuniversität Frankfurt School of Finance and Management den Studiengang "Certified Profiler" entwickelt zu haben. Nach Auskunft der Hochschule habe sie aber lediglich ein eintägiges Wahlmodul im 22tägigen Zertifikatsstudiengang "Certified Fraud Manager" unterrichtet, in dem es um Betrugserkennung bei Bewerbungsverfahren gegangen sei. Die Hochschule habe sie deshalb abgemahnt.
Daraufhin änderte Grieger-Langer die Angaben; den Studiengang "Certified Profiler" habe sie nun nicht mehr für die Frankfurt School, sondern für die Steinbeis-Hochschule Berlin entwickelt.[8] Dies war jedoch ebenfalls unwahr. Laut Auskunft der Hochschule gegenüber Schwertfeger hatte Grieger-Langer keinen Auftrag zur Entwicklung eines Studiengangs.[9] Sie sei lediglich bei einem eintägigen Seminar am Steinbeis-Institut School of Governance, Risk and Compliance mit einem nicht-akademischen Weiterbildungsangebot tätig gewesen.
Ferner entsprach Grieger-Langers Behauptung nicht der Wahrheit, dass sie das Fach Profiling im Masterstudiengang Kriminalistik an der Steinbeis-Hochschule lehrt. Auf ihrer Webseite bietet Grieger-Langer einen Online-Kurs zum "Certified Performance Expert" an. Zeitweise gab sie an, dass dieser Kurs von der Steinbeis-Hochschule zertifiziert sei. Diese hat eingeräumt, entsprechende Zertifikate auszustellen. Dabei handelt es sich aber nur um eine Art Teilnahmebescheinigung ohne akademischen Wert (ähnliche irreführende "Zertifikate" vergibt die Steinbeis-Hochschule auch zusammen mit anderen nicht-akademischen Weiterbildungsanbietern).[10] Schwertfeger kritisierte weitere Angaben Grieger-Langers. So habe sie bei der Dauer von Lehraufträgen an den Hochschulen Bielefeld und Osnabrück stark übertrieben. Behauptete Lehrtätigkeiten an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Universität Augsburg habe es überhaupt nicht gegeben.
Grieger-Langer nimmt für sich in Anspruch, Psychologin und Psychotherapeutin zu sein. "Psychotherapeut" ist eine gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung, die nur führen darf, wer ein Studium der Psychologie oder Medizin und anschließend eine Psychotherapeutenausbildung absolviert hat. Grieger-Langer ist jedoch nicht Psychologin, sondern Pädagogin; auf ihrer Webseite präsentiert sie ein Diplomzeugnis der Universität Bielefeld vom Juni 1998.[11] Sie erläutert dazu, dass die Berufsbezeichnung "Psychologin" gerechtfertigt sei, weil sie im Nebenfach Psychologie studiert und verschiedene Weiterbildungen im Bereich Psychologie absolviert habe. Ihr Pädagogikstudium habe "ca. 96% des Studieninhaltes eines Psychologiestudiums" abgedeckt.[12] Dies ist für einen Studiengang zur Diplompädagogin ein zumindest bemerkenswert zusammengestelltes Curriculum.
Im Juni 2018 stellte Grieger-Langer beim Landgericht Bielefeld einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung, mit der Schwertfeger kritische Aussagen zu Grieger-Langers Qualifikation und zu ihrer angeblichen Lehrtätigkeit untersagt werden sollten. Der Antrag wurde vom Landgericht am 13. Juli 2018 zurückgewiesen.[13][12][14] Dieses Urteil wurde im Dezember 2018 vom Oberlandesgericht Hamm bestätigt und ist damit rechtskräftig.[15]
Weitere Unklarheiten in der Selbstdarstellung
Auf ihrer Webseite präsentiert Grieger-Langer eine Referenzliste mit vielen bekannten Unternehmen, für die sie angeblich tätig gewesen ist. Im Zuge ihrer juristischen Auseinandersetzungen mit Schwertfeger versuchte sie auch, die Veröffentlichung eines Screenshots der Referenzliste vom Mai 2018 zu untersagen. Offenbar enthielt die Liste etliche unberechtigte Einträge, d.h. Firmen, für die sie nie tätig war. Später entfernte sie diese Unternehmen von ihrer Liste.[16] Nach Recherchen des Blogs Ruhrbarone warb Grieger-Langer aber auch danach noch mit erfundenen Referenzen.[17] Wegen des Verdachts auf Titelmissbrauch und falscher eidesstattlicher Versicherungen im Zusammenhang mit den juristischen Auseinandersetzungen um ihre Person hat die Staatsanwaltschaft Bielefeld Anklage gegen die selbst ernannte Profilerin Suzanne Grieger-Langer erhoben (Strafsache Az. 401 Js 1207/18) [18]
Grieger-Langer schreibt, sie sei "Head of Think Tank der deutschen Wirtschaft". Es ist nicht bekannt, was damit gemeint ist. In Auflistungen von Think Tanks oder Denkfabriken im deutschen Sprachraum kommt eine Organisation mit dem Namen "Think Tank der deutschen Wirtschaft" nicht vor. 2018 warb sie mit der Aussage: "Suzanne Grieger-Langer ist die Frontfrau der Grieger-Langer Gruppe und seit rund 25 Jahren erfolgreiche Unternehmerin in einem volatilen Markt."[19] Das würde bedeuten, dass sie bereits mit Anfang 20 in ihrem jetzigen Geschäft tätig war. Ihre Berufsausbildung, das Pädagogik-Studium, beendete sie dagegen erst mit 26. Gänzlich unklar ist, wo Grieger-Langer ihre behaupteten Kenntnisse zum Personalwesen erworben haben will; eine Tätigkeit in einem größeren Unternehmen beispielsweise lässt sich nicht nachweisen. Als Nachweis eigener Weiterbildungen aus jüngerer Zeit zeigt sie auf ihrer Homepage Dokumente, die ihr die Ausbildung zur "Transaktionsanalytikerin im Anwendungsfeld Beratung" bescheinigen (die Transaktionsanalyse ist ein Konzept der Psychologie bzw. Psychotherapie), außerdem Zertifikate, die ihr Ausbildungen zum Coach und zum Trainer im Rahmen des esoterisch orientierten Wingwave-Geschäftsmodells bestätigen.
Quellen
- ↑ Grieger-Langer nennt eine Anschrift im Bürogebäude "The Squaire" am Frankfurter Flughafen.
- ↑ profilersuzanne.com/psychopathen-erkennen/ Aufruf am 31. Oktober 2018
- ↑ Bärbel Schwertfeger: Eine zweifelhafte Expertin fürs „Charakter-Profiling“. Ueber Medien, 3. Mai 2018
- ↑ Verdeckte Ermittlung. Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010
- ↑ Hanna Paßlick: Von Pfeifen und Psychopathen im Job. Neue Westfälische, 21. Oktober 2015
- ↑ profilersuzanne.com/portrait/ Aufruf am 30. Oktober 2018
- ↑ Bärbel Schwertfeger: Steinbeis: Fragwürdige Zertifikatslehrgänge. MBA Journal, 19. Dezember 2017
- ↑ Profiler Suzanne Grieger-Langer im Interview. Speakers Excellence, 2. August 2017
- ↑ Bärbel Schwertfeger: Grieger-Langer: Profilerin mit Hang zur Lüge. MBA Journal, 28. Mai 2018
- ↑ Bärbel Schwertfeger: Grieger-Langer: Transparenzoffensive bestätigt Lügen. MBA Journal, 4. Juni 2018
- ↑ profilersuzanne.com/news/akademische-laufbahn-stationen/ Aufruf am 31. Oktober 2018
- ↑ 12,0 12,1 Urteil des Landgerichts Bielefeld vom 13. Juli 2018 (AZ 3 O 236/18)
- ↑ Suzanne Grieger-Langer – chancenlos beim Landgericht. Ruhrbarone, 13. Juli 2018
- ↑ https://www.mba-journal.de/grieger-langer-und-ihre-inszenierung-als-rufmord-opfer/
- ↑ OLG Hamm, I-4 U 126/18, 11. Dezember 2018
- ↑ Bärbel Schwertfeger: Grieger-Langer: Erneute Schlappe vor Gericht. MBA Journal, 11. September 2018
- ↑ Sebastian Bartoschek: Wie kommt Suzanne Grieger-Langer zu Referenzen? Ruhrbarone, 6. November 2018
- ↑ https://www.mba-journal.de/grieger-langer-anklage-erhoben/
- ↑ profilersuzanne.com/suzanne-grieger-langer-startet-transparenzoffensive/ Aufruf am 31. Oktober 2018