Katehon
Katehon ist eine russische rechtspopulistisch-fundamentalchristliche Denkfabrik (think tank) des russischen Milliardärs und Oligarchen Konstantin Walerjewitsch Malofejew (auch Konstantin Malofeev geschrieben, Betreiber von Zargrad TV). Offizieller Sitz ist Moskau[1], Chefradakteur ist Leonid Savin. Herausgegeben wird die eigene Zeitschrift Katehon. Der Name Katehon bezieht sich auf einen angestrebten Widerstand gegen den "Antichristen" (gemeint ist der christliche Teufel) und eine Machtübernahme durch ein imaginäres "Reich des Bösen". In einem erweiterten Sinne engagiert sich Katehon in diffuser Weise gegen einen vermeintlichen Materialismus sowie Bestrebungen einer "Globalisierung" in der Welt. Das Projekt steht sowohl Überzeugungen des aktuellen russischen Staatspräsidenten Putin, des russischen Rechts-Gnostikers Alexander Geljewitsch Dugin (geb. 1962) und der russischen orthodoxen Kirche nahe. Eigene Botschaften werden in verschiedenen europäischen Sprachen und auch auf arabisch veröffentlicht. In russischer Sprache scheinen keine Artikel verbreitet zu werden.
Während die englischsprachige Version von Katehon fast täglich neue Artikel im Internet veröffentlicht, erfolgte ab 2017 keine Aktualisierung der deutschsprachigen Webseiten. Die Webseiten ähneln vom Layout her stark den Seiten von geopolitica.ru. Die New York Times warf Katehon 2016 vor, propagandistisch in den amerikanischen Wahlkampf zu Gunsten von Donald Trump eingegriffen zu haben, indem Verschwörungstheorien gegen die Gegenkandidatin Hillary Clinton (“Bloody Hillary: 5 Mysterious Murders Linked to Clinton”) verbreitet wurden.[2] Zu den typischen verbreiteten Verschwörungstheorien gehört beispielsweise die im Juli 2017 verbreitete Behauptung, dass es in den USA einen Putsch gegeben und der US-Kongress einen Handelskrieg sowohl gegenüber Russland als auch gegenüber der EU erklärt habe.
Der Name Katehon (auch Katekhon, deutsch: Katechon) wird auf den Apostel Paulus bezogen, 2. Kapitel des 2. Briefs an die Tessalonicher, Verse 6-7. Der deutsche Begriff des Katechon (gr. ὁ Κατέχων, τὸ Κατέχον Katéchon) bezeichnet in der katholischen Theologie eine eher ungebräuchliche argumentative Figur eines "Aufhalters des Antichristen".[3] Über die Bedeutung dieses Begriffs (unter anderem zur Zeit des russischen Bürgerkriegs) informiert der entsprechende russischsprachige Artikel der Wikipedia.[4]
Einflussnahme im deutschsprachigen Raum
Im deutschsprachigen Raum wurden Katehon-Artikel beispielsweise vom Kla TV (Klagemauer TV) des Schweizer Sektenführers Ivo Sasek sowie von Querdenken TV von Michael Vogt unkritisch zitiert, übernommen und weiterverbreitet.
Autoren und Quellen
Katehon gibt eine Liste der eigenen Autoren heraus. Von diesen wurden Artikel übernommen. Die explizite Nennung der Autorennamen deutet darauf hin, dass die jeweiligen Autoren der Veröffentlichung ihrer Texte zugestimmt haben. Zu nennen sind beispielsweise:
- Compact Magazin von Kai Homilius und Jürgen Elsässer[5]
- Kath net, ein in Österreich betriebenes privates konservatives katholisches Online-Magazin[6]
- Frederick William Engdahl
- Deutsche Wirtschafts Nachrichten DWN[7]
- Alexander Dugin
- Florian Stumfall / Preussische Allgemeine Zeitung (die Preussische Allgemeine Zeitung ist das offizielle Presseorgan der Landsmannschaft Ostpreußen)
- Manuel Ochsenreiter
- Markus Frohnmaier
- Alexander Markovics, Chef der österreichischen Identitären
- Doğu Perinçek (türkischer Erdogan-Anhänger)
Konstantin Walerjewitsch Malofejew
Malofejew gilt in Russland mit seinem Privatvermögen von rund 2 Milliarden US-Dollar als typischer Putin-naher Oligarch. Sich selbst bezeichnet Malofejew als „orthodoxen Monarchisten“, der Russland als „Rechtsnachfolger des russischen Imperiums“ sieht und aus diesem Grunde das Zarentum wiederbeleben will. Er ist Betreiber des TV-Senders Tsargrad TV und Gründer und Geschäftsführer des internationalen Investmentfonds Marshall Capital Partners, der unter anderem eine 10,7-prozentige Beteiligung an Rostelekom hält. Er ist Mitglied der Organisation „Liga der Internetsicherheit“ (Лига безопасного интернета), von der die staatliche russische Medienaufsicht Roskomnadsor Software und Internetfilter für die russische Internetzensur bezieht. Malofejew wirkt an der Erstellung so genannter schwarzer Listen für Internetseiten mit. Er ist auch Vorstandsvorsitzender der Stiftung St. Basilius der Große und engagiert sich ferner gegen eine vermeintliche westliche "Homosexuellenpropaganda" sowie die Abtreibung.
Malofejew ist nach Angaben der Europäischen Union Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes GRU und unterstützt und finanziert, nach Informationen des ukrainischen Innenministeriums, die Separatisten in der Ostukraine. Malofejew ist Anhänger einer „neurussischen“ Expansion, die einen Anschluss großer Teile der Ukraine an Russland anstrebt und das Zarenreich als Bezugspunkt nimmt. „Neurussland“ sei ein „sakraler Krieg“ und nur mit Wladimir Putin realisierbar. Verbindungen existieren zu rechtsgerichteten und/oder populistischen Parteien und Bewegungen in Europa. Zu nennen sind die französische Partei Front National (Le Pen), die deutsche AfD und die FPÖ. Auf Einladung von Malofejews Stiftung reiste der deutsche AfD-Politiker Alexander Gauland 2015 nach Sankt Petersburg.
Weblinks
- https://reinformation.tv/age-eurasien-nouvelle-civilisation-katehon-kremlin-smits-78550-2/ (französisch)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Konstantin_Walerjewitsch_Malofejew
Quellennachweise
- ↑ Katehon, Verskaya str. 7, RU 125375 Moskau, Russland. Tel. + 7 (499) 271 10 15
- ↑ ..“Some of those attacks found a home on Russian websites such as the one for Katehon, a right-wing Christian think tank aligned with Mr. Putin. Katehon recirculated anti-Clinton conspiracies under headlines like “Bloody Hillary: 5 Mysterious Murders Linked to Clinton”..
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Katechon
- ↑ https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%9A%D0%B0%D1%82%D0%B5%D1%85%D0%BE%D0%BD
- ↑ Wo deutsche Luftwaffe an US-Atomwaffen trainiert wird 29.04.2015
- ↑ Scharfe Kritik an Massenabtreibung bei 'Mehrlingsreduktion' 25.04.2015
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