Wilhelm Tischler

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Wilhelm Tischler ist ein österreichischer promovierter Arzt (Allgemeinmedizin) aus dem oberösterreichischen Bad Hall, wo er eine Ordination als Praxis für biologische Heilverfahren betreibt.[1] Sein Name findet sich auf einer Liste von Leugnern des wissenschaftlich nachgewiesenen Zusammenhangs von HIV-Infektion und AIDS.[2]

Im Internet gibt Wilhelm Tischler an, 1983 in Innsbruck promoviert worden zu sein. Danach sei er an verschiedenen Kliniken tätig gewesen und habe von 1989 bis 1998 eine Kuranstalt in Bad Hall geleitet.

Tischler agiert im Internet als Kritiker der modernen, wissenschaftlichen Medizin. Er beruft sich dabei jedoch auf fragwürdige Quellen. So zitiert Tischler unter anderem einen amerikanischen Tierarzt Joel D. Wallach und dessen Werk "Dead Doctors Don´t Lie" aus dem Jahre 1993, um zu belegen, dass Ärzte selbst nicht in der Lage seien, gesund zu leben. In seinem Pamphlet "Dead Doctors Don't Lie" behauptete Wallach, dass Ärzte eine durchschnittliche Lebenserwartung von lediglich 58 Jahren hätten, gegenüber 75 in der damaligen US-amerikanischen Bevölkerung. Ferner äußerte er, Armenier und Aserbeidschaner könnten nach Wallach hingegen bis zu 140 Jahre leben (der bis heute älteste Mensch war die Französin Jeanne Calment, die 122 Jahre alt wurde). Wie die American Medical Association (AMA) aus dem Datensatz von 210.000 Ärzten feststellte, hatten US-Ärzte zum von Wallach genannten Zeitpunkt tatsächlich eine durchschnittliche Lebenserwartung von fast 71 Jahren. Joe D. Wallach, der seine Statistik aus von ihm ausgesuchten Todesanzeigen in Zeitungen erstellt haben will, ist Befürworter so genannter kolloidaler Mineralien, von Amygdalin und Wasserstoffperoxid-Anwendungen.

Als weitere Quelle neben Wallach nennt Tischler die Ärztin und pharmakritische Autorin Marcia Angell und ihr Werk "Der Pharma-Bluff". Möglicher Weise hat Tischler Angell nie gelesen. Sie ist ausgesprochene Gegnerin der Alternativmedizin. So schrieb sie 1998 mit Jerome Kassirer:

It is time for the scientific community to stop giving alternative medicine a free ride... There cannot be two kinds of medicine — conventional and alternative. There is only medicine that has been adequately tested and medicine that has not, medicine that works and medicine that may or may not work. Once a treatment has been tested rigorously, it no longer matters whether it was considered alternative at the outset. If it is found to be reasonably safe and effective, it will be accepted.

Neben seiner Tätigkeit als Arzt ist Wilhelm Tischler auch als Kleinunternehmer tätig. So ist er mit Ehefrau Maria "Senior-Manager"-Vertriebspartner mit eigener mehrstufiger Downline der MLM-Firma Forever Living Products des Mormonen Rex Maughan aus Arizona, die Aloe Vera-Produkte vertreibt.[3] Die Produkte sollten über ambulanten Verkauf an Haustüren und organisierte Partys verkauft werden. Inzwischen werden die Produkte zunehmend über Facebook und das Internet im Bekanntenkreis verkauft. Der Aloe Vera-MLM-Branche wurde in der Vergangenheit vorgeworfen, die für den menschlichen Verzehr gedachten Aloe Vera-Lebensmittel mit ungesund hohen Verzehrempfehlungen anzubieten, um Absatz und Umsatz zu fördern.[4][5] Forever Living geriet mehrfach in der Presse in die Kritik, weil neue Distributoren (Struckies) Geld verloren. Wilhelm Tischler ist auch Inhaber der W&M Tischler OG in Bad Hall.[6]

Werbung und Befürwortung pseudomedizinischer Behandlungsmethoden und Diagnostik

Tischler betreibt mehrere Webseiten im Internet, die verschiedene pseudomedizinische Therapie- und Daignoseverfahren werbend vorstellen. Schwerpunkt ist dabei das "Metabolic Typing". Tischler stellt auch irreführende Angaben zur Entstehung von Infektionskrankheiten auf und beruft sich dabei auf den 1968 verstorbenen Insektenforscher und Pharmahersteller Günther Enderlein, den er fälschlich als "deutschen Arzt" bezeichnet:

Der deutsche Arzt Prof. Enderlein (1872 bis 1968) machte um 1902 an der Charité in Berlin die Entdeckung, dass die Pilz-Mikrobe Mucor racemosus Fresen in jeder menschlichen Zelle, auch im Samenfaden und im weiblichen Ei, aber auch in den roten und weißen Blutkörperchen zu finden ist.
Im Gegensatz zur heutigen Auffassung, dass Keime nur von außen in den Organismus eindringen – den Organismus infizieren – fand er heraus, dass abhängig vom Energie- und Gesundheitszustand eines Lebewesens Entwicklungen dieses Keimes in jeder Zelle stattfinden können. Er nannte diese Keime daher „Endobionten“: „Endos = Innen” und „Bios = Leben”, das heißt, sie leben im Zellinneren.

Enderlein war Anhänger des Historischen Pleiomorphismus, einer bereits im 19. Jahrhundert widerlegten Hypothese, nach der sich unbelebte Materie in Bakterien oder Pilze umwandeln könne, und Begründer der auf dem Pleomorphismus aufbauenden Sanum-Therapie. Befürworter des Pleomorphismus setzten auf die Dunkelfeldmikroskopie und damit zusammenhängende außerwissenschaftliche Diagnostik wie die Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein (Vitalblut-Untersuchung nach Enderlein). Dazu schreibt Tischler auf seinen Webseiten einen kurzen Abriss, in dem er explizit die biologisch unmögliche Behauptung wiederholt, dass sich aus unbelebten "Eiweißkörpern" Mikroorganismen völlig unterschiedlicher Arten bilden könnten:

Die Vitalblut-Untersuchung im Dunkelfeldmikroskop nach Prof. Dr. G. Enderlein ist eine ganzheitliche Diagnostik des frisch entnommenen Blutes. Sie gibt Aufschlüsse über das „innere Milieu“ und die Funktionsfähigkeit der Blutzellen. Die Aufwärtsentwicklungen der in jedem Mensch vorhandenen kleinsten Eiweißkörper (sog. „Endobionten“), aus deren Weiterentwicklung Mikroorganismen und höher entwickelte Strukturen wie Bakterien, Viren und Pilze entstehen können, ist so dokumentierbar... Aus der Degenerationstendenz des Blutes können Anhaltspunkte für die Tumorneigung eines Patienten gewonnen werden.

Zu pseudodiagnostischen Zwecken setzt sich Tischler für den kinesiologischen Muskeltest ein. Die Orgonhypothese von Wilhelm Reich wird dabei ebenso befürwortet wie obskure und in der Medizin völlig unbekannte Geräte, die angeblich aus der russischen Raumfahrt stammen sollen (Eductor), oder Methoden wie das ECIWO, Schmerztherapie nach Liebscher und Bracht oder Augenakupunktur nach Boel.

Tischler ist Anhänger des brasilianischen Scharlatans und "Psychochirurgen" João de Deus. Nach Tischler sei sein angeblich unheilbar an Krebs erkrankter Bruder durch João de Deus wundergeheilt worden. Belege werden dabei jedoch nicht genannt.

Zur Homöopathie stellt Tischler eigene Theorien in einem pseudowissenschaftlichen Jargon vor:

Heute wissen wir, daß die Wirkung der Homöopathie an die Anwesenheit von Sauerstoff gebunden ist. Entzieht man im Versuch den O2 durch Stickstoff, so kommt es zu keiner Wirkung. An Sauerstoff gebundenes Wasser oder Alkohol speichert elektromagnetische Impulse. Die Wirkung des Heilmittels ist somit nicht stofflicher sondern energetischer Natur. Dies kann dadurch bewiesen werden, daß die gespeicherten Informationen via Sender/Empfänger auf ein anderes Trägermedium aufgespielt werden können... Man glaubt heute, daß durch das Verschütteln eine Unordnung im atomaren Bereich entsteht und erklärt das so: das Magnetfeld der Erde hat eine bestimmte Ausrichtung - wir kennen den magnetischen Nordpol, der eine andere Lage hat als der geographische Pol. Jede Materie lebt in diesem irdischen Magnetfeld, welches unser "Heimatmagnetfeld" ist. Wird die Substanz nun wahllos hin und her geschüttelt, also in diesem Magnetfeld unregelmäßig bewegt, so führt dies wahrscheinlich zu einer Änderung des Kernspins - der Drehrichtung der Elektronen - des Sauerstoffes dieser Substanz und es entsteht eine krankhafte Botschaft. Ein homöopatisches Medikament ist entstanden.
Die Gabe dieses Medikamentes löst im "kranken Magnetfeld" des betroffenen Erkrankten einen Impuls aus, der eine Neuordnung seines Magnetfeldes ermöglicht und damit die Selbstheilung anregt... Der Beweis, daß es sich um eine Wirkung auf Basis von Magnetismus handelt, kann leicht geführt werden. Bringt man ein Homöopathikum in ein starkes elektromagnetisches Feld- z.B. Lautsprecherboxen - oder zerstört man die Ordnung durch Energiezufuhr - Erhitzen -, ist die Information gelöscht, die Heilwirkung bleibt aus. (Abgesehen vom Placeboeffekt, welchen jedes Medikament auslösen kann.).

Eine Unterteilung von Erregern von Infektionskrankheiten in obligate und fakultative Erreger lehnt Tischler ab. So schreibt er:

In dieser Sichtweise ist es verständlich, daß nicht das Virus als Krankheitsauslöser höchste Priorität genießt, sondern das Individuum, welches durch sein gestörtes energetisches Gleichgewicht dem Erreger einen optimalen Nährboden bietet.

Letztendlich sollen die bekannten Krankheiten Folgen so genannter "energetischer Blockaden" sein, die auf "verdrängte Gefühle" zurückgeführt werden: "Verdrängte Gefühle sind wie Zeitbomben - wie neueste Forschungsergebnisse zeigen, werden sie nicht symptomlos in irgendeiner Schublade unseres Unterbewußtseins aufbewahrt, sondern verursachen energetische Blockaden. Über das autonome Nervensystem werden die fehlerhaften Bewußtseinsinhalte auf die körperliche Ebene verschaltet und lösen dort die bekannten Krankheiten aus." In Richtung der Germanischen Neuen Medizin nach Ryke Geerd Hamer gehen Äußerungen wie die folgende: "Heilung bedeutet Erlösung des Konfliktes und bewirkt dadurch eine tiefgreifende Wandlung des Erkrankten, die auch die künftige Konfliktverarbeitung verbessert."

Weblinks

Quellennachweise