Ulrich Strunz

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Ulrich Strunz (Ulrich Theodor Ernst Strunz, geb. 21. November 1943 in Görlitz) ist ein deutscher Arzt (Internist), Buchautor und ehemaliger Sportler, der in der deutschen Boulevardpresse auch als "Fitnesspapst" bezeichnet wird. Er betrieb in Roth bei Nürnberg eine Behandlungspraxis. "Laufguru" Strunz[1] tritt immer wieder als Vortragsredner zu den Themen Sport, Ernährung und Gesundheit in Erscheinung. Er ist Erfinder einer schwer umzusetzenden "Strunz-Diät" und Autor von Ratgeberbüchern zu Fitness und Ernährung.

In seinen Büchern und auf seiner Website[2] verbreitet Strunz neben den wissenschaftlich anerkannten Ernährungs- und Sportempfehlungen Ratschläge, die entweder kontrovers (Beispiel: Vorderfußlauf) oder dem Bereich der Pseudomedizin zuzuordnen sind: Orthomolekulare Medizin, Supplementierung von Vitaminpräparaten ohne Nachweis eines Mangels, Paläo-Diät[3], ein eigenes "Bluttuning" oder reine Verschwörungstheorien zu einer "Drohmedizin", die kein Interesse an einer Heilung habe und nur Symptome kuriere.[4] Krankheiten des Menschen ordnet er Ängsten, von ihm abgelehnten Kohlenhydraten, einer angeblichen chronischen Übersäuerung des Körpers oder einem angenommenen Mangel diverser Nahrungsbestandteile zu, denen er seine "Frohmedizin" gegenüberstellt. Obwohl Strunz Kohlenhydraten kritisch gegenübersteht, machte er als "Fitnesspapst" Werbung für eine Süßigkeit der Firma Haribo: die For Every Young Plus Gummibärchen, die ca. 75 g KH/100 g enthalten (Hauptbestandteile: Glukosesirup und Zucker).

Strunz gibt an, mit seinen Methoden viele Menschen von diversen Krankheiten geheilt zu haben, was er mit Leserbriefen und anderen Anekdoten (Dr. Strunz Erfolgsgeschichten) zu belegen versucht. Nachweislich falsche Mythen zum Thema Krebs werden häufig von ihm wiederholt. So gebe es keine Krebserkrankungen bei wilden Tieren und kein Krebs bei indigenen / prähistorischen Völkern.[5] Er ist auch der irrigen Ansicht, dass in Deutschland ein Drittel der Bevölkerung an Krebs leide ("In Deutschland trifft die schreckliche Diagnose Krebs 27 Millionen..")[6] Dies würde bedeuten, dass in Deutschland circa 21 Millionen von 81 Millionen Einwohnern an Krebs erkrankt wären. Laut Krebsinformationsdienst des DKFZ liegt die Zahl der an Krebs erkrankten Menschen in Deutschland bei 1,5 Millionen[7], was die grotesken Angaben von Strunz in deutlicher Weise widerlegt.

Strunz beruft sich unter anderem auf AIDS-Leugner wie Kary Banks Mullis[8] und übernimmt Positionen der so genannten AIDS-Leugner: "Verstanden? AIDS ist nicht ein Virus. AIDS heißt ausdrücklich Immunschwäche. Bei extremer Immunschwäche kommt es eben zu vielen, vielen verschiedenen Erregerbesiedelungen: hier also Bakterien, Pilze, Viren und schließlich Krebs..."[9] Er "diagnostiziert" Krankheiten mittels eines in der Medizin unbekannten Aminogramms und verweist bei seinen Ausführungen auch auf fragwürdige Quellen aus dem Bereich der Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln wie "Zentrum der Gesundheit".[10] Passend dazu können verunsicherte Leser seiner Webseiten und Kunden allerlei Präparate und Nahrungsergänzungsmittel erstehen, die laut Strunz fast jeder brauche, der in der "westlichen Welt" lebt, da unsere Nahrung angeblich "nährstoffarm" und wir trotz steigender Lebenserwartung praktisch alle krank seien.[11]

Ulrich Strunz war Kurator des Vereins "Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V." in Bad Aachen. Der Verein stellte seine Aktivitäten ein, als er 2004 wegen verdeckter Produktwerbung in die Kritik geraten war.[12] Der Verein war 2001 u.a. von den Firmen Novartis Consumer Health (u.a. Nahrungsergänzungsmittel, Vitamin- und Mineralpräparate), Pfrimmer-Nutricia, Servox AG und RenaCare Nephromed GmbH gegründet worden. Alexander-Günther Hugot von der Firma Servox beschrieb den Zweck so: "Der Verein ist mit der klaren Absicht gegründet worden, um von der Industrie Spenden einzutreiben". Die Gegenleistung des Vereins bestand in PR-Arbeit. Bei der Produktwerbung wurde typischerweise so vorgegangen, dass vermeintlich neutrale Begriffe verwendet wurden, die tatsächlich aber produktspezifische Namen sind. Beispielsweise wurden Fischöle, die üblicherweise als "Omega-3-Fettsäuren" bezeichnet werden, in zahlreichen Pressemitteilungen als Eicosan propagiert. Eicosan ist aber der Name eines Fischöl-Produkts des Herstellers Stada. Diese Methode der Schleichwerbung für Gesundheitsprodukte wird u.a. auch von "Melissa-Mann" Hademar Bankhofer praktiziert. Nachfolgeverein ist das Deutsches Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik (DKGD).

Von Strunz findet sich Fachliteratur aus den 70er Jahren in wissenschaftlichen Datenbanken und in einem eigenen Schrifttumsverzeichnis.[13] Laut Wikipedia hat er seit 1980 keine Arbeiten mehr veröffentlicht.

Strunz interessierte sich etwa ab 1988 für die Sportart Triathlon. Er nahm 1989 an allen fünf weltweiten Ironman-Veranstaltungen (Roth, Japan, Neuseeland, Kanada und Hawaii) teil. Beim Ultraman auf Hawaii wurde er Erster seiner Altersklasse. In den Folgejahren bis 1992 war er auf fast allen wichtigen Ironman-Veranstaltungen am Start und belegte 1992 den dritten Platz beim 1000-Kilometer-Race-Texas, einem Radrennen quer durch den US-Bundesstaat Texas. Seine sportlichen Erfolge nutzt Strunz auch zur Eigenwerbung.

Werke

  • Forever young, Das Muskelbuch. Gräfe & Unzer, München 2001
  • Forever young, Das Erfolgsprogramm, dtv, 2003
  • Die Diät, Heyne, 2004
  • Geheimnis Eiweiß, Heyne, 2004
  • Das Mentalprogramm, Heyne, 2005

Weblinks

Quellennachweise