Meridian
Meridiane sind in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) auf der Hautoberfläche des Menschen angenommene Energie-Bahnen oder -Kanäle, in denen die so genannte Lebensenergie Ch'i (Qi oder Ki) fließen soll und die üblicherweise als nicht verzweigbar gelten. Die Meridiane spielen eine Rolle bei der Akupunktur, Akupressur, Moxibustion, Shiatsu, EFT, Elektroakupunktur nach Voll und Kinesiologie. Nach diesem System gebe es 12 paarige Hauptmeridiane. Jeder Meridian ist einem Organ bzw. Organsystem zugeordnet und auf den Meridianen liegen die Akupunkturpunkte. Die so genannten Yin-Meridiane verlaufen von den Zehen zum Rumpf und weiter zu den Fingern. Die Yang-Meridiane verlaufen von den Fingern zum Gesicht und vom Gesicht zu den Zehen. Die Hauptmeridiane sollen einen geschlossenen Kreislauf bilden, der im Laufe eines Tages komplett durchlaufen wird, so dass jeder Meridian jeweils zu einer bestimmten Uhrzeit für zwei Stunden ein Maximum erreicht (siehe Chinesische Organuhr).
Nach Ansicht von Anhängern der TCM ist die Gesundheit mit einem freien und ausreichenden Fluss des Qi in den Meridianen verbunden.
Befürworter der Existenz von Meridianen verweise auch auf eine Theorie des Norkoreaners Kim Bong-Han, der die Existenz eines dritten Gefäßsystems beim Menschen (neben Blutgefäßen und Lymphbahnen) mit aktueller Bezeichnung Primo-Gefäßsystem (siehe Primo-Gefäßsystem bei de-Wikipedia und [2]) postulierte. Bong-Han sprach vom Chin-Lo oder Kyungrak system. Bong-Han ist seit 1966 in Nordkorea verschollen.
Widersprüchliche Meridiansysteme
Es gibt eine Reihe verschiedener Meridiansysteme, von denen zwei (Jing Mai und Qi jing mai System) in der Akupunkturpraxis verbreitet sind.
Wissenschaftliche Sicht
Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Existenz von Meridiansystemen nicht erwiesen. Radioaktiv markierte Substanzen die längs des Verlaufs der angenommenen TCM-Meridiane unter die Haut gespritzt wurden, verteilten sich über Venen und Lymphgefäße und folgten nicht den Meridianen. Auch konnte beobachtet werden, dass sich entsprechende Abflussbahnen verzweigen konnten, sowie Venenstauungen den Abfluss behinderten.[1][2]
Nachweisversuch durch Fritz-Albert Popp
Der Biophotonenforscher Fritz-Albert Popp veröffentlichte 2005 mit zwei Kollegen seines privaten Instituts IIB in Neuss eine Arbeit, in der die Autoren behaupten, dass sich mit einer handelsüblichen Wärmebildkamera so genannte Meridiane reproduzierbar nachweisen ließen.[3][4] Allerdings zeigten sich zusätzlich noch andere mysteriöse Bahnen, mutmaßen die Biophotoniker. Obwohl am eigenen Institut mit sehr empfindlichen Instrumenten in verdunkelten Räumen gearbeitet werde und nach IIB-Angaben die Biophotonen als eine schwache Strahlung bezeichnet werden, soll es bei diesem Experiment ganz anders gewesen sein. Die relativ unempfindliche IR-Thermometriekamera soll hier Biophotonen anzeigen können. Eine Vielzahl von Webseiten, die TCM, Shiatsu oder analoge Methoden thematisieren, nahmen die Resultate unkritisch auf und verbreiten triumphierend Teile der Arbeit als Beleg der Existenz von Meridianen.
An der Universität Graz wurden Popps Experimente wiederholt, nur diesmal an zwei Leichen sowie sechs Probanden. Wieder zeigten sich im Wärmebild analoge Erscheinungen, jedoch als Artefakte bei den Verstorbenen und Lebenden. Es handelte sich einfach um Reflexionen.[5][6] Die Autoren hätten also über eine Ortsveränderung der Moxa-Zigarre beliebige Reflexionsbilder erhalten können, also auch solche, die den postulierten TCM-Meridianen entsprechen. Die Arbeit des widerlegenden Autors Litscher ist online einsehbar [3]. Zitat des Autors: Two infrared cameras at different wavelength ranges (2 - 5 µm and 7.5 - 13 µm) were used. To validate the method described by other authors, investigations in two dead subjects (72 and 84 years) were performed. Results: After moxibustion of the body, different structures appear on thermographic images of the human body which are technical artifacts and which are not identical to what are known as meridians in TCM.
Ungeachtet dessen wird von einem der Autoren der oben zitierten Arbeit[3], dem Essener Arzt und Vorsitzenden des Zentrums zur Dokumentation für Naturheilverfahren Klaus-Peter Schlebusch, die Methode als "Infrarotanalytik" vermarktet.[7]
Meridiane und das Primo-Gefäßssystem nach Kim Bong-Han
siehe Primo-Gefäßssystem
Methoden, die auf der Meridianlehre basieren
- Akupunktur
- Moxibustion
- Elektroakupunktur nach Voll
- Akupressur
- Akupunktmassage nach PenzelMedizinisch oder präventiv sowie für Entspannung und Wellness
- Meridianmassage
- Shiatsu
- Polarity Therapie
- EFT / Klopfmassage
- Tuina
- Japanisches Heilströmen
Siehe auch
Anderssprachige Psiram-Artikel
- Français: Méridien
Quellennachweise
- ↑ Lazorthes Y, Esquerré JP, Simon J, Guiraud G, Guiraud R.: Acupuncture meridians and radiotracers, Pain. 1990 Jan;40(1):109-12. PMID: 2339006
- ↑ Simon J, Acupuncture meridians demythified. Contribution of radiotracer methodology, Presse Med. 1988 Jul 2;17(26):1341-4
- ↑ 3,0 3,1 Klaus-Peter Schlebusch, Walburg Maric-Oehler, Fritz-Albert Popp: Biophotonics in the Infrared Spectral Range Reveal Acupuncture Meridian Structure of the Body. The Journal of Alternative and Complementary Medicine. February 2005, 11(1): 171-173. doi:10.1089/acm.2005.11.171.
- ↑ http://med.biophotonik.de/meridians.pdf
- ↑ G. Litscher: "Meridian-like channels" in dead human subjects?: A negative result. The Internet Journal of Alternative Medicine. 2007 Volume 4. (Research Unit of Biomedical Engineering in Anesthesia and Intensive Care Medicine Medical University of Graz)
- ↑ Litscher G. Infrared thermography fails to visualize stimulation-induced meridian-like structures. Biomed Eng Online. 2005 Jun 15;4(1):38. Online: [1]
- ↑ http://www.infrarotanalytik.de/?x=infrarotanalytik