Neosino

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Neosino nanotechnologies AG war eine deutsche börsennotierte Firma für umstrittene Nahrungsergänzungsmittel, die nach Skandalen in Adinotec AG umfirmiert wurde. Eine Neosino Nanotechnologies GmbH existiert aber weiterhin in Neumarkt in Österreich. Diese Firma handelt ebenfalls mit Nahrungsergänzungsmitteln sowie mit Produkten zur Körperpflege.

Wirtschaftliches

 
Aktienkursverlauf

Vorstandsvorsitzender des heutigen Unternehmens Adinotec ist Edmund Krix (geb. 1959, Griesheim). Gegründet wurde das Unternehmen im Dezember 2004 in Griesheim bei Darmstadt, wo auch heute der Sitz des Unternehmens ist. Der Börsengang erfolgte am 4. Januar 2006. Im ersten Halbjahr 2005 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 347.000 € und erwirtschaftete einen Verlust von 193.000 €. Im 1. Halbjahr 2006 erwirtschaftete Neosino einen Fehlbetrag von 800.000 €, bei knapp 900.000 € Umsatz.[1] Auf der Hauptversammlung am 18. April 2008 wurde die Änderung der Firma in Adinotec AG beschlossen.[2] Der Adinotec-Ausgabekurs war 55 € und Höchstkurs war bei 170 €. Nach TV-Sendungen zur Firma brach der Kurs ein und stand zuletzt bei rund 6 €.[3]

Produkte

Das Unternehmen stellte nach eigenen Angaben Produkte aus Nanoteilchen mit einer Größe von drei bis zehn Nanometer her. Vertrieben wurden Nahrungsmittelergänzungsstoffe sowie Kosmetika. Durch die mechanische Zermahlung von Mineralstoffen zu Nanopartikeln sollten nach Unternehmensangaben die Stoffe leichter vom Körper aufgenommen und verwertet werden können. Ein wissenschaftlicher Nachweis der besonderen Wirkung von Nano-Mineralien, aber auch der erzielbaren Partikelgrößen, fehlt.

Die Produktion sollte laut NDR durch das Tochterunternehmen Sanalife LTD auf Malta erfolgen, welches dort registriert ist. Allerdings konnten Reporter des NDR dort kein Unternehmen entdecken. Das im Produkt enthaltene Silizium ist dabei angeblich nicht für Lebensmittelergänzungsstoffe zugelassen und auch eine Sondergenehmigung wurde weder beantragt noch erteilt.[4] Neosino bestritt diese Vorwürfe auf seiner Website und erklärt, dass das Silizium natürlichen Ursprungs sei.[5]

Inzwischen (Mitte 2010) werden von Adinotec keine Produkte mehr genannt, sondern das Unternehmen betreibe "im Bereich Nanotechnologie" die "Forschung und Entwicklung zu Praxisanwendungen diverser Produkte".

Die österreichische Neosino Nanotechnologies GmbH handelt mit Nahrungsergänzungsmitteln, Produkten zur Körperpflege und Kosmetika. Ein Bezug zu einer Nanotechnologie ist nicht erkennbar.

NDR-Sendung „Panorama“ vom 9. März 2006 und Stellungnahme

Ein Bericht des Magazins Panorama vom 9. März 2006 erhob Vorwürfe gegen die Neosino AG. Eine Untersuchung durch Professor Markus Antonietti vom Max-Planck-Institut in Potsdam Anfang 2006 sei zu dem Ergebnis gekommen, dass keine der versprochenen Nanopartikel in den untersuchten Neosino-Produkten zu entdecken waren. Vielmehr waren die kleinsten der Partikel 1.000-mal so groß. Nach Veröffentlichung des Ergebnisses am 9. März 2006 brach der Kurs des Unternehmens um 40% ein und schloss bei 68 €. Der Vorstand bestritt das Ergebnis und zweifelte die korrekte Messung durch das Max-Planck-Institut an.

Der Deutsche Sportbund (DSB) versah im Oktober 2005 Neosino-Produkte mit seinem Gütesiegel „empfohlen Deutscher Sportbund“ und empfahl sie seinen Mitgliedern. Später kündigte der DSB allerdings an, seinen Vertrag mit Neosino nicht zu verlängern. Ab August 2005 war die Neosino AG offizieller Partner des FC Bayern München.[6] Vermittelt wurde die Partnerschaft durch den Vereinsarzt Müller-Wohlfahrt, der auch als Berater für Neosino tätig war. Der ehemalige österreichische Skiläufer Hans Enn war ebenfalls Repräsentant für "Nanoprodukte" bei Neosino.[7]

Die Staatsanwaltschaft Darmstadt begann kurz nach dem Bericht mit Ermittlungen gegen das Unternehmen wegen des Verdachts von Kapitalanlage- und Prospektbetruges.[8] Am 29. März 2006 erklärte das Unternehmen auf einer Pressekonferenz: „Die Neosino Nanotechnologies AG hat Vorwürfe des ARD-Magazins Panorama vom 9. März widerlegt, Produkte von Neosino würden nicht wie angegeben Mineralien in Nanogröße enthalten.“ [9] Allerdings konnte in den vorgelegten Gutachten die Existenz dieser Teilchen nicht nachgewiesen werden.[10]

Am selben Tag erwirkte das Unternehmen eine einstweilige Verfügung gegen den NDR, bestimmte Aussagen seiner Berichterstattung nicht zu wiederholen. Nach Informationen des NDR vom 14. Juni 2006 darf Neosino nach einem ergangenen Urteil des Landgerichts Frankfurt viele ihrer bisherigen Werbeaussagen nicht mehr verwenden.[11] Eine entsprechende Unterlassungserklärung wurde von Neosino anerkannt und musste von dem Unternehmen bis Ende September 2006 unterzeichnet werden. Die Unterlassungserklärung bezieht sich dabei auf Formulierungen, die auf besondere Wirkungen oder Heilwirkungen bei Krankheiten hindeuten. Der Verband sozialer Wettbewerb war gerichtlich gegen diese Werbeaussagen vorgegangen. Die einstweilige Verfügung wurde am 21. Juli 2006 vom Landgericht Hamburg aufgehoben.[12]

Am 3. August 2006 veröffentlichte Spiegel-Online einen Artikel, wonach eine Pilotstudie und eine Studie, welche die Produkte der Neosino AG mit herkömmlichen und ungleich billigeren Präparaten verglichen, zum gleichen Schluss gekommen waren: Die Produkte der Neosino AG zeigten gegenüber den billigeren Artikeln aus dem Supermarkt keinerlei Vorteil.[13]

Schutzrechte

Neosino hielt keine eigenen Patente, sondern kaufte – über eine Tochtergesellschaft auf Malta – das Know-how bei einem Partner ein: Das „Fachlabor Gerd Thöne“ (Geschäftspartner: Karl Hecht (Klinoptilolith) hat nach Auskunft seines Inhabers ein mechanisches Mahlverfahren entwickelt, mit dem sich Mineralien wie Silizium, Calcium und Magnesium zu Nanopartikeln zermahlen lassen. Thöne hielt die Rechte an der Webadresse neosino.de und verkaufte darüber schon Anfang 2001 Mineralprodukte, allerdings ohne Nano-Etikett.[14]

In dem von Gerd Thöne angemeldeten Patent[15] wird ein "Heilmittel zur inneren Anwendung, insbesondere gegen Krebserkrankungen" beschrieben: "Die Erfindung betrifft ein Heilmittel zur inneren Anwendung, insbesondere gegen Krebserkrankungen. Das Heilmittel weist Mineralien mit einer Korngröße von 1 bis 150, insbesondere 1 bis 20 Nanometer auf."

Im Wertpapierprospekt[16] der Firma Neosino wurde dazu ausgeführt: Die Sanalife Ltd., Malta, eine Tochtergesellschaft der Neosino Nanotechnologies AG, hat am 9. Februar 2004 einen „Patentlizenzvertrag sowie Rahmenvertrag über wirtschaftliche Zusammenarbeit“ mit dem Fachlabor Gerd Thöne, Hellbreite 4, 32791 Lage, geschlossen. In diesem Vertrag hat die Fa. Fachlabor Gerd Thöne der Sanalife Ltd. eine ausschließliche Lizenz zur Herstellung und zum Vertrieb der im Zusammenhang mit der Patentanmeldung mit der Bezeichnung „Heilmittel zur inneren Anwendung, insbesondere gegen Krebserkrankungen“, hinterlegt beim Deutschen Patent- und Markenamt, Anmeldenummer 10323759.3, sowie des Patents WO 97/3 555 8, entstehenden Produkte einschließlich des Know-how gewährt. Die Fa. Fachlabor Gerd Thöne hat der Sanalife Ltd. zudem ein uneingeschränktes Nutzungsrecht an der Marke Neosino und an den entsprechenden Internet-Domain-Namen eingeräumt.

Einzelnachweise

Weblinks


Dieser Text ist teilweise oder vollständig der deutschen Wikipedia entnommen