Mykotherapie
Die Mykotherapie ist eine traditionelle alternativmedizinische Behandlung mit Bestandteilen von bestimmten Pilzen (als Stoffgemisch), die in diesem Zusammenhang auch Heilpilze genannt werden und in sogenannten Pilzfarmen grosstechnisch im Tonnenbereich angebaut werden. Die Anwendung von Heilpilzen stützt sich auf Angaben aus dem Mittelalter, aber auch auf die Traditionelle Chinesische Medizin. Diese Behandlungsform ist nicht mit der Anwendung isolierter, chemisch identifizierter Pilzprodukte zu verwechseln. Vereinzelt wurden die Stoffgemische ganzer Pilze auch wissenschaftlich auf ihre therapeutische Verwendung hin untersucht.
Einige Antibiotika enthalten als Wirkstoffe isolierte und aufgereinigte Pilzprodukte. Als Beispiel kann das Penizillin genannt werden, das von dem Schotten Fleming entdeckt wurde. Die Anwendung von derartigen aufgereinigten und chemisch identifizierten Pilzprodukten in festgelegter Konzentration (Dosierung) ist Bestandteil von Chemotherapien der modernen Medizin mit nachgewiesenen Wirkungen und genau bekannten unerwünschten Wirkungen.
Sogenannte Heilpilze oder Vitalpize sind gegenwärtig in einer grossen Zahl von Produkten enthalten (bzw sollen in diesen enthalten sein), die hauptsächlich über international operierende MLM-Networks agressiv beworben werden. Renner scheint zur Zeit ein sog. Heilpilz namens Shiitake (Shiitake- Lentinula edodes) aus der Familie der Schwindlingsartigen (Marasmiaceae) zu sein inklusive davon abgeleiteten Produkten wie Shiitake-Schokolade. Einige der Heilpilze werden vereinzelt sogar zur Behandlung von Krebserkrankungen beworben. Im Internet werden zahlreiche Bücher und Heftchen mit Anleitungen zum Selbstanbau der sogenannten Heilpilze angeboten. Derartigen Pilzprodukten werden grundsätzlich positive Wirkungen zugeschrieben wie Aktivierung des Immunsystems oder cholesterinsenkende Wirkung usw. Auch werden Pilzprodukte in arzneiähnlicher Form (Kapseln und Tabletten zum Einnehmen) als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben. Auch waren Heilpilze bereits Thema im Rundfunk ( z. B. in „Die Sprechstunde“, Bayerischer Rundfunk oder „ARD-Ratgeber“).
Als Mykotherapie als eigenständiges, alternativmedizinsches Konzept wird auch von dem deutschen Mykologen Jan Lelley betrieben. Bislang ist es seine Mykologie mit Pilzen der TCM jedoch kaum verbreitet.
Geschichtliches
In China werden zahlreiche Pilze schon seit Jahrhunderten in der tradierten Naturheilkunde verwendet. In Europa waren Pilze Thema verschiedener Kräuterbücher (Hieronymus Bock, Peter Melius und Adam Lonitzer). Neuerdings kommen Heilpilze ostasiatischer Herkunft (Japan,Korea) in Mode.
Die Pilze
Als Beispiele für in Europa genannte Pilze in Kräuterbüchern können genannt werden:
- Stinkmorchel (Phallus impudicus) gegen die Gicht.
- Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius) zur Blutstillung
- Hallimasch (Armillaria mellea) als Abführmittel
- Judasohr (Auricularia auricula-judae)
Beispiele für Pilze die traditionell in China zu Heilzwecken verwandt wurden:
- Judasohr (Auricularia auricula-judae)
Beispiele für Heilpilze ostasiatischer Herkunft:
- Shiitake (Shiitake, She-taki-kee - Lentinula edodes)
- Schmetterlingstramete
- Spaltblättling
- Glänzender Lackporling (Ganoderma lucidum als „Ling-Zhi“)
- Affenkopfpilz
- Silberohr
- Reishi als Pilz der Unsterblichkeit
Heilpilze bei Krebs
Immer wieder wird von Seiten der Nahrungsergänzungsmittelindustrie behauptet dass bestimmte Pilze wirksam bei Krebserkrankungen wären. Als Beispiel ist hier der Royal Agaricus (Agaricus Sylvaticus Shaeffer) zu nennen, der aus Brasilien stammen soll aber wohl auch bei uns versucht wird anzubauen. Tatsächlich sind jedoch auch andere Pilze unter dem Etikett des schwer anbaubaren Royal Agaricus in betrügerischer Absicht verkauft worden. Die überwiegende Zahl der heute vertriebenen Agaricusprodukte, unter den Namen Cogumelo do sol, cogumelo da vida, Piedade-Cogumelo oder Agaricus- Mischungen enthalten in Wirklichkeit nicht Bestandteile von Royal Agaricus.
Nebenwirkungen / Gefahren
Viele der Pilze die als Heilpize bezeichnet werden, stehen auch traditionell auf dem Küchenzettel in bestimmten Ländern. Hier muss jeweils auf Garzeiten geachtet werden, bzw auf die jeweilige Giftigkeit. Vom Shiitake Pilz sind allergische Hautreaktionen bekannt (Shiitake-Dermatitis). Zum Risiko der Einnahme von Shiitake äussert sich das BfR [1].