Tumosteron ist der Name eines alternativmedizinischen Mittels, das als Biologische Alternative zur Chemotherapie zur Behandlung von Krebserkrankungen beworben wird, selbst aber eine Form der zytotoxischen Chemotherapie durch Oxysterole ist. Ausgangssubstanz von Tumosteron scheint Kalbsbries (Thymusgewebe von Kälbern) zu sein; andererseits wird behauptet, dass dieses Mittel synthetisch hergestellt werde.

Ein wissenschaftlicher Nachweis der Wirksamkeit und Unbedenklichkeit liegt nicht vor. Die Datenbank Medline nennt keine Veröffentlichung zu Tumosteron, und Experten raten von einer Anwendung ab.

Das Mittel wurde von dem medizinkritischen Chemiker Rudolph Erich Klemke (Private Biochemical Research LAB in Riedheim) erfunden und wird in Deutschland von einer Apotheke in Konstanz und ansonsten von Holland aus vertrieben. In Holland kosten 100 Kapseln 569,- Euro[1]. Der inzwischen verstorbene Klemke war zuletzt davon überzeugt, dass ein Mensch, der bis ins hohe Alter gesund bleiben wolle, sich von Ärzten fernhalten sollte.

Einer der Anhänger von Tumosteron war der umstrittene deutsche Arzt Hans Nieper.[2]

Der Erfinder Klemke geriet 1987 in die Schlagzeilen, als er zusammen mit dem Karlsruher Heilpraktiker Willy Blumenschein und dem Schweizer Allgemeinmediziner Josef Roka in Elmshorn in einem ehemaligen Krankenhaus eine Art Alternativkrankenhaus für Aidskranke errichten wollte, in dem mit dubiosen pflanzlichen Geheimmitteln (u.a. "Carziviren") therapiert werden sollte[3]. Das von einer Investmentfirma namens Wert-Invest finanzierte Projekt scheiterte aber am Widerstand der Stadtverwaltung Elmshorn. Klemke ist auch Mit-Erfinder eines alternativmedizinischen Krebs-Früherkennungstests namens Hydroxylamintest nach Neunhoeffer-Klemke.

Inhaltstoffe

Das Mittel Tumosteron wird in Kapseln und zur Injektion angeboten und soll enthalten:

  • Cholesten-diol-bis-hemisuccinat 5mg (7b-Hydroxycholesterol / eigentliches Tumosteron)
  • L-Glutathion 100 mg (reduziertes Glutathion)
  • L-Cystein 20 mg

Hauptwirkstoff sei hierbei das 7ß-Hydroxy-cholesteryl-bishemsuccinat, das eine spezifisch-toxische Wirkung selektiv auf Tumorzellen haben soll.

Postuliertes Wirkprinzip

Anhänger dieses Mittels glauben an einen Immundefekt als Krebsursache. Dieser unterstellte Immundefekt sei durch das Mittel günstig beeinflussbar, was zu einer Remission des Tumors führen soll. Zum Einsatz sollen hochungesättigte Fettsäuren kommen, die im Organismus zu Prostaglandinen umgesetzt werden sollen und von denen einige spezifisch immunregulatorische Eigenschaften besäßen.

Befürworter raten während der Behandlung mit Tumosteron vom Einsatz zytotoxischer Arzneimittel ab und bezeichnen diese genauso als kontraindiziert und unzulässig wie Bestrahlungen. Oxysterole gelten auch für gesunde Körperzellen als toxisch.[4]

Literatur

  • G. Maier, G. Bing, U. Falken, E. Wagner, C. Unger: Antitumor activity and induction of apoptosis by water-soluble derivatives of 7ß-Hydroxycholesterol in human colon carcinoma cell lines. Anticancer Research 19, , 4251-4256 (1999)

Patentanmeldungen

  • Klemke R.E. US-Patent 5496806, 6.5.1994

Siehe auch: Thymosterin

Quellennachweise

  1. http://www.mierlohout.nl/duits/downloads/lijstmagistralebereidingendui.pdf
  2. http://www.cancertreatmentwatch.org/alt/nieper.shtml
  3. DER SPIEGEL 12/1987 vom 16.03.1987, Seite 81 [1]
  4. Bischoff PL, Holl V, Coelho D, Dufour P, Weltin D, Luu B. Apoptosis at the interface of immunosuppressive and anticancer activities: the examples of two classes of chemical inducers, oxysterols and alkylating agents. Curr Med Chem. 2000 Jul;7(7):693-713