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Der Vatikan erkannte die FSSPX ab 1975 nicht mehr als Teil der römisch-katholischen Kirche an und exkommunizierte ihre Bischöfe 1988 wegen Bischofsweihen ohne Erlaubnis des Papstes. Am 21. Januar 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation, nicht aber die Suspension der vier Bischöfe auf.
 
Der Vatikan erkannte die FSSPX ab 1975 nicht mehr als Teil der römisch-katholischen Kirche an und exkommunizierte ihre Bischöfe 1988 wegen Bischofsweihen ohne Erlaubnis des Papstes. Am 21. Januar 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation, nicht aber die Suspension der vier Bischöfe auf.
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Der deutschsprachige Blog "katholisches.info" (''Katholisches – Magazin für Kirche und Kultur'') steht den Überzeugungen der Piusbruderschaft nahe. Im Impressum werden keine Verantwortlichen genannt (2019). Es werden lediglich zwei angebliche Redakteure genannt: Linus Schneider und Giuseppe Nardi. Die iternational standard serial number ISSN 1864-3604 wird der Stadt Bonn in Deutschland zugewiesen. In der Vergangenheit war katholisches.info von Deutschland aus betrieben worden und als Verantwortlicher wurde zunächst der in der Gegend von Münster wohnhafte Herausgeber und IT-Berater Jens Falk genannt, der jedoch inzwischen ausschied. Danach erst wurden Linus Schneider, Johannes Buchmann und Giuseppe Nardi genannt, deren Wohnadressen nicht bekanntgegeben werden. Es ist unklar, ob es sich bei den Namen um Pseudonyme handelt. In einer über kreuz.net verbreiteten Nachricht wurde auch bekanntgegeben, dass katholisches.info von Deutschland in die USA umgemeldet worden wäre. Eine Anschrift in den USA wird jedoch nicht genannt.
 
== Gründung ==
 
== Gründung ==
 
Lefebvre lehnte Entwicklungen in der römisch-katholischen Kirche, die das Zweite Vatikanische Konzil initiiert hatte, zunehmend ab. Er gab deshalb nach und nach seine kirchlichen Ämter auf, darunter das des Generaloberen der „Väter vom Heiligen Geist“. Kurz darauf baten Seminaristen des Französischen Priesterseminars in Rom Lefebvre um ein konservatives Seminar zum Beenden ihrer Studien, um unbedrängt an traditionellen Glaubensvorstellungen und Doktrinen festhalten zu können.
 
Lefebvre lehnte Entwicklungen in der römisch-katholischen Kirche, die das Zweite Vatikanische Konzil initiiert hatte, zunehmend ab. Er gab deshalb nach und nach seine kirchlichen Ämter auf, darunter das des Generaloberen der „Väter vom Heiligen Geist“. Kurz darauf baten Seminaristen des Französischen Priesterseminars in Rom Lefebvre um ein konservatives Seminar zum Beenden ihrer Studien, um unbedrängt an traditionellen Glaubensvorstellungen und Doktrinen festhalten zu können.
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Die Schulen der Bruderschaft sollen nach ihrem deutschsprachigen Mitteilungsblatt vom Juli 2005 „nicht nur Wissen vermitteln, sondern ebenso auf die Erziehung und Charakterbildung der Schüler Wert legen“. Der „katholische Lehrer“ müsse die „Hauptirrlehren unserer Zeit“ erklären, ohne diese „zu loben“ oder gar „anzunehmen“. Schüler müssten sich mit Martin Luther, René Descartes, David Hume, Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Jean-Paul Sartre in der Weise beschäftigen, wie sich Medizinstudenten mit Krankheiten beschäftigen: mit dem Ziel, diese Krankheiten dann bekämpfen zu können.<ref>[http://www.fsspx.info/mbonline/pdf/mb-2005-7.pdf Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St.&nbsp;Pius&nbsp;X. Deutschland] vom Juli 2005, S.&nbsp;24</ref>
 
Die Schulen der Bruderschaft sollen nach ihrem deutschsprachigen Mitteilungsblatt vom Juli 2005 „nicht nur Wissen vermitteln, sondern ebenso auf die Erziehung und Charakterbildung der Schüler Wert legen“. Der „katholische Lehrer“ müsse die „Hauptirrlehren unserer Zeit“ erklären, ohne diese „zu loben“ oder gar „anzunehmen“. Schüler müssten sich mit Martin Luther, René Descartes, David Hume, Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Jean-Paul Sartre in der Weise beschäftigen, wie sich Medizinstudenten mit Krankheiten beschäftigen: mit dem Ziel, diese Krankheiten dann bekämpfen zu können.<ref>[http://www.fsspx.info/mbonline/pdf/mb-2005-7.pdf Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St.&nbsp;Pius&nbsp;X. Deutschland] vom Juli 2005, S.&nbsp;24</ref>
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Grundlage der Bekenntnisschulen ist die Erziehungsenzyklika Divini illius magistri von Papst Pius&nbsp;XI. Es sei wichtig, die Werte der „traditionellen kath. Kirche“ an Kinder weiterzugeben. Ziel sei es, „frohe, selbstständige junge Menschen heranreifen zu lassen, die gelernt haben, ihr Leben auf der Grundlage christlicher Überzeugung und Selbstbeherrschung zu gestalten.“ Besonderer Wert werde auf „Ehrfurcht vor Gott und den Nächsten, Disziplin, Höflichkeit, Ordnung und die Vermittlung der abendländischen Kultur gelegt“.<ref>[http://www.fsspx.info/werk/schulen/st.theresiengymnasium.php Darstellung der St.&nbsp;Theresiengymnasium durch die Priesterbruderschaft St.&nbsp;Pius&nbsp;X. Deutschland]</ref>
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Grundlage der Bekenntnisschulen ist die Erziehungsenzyklika Divini illius magistri von Papst Pius&nbsp;XI. Es sei wichtig, die Werte der „traditionellen kath. Kirche“ an Kinder weiterzugeben. Ziel sei es, „frohe, selbständige junge Menschen heranreifen zu lassen, die gelernt haben, ihr Leben auf der Grundlage christlicher Überzeugung und Selbstbeherrschung zu gestalten.“ Besonderer Wert werde auf „Ehrfurcht vor Gott und den Nächsten, Disziplin, Höflichkeit, Ordnung und die Vermittlung der abendländischen Kultur gelegt“.<ref>[http://www.fsspx.info/werk/schulen/st.theresiengymnasium.php Darstellung der St.&nbsp;Theresiengymnasium durch die Priesterbruderschaft St.&nbsp;Pius&nbsp;X. Deutschland]</ref>
    
Nachdem die Mutter eines von der Schule verwiesenen Schülers Strafanzeige erstattet hatte, ermittelte die Staatsanwaltschaft von April 2005 bis Juni 2006 gegen die Lehrer und die Leitung der Herz-Jesu-Schule in Saarbrücken wegen Misshandlungen an Schülern. Das Oberverwaltungsgericht des Saarlandes erlaubte den Weiterbetrieb der Schule, da auf die Verfehlungen eines Lehrers angemessen reagiert worden war.<ref>Verwaltungsgericht Saarland (Hrsg.): ''Herz-Jesu-Schule in Saarbrücken darf weiter betrieben werden''. Aktenzeichen 1&nbsp;K&nbsp;35/06. Pressemitteilung vom 3.&nbsp;Mai 2007. URL: http://www.jusline.de/index.php?cpid=0920e51183510618590069d5c148aec4&feed=10167 (Abgerufen am 26.&nbsp;Januar 2009)</ref><ref>Carola Padtberg: ''Prügelnde Lehrer an Herz Jesu''. In: Spiegel Online. Stand: 16.&nbsp;Februar 2006. URL: http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,401137,00.html (Abgerufen am 26.&nbsp;Januar 2009)</ref>
 
Nachdem die Mutter eines von der Schule verwiesenen Schülers Strafanzeige erstattet hatte, ermittelte die Staatsanwaltschaft von April 2005 bis Juni 2006 gegen die Lehrer und die Leitung der Herz-Jesu-Schule in Saarbrücken wegen Misshandlungen an Schülern. Das Oberverwaltungsgericht des Saarlandes erlaubte den Weiterbetrieb der Schule, da auf die Verfehlungen eines Lehrers angemessen reagiert worden war.<ref>Verwaltungsgericht Saarland (Hrsg.): ''Herz-Jesu-Schule in Saarbrücken darf weiter betrieben werden''. Aktenzeichen 1&nbsp;K&nbsp;35/06. Pressemitteilung vom 3.&nbsp;Mai 2007. URL: http://www.jusline.de/index.php?cpid=0920e51183510618590069d5c148aec4&feed=10167 (Abgerufen am 26.&nbsp;Januar 2009)</ref><ref>Carola Padtberg: ''Prügelnde Lehrer an Herz Jesu''. In: Spiegel Online. Stand: 16.&nbsp;Februar 2006. URL: http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,401137,00.html (Abgerufen am 26.&nbsp;Januar 2009)</ref>
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===Ablehnung von Homosexualität===
 
===Ablehnung von Homosexualität===
 
Am 28.&nbsp;Juli 2007 veranstaltete die FSSPX in Stuttgart eine Gegendemonstration zum Christopher Street Day, auf welchem Schwule, Lesben und Transgender für Gleichberechtigung und Toleranz demonstrierten. Anhänger der FSSPX versammelten sich mit Protestplakaten mit Aufschriften wie „Rettet Kinder vor Perversen“ und „AIDS – Geißel der Unzucht“ und beteten zur „Wiedergutmachung der Perversion und Übertretung des 6.&nbsp;Gebotes des Dekalogs: ‚Du sollst nicht Unzucht treiben.‘“ öffentlich den Rosenkranz.<ref>Presseerklärung der FSSPX zum Christopher Street Day am 8.&nbsp;Juli 2007 in Stuttgart</ref><ref>http://kreuz.net/article.9728.html</ref>
 
Am 28.&nbsp;Juli 2007 veranstaltete die FSSPX in Stuttgart eine Gegendemonstration zum Christopher Street Day, auf welchem Schwule, Lesben und Transgender für Gleichberechtigung und Toleranz demonstrierten. Anhänger der FSSPX versammelten sich mit Protestplakaten mit Aufschriften wie „Rettet Kinder vor Perversen“ und „AIDS – Geißel der Unzucht“ und beteten zur „Wiedergutmachung der Perversion und Übertretung des 6.&nbsp;Gebotes des Dekalogs: ‚Du sollst nicht Unzucht treiben.‘“ öffentlich den Rosenkranz.<ref>Presseerklärung der FSSPX zum Christopher Street Day am 8.&nbsp;Juli 2007 in Stuttgart</ref><ref>http://kreuz.net/article.9728.html</ref>
Peter Lang, Pater des FSSPX-Priorates St.&nbsp;Athanasius in Stuttgart-Feuerbach erklärte: „Der Umzug und seine Teilnehmer zeigen ein Verhalten, das dem Menschen nicht angemessen ist, eine moralische Umweltverschmutzung.“<ref>Stuttgarter Zeitung: [http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1480882 ''Wie Karneval im Juli – 100.000&nbsp;Zuschauer bei Parade in Stuttgart'']</ref> Niemand verteidige mehr „die christlichen Werte, wie Familie, Treue, Keuschheit. Dafür müssen unsere Kinder ansehen, wie pervers Erwachsene sein können.“<ref>Stuttgarter Nachrichten: [http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/detail.php/1480195?_suchtag=2007-07-28 ''Priesterbruderschaft gegen Christopher Street Day'']; Meldung vom 28.&nbsp;Juli 2007</ref>
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Peter Lang, Pater des FSSPX-Priorates St.&nbsp;Athanasius in Stuttgart-Feuerbach, erklärte: „Der Umzug und seine Teilnehmer zeigen ein Verhalten, das dem Menschen nicht angemessen ist, eine moralische Umweltverschmutzung.“<ref>Stuttgarter Zeitung: [http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1480882 ''Wie Karneval im Juli – 100.000&nbsp;Zuschauer bei Parade in Stuttgart'']</ref> Niemand verteidige mehr „die christlichen Werte, wie Familie, Treue, Keuschheit. Dafür müssen unsere Kinder ansehen, wie pervers Erwachsene sein können.“<ref>Stuttgarter Nachrichten: [http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/detail.php/1480195?_suchtag=2007-07-28 ''Priesterbruderschaft gegen Christopher Street Day'']; Meldung vom 28.&nbsp;Juli 2007</ref>
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Unverblümte Hetze gegen Homosexualität wird auch auf der den Pius-Brüdern nahestehenden katholischen Internetseite kreuz.net betrieben.<ref>http://kreuz.net/article.9671.html</ref><ref>http://kreuz.net/article.9637.html</ref><ref>http://kreuz.net/article.9728.html</ref><ref>http://kreuz.net/article.9646.html</ref><ref>http://kreuz.net/article.9647.html</ref> Es wird hier auch die Meinung vertreten, Homosexualität sei heilbar.<ref>http://kreuz.net/article.9583.html</ref>
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Unverblümte Hetze gegen Homosexualität wird auch auf der den Pius-Brüdern nahestehenden katholischen Internetseite kreuz.net betrieben.<ref>http://kreuz.net/article.9671.html</ref><ref>http://kreuz.net/article.9637.html</ref><ref>http://kreuz.net/article.9728.html</ref><ref>http://kreuz.net/article.9646.html</ref><ref>http://kreuz.net/article.9647.html</ref> Es wird hier auch die Meinung vertreten, [[Konversionstherapie|Homosexualität sei heilbar]].<ref>http://kreuz.net/article.9583.html</ref>
    
===Ablehnung der Gleichberechtigung von Frauen===
 
===Ablehnung der Gleichberechtigung von Frauen===
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Im November 2008 leugnete Richard Williamson den Holocaust erneut, als er im Priesterseminar Herz Jesu in Zaitzkofen bei Regensburg dem schwedischen Fernsehsender Sveriges Television SVT ein Interview gab und darin sagte: ''You may have heard of the Leuchter report? [...] I'm going by what I judged to be the historical evidence according to people who have [...] observed and examined that evidence [...] if they change their conclusion I would [...] follow their conclusion [...] I think that two to three hundred thousand jews perished [...] in Nazi concentration camps [...] that none of them by gas chamber. [...] I don't think six million jews were gased. [...] this is against the law in Germany. [...] You can have me thrown in prison before I leave Germany. [...]
 
Im November 2008 leugnete Richard Williamson den Holocaust erneut, als er im Priesterseminar Herz Jesu in Zaitzkofen bei Regensburg dem schwedischen Fernsehsender Sveriges Television SVT ein Interview gab und darin sagte: ''You may have heard of the Leuchter report? [...] I'm going by what I judged to be the historical evidence according to people who have [...] observed and examined that evidence [...] if they change their conclusion I would [...] follow their conclusion [...] I think that two to three hundred thousand jews perished [...] in Nazi concentration camps [...] that none of them by gas chamber. [...] I don't think six million jews were gased. [...] this is against the law in Germany. [...] You can have me thrown in prison before I leave Germany. [...]
(Übersetzung: ''Sie haben vielleicht vom Leuchter-Report gehört? [...] Ich gehe danach, was ich für historisch bewiesen halte entsprechend Leuten, die diese Beweise untersucht und bewertet haben [...] wenn sie ihr Ergebnis ändern würde ich [...] ihrem Ergebnis folgen [...] Ich glaube, dass zwei- bis dreihunderttausend Juden [...] in Nazi-Konzentrationslagern umgekommen sind [...] dass keiner von ihnen durch eine Gaskammer. [...] Ich glaube nicht, dass sechs Millionen Juden vergast wurden. [...] Das ist gegen das Gesetz in Deutschland. [...] Es ist möglich, dass Sie mich ins Gefängnis werfen lassen bevor ich Deutschland verlasse [...]'')<ref>Richard Williamson: ''Längre intervju med Williamson''. In: ''Uppdrag granskning''. Fernsehsendung der SVT vom 21.&nbsp;Januar 2009. URL: http://svtplay.se/v/1413831/webbextra_langre_intervju_med_williamson (abgerufen am 22.&nbsp;Oktober 2006). Übersetzt durch Wikipedia-Bearbeiter.</ref>
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(Übersetzung: ''Sie haben vielleicht vom Leuchter-Report gehört? [...] Ich gehe danach, was ich für historisch bewiesen halte entsprechend Leuten, die diese Beweise untersucht und bewertet haben [...] wenn sie ihr Ergebnis ändern, würde ich [...] ihrem Ergebnis folgen [...] Ich glaube, dass zwei- bis dreihunderttausend Juden [...] in Nazi-Konzentrationslagern umgekommen sind [...] dass keiner von ihnen durch eine Gaskammer. [...] Ich glaube nicht, dass sechs Millionen Juden vergast wurden. [...] Das ist gegen das Gesetz in Deutschland. [...] Sie können mich ins Gefängnis werfen lassen, bevor ich Deutschland verlasse [...]'')<ref>Richard Williamson: ''Längre intervju med Williamson''. In: ''Uppdrag granskning''. Fernsehsendung der SVT vom 21.&nbsp;Januar 2009. URL: http://svtplay.se/v/1413831/webbextra_langre_intervju_med_williamson (abgerufen am 22.&nbsp;Oktober 2006). Übersetzt durch Wikipedia/EW-Bearbeiter.</ref>
    
Die Zeitschrift Der Spiegel veröffentlichte Auszüge des Interviews am 19.&nbsp;Januar 2009. Das schwedische Fernsehen strahlte das vollständige Interview am Abend des 21.&nbsp;Januar 2009 aus.<ref>[http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/papst_rehabilitiert_fundamentalistische_bischoefe_1.1773422.html Neue Zürcher Zeitung, 24.&nbsp;Januar 2009: ''Papst rehabilitiert fundamentalistische Bischöfe'']</ref> Die Staatsanwaltschaft in Regensburg leitete daraufhin Ermittlungen wegen Verdachts auf Volksverhetzung gegen Williamson ein.<ref>[http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=260809 Radio Vatikan, 23.&nbsp;Januar 2009: ''Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Pius-Bischof'']</ref> Im Februar 2009 berichtet Spiegel Online erneut über antisemitische Äußerungen in Publikationen der Bruderschaft, diesmal u.a. in deren ''Mitteilungsblatt für den deutschen Sprachraum''.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,606518,00.html Spiegel Online, 10.&nbsp;Februar 2009: ''Auch deutsche Piusbrüder hetzen gegen Juden'']</ref>
 
Die Zeitschrift Der Spiegel veröffentlichte Auszüge des Interviews am 19.&nbsp;Januar 2009. Das schwedische Fernsehen strahlte das vollständige Interview am Abend des 21.&nbsp;Januar 2009 aus.<ref>[http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/papst_rehabilitiert_fundamentalistische_bischoefe_1.1773422.html Neue Zürcher Zeitung, 24.&nbsp;Januar 2009: ''Papst rehabilitiert fundamentalistische Bischöfe'']</ref> Die Staatsanwaltschaft in Regensburg leitete daraufhin Ermittlungen wegen Verdachts auf Volksverhetzung gegen Williamson ein.<ref>[http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=260809 Radio Vatikan, 23.&nbsp;Januar 2009: ''Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Pius-Bischof'']</ref> Im Februar 2009 berichtet Spiegel Online erneut über antisemitische Äußerungen in Publikationen der Bruderschaft, diesmal u.a. in deren ''Mitteilungsblatt für den deutschen Sprachraum''.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,606518,00.html Spiegel Online, 10.&nbsp;Februar 2009: ''Auch deutsche Piusbrüder hetzen gegen Juden'']</ref>
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Maßgebliche Beobachter schätzten die Erfolgsaussichten gering ein, da die heutigen Repräsentanten der FSSPX mehr als ein Entgegenkommen bezüglich der Liturgischen Frage fordern. In den Medien verlautete, der Generalobere der FSSPX, Bischof Bernard Fellay, habe kurz nach seiner Audienz beim gegenwärtigem Papst diesem eine mit Korrekturanmerkungen versehene Fassung des Kompendiums des Katechismus' der Katholischen Kirche zukommen lassen. Die Anmerkungen konzentrierten sich dabei auf Fragen der katholischen Staatsdoktrin, der Religionsfreiheit und den Ökumenismus.
 
Maßgebliche Beobachter schätzten die Erfolgsaussichten gering ein, da die heutigen Repräsentanten der FSSPX mehr als ein Entgegenkommen bezüglich der Liturgischen Frage fordern. In den Medien verlautete, der Generalobere der FSSPX, Bischof Bernard Fellay, habe kurz nach seiner Audienz beim gegenwärtigem Papst diesem eine mit Korrekturanmerkungen versehene Fassung des Kompendiums des Katechismus' der Katholischen Kirche zukommen lassen. Die Anmerkungen konzentrierten sich dabei auf Fragen der katholischen Staatsdoktrin, der Religionsfreiheit und den Ökumenismus.
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Am 15.&nbsp;Dezember 2008 schrieb Bernard Fellay im Namen aller vier Bischöfe der Piusbruderschaft an die Dialogkommission ''Ecclesia Dei'', man sei bereit, der katholischen Kirche zu dienen, ihre Lehren, den Primat Petri und seine Vorrechte zu akzeptieren. Damit wurde eine Bedingung des Vatikans zur Aufhebung der Exkommunikation erfüllt.<ref>[http://www.kath.net/detail.php?id=21921 Kath.net, 24.&nbsp;Januar 2009, 12:00 Vatikan: ''Exkommunikation der 'Pius-Bischöfe' aufgehoben'']</ref>
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Am 15.&nbsp;Dezember 2008 schrieb Bernard Fellay im Namen aller vier Bischöfe der Piusbruderschaft an die Dialogkommission ''Ecclesia Dei'', man sei bereit, der katholischen Kirche zu dienen, ihre Lehren, den Primat Petri und seine Vorrechte zu akzeptieren. Damit wurde eine Bedingung des Vatikans zur Aufhebung der Exkommunikation erfüllt.<ref>[http://www.kath.net/detail.php?id=21921 Kath.net, 24.&nbsp;Januar 2009, 12:00 Vatikan: ''Exkommunikation der 'Pius-Bischöfe' aufgehoben'']</ref>
    
===Aufhebungsdekret===
 
===Aufhebungsdekret===
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Am 23.&nbsp;Januar 2009 warnte die Anti Defamation League den Vatikan schriftlich vor der bevorstehenden Wiederaufnahme Williamsons und der Piusbruderschaft in die römisch-katholische Kirche, die negative Folgen für deren Verhältnis zum Judentum haben werde. Ebenso warnte der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni den Papst vor negativen Folgen für das jüdisch-katholische Verhältnis und sprach von einer „tiefen Wunde“, die eine „Beendigung des Schismas“ und die „Wiederaufnahme der Lefebvristen in die Kirche“ reißen würde.<ref>[http://www.katholisches.info/?p=2561 Kath.info, 23.&nbsp;Januar 2009: ''Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt gegen Bischof Williamson (FSSPX)'']</ref> Dennoch behauptete der im Vatikan für die Annäherung zuständige Kardinal Darío Castrillón Hoyos, er habe bis zum Dekret des Papstes nichts von antisemitischen Ansichten Williamsons bemerkt.
 
Am 23.&nbsp;Januar 2009 warnte die Anti Defamation League den Vatikan schriftlich vor der bevorstehenden Wiederaufnahme Williamsons und der Piusbruderschaft in die römisch-katholische Kirche, die negative Folgen für deren Verhältnis zum Judentum haben werde. Ebenso warnte der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni den Papst vor negativen Folgen für das jüdisch-katholische Verhältnis und sprach von einer „tiefen Wunde“, die eine „Beendigung des Schismas“ und die „Wiederaufnahme der Lefebvristen in die Kirche“ reißen würde.<ref>[http://www.katholisches.info/?p=2561 Kath.info, 23.&nbsp;Januar 2009: ''Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt gegen Bischof Williamson (FSSPX)'']</ref> Dennoch behauptete der im Vatikan für die Annäherung zuständige Kardinal Darío Castrillón Hoyos, er habe bis zum Dekret des Papstes nichts von antisemitischen Ansichten Williamsons bemerkt.
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Fellay verbot Williamson am 27.&nbsp;Januar 2009 bis auf weiteres, Stellungnahmen zu politischen und historischen Sachverhalten abzugeben. Auch behauptete er, Williamsons Antisemitismus nicht bemerkt zu haben. Dieser würde nur von wenigen Mitgliedern der Bruderschaft geteilt.<ref>[http://www.fsspx.info/news/ Bernard Fellay: Stellungnahme des Generaloberen (Menzingen, 27.&nbsp;Januar 2009)]</ref>  
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Fellay verbot Williamson am 27.&nbsp;Januar 2009 bis auf weiteres, Stellungnahmen zu politischen und historischen Sachverhalten abzugeben. Auch behauptete er, Williamsons Antisemitismus nicht bemerkt zu haben. Dieser werde nur von wenigen Mitgliedern der Bruderschaft geteilt.<ref>[http://www.fsspx.info/news/ Bernard Fellay: Stellungnahme des Generaloberen (Menzingen, 27.&nbsp;Januar 2009)]</ref>  
    
Williamson bedauerte in einem Brief an Hoyos am 30.&nbsp;Januar, sein Interview sei „unbedacht“ gewesen, und entschuldigte sich beim Papst für die Folgen, allerdings ohne die Aussagen selbst zurückzunehmen. Am selben Tag bezweifelte auch Pater Florian Abrahamowicz, ein Bruderschaftsmitglied aus Nordost-Italien, den Vernichtungszweck der Gaskammern und die Opferzahlen des Holocaust:<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/51/456717/text/5/ Süddeutsche Zeitung, 30.&nbsp;Januar 2009: ''Der Vatikan sucht einen Schuldigen'']</ref> ''Ich weiß, dass die Gaskammern zur Desinfektion benutzt wurden. Ich weiß nicht, ob darin Menschen zu Tode gekommen sind [...]''
 
Williamson bedauerte in einem Brief an Hoyos am 30.&nbsp;Januar, sein Interview sei „unbedacht“ gewesen, und entschuldigte sich beim Papst für die Folgen, allerdings ohne die Aussagen selbst zurückzunehmen. Am selben Tag bezweifelte auch Pater Florian Abrahamowicz, ein Bruderschaftsmitglied aus Nordost-Italien, den Vernichtungszweck der Gaskammern und die Opferzahlen des Holocaust:<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/51/456717/text/5/ Süddeutsche Zeitung, 30.&nbsp;Januar 2009: ''Der Vatikan sucht einen Schuldigen'']</ref> ''Ich weiß, dass die Gaskammern zur Desinfektion benutzt wurden. Ich weiß nicht, ob darin Menschen zu Tode gekommen sind [...]''
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Der belgische Theologe und Ethiker Jean-Pierre Wils, tätig an der katholischen Radboud-Universität Nijmegen, nannte in einem Interview mit dem holländisch-katholischen Online-Magazin ''Katholiek Nederland'' die Priesterbruderschaft eine „extrem reaktionäre und zutiefst antisemitische Gruppe, die mit Diktatoren und rechtsgerichteten Regimen sympathisiere“, und trat wegen der päpstlichen Entscheidung aus der römisch-katholischen Kirche aus.<ref>[http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1264917.html Netzeitung, 1.&nbsp;Februar 2009: ''«Das Vorgehen ist eine Katastrophe»'']</ref>
 
Der belgische Theologe und Ethiker Jean-Pierre Wils, tätig an der katholischen Radboud-Universität Nijmegen, nannte in einem Interview mit dem holländisch-katholischen Online-Magazin ''Katholiek Nederland'' die Priesterbruderschaft eine „extrem reaktionäre und zutiefst antisemitische Gruppe, die mit Diktatoren und rechtsgerichteten Regimen sympathisiere“, und trat wegen der päpstlichen Entscheidung aus der römisch-katholischen Kirche aus.<ref>[http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1264917.html Netzeitung, 1.&nbsp;Februar 2009: ''«Das Vorgehen ist eine Katastrophe»'']</ref>
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Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz übte Kritik am mangelnden Informationsfluss im Vatikan. Bei der Entscheidung, die Exkommunikation Williamsons zurückzunehmen habe man „den Papst leichtfertig ins Messer laufen lassen“. Der der zuständigen päpstlichen Kommission als Präsident vorstehende Kardinal Darío Castrillón Hoyos hätte versagt, weil er sich hätte vergewissern müssen, „was für Personen“ die Betroffenen seien. Die Theologin Uta Ranke-Heinemann nannte die Zurücknahme der Exkommunizierung einen „schweren Fehltritt“.<ref>[http://www.zeit.de/online/2009/06/papst-holocausleugner Die Zeit: ''Antisemitismus unterm Kreuz''] vom 6.&nbsp;Februar 2009</ref> Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte den Papst am 3.&nbsp;Februar zu einer Klarstellung auf. <ref>[http://www.zeit.de/online/2009/07/Vatikan-reaktion-papst-kritik Die Zeit: ''Vatikan verärgert über Papst-Debatte''] vom 6.&nbsp;Februar 2009</ref>
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Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, übte Kritik am mangelnden Informationsfluss im Vatikan. Bei der Entscheidung, die Exkommunikation Williamsons zurückzunehmen, habe man „den Papst leichtfertig ins Messer laufen lassen“. Der der zuständigen päpstlichen Kommission als Präsident vorstehende Kardinal Darío Castrillón Hoyos habe versagt, weil er sich hätte vergewissern müssen, „was für Personen“ die Betroffenen seien. Die Theologin Uta Ranke-Heinemann nannte die Zurücknahme der Exkommunizierung einen „schweren Fehltritt“.<ref>[http://www.zeit.de/online/2009/06/papst-holocausleugner Die Zeit: ''Antisemitismus unterm Kreuz''] vom 6.&nbsp;Februar 2009</ref> Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte den Papst am 3.&nbsp;Februar zu einer Klarstellung auf. <ref>[http://www.zeit.de/online/2009/07/Vatikan-reaktion-papst-kritik Die Zeit: ''Vatikan verärgert über Papst-Debatte''] vom 6.&nbsp;Februar 2009</ref>
    
Am 4.&nbsp;Februar 2009 verlangte das Staatssekretariat des Vatikans, Williamson müsse seine Aussagen zum Holocaust vollständig, eindeutig und öffentlich widerrufen. Andernfalls könne er keine Ämter in der katholischen Kirche übernehmen.<ref>[http://www.kath.net/detail.php?id=22030 Kathnet, 4.&nbsp;Februar 2009: ''Vatikan: Williamson soll Holocaust-Äußerung widerrufen'']</ref> Die „volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Lehramts der Päpste Johannes&nbsp;XXIII., Paul&nbsp;VI., Johannes Paul&nbsp;I., Johannes Paul&nbsp;II. sowie Benedikt&nbsp;XVI.“ sei die „unerlässliche Bedingung“ für die „künftige Anerkennung der Bruderschaft St.&nbsp;Pius&nbsp;X.“. Die Exkommunikation habe deren kirchenrechtliche Lage noch nicht verändert.<ref>[http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=263696 Radio Vatikan: ''Vatikan: „Papst kannte Williamson-Äußerungen nicht“; Williamson muss widerrufen''] vom 4.&nbsp;Februar 2009</ref>
 
Am 4.&nbsp;Februar 2009 verlangte das Staatssekretariat des Vatikans, Williamson müsse seine Aussagen zum Holocaust vollständig, eindeutig und öffentlich widerrufen. Andernfalls könne er keine Ämter in der katholischen Kirche übernehmen.<ref>[http://www.kath.net/detail.php?id=22030 Kathnet, 4.&nbsp;Februar 2009: ''Vatikan: Williamson soll Holocaust-Äußerung widerrufen'']</ref> Die „volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Lehramts der Päpste Johannes&nbsp;XXIII., Paul&nbsp;VI., Johannes Paul&nbsp;I., Johannes Paul&nbsp;II. sowie Benedikt&nbsp;XVI.“ sei die „unerlässliche Bedingung“ für die „künftige Anerkennung der Bruderschaft St.&nbsp;Pius&nbsp;X.“. Die Exkommunikation habe deren kirchenrechtliche Lage noch nicht verändert.<ref>[http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=263696 Radio Vatikan: ''Vatikan: „Papst kannte Williamson-Äußerungen nicht“; Williamson muss widerrufen''] vom 4.&nbsp;Februar 2009</ref>
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*[http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,605239,00.html ''Wie die Piusbrüder gegen Juden, Muslime und Schwule hetzen''] - Artikel von Spiegel Online vom 3.&nbsp;Februar 2009
 
*[http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,605239,00.html ''Wie die Piusbrüder gegen Juden, Muslime und Schwule hetzen''] - Artikel von Spiegel Online vom 3.&nbsp;Februar 2009
 
*[http://www.db-thueringen.de/servlets/DocumentServlet?id=2595 E. Steinhauer: ''Katholischer Traditionalismus und Demokratie in Deutschland : Anmerkungen zu einer "frommen" Grundrechtekritik''] Aufsatz aus: Jahrbuch Extremismus & Demokratie, 14 (2002), S.&nbsp;120-133.
 
*[http://www.db-thueringen.de/servlets/DocumentServlet?id=2595 E. Steinhauer: ''Katholischer Traditionalismus und Demokratie in Deutschland : Anmerkungen zu einer "frommen" Grundrechtekritik''] Aufsatz aus: Jahrbuch Extremismus & Demokratie, 14 (2002), S.&nbsp;120-133.
 
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*https://www.zeit.de/online/2009/06/pius-bruderschaft
 
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[[category:Religöser Fundamentalismus]]
 
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