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− | Die '''Krebsdiät nach Moerman''' (''Moerman diet'') ist eine [[pseudomedizin]]ische Diätempfehlung zur rein diätetischen Behandlung von Krebserkrankungen, die auf den niederländischen Landarzt Cornelius Moerman (1893 - 1988) aus Vlaardingen zurückgeht, der die Methode um 1930 erfand. Die Methode wurde von dem [[Iridologie|Iridiologen]] J. Landman, dem Ernährungsberater E. Wannee und der Schriftstellerin Ruth Jochems weiter propagiert. In der Schweiz wird die Methode von einer ''Lifecare Association'' beworben und in den Niederlanden werden Internetseiten zur Moerman-Diät betrieben, wo diese Methode am verbreitesten ist.<ref> Schraub S. Unproven methods in cancer: a worldwide problem. Support Care Cancer. 2000 Jan;8(1):10-5</ref> | + | Die '''Krebsdiät nach Moerman''' (''Moerman diet'') ist eine [[pseudomedizin]]ische Diätempfehlung zur rein diätetischen Behandlung von Krebserkrankungen, die auf den niederländischen Landarzt Cornelius Moerman (1893 - 1988) aus Vlaardingen zurückgeht, der die Methode um 1930 erfand. Die Methode wurde von dem [[Iridologie|Iridiologen]] J. Landman, dem Ernährungsberater E. Wannee und der Schriftstellerin Ruth Jochems weiter propagiert. In der Schweiz wird die Methode von einer ''Lifecare Association'' beworben und in den Niederlanden, wo diese Methode am verbreitetsten ist, werden Internetseiten zur Moerman-Diät betrieben.<ref> Schraub S. Unproven methods in cancer: a worldwide problem. Support Care Cancer. 2000 Jan;8(1):10-5</ref> |
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| Die Methode ist dem Spektrum der so genannten [[Krebsdiät]]en der [[Alternativmedizin]] zuzuordnen. Eine Weiterentwicklung der Moerman-Diät ist die Houtsmuller-Diät, die inzwischen - zumindest in den Niederlanden - populärer als die Moerman-Diät ist.<ref>Van Dam FS. Increased use of alternative diets and other alternative treatments for cancer patients: Houtsmuller (diet) is in, Moerman (diet) is out. Ned Tijdschr Geneeskd. 1999 Jul 3;143(27):1421-4</ref> | | Die Methode ist dem Spektrum der so genannten [[Krebsdiät]]en der [[Alternativmedizin]] zuzuordnen. Eine Weiterentwicklung der Moerman-Diät ist die Houtsmuller-Diät, die inzwischen - zumindest in den Niederlanden - populärer als die Moerman-Diät ist.<ref>Van Dam FS. Increased use of alternative diets and other alternative treatments for cancer patients: Houtsmuller (diet) is in, Moerman (diet) is out. Ned Tijdschr Geneeskd. 1999 Jul 3;143(27):1421-4</ref> |
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− | Ein Nachweis der Wirksamkeit dieser Methode ist nicht bekannt. Eine direkte Gesundheitsgefährdung geht von der Diät zwar nicht aus, Patienten die in dieser Methode einen Ersatz zu einer effektiven Therapie sehen, können aber durch Zeitverzug einen Schaden erleiden. Einen Nutzen haben Krebspatienten durch diese Methode aber nicht zu erwarten.<ref>van den Brandt PA, Dagnelie PC, von Meyenfeldt MF. Nutrition and cancer: causative, protective and therapeutic aspects. Ned Tijdschr Geneeskd. 1999 Jul 3;143(27):1414-20</ref> | + | Ein Nachweis der Wirksamkeit dieser Methode ist nicht bekannt. Eine direkte Gesundheitsgefährdung geht von der Diät zwar nicht aus; Patienten, die in dieser Methode einen Ersatz für eine effektive Therapie sehen, können aber durch Zeitverzug einen Schaden erleiden. Einen Nutzen haben Krebspatienten durch diese Methode nicht zu erwarten.<ref>van den Brandt PA, Dagnelie PC, von Meyenfeldt MF. Nutrition and cancer: causative, protective and therapeutic aspects. Ned Tijdschr Geneeskd. 1999 Jul 3;143(27):1414-20</ref> |
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− | 1956 brachte Moerman auch eine Broschüre mit dem Titel ''De wedergeboorte van Christus'' (die Wiedergeburt von Christus) heraus, in der antisemitische Äußerungen zu finden sind. So bezeichnete er in der Schrift Juden als Parasiten, die den Heiland getötet hätten und die "infektiös" seien für Geldsucht und allgemeinen Verfall in Europa. | + | 1956 brachte Moerman auch eine Broschüre mit dem Titel ''De wedergeboorte van Christus'' (Die Wiedergeburt von Christus) heraus, in der antisemitische Äußerungen zu finden sind. So bezeichnete er in der Schrift Juden als Parasiten, die den Heiland getötet hätten und die "infektiös" seien für Geldsucht und allgemeinen Verfall in Europa. |
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| Die niederländische ''Vereniging tegen de Kwakzalverij'' (Vereinigung gegen Quacksalberei) bezeichnet Moerman als den "größten niederländischen Quacksalber des 20. Jahrhunderts".<ref>http://www.kwakzalverij.nl/91/Plaats_1_Moerman_C_</ref> | | Die niederländische ''Vereniging tegen de Kwakzalverij'' (Vereinigung gegen Quacksalberei) bezeichnet Moerman als den "größten niederländischen Quacksalber des 20. Jahrhunderts".<ref>http://www.kwakzalverij.nl/91/Plaats_1_Moerman_C_</ref> |
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| ==Postulate== | | ==Postulate== |
− | Nach Ansicht von Moerman soll Krebs als Folge von einem Vitaminmangel entstehen, genauer gesagt einem Defizit an den von Moerman genannten 8 essentiellen Substanzen. Das Defizit führe, laut seiner pseudowissenschaftlich zu nennenden Argumentation, zu einem Zustand der Gewebsalkalose, der Nährboden wäre für "Symbionten", die gesunde Zellen in Krebszellen umwandeln könnten. Auf diese Ansicht kam Moerman durch die Beobachtung seiner Brieftauben. Nach seiner Ansicht optimal ernährte Tauben hätten demnach keine Krebserkrankungen. Ohne auf die Unterschiede zwischen Tauben und Menschen einzugehen, glaubte er, seine Fütterungsversuche auf den Menschen übertragen zu können. Einzelheiten zu seinen Taubenbeobachtungen wurden durch Moerman nie veröffentlicht. | + | Nach Ansicht von Moerman soll Krebs als Folge eines Vitaminmangels entstehen, genauer gesagt eines Defizits an den von Moerman genannten 8 essentiellen Substanzen. Das Defizit führe, laut seiner pseudowissenschaftlich zu nennenden Argumentation, zu einem Zustand der Gewebsalkalose, der Nährboden für "Symbionten" sei, die gesunde Zellen in Krebszellen umwandeln könnten. Zu dieser Ansicht kam Moerman durch die Beobachtung seiner Brieftauben. Nach seinem Dafürhalten optimal ernährte Tauben hätten demnach keine Krebserkrankungen. Ohne auf die Unterschiede zwischen Tauben und Menschen einzugehen, glaubte er, seine Fütterungsversuche auf den Menschen übertragen zu können. Einzelheiten zu seinen Taubenbeobachtungen wurden durch Moerman nie veröffentlicht. |
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− | Die Moerman-Diät erhebt den Anspruch, gleichzeitig krebsvorbeugend zu sein als auch schon vorhandene Tumore behandeln zu können. | + | Die Moerman-Diät erhebt den Anspruch, gleichzeitig sowohl krebsvorbeugend zu sein als auch schon vorhandene Tumore behandeln zu können. |
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| ==Methode== | | ==Methode== |
− | Die Moerman-Diät ist eine laktovegetable Diät, die Fleisch, Fisch, Kaffee, Tee, Zucker und Wasser verbietet. Moerman ergänzt seine Ernährung mit zusätzlichen Vitaminen und Mineralstoffen. Zu therapeutischen Zwecken sollen die "8 essentiellen Substanzen", namentlich die Vitamine A, B, C, E sowie Jod, Schwefel, Eisen und Zitronensäure aufgenommen werden. Des Weiteren wird auch die Einnahme von Vitamin D und Selen empfohlen. Ergänzt wird die Diät durch frisches Gemüse, (einschließlich Saft), frischem Obst, Zitronen und Ananas. | + | Die Moerman-Diät ist eine laktovegetable Diät, die Fleisch, Fisch, Kaffee, Tee, Zucker und Wasser verbietet. Moerman ergänzt seine Ernährung mit zusätzlichen Vitaminen und Mineralstoffen. Zu therapeutischen Zwecken sollen die "8 essentiellen Substanzen", namentlich die Vitamine A, B, C, E sowie Jod, Schwefel, Eisen und Zitronensäure aufgenommen werden. Des Weiteren wird auch die Einnahme von Vitamin D und Selen empfohlen. Ergänzt wird die Diät durch frisches Gemüse (einschließlich Saft), frisches Obst, Zitronen und Ananas. |
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− | Moerman begann seine Methode ab 1940 einzusetzen. Einer seiner Vorzeigepatienten war der 56-jährige Leendert Brinkman. Moerman behauptete, ihn von einem "inoperablen Krebs" geheilt zu haben. Einen Nachweis eines derartigen Krebses durch Begutachtung einer Gewebeprobe präsentierte Moerman jedoch nicht. Die geschilderten Symptome sprechen eher für eine Appendizitis. Vier von Moerman angeschriebene medizinische Zeitschriften lehnten eine Veröffentlichung wegen "qualitativer Mängel" ab. | + | Moerman begann seine Methode ab 1940 einzusetzen. Einer seiner Vorzeigepatienten war der 56-jährige Leendert Brinkman. Moerman behauptete, diesen von einem "inoperablen Krebs" geheilt zu haben. Einen Nachweis eines derartigen Krebses durch Begutachtung einer Gewebeprobe präsentierte Moerman jedoch nicht. Die geschilderten Symptome sprechen eher für eine Appendizitis. Vier von Moerman angeschriebene medizinische Zeitschriften lehnten eine Veröffentlichung wegen "qualitativer Mängel" ab. |
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− | Im Oktober 1956 erschien ein Artikel über spektakuläre Moerman-Erfolge in der Zeitung ''Typhoon'', die zu Diskussionen und Erörterungen auch auf politischer Ebene führten. Ein ''Delprat''-Untersuchungsauschuß tritt zusammen und ein negatives Untersuchungsergebnis wurde im Jahre 1958 veröffentlicht. Der Ausschuß kam zum Schluss, das es in keinem einzigen Falle zu einem überlebenszeitverlängernden Effekt allein durch die Moerman-Methode gekommen sei. Eine Beschwerde von Moerman wurde abgewiesen. Moerman entwickelte sich mehr und mehr zu einem selbstkritikunfähigen [[Crank]]. Schließlich erhielt er eine Geldbuße von 1.000 Gulden, da er "das Vertrauen in die Ärzteschaft" beeinträchtigt und Patienten über allgemein anerkannte Therapieprinzipien getäuscht habe. Viele Jahre später, im Jahre 1972, schrieb Moerman eine Broschüre über den Delprat-Bericht mit dem Titel "Die schamlose Täuschung". | + | Im Oktober 1956 erschien ein Artikel über spektakuläre Moerman-Erfolge in der Zeitung ''Typhoon'', die zu Diskussionen und Erörterungen auch auf politischer Ebene führten. Ein ''Delprat''-Untersuchungsauschuß trat zusammen und veröffentlichte im Jahre 1958 ein negatives Untersuchungsergebnis. Der Ausschuß kam zu dem Schluss, das es in keinem einzigen Falle zu einem überlebenszeitverlängernden Effekt allein durch die Moerman-Methode gekommen sei. Eine Beschwerde von Moerman wurde abgewiesen. Moerman entwickelte sich mehr und mehr zu einem selbstkritikunfähigen [[Crank]]. Schließlich erhielt er eine Geldbuße von 1.000 Gulden, da er "das Vertrauen in die Ärzteschaft" beeinträchtigt und Patienten über allgemein anerkannte Therapieprinzipien getäuscht habe. Viele Jahre später, im Jahre 1972, schrieb Moerman eine Broschüre über den Delprat-Bericht mit dem Titel "Die schamlose Täuschung". |
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| 1991 wurde eine retrospektive ''Retrospectief Onderzoek Moermantherapie'' (ROM)-Studie begonnen. Sie kam 1992 zum Ergebnis, dass es innerhalb von 50 Jahren zu 21 Fällen einer Heilung gekommen sei.<ref>Löwenberg B, Oosterhuis JW. Moerman therapy; evaluation of a 50-year effort. Ned Tijdschr Geneeskd. 1992 Feb 8;136(6):262-3.</ref> Der Onkologe Blijham kam jedoch 1992 auf lediglich 2 bis 7 Fälle einer medizinisch nicht erklärbaren Heilung. | | 1991 wurde eine retrospektive ''Retrospectief Onderzoek Moermantherapie'' (ROM)-Studie begonnen. Sie kam 1992 zum Ergebnis, dass es innerhalb von 50 Jahren zu 21 Fällen einer Heilung gekommen sei.<ref>Löwenberg B, Oosterhuis JW. Moerman therapy; evaluation of a 50-year effort. Ned Tijdschr Geneeskd. 1992 Feb 8;136(6):262-3.</ref> Der Onkologe Blijham kam jedoch 1992 auf lediglich 2 bis 7 Fälle einer medizinisch nicht erklärbaren Heilung. |