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| In der onkologischen Naturheilkunde wurde Gerson ab dem II. Weltkrieg dadurch bekannt, dass er die nach ihm benannte Gerson-Diät gegen Krebs propagierte. Diese wurde und wird immer noch jährlich von Tausenden von Patienten angewendet. Den Patienten wird eine vegetarische Gemüserohkost mit frisch gepressten Säften angeboten, wobei zusätzlich mittels vier verschiedener Einläufe (u.a. [[Kaffee-Einlauf]]) und unter Einnahme von 2-3 Gläsern frischem Kalbsleberserum täglich Giftstoffe aus dem Körper [[Entgiftung|ausgeleitet]] werden sollen. Weitere Kennzeichen seiner Diät sind Kochsalzarmut, massive Einschränkung von Fett, zeitweise Einschränkung von Protein und die Gabe von Kalium, Jod und Vitamin C. Die Diät wurde aber später modifiziert. Das Kalbsleberserum hatte bei einigen Patienten zu erheblichen Gesundheitsschäden geführt und wurde in der Folge durch Karottensaft ersetzt (Weizmann 1998). | | In der onkologischen Naturheilkunde wurde Gerson ab dem II. Weltkrieg dadurch bekannt, dass er die nach ihm benannte Gerson-Diät gegen Krebs propagierte. Diese wurde und wird immer noch jährlich von Tausenden von Patienten angewendet. Den Patienten wird eine vegetarische Gemüserohkost mit frisch gepressten Säften angeboten, wobei zusätzlich mittels vier verschiedener Einläufe (u.a. [[Kaffee-Einlauf]]) und unter Einnahme von 2-3 Gläsern frischem Kalbsleberserum täglich Giftstoffe aus dem Körper [[Entgiftung|ausgeleitet]] werden sollen. Weitere Kennzeichen seiner Diät sind Kochsalzarmut, massive Einschränkung von Fett, zeitweise Einschränkung von Protein und die Gabe von Kalium, Jod und Vitamin C. Die Diät wurde aber später modifiziert. Das Kalbsleberserum hatte bei einigen Patienten zu erheblichen Gesundheitsschäden geführt und wurde in der Folge durch Karottensaft ersetzt (Weizmann 1998). |
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− | Betrachtet man die Diätvorschriften von Gerson näher, so ist zu erkennen, dass es sich bei seiner Methode um eine anfänglich strenge Gewichtsreduktionsdiät handelt, bei der der Patient dadurch Gewicht verliert, dass er keine Fette und Proteine zu sich nimmt. Diese Vorgehensweise ähnelt einer abgeschwächten Form der Nulldiät, wie sie beim Heilfasten benutzt wird. Flüssigkeitsverluste werden durch reichliche Flüssigkeitsaufnahme ausgeglichen und dem Elektrolytverlust wird durch Kaliumgabe entgegengewirkt, wobei der Verlust von Natrium bewusst in Kauf genommen wird. | + | Betrachtet man Gersons Diätvorschriften näher, so ist zu erkennen, dass es sich bei seiner Methode um eine anfänglich strenge Gewichtsreduktionsdiät handelt, bei der der Patient dadurch Gewicht verliert, dass er keine Fette und Proteine zu sich nimmt. Diese Vorgehensweise ähnelt einer abgeschwächten Form der Nulldiät, wie sie beim Heilfasten benutzt wird. Flüssigkeitsverluste werden durch reichliche Flüssigkeitsaufnahme ausgeglichen und dem Elektrolytverlust wird durch Kaliumgabe entgegengewirkt, wobei der Verlust von Natrium bewusst in Kauf genommen wird. |
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− | Die Gabe von Mega-Dosen an Vitamin C, wie sie von Max Gerson propagiert wurde, ist bei Krebspatienten in fortgeschrittenem Stadium jedoch völlig wirkungslos. So gaben Creagan et al. (1979) 123 Krebspatienten, die an verschiedenen Tumorarten litten (u.a. kolorektales Karzinom, Pankreas-, Lungen- und Magenkarzinom), randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert 10 g Vitamin C oral pro Tag, aufgeteilt in 4 Einzeldosen und dies solange, bis die Patienten an ihrem Tumorleiden verstorben waren. Es zeigte sich bei der Analyse der Überlebenszeitspannen, dass sich die Überlebenszeiten der 60 Vitamin C-behandelten Patienten in keiner Weise von jenen der 63 Placebo-behandelten Tumorpatienten unterschieden. Creagen et al. (1979) sprachen sich deshalb gegen die Gabe von Vitamin C-Megadosen bei Tumorerkrankten aus. | + | Die Gabe von Mega-Dosen an Vitamin C, wie sie von Max Gerson propagiert wurde, ist bei Krebspatienten in fortgeschrittenem Stadium jedoch völlig wirkungslos. So gaben Creagan et al. (1979) 123 Krebspatienten, die an verschiedenen Tumorarten litten (u.a. kolorektales Karzinom, Pankreas-, Lungen- und Magenkarzinom), randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert 10 g Vitamin C oral pro Tag, aufgeteilt in 4 Einzeldosen und dies solange, bis die Patienten an ihrem Tumorleiden verstorben waren. Es zeigte sich bei der Analyse der Überlebenszeitspannen, dass sich die Überlebenszeiten der 60 Vitamin C-behandelten Patienten in keiner Weise von jenen der 63 placebobehandelten Tumorpatienten unterschieden. Creagen et al. (1979) sprachen sich deshalb gegen die Gabe von Vitamin C-Megadosen bei Tumorerkrankten aus. |
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| ===Die Therapie bleibt in der Familie=== | | ===Die Therapie bleibt in der Familie=== |
| Als Dr. Gerson 1959 starb, übernahm seine Tochter, die Ärztin Charlotte Gerson-Strauss, seine Therapie und propagierte diese u.a. im Hospital de Baja California - einem umgebauten Motel im mexikanischen Tijuana. | | Als Dr. Gerson 1959 starb, übernahm seine Tochter, die Ärztin Charlotte Gerson-Strauss, seine Therapie und propagierte diese u.a. im Hospital de Baja California - einem umgebauten Motel im mexikanischen Tijuana. |
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− | Tijuana liegt sehr nahe an der Grenze zu den USA und entwickelte sich auf Grund der laxen Rechtsvorschriften und miserablen Kontrollinstanzen des Gesundheitsbereichs in Mexiko, dessen Polizei- und Justizapparat zudem nicht selten korrupt ist, zu einem El Dorado für Anbieter fragwürdiger Therapieverfahren. | + | Tijuana liegt sehr nahe an der Grenze zu den USA und entwickelte sich auf Grund der laxen Rechtsvorschriften und miserablen Kontrollinstanzen des Gesundheitsbereichs in Mexiko, dessen Polizei- und Justizapparat zudem nicht selten korrupt ist, zu einem El Dorado für Anbieter fragwürdiger Therapieverfahren. |
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| Frau Gerson-Strauss verlangte für ihre Saft- und Einlauf-Kur von Krebspatienten bis zu 4.000 US-Dollar pro Behandlungswoche. Dabei mussten die Patienten bei Aufnahme in die Klinik ein Formular unterschreiben, dass das propagierte Verfahren keinerlei Anspruch auf Wirksamkeit, auch nicht bei Krebs, erhebe (Anonymous 1993). | | Frau Gerson-Strauss verlangte für ihre Saft- und Einlauf-Kur von Krebspatienten bis zu 4.000 US-Dollar pro Behandlungswoche. Dabei mussten die Patienten bei Aufnahme in die Klinik ein Formular unterschreiben, dass das propagierte Verfahren keinerlei Anspruch auf Wirksamkeit, auch nicht bei Krebs, erhebe (Anonymous 1993). |
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| ===Behauptungen der therapeutischen Wirkungen halten keiner Prüfung stand=== | | ===Behauptungen der therapeutischen Wirkungen halten keiner Prüfung stand=== |
− | Fr. Gerson-Strauss behauptete, dass die Gerson-Diät selbst bei Krebspatienten im Endstadium in bis zu 50% der Fälle Remissionen erzeugen könne und Norman Fritz, Vizepräsident des Gerson-Institutes, wollte sogar eine Remissionsrate von 70-80% bei Patienten mit Melanomen oder metastasierendem Lungenkarzinom erreicht haben. Selbst bei Gehirntumoren sei die Remissionsrate 30% gewesen (Anonymous 1993).
| + | Frau Gerson-Strauss behauptete, dass die Gerson-Diät selbst bei Krebspatienten im Endstadium in bis zu 50% der Fälle Remissionen erzeugen könne und Norman Fritz, Vizepräsident des Gerson-Institutes, wollte sogar eine Remissionsrate von 70-80% bei Patienten mit Melanomen oder metastasierendem Lungenkarzinom erreicht haben. Selbst bei Gehirntumoren sei die Remissionsrate 30% gewesen (Anonymous 1993). |
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− | Diese Behauptungen, die zu Beginn der 1980er Jahre aufgestellt wurden, erschienen deshalb erstaunlich, weil bereits 1947 das National Cancer Institute Behandlungsfälle von Max Gerson nachprüfen ließ. Das New York County Medical Society Committee befragte 10 Patienten, die die Gerson-Diät durchlaufen hatten, und konnten keinen Hinweis auf eine Wirksamkeit der von Max Gerson proklamierten Heilungen finden. Die NCI prüfte sogar die 50 Fallberichte nach, die Gerson in seinem Büchlein "A Cancer Therapy: Results of Fifty Cases" festgehalten hatte, welches auch in deutscher Sprache verkauft wird. Die NCI stellte fest, dass die dort mitgeteilten Berichte qualitativ so schlecht waren, dass mit ihnen keine Wirksamkeit der Gerson-Diät beweisbar war (Anonymous 1993). Das hinderte weder Max Gerson noch seine Nachfolger, dieses Buch weiter als Beweis für die Wirksamkeit der Gerson-Diät zu einzusetzen. Auf der Homepage des Gerson-Institutes, das sich mittlerweile in Kalifornien befindet, wird derzeit die 6. Auflage für $ 19,90 angeboten. | + | Diese Behauptungen, die zu Beginn der 1980er Jahre aufgestellt wurden, erschienen deshalb erstaunlich, weil bereits 1947 das National Cancer Institute Behandlungsfälle von Max Gerson nachprüfen ließ. Das New York County Medical Society Committee befragte 10 Patienten, die die Gerson-Diät durchlaufen hatten, und konnten keinen Hinweis auf eine Wirksamkeit der von Max Gerson proklamierten Heilungen finden. Das NCI prüfte sogar die 50 Fallberichte nach, die Gerson in seinem Büchlein "A Cancer Therapy: Results of Fifty Cases" festgehalten hatte, welches auch in deutscher Sprache verkauft wird. Das NCI stellte fest, dass die dort mitgeteilten Berichte qualitativ so schlecht waren, dass mit ihnen keine Wirksamkeit der Gerson-Diät beweisbar war (Anonymous 1993). Das hinderte weder Max Gerson noch seine Nachfolger, dieses Buch weiter als Beweis für die Wirksamkeit der Gerson-Diät zu einzusetzen. Auf der Homepage des Gerson-Institutes, das sich mittlerweile in Kalifornien befindet, wird derzeit die 6. Auflage für $ 19,90 angeboten. |
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− | Das Ungemach, das das National Cancer Institute der Gerson-Diät Anfang der 1950er Jahre bereitete, sprach sich sogar in der damaligen deutschen Naturheilkundeszene herum. Schon im ersten Band der Zeitschrift Erfahrungsheilkunde war 1951 Folgendes zu lesen: ''"Im Jahre 1945 und 1949 veröffentlichte Gerson in medizinischen Zeitschriften Arbeiten über eine Kombination seiner Rohkostdiät mit Chemotherapie, womit er Krebsfälle geheilt habe. Diese Angaben, die Gerson offensichtlich in gutem Glauben gemacht hat, da unter seiner Behandlung die Schmerzen der Patienten nachließen und manche Patienten sich viel besser und kräftiger fühlten, konnten nicht belegt werden und haben eine wohlbegründete Kritik hervorgerufen, die, wie in solchen Fällen üblich, mit großer Bitterkeit vermischt war."'' (Erfahrungsheilkunde 1951/52). Liest man in späteren Bänden dieser der [[Alternativmedizin]] zugewandten Zeitschrift, so fällt auf, dass die Gerson-Diät seit dieser Zeit keine Erwähnung mehr findet. Dies mag auch daran liegen, dass Diät-Therapien bei Krebspatienten eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielen. Die US-Professorin Barrie Cassileth befragte im Jahre 1984 insgesamt 660 Krebspatienten hinsichtlich der Häufigkeit der Nutzung paramedizinischer Verfahren. Nicht einmal 10% von ihnen (n=63) gaben an, diätetische Maßnahmen zusätzlich zur konventionellen Therapie zu nutzen (Cassileth et al. 1984). | + | Das Ungemach, das das National Cancer Institute der Gerson-Diät Anfang der 1950er Jahre bereitete, sprach sich sogar in der damaligen deutschen Naturheilkundeszene herum. Schon im ersten Band der Zeitschrift Erfahrungsheilkunde war 1951 Folgendes zu lesen: ''"Im Jahre 1945 und 1949 veröffentlichte Gerson in medizinischen Zeitschriften Arbeiten über eine Kombination seiner Rohkostdiät mit Chemotherapie, womit er Krebsfälle geheilt habe. Diese Angaben, die Gerson offensichtlich in gutem Glauben gemacht hat, da unter seiner Behandlung die Schmerzen der Patienten nachließen und manche Patienten sich viel besser und kräftiger fühlten, konnten nicht belegt werden und haben eine wohlbegründete Kritik hervorgerufen, die, wie in solchen Fällen üblich, mit großer Bitterkeit vermischt war."'' (Erfahrungsheilkunde 1951/52). Liest man in späteren Bänden dieser der [[Alternativmedizin]] zugewandten Zeitschrift, so fällt auf, dass die Gerson-Diät seit dieser Zeit keine Erwähnung mehr findet. Dies mag auch daran liegen, dass Diättherapien bei Krebspatienten eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielen. Die US-Professorin Barrie Cassileth befragte im Jahre 1984 insgesamt 660 Krebspatienten hinsichtlich der Häufigkeit der Nutzung paramedizinischer Verfahren. Nicht einmal 10% von ihnen (n=63) gaben an, diätetische Maßnahmen zusätzlich zur konventionellen Therapie zu nutzen (Cassileth et al. 1984). |
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| ===Nachprüfungen zeigen, dass die Diät erfolglos und gefährlich ist=== | | ===Nachprüfungen zeigen, dass die Diät erfolglos und gefährlich ist=== |
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| ===Gerson-Therapie verursacht Natriummangelzustände, Sepsis und Todesfälle=== | | ===Gerson-Therapie verursacht Natriummangelzustände, Sepsis und Todesfälle=== |
− | In verschiedenen Krankenhäusern in San Diego wurden in der Zeit von 1980-1986 13 Patienten eingeliefert, die eine Gerson-Behandlung durchlaufen hatten. Sie wiesen eine massive bakterielle Infektion (Sepsis) mit dem Erreger Campylobacterfetus auf, was darauf zurückzuführen war, dass Gerson-Therapeuten den Patienten Injektionen mit unsterilen Lösungen in die Leber appliziert hatten. Keiner der 13 Patienten war bei Einlieferung krebsfrei gewesen. Ein Patient starb innerhalb einer Woche nach Aufnahme an seinem Krebsleiden. Fünf weitere Patienten wurden in komatösem Zustand eingeliefert, der u.a. auf massiven Natriummangel zurückgeführt werden konnte. In anderen Fallberichten wurde über massive Infektionen und Todesfälle auf Grund von Elektrolytverschiebungen berichtet, die sich bei Patienten ereignet hatten, die Gerson'sche Kaffee-Einläufe erhalten hatten (Istre et al. 1982, Eisele und Reay 1980). | + | In verschiedenen Krankenhäusern in San Diego wurden in der Zeit von 1980-1986 13 Patienten eingeliefert, die eine Gerson-Behandlung durchlaufen hatten. Sie wiesen eine massive bakterielle Infektion (Sepsis) mit dem Erreger Campylobacter fetus auf, was darauf zurückzuführen war, dass Gerson-Therapeuten den Patienten Injektionen mit unsterilen Lösungen in die Leber appliziert hatten. Keiner der 13 Patienten war bei Einlieferung krebsfrei gewesen. Ein Patient starb innerhalb einer Woche nach Aufnahme an seinem Krebsleiden. Fünf weitere Patienten wurden in komatösem Zustand eingeliefert, der u.a. auf massiven Natriummangel zurückgeführt werden konnte. In anderen Fallberichten wurde über massive Infektionen und Todesfälle auf Grund von Elektrolytverschiebungen berichtet, die sich bei Patienten ereignet hatten, die Gerson'sche Kaffee-Einläufe erhalten hatten (Istre et al. 1982, Eisele und Reay 1980). |
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| ==Gerson's Institute im Internet== | | ==Gerson's Institute im Internet== |