Änderungen

typos
Zeile 1: Zeile 1:  
[[image:AAC.jpg|(Bild: Uni Freiburg)|thumb]]
 
[[image:AAC.jpg|(Bild: Uni Freiburg)|thumb]]
Die '''Augmentierte Akupunktur nach Covic''' (auch kurz ''Augmentierte Akupunktur'', ''verstärkte Akupunktur'' oder ''Konstanzer-Heuschnupfen-Therapie'', von lat. augmen = die Vermehrung) ist eine [[pseudomedizin]]ische Behandlungsmethode die von ihren Befürwortern vor allem zur Behandlung allergischer Erkrankungen und "Heuschnupfen" (Allergische Rhinitis, ''Rhinitis allergica'' oder allergischer Schnupfen, für pollenbedingte allergische Rhinitis: Heuschnupfen oder Pollinose) eingesetzt wird.  
+
Die '''Augmentierte Akupunktur nach Covic''' (auch kurz ''Augmentierte Akupunktur'', ''verstärkte Akupunktur'' oder ''Konstanzer-Heuschnupfen-Therapie'', von lat. augmen = die Vermehrung) ist eine [[pseudomedizin]]ische Behandlungsmethode, die von ihren Befürwortern vor allem zur Behandlung allergischer Erkrankungen und "Heuschnupfen" (Allergische Rhinitis, ''Rhinitis allergica'' oder allergischer Schnupfen, für pollenbedingte allergische Rhinitis: Heuschnupfen oder Pollinose) eingesetzt wird.  
   −
Es handelt sich dabei um eine Neukreation aus [[Akupunktur]], [[Neuraltherapie]] mit einer zusätzlichen Elektroakupunktur des Anästhesisten Dusan Covic aus Konstanz. Die fragwürdige Methode basiert auf mehreren Annahmen ([[Meridian]]konzept, Hautwiderstandsmessung zur Erkennung derartiger Meridiane, ''TCM-Winde'' als Allergieursache) für die keine wissenschaftsmedizinische Basis gegeben ist. Zur Methode konnte keine auswertbare Veröffentlichung in einem anerkannten Journal gefunden werden (Stand Nov. 2010). Es liegt lediglich eine Dissertation eines Zahnarztes zum Thema vor, die über eine randomisierte, aber nur einfach verblindete Untersuchung (als ''Pilotstudie'' bezeichnet) bei 90 Patienten berichtet<ref>Cornelius Lenz: ''Kontrollierte, randomisierte, einfach blinde Studie zur Wirksamkeit einer einmaligen augmentierten Akupunkturbehandlung bei akuter Rhinitis allergica'', (2008) Dissertation Uni Freiburg. [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/6177/pdf/LenzCornelius_2008.pdf Volltext]</ref> Als Ergebnis konnte keine Wirksamkeit der augmentierten Akupunktur gegenüber einer Nichtbehandlung und einer Schein-Akupunktur (an "falschen" Einstichorten) erkannt werden:
+
Es handelt sich dabei um eine Neukreation aus [[Akupunktur]], [[Neuraltherapie]] mit einer zusätzlichen Elektroakupunktur des Anästhesisten Dusan Covic aus Konstanz. Die fragwürdige Methode basiert auf mehreren Annahmen ([[Meridian]]konzept, Hautwiderstandsmessung zur Erkennung derartiger Meridiane, ''TCM-Winde'' als Allergieursache), für die keine wissenschaftsmedizinische Basis gegeben ist. Zur Methode konnte keine auswertbare Veröffentlichung in einem anerkannten Journal gefunden werden (Stand Nov. 2010). Es liegt lediglich eine Dissertation eines Zahnarztes zum Thema vor, die über eine randomisierte, aber nur einfach verblindete Untersuchung (als ''Pilotstudie'' bezeichnet) bei 90 Patienten berichtet<ref>Cornelius Lenz: ''Kontrollierte, randomisierte, einfach blinde Studie zur Wirksamkeit einer einmaligen augmentierten Akupunkturbehandlung bei akuter Rhinitis allergica'', (2008) Dissertation Uni Freiburg. [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/6177/pdf/LenzCornelius_2008.pdf Volltext]</ref> Als Ergebnis konnte keine Wirksamkeit der augmentierten Akupunktur gegenüber einer Nichtbehandlung und einer Schein-Akupunktur (an "falschen" Einstichorten) erkannt werden:
    
:''..Damit ließ sich weder für die augmentierte Akupunktur noch für die Minimalakupunktur eine signifikante oder klinisch relevante Reduktion des Medikamentenverbrauchs nachweisen. Bezüglich des wichtigsten untersuchten Nebenzielkriteriums, der symptombezogenen Lebensqualität gemessen im RQLQ (Rhinitis Quality of Life Questionaire).unterschieden sich die drei Gruppen nicht signifikant und zwar weder zu Beginn noch zu den anderen Messzeitpunkten...Die Zusammenschau der Daten dieser Studie legt nahe, dass die augmentierte Akupunktur keine klinisch relevanten Effekte bei allergischer Rhinitis hat.''  
 
:''..Damit ließ sich weder für die augmentierte Akupunktur noch für die Minimalakupunktur eine signifikante oder klinisch relevante Reduktion des Medikamentenverbrauchs nachweisen. Bezüglich des wichtigsten untersuchten Nebenzielkriteriums, der symptombezogenen Lebensqualität gemessen im RQLQ (Rhinitis Quality of Life Questionaire).unterschieden sich die drei Gruppen nicht signifikant und zwar weder zu Beginn noch zu den anderen Messzeitpunkten...Die Zusammenschau der Daten dieser Studie legt nahe, dass die augmentierte Akupunktur keine klinisch relevanten Effekte bei allergischer Rhinitis hat.''  
Zeile 12: Zeile 12:  
[[image:AAC2.jpg|Pseudomedizinisches Gerät zur Identifizierung von Akupunkturpunkten, wie es beider augmentativen Akupunktur eingesetzt wird (Bild: Dr. med. Ernst Reiser)|thumb]]
 
[[image:AAC2.jpg|Pseudomedizinisches Gerät zur Identifizierung von Akupunkturpunkten, wie es beider augmentativen Akupunktur eingesetzt wird (Bild: Dr. med. Ernst Reiser)|thumb]]
 
[[image:AAC4.jpg|Anwendung bei [[Heilpraktiker]] Alexander Spies (Berlin, Bild: Alexander Spies)|thumb]]
 
[[image:AAC4.jpg|Anwendung bei [[Heilpraktiker]] Alexander Spies (Berlin, Bild: Alexander Spies)|thumb]]
Zu Beginn der therapeutischen Massnahmen werden am Rücken des Patienten zwei so genannte Akupunkturpunkte längs eines angenommenen [[Meridian|"Blasenmeridians"]] jeweils seitlich der Halswirbelsäule (1,5 cm paravertebral, im Bereich zwischen dem Dornfortsatz des sechsten Halswirbelkörpers und dem zweiten Brustwirbelkörper) auf gleicher Höhe mittels eines so genannten "Punktsuchgeräts" gesucht. Die Identifizierung der zwei Punkte erfolgt auf Basis der Hypothese, dass derartige "Akupunkturpunkte" einen geringeren örtlichen Hautwiderstand aufweisen würden. Nach Identifizierung der zwei Punkte kommt eine örtliche Betäubung durch herkömmliche Lokalanästhetika durch Setzen einer Quaddel mit einem Lokalanästhetikum (Mepivacain 1% 0,5 Milliliter, oder Procain wie in der Neuraltherapie) hinzu. In die beiden Quaddeln wird 1 cm tief je eine Akupunkturnadel gestochen und dann mit einem elektrischen Akupunkturstimulationsgerät für eine Sekunde gereizt (acht Hertz, maximal zwölf Volt). Die Dauer der gesamten Behandlung liegt bei etwa 15 Minuten. Durch die vorherige örtliche Betäubung soll sich erst die "augmentative", also als "verstärkt" bezeichnete Wirkung, der Akupunktnadeln entfalten. Behauptet wird hier ein "Verstärkungsfaktor" von 10, ohne dass die elektrische Reizung für den Patienten selbst als schmerzhaft empfunden werde.  
+
Zu Beginn der therapeutischen Massnahmen werden am Rücken des Patienten zwei so genannte Akupunkturpunkte längs eines angenommenen [[Meridian|"Blasenmeridians"]] jeweils seitlich der Halswirbelsäule (1,5 cm paravertebral, im Bereich zwischen dem Dornfortsatz des sechsten Halswirbelkörpers und dem zweiten Brustwirbelkörper) auf gleicher Höhe mittels eines so genannten "Punktsuchgeräts" gesucht. Die Identifizierung der zwei Punkte erfolgt auf Basis der Hypothese, dass derartige "Akupunkturpunkte" einen geringeren örtlichen Hautwiderstand aufweisen würden. Nach Identifizierung der zwei Punkte kommt eine örtliche Betäubung durch herkömmliche Lokalanästhetika durch Setzen einer Quaddel mit einem Lokalanästhetikum (Mepivacain 1% 0,5 Milliliter, oder Procain wie in der Neuraltherapie) hinzu. In die beiden Quaddeln wird 1 cm tief je eine Akupunkturnadel gestochen und dann mit einem elektrischen Akupunkturstimulationsgerät für eine Sekunde gereizt (acht Hertz, maximal zwölf Volt). Die Dauer der gesamten Behandlung liegt bei etwa 15 Minuten. Durch die vorherige örtliche Betäubung soll sich erst die "augmentative", also als "verstärkt" bezeichnete Wirkung der Akupunktnadeln entfalten. Behauptet wird hier ein "Verstärkungsfaktor" von 10, ohne dass die elektrische Reizung für den Patienten selbst als schmerzhaft empfunden werde.  
    
Die Anwendung erfolgt an so genannten "Akupunkturpunkten", also gemäss Annahmen der Akupunktur der [[Traditionelle Chinesische Medizin|traditionellen chinesischen Medizin]], insbesondere des wissenschaftlich nicht nachgewiesenen [[Meridian]]-Konzepts. Neuzeitliche Befürworter der Methode sehen im "Heuschnupfen" eine so genannte ''Windkrankheit'', zu deren Beseitigung ''Wind ausgeleitet'' werden soll. Andere Anwender behauptet eine Wirkung dieser Methode auf die "graue Substanz" des Hirns, also auf das zentrale Nervensystem, trotz der Lokalanästesie.<ref>Zitat eines Dr. med. A. Benlik: ''Die Wirkung der augmentierten Akupunktur selbst wird als nicht schmerzhafter Reiz über kleine myelinisierte primäre Afferenzen in Haut und Muskeln zur spinalen grauen Substanz weitergeleitet. So wird eine Verstärkung der Akupunktur erreicht (augmentierte Akupunktur).''</ref> Covic selbst behauptet, dass seine Methode gezielt die Nebenniere des Menschen stimuliere, was zu einer erhöhten Hormonfreisetzung aus der Nebenniere führe die symptomatisch wirke.<ref>http://www.praxis-covic.de/page_1197494653718.html</ref> In der Nebenniere des Menschen wird Cortison gebildet, was in der Tat allergische Reaktionen verringert. Kritiker von Covic behaupten, dass dieser aber selbst bei seinen Injektionen Cortisone einsetze, was sich insbesondere als Verstärkung von Hautpickeln (Akne) zeige. Auf zahlreichen Webseiten im Internet, die sich werbend der Methode widmen, ist jedoch nicht vom Einsatz von Cortison die Rede.
 
Die Anwendung erfolgt an so genannten "Akupunkturpunkten", also gemäss Annahmen der Akupunktur der [[Traditionelle Chinesische Medizin|traditionellen chinesischen Medizin]], insbesondere des wissenschaftlich nicht nachgewiesenen [[Meridian]]-Konzepts. Neuzeitliche Befürworter der Methode sehen im "Heuschnupfen" eine so genannte ''Windkrankheit'', zu deren Beseitigung ''Wind ausgeleitet'' werden soll. Andere Anwender behauptet eine Wirkung dieser Methode auf die "graue Substanz" des Hirns, also auf das zentrale Nervensystem, trotz der Lokalanästesie.<ref>Zitat eines Dr. med. A. Benlik: ''Die Wirkung der augmentierten Akupunktur selbst wird als nicht schmerzhafter Reiz über kleine myelinisierte primäre Afferenzen in Haut und Muskeln zur spinalen grauen Substanz weitergeleitet. So wird eine Verstärkung der Akupunktur erreicht (augmentierte Akupunktur).''</ref> Covic selbst behauptet, dass seine Methode gezielt die Nebenniere des Menschen stimuliere, was zu einer erhöhten Hormonfreisetzung aus der Nebenniere führe die symptomatisch wirke.<ref>http://www.praxis-covic.de/page_1197494653718.html</ref> In der Nebenniere des Menschen wird Cortison gebildet, was in der Tat allergische Reaktionen verringert. Kritiker von Covic behaupten, dass dieser aber selbst bei seinen Injektionen Cortisone einsetze, was sich insbesondere als Verstärkung von Hautpickeln (Akne) zeige. Auf zahlreichen Webseiten im Internet, die sich werbend der Methode widmen, ist jedoch nicht vom Einsatz von Cortison die Rede.
8.396

Bearbeitungen