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| [[image:HBO.jpg|Hyperbare Sauerstofftherapie in einer Mehrpersonenkammer (Quelle:<ref>Kerstin Petersen: ''Die Entwicklungsgeschichte der Überdruckkammer und Indikationen für die Hyperbare Sauerstoff-Therapie'', Dissertation 2002, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. [http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=965603938&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=965603938.pdf]</ref>)|thumb]] | | [[image:HBO.jpg|Hyperbare Sauerstofftherapie in einer Mehrpersonenkammer (Quelle:<ref>Kerstin Petersen: ''Die Entwicklungsgeschichte der Überdruckkammer und Indikationen für die Hyperbare Sauerstoff-Therapie'', Dissertation 2002, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. [http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=965603938&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=965603938.pdf]</ref>)|thumb]] |
− | Die '''Hyperbare Sauerstofftherapie''' (''Sauerstoffüberdruckbehandlung, hyperbare Oxygenation, HBO, hyperbaric oxygen therapy; HBO2, HBOT'') ist eine in speziellen Druckkammern durchgeführte umstrittene Form einer [[Sauerstoff-Therapie]] bei der Patienten unter Überdruckbedingungen (hyperbar) Sauerstoffgas einatmen (so genannte Oxygenation). | + | Die '''Hyperbare Sauerstofftherapie''' (''Sauerstoffüberdruckbehandlung, hyperbare Oxygenation, HBO, hyperbaric oxygen therapy; HBO2, HBOT'') ist eine in speziellen Druckkammern durchgeführte umstrittene Form einer [[Sauerstoff-Therapie]], bei der Patienten unter Überdruckbedingungen (hyperbar) Sauerstoffgas einatmen (so genannte Oxygenation). |
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| Bis auf wenige seltene Zustände wie Dekompressionsunfall (Taucher), Gasbrand, arterielle Gasembolie, Kohlenmonoxydvergiftung, basiert die Anwendung der Hyperbaren Sauerstofftherapie nicht auf einer wissenschaftlichen evidenzbasierten Grundlage. Bei den hier genannten Zuständen ist die alleinige HBO-Anwendung auch nicht ausreichend. | | Bis auf wenige seltene Zustände wie Dekompressionsunfall (Taucher), Gasbrand, arterielle Gasembolie, Kohlenmonoxydvergiftung, basiert die Anwendung der Hyperbaren Sauerstofftherapie nicht auf einer wissenschaftlichen evidenzbasierten Grundlage. Bei den hier genannten Zuständen ist die alleinige HBO-Anwendung auch nicht ausreichend. |
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| Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen keine Kosten für ambulante HBO-Therapien. Bei den oben genannten Einsatzgebieten werden die Kosten bei vollstationärer Behandlung übernommen. Der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen hat die HBO am 10.04.2000 im Rahmen der Bewertung ärztlicher Untersuchungs- und Behandlungsmethoden für die vertragsärztliche Versorgung nicht anerkannt. | | Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen keine Kosten für ambulante HBO-Therapien. Bei den oben genannten Einsatzgebieten werden die Kosten bei vollstationärer Behandlung übernommen. Der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen hat die HBO am 10.04.2000 im Rahmen der Bewertung ärztlicher Untersuchungs- und Behandlungsmethoden für die vertragsärztliche Versorgung nicht anerkannt. |
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− | Neben den anerkannten zusätzlichen Behandlungen von hyperbarem Sauerstoff wird die Methode auch ambulant für eine Veilzahl [[pseudomedizin]]ische Zwecke angewandt. | + | Neben den anerkannten zusätzlichen Behandlungen mit hyperbarem Sauerstoff wird die Methode auch ambulant für eine Vielzahl [[pseudomedizin]]ische Zwecke angewandt. |
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| ==Methode== | | ==Methode== |
− | Die Anwendung von Sauerstoff geschieht in speziellen Druckkammern. Unterschieden wird zwischen den "hard chambers" und "soft chambers" sowie zwischen Einpersonendruckkammern und Mehrpersonen-Druckkammern in denen bis zu 10 Personen gleichzeitig Platz finden. Eine Anwendung kann etwa 45 Minuten bis 2 Stunden dauern. Die Mehrpersonenkruckkammer enthält üblicherweise normale Umgebungsluft, der Druck wird auf den 2 bis 3-fachen Wert des Normaldrucks erhöht. Der Sauerstoff wird in den Mehrpersonenkammern über eine Atemmaske für bestimmte Zeiträume (etwa 30 Minuten) zugeführt. Bei Einpersonenkammern wird die Kammer in der Regel mit 100% Sauerstoffgas unter Druck befüllt. Auch gibt es sogenannte Sauerstoff "Kopfzelte", bzw "Sauerstoffzelte" und auch Beatmungsverfahren mit erhöhter Sauerstoffkonzentration sowie Sauerstoff-Nasensonden. | + | Die Anwendung von Sauerstoff geschieht in speziellen Druckkammern. Unterschieden wird zwischen "hard chambers" und "soft chambers" sowie zwischen Einpersonendruckkammern und Mehrpersonen-Druckkammern, in denen bis zu 10 Personen gleichzeitig Platz finden. Eine Anwendung kann etwa 45 Minuten bis 2 Stunden dauern. Die Mehrpersonendruckkammer enthält üblicherweise normale Umgebungsluft, der Druck wird auf den 2 bis 3-fachen Wert des Normaldrucks erhöht. Der Sauerstoff wird in den Mehrpersonenkammern über eine Atemmaske für bestimmte Zeiträume (etwa 30 Minuten) zugeführt. Bei Einpersonenkammern wird die Kammer in der Regel mit 100% Sauerstoffgas unter Druck befüllt. Auch gibt es sogenannte Sauerstoff-"Kopfzelte" bzw. "Sauerstoffzelte" und auch Beatmungsverfahren mit erhöhter Sauerstoffkonzentration sowie Sauerstoff-Nasensonden. |
− | Durch die Überdruckbehandlung soll Sauerstoff sich vermehrt im Blut lösen. Die Sauerstoffbeladung roter Blutkörperchen kann durch die Behandlung nicht nennenswert gesteigert werden, da üblicherweise bereits eine Sättigung vorliegt. | + | Durch die Überdruckbehandlung soll sich Sauerstoff vermehrt im Blut lösen. Die Sauerstoffbeladung roter Blutkörperchen kann durch die Behandlung nicht nennenswert gesteigert werden, da üblicherweise bereits eine Sättigung vorliegt. |
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| Unter üblichem Luftdruck (etwa 1 bar) hat Stickstoff etwa 0,78 bar Partialdruck und Sauerstoff etwa 0,21 bar Partialdruck. Unter der Anwendung der Hyperbaren Sauerstofftherapie soll der Sauerstoffpartialdruck erhöht werden. | | Unter üblichem Luftdruck (etwa 1 bar) hat Stickstoff etwa 0,78 bar Partialdruck und Sauerstoff etwa 0,21 bar Partialdruck. Unter der Anwendung der Hyperbaren Sauerstofftherapie soll der Sauerstoffpartialdruck erhöht werden. |
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| *Bestimmte Infektionskrankheiten, insbesondere durch anaerobe Keime ohne Wirksamkeitsnachweis. Diskutiert wird andererseits, dass bei Infektionen durch aerobe Keime (die Sauerstoff benötigen) das Wachstum der Keime gefördert wird. | | *Bestimmte Infektionskrankheiten, insbesondere durch anaerobe Keime ohne Wirksamkeitsnachweis. Diskutiert wird andererseits, dass bei Infektionen durch aerobe Keime (die Sauerstoff benötigen) das Wachstum der Keime gefördert wird. |
− | **Anwendungen bei Lyme-Borreliose, einer Infektion durch die Bakterie Borrelia burgdoferi. | + | **Anwendungen bei Lyme-Borreliose, einer Infektion durch die Bakterie Borrelia burgdorferi. |
| *Anwendungen zur "Verjüngung" (Anti-Ageing) | | *Anwendungen zur "Verjüngung" (Anti-Ageing) |
| *Migräne | | *Migräne |
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| ==Gefahren und Toxizität von Sauerstoff== | | ==Gefahren und Toxizität von Sauerstoff== |
− | Wegen hoher Sauerstoffkonzentrationen besteht prinzipiell eine Brandgefahr durch so genannte "Kammerbrände"<ref>Jain KK: ''Textbook of hyperbaric medicine'', 3. Auflage, Toronto: Hogrefe & Huber Publishers Inc. 1999</ref>. Daher sind spezielle Brandschutzvorkehrungen und Löschanlagen (Sprinkleranlage) notwendig. Brände enstanden in der Vergangenheit durch Funkebildungen (elektrostatische Aufladungen) und elektrische Anlagen, sowie durch mitgenommene Taschenwärmer. Die mit Sauerstoff angereicherte Atmosphäre führt zu einer schnellen Ausbreitung des Feuers und hat für die Personen in der Kammer tödliche Folgen. Die zum Öffnen der Kammer erforderliche Dekompression verhindert ein sofortiges Verlassen der Kammer und verzögert die Rettungsmaßnahmen. Nur in Kammern, die zur Zeit der Brandentstehung mit Luft gespült wurden, konnten die Personen lebend gerettet werden.<ref>Sheffield PJ, Desautels DA. ''Hyperbaric and hypobaric chamber fires: a 73-year analysis.'', Undersea Hyperb Med 1997; 24 (3): S. 153-154</ref><ref>Gödecken J, Pauly H. ''Brandrisiken und Brandschutz in hyperbaren Therapiekammern.'' In: Bartmann H. ''Taucher-Handbuch'', Landsberg: ecomed Verlags GmbH 1999</ref> | + | Wegen hoher Sauerstoffkonzentrationen besteht prinzipiell eine Brandgefahr durch so genannte "Kammerbrände"<ref>Jain KK: ''Textbook of hyperbaric medicine'', 3. Auflage, Toronto: Hogrefe & Huber Publishers Inc. 1999</ref>. Daher sind spezielle Brandschutzvorkehrungen und Löschanlagen (Sprinkleranlage) notwendig. Brände enstanden in der Vergangenheit durch Funkenbildungen (elektrostatische Aufladungen) und elektrische Anlagen sowie durch mitgenommene Taschenwärmer. Die mit Sauerstoff angereicherte Atmosphäre führt zu einer schnellen Ausbreitung des Feuers und hat für die Personen in der Kammer tödliche Folgen. Die zum Öffnen der Kammer erforderliche Dekompression verhindert ein sofortiges Verlassen der Kammer und verzögert die Rettungsmaßnahmen. Nur aus Kammern, die zur Zeit der Brandentstehung mit Luft gespült wurden, konnten die Personen lebend gerettet werden.<ref>Sheffield PJ, Desautels DA. ''Hyperbaric and hypobaric chamber fires: a 73-year analysis.'', Undersea Hyperb Med 1997; 24 (3): S. 153-154</ref><ref>Gödecken J, Pauly H. ''Brandrisiken und Brandschutz in hyperbaren Therapiekammern.'' In: Bartmann H. ''Taucher-Handbuch'', Landsberg: ecomed Verlags GmbH 1999</ref> |
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| Aufgrund der direkten Wirkung des Sauerstoffs auf die menschliche Linse kann es zu reversiblen Sehstörungen bei der Hyperbaren Sauerstofftherapie kommen. | | Aufgrund der direkten Wirkung des Sauerstoffs auf die menschliche Linse kann es zu reversiblen Sehstörungen bei der Hyperbaren Sauerstofftherapie kommen. |
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| ==Geschichte der Hyperbaren Sauerstofftherapie== | | ==Geschichte der Hyperbaren Sauerstofftherapie== |
| [[image:HBO1.jpg|historische Druckkammer (Quelle:<ref>Kerstin Petersen: ''Die Entwicklungsgeschichte der Überdruckkammer und Indikationen für die Hyperbare Sauerstoff-Therapie'', Dissertation 2002, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. [http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=965603938&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=965603938.pdf]</ref>)|thumb]] | | [[image:HBO1.jpg|historische Druckkammer (Quelle:<ref>Kerstin Petersen: ''Die Entwicklungsgeschichte der Überdruckkammer und Indikationen für die Hyperbare Sauerstoff-Therapie'', Dissertation 2002, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. [http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=965603938&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=965603938.pdf]</ref>)|thumb]] |
− | Erste Versuche mit Unter- und Überdruckbehandlungen fanden bereits im 17. Jahrhundert durch den Engländer Nathaniel Henshaw (1628-1673) statt. Die in der Zwischenzeit in Vergessenehit geratene Therapieoption erlebte erst im 19. und 20. Jahrhundert wieder einen Aufschwung. Eine Bedeutung erlangten Beobachtungen bei Caissonarbeitern, die unter Wasser unter unter Überdruck arbeiteten und auch bestimmte Symptome zeigten. | + | Erste Versuche mit Unter- und Überdruckbehandlungen fanden bereits im 17. Jahrhundert durch den Engländer Nathaniel Henshaw (1628-1673) statt. Die in der Zwischenzeit in Vergessenehit geratene Therapieoption erlebte erst im 19. und 20. Jahrhundert wieder einen Aufschwung. Eine Bedeutung erlangten Beobachtungen bei Caissonarbeitern, die unter Wasser unter Überdruck arbeiteten und auch bestimmte Symptome zeigten. |
| Der französische Physiologe Paul Bert (1833-1886) führte umfangreiche Studien in der Überdruck- und Unterdruckkammer durch, wobei er auch mit Sauerstoff experimentierte. | | Der französische Physiologe Paul Bert (1833-1886) führte umfangreiche Studien in der Überdruck- und Unterdruckkammer durch, wobei er auch mit Sauerstoff experimentierte. |
| Eine erstmalige Gabe von Sauerstoff auf einer Caisson-Baustelle erfolgte 1908 bei den Tunnelbauarbeiten für den Elbtunnel in Hamburg. | | Eine erstmalige Gabe von Sauerstoff auf einer Caisson-Baustelle erfolgte 1908 bei den Tunnelbauarbeiten für den Elbtunnel in Hamburg. |