| [[image:BinauralBeatsDove.png|thumb|300px|Überlegungen von Dove aus dem Jahr 1839<ref name="Dove">H.W. Dove (Hrsg.): Repertorium der Physik. III. Band. Akustik, Theoretische Optik, Meteorologie. S.404: Nachtrag zu den Combinationstönen. Berlin: Verlag von Veit & Comp. 1839</ref>]] | | [[image:BinauralBeatsDove.png|thumb|300px|Überlegungen von Dove aus dem Jahr 1839<ref name="Dove">H.W. Dove (Hrsg.): Repertorium der Physik. III. Band. Akustik, Theoretische Optik, Meteorologie. S.404: Nachtrag zu den Combinationstönen. Berlin: Verlag von Veit & Comp. 1839</ref>]] |
− | [[image:BinauralBeatsLicklider.png|thumb|300px|Typisches Ergebnis eines Hörversuchs. Aufgetragen ist die höchste Differenzfrequenz zwischen linkem und rechtem Ohr, bei der Binaural Beats wahrgenommen wurden, als Funktion der Frequenz der Einzeltöne<ref name="Licklider">J.C.R. Licklider, J.C. Webster, J.M. Hedlun (1950): On the Frequency Limits of Binaural Beats. J. Acoust. Soc. Am. 22m 468-472</ref>]] | + | [[image:BinauralBeatsLicklider.png|thumb|300px|Typisches Ergebnis eines Hörversuchs. Aufgetragen ist die höchste Differenzfrequenz zwischen linkem und rechtem Ohr, bei der Binaural Beats wahrgenommen wurden, als Funktion der Frequenz einer der Einzeltöne.<ref name="Licklider">J.C.R. Licklider, J.C. Webster, J.M. Hedlun (1950): On the Frequency Limits of Binaural Beats. J. Acoust. Soc. Am. 22m 468-472</ref>]] |
| Erstmalig beschrieben wurde der Effekt von dem Physiker und Meteorologen Heinrich Wilhelm Dove (1803-1879).<ref name="Dove"/> Gelegentlich wird auch der Physiker Silvanus Thompson (1851-1916)<ref>S. Thompson (1877): On binaural audition. Phil. Mag. 4, 274-276</ref> als Entdecker genannt. Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Bedingungen, unter denen binaural beats auftreten, weitgehend bekannt:<ref name="Licklider"/> Der Effekt ist bei Schallen mit Frequenzen unter etwa 1500 Hz zu beobachten, die maximale Differenzfrequenz zwischen linkem und rechtem Ohr, bei denen er auftritt, ist vom Frequenzbereich der beiden Schallsignale und von deren Intensität abhängig. Bei mehr als 20 bis 30 Hz Unterschied zwischen links und rechts verschwindet der Effekt und man nimmt beide Töne getrennt wahr. | | Erstmalig beschrieben wurde der Effekt von dem Physiker und Meteorologen Heinrich Wilhelm Dove (1803-1879).<ref name="Dove"/> Gelegentlich wird auch der Physiker Silvanus Thompson (1851-1916)<ref>S. Thompson (1877): On binaural audition. Phil. Mag. 4, 274-276</ref> als Entdecker genannt. Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Bedingungen, unter denen binaural beats auftreten, weitgehend bekannt:<ref name="Licklider"/> Der Effekt ist bei Schallen mit Frequenzen unter etwa 1500 Hz zu beobachten, die maximale Differenzfrequenz zwischen linkem und rechtem Ohr, bei denen er auftritt, ist vom Frequenzbereich der beiden Schallsignale und von deren Intensität abhängig. Bei mehr als 20 bis 30 Hz Unterschied zwischen links und rechts verschwindet der Effekt und man nimmt beide Töne getrennt wahr. |
| Da binaural beats im Gehirn entstehen, ist der Effekt zum Verständnis der neuronalen Verarbeitung wissenschaftlich von Interesse. Die Forschung benutzt dazu häufig Mittel der Psychoakustik, einem dem Zweig der Akustik und Sinnesphysiologie, der durch Hörexperimente mit definierten Reizen Gesetzmäßigkeiten der Signalverarbeitung im Gehör untersucht.<ref>Eine allgemein bekannte psychoakustische Methode ist die Aufnahme eines Audiogramms ("Hörtest") beim HNO-Arzt.</ref> | | Da binaural beats im Gehirn entstehen, ist der Effekt zum Verständnis der neuronalen Verarbeitung wissenschaftlich von Interesse. Die Forschung benutzt dazu häufig Mittel der Psychoakustik, einem dem Zweig der Akustik und Sinnesphysiologie, der durch Hörexperimente mit definierten Reizen Gesetzmäßigkeiten der Signalverarbeitung im Gehör untersucht.<ref>Eine allgemein bekannte psychoakustische Methode ist die Aufnahme eines Audiogramms ("Hörtest") beim HNO-Arzt.</ref> |
− | Es gab Ansätze, binaural beats zur Diagnostik bestimmter neuronaler Störungen zu verwenden.<ref>Barr DF, Mullin TA, Herbert PS (1977): Application of binaural beat phenomenon with aphasic patients. Arch Otolaryngol. 103, 192-194</ref><ref>Noffsinger D (1982): Clinical applications of selected binaural effects. Scand Audiol Suppl. 15, 157-165</ref> Vereinzelt wird in der Literatur auch über Experimente zu einem therapeutischen Einsatz von binaural beats berichtet, die aber nicht über orientierende Vorversuche mit wenigen Probanden hinaus gingen. Beispielsweise wurde eine erhöhte Aufmerksamkeit (im Sinne von Wachsamkeit) nach entsprechender Beschallung festgestellt<ref>Lane JD, Kasian SJ, Owens JE, Marsh GR (1998): Binaural auditory beats affect vigilance performance and mood. Physiol Behav. 63(2), 249-252</ref> Ferner gab es Versuche zur Behandlung von Angstörungen<ref>Le Scouarnec RP, Poirier RM, Owens JE, Gauthier J, Taylor AG, Foresman PA (2001): Use of binaural beat tapes for treatment of anxiety: a pilot study of tape preference and outcomes. Altern Ther Health Med. 7(1), 58-63</ref> und Angst vor medizinischen Eingriffen<ref>Padmanabhan R, Hildreth AJ, Laws D (2005): A prospective, randomised, controlled study examining binaural beat audio and pre-operative anxiety in patients undergoing general anaesthesia for day case surgery. Anaesthesia 60, 874-877</ref> und zur Minderung von Aufmerksamkeitsstörungen<ref>Kennel S, Taylor AG, Lyon D, Bourguignon C (2010): Pilot feasibility study of binaural auditory beats for reducing symptoms of inattention in children and adolescents with attention-deficit/hyperactivity disorder. J Pediatr Nurs. 25(1), 3-11</ref>. Zur Brauchbarkeit von binaural beats für Diagnose und Therapie findet man stets nur vage Aussagen. | + | Es gab Ansätze, binaural beats zur Diagnostik bestimmter neuronaler Störungen zu verwenden.<ref>Barr DF, Mullin TA, Herbert PS (1977): Application of binaural beat phenomenon with aphasic patients. Arch Otolaryngol. 103, 192-194</ref><ref>Noffsinger D (1982): Clinical applications of selected binaural effects. Scand Audiol Suppl. 15, 157-165</ref> Vereinzelt wird in der Literatur auch über Experimente zu einem therapeutischen Einsatz von binaural beats berichtet, die aber nicht über orientierende Vorversuche mit wenigen Probanden hinaus gingen. Beispielsweise wurde eine erhöhte Aufmerksamkeit (im Sinne von Wachsamkeit) nach entsprechender Beschallung festgestellt<ref>Lane JD, Kasian SJ, Owens JE, Marsh GR (1998): Binaural auditory beats affect vigilance performance and mood. Physiol Behav. 63(2), 249-252</ref> Ferner gab es Versuche zur Behandlung von Angstörungen<ref>Le Scouarnec RP, Poirier RM, Owens JE, Gauthier J, Taylor AG, Foresman PA (2001): Use of binaural beat tapes for treatment of anxiety: a pilot study of tape preference and outcomes. Altern Ther Health Med. 7(1), 58-63</ref> und Angst vor medizinischen Eingriffen<ref>Padmanabhan R, Hildreth AJ, Laws D (2005): A prospective, randomised, controlled study examining binaural beat audio and pre-operative anxiety in patients undergoing general anaesthesia for day case surgery. Anaesthesia 60, 874-877</ref> und zur Minderung von Aufmerksamkeitsstörungen<ref>Kennel S, Taylor AG, Lyon D, Bourguignon C (2010): Pilot feasibility study of binaural auditory beats for reducing symptoms of inattention in children and adolescents with attention-deficit/hyperactivity disorder. J Pediatr Nurs. 25(1), 3-11</ref>. Zur Brauchbarkeit von binaural beats für Diagnose und Therapie findet man nur vage Aussagen. |