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[[image:Tomatis.jpg|Alfred Tomatis|thumb]]
 
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Die '''Tomatis-Therapie''' (auch als Tomatis-Hörkur, Horchkur, Horchtraining, Mozart-Therapie, Audio-Psycho-Phonologie und anderen Bezeichnungen bekannt geworden) ist eine umstrittene [[pseudomedizin]]ische Methode, für die kein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis bekannt ist. Sie geht auf den französischen HNO-Arzt Alfred A. Tomatis (1. Januar 1920, Nizza - 25. Dezember 2001 Carcassonne) zurück und soll bei Schwerhörigkeit, Gedächtnis- und Verhaltensstörungen, Lernstörungen, Legasthenie, Autismus, Depressionen, Schizophrenie und anderen Erkrankungen helfen.
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Die '''Tomatis-Therapie''' (auch als Tomatis-Hörkur, Horchkur, Horchtraining, Mozart-Therapie, Audio-Psycho-Phonologie und anderen Bezeichnungen bekannt geworden) ist eine umstrittene [[pseudomedizin]]ische Methode, für die kein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis bekannt ist. Sie geht auf den französischen HNO-Arzt Alfred A. Tomatis (1. Januar 1920, Nizza - 25. Dezember 2001 Carcassonne) zurück und soll bei Schwerhörigkeit, Gedächtnis- und Verhaltensstörungen, Lernstörungen, Legasthenie, Autismus, Depressionen, Schizophrenie und anderen Erkrankungen helfen.
    
==Methode==
 
==Methode==
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[[image:AITearducator.jpg|thumb|Der ''Earducator'', ein Gerät für die AIT-Methode nach Berard]]
 
[[image:AITearducator.jpg|thumb|Der ''Earducator'', ein Gerät für die AIT-Methode nach Berard]]
Eine Variante der Tomatis-Methode wurde von dem französischen HNO-Arzt Guy Berard entwickelt, das ''Auditory Integration Training'' (AIT), auch ''Berard AIT'' genannt. Es sei zur Behandlung von Hörstörungen und Autismus geeignet. In der Werbung für AIT heißt es, dass man damit "das Leben und Lernen von Kindern" in nur 10 Tagen verbessern könne ("Improving the Lives and Learning of Children...in only 10 Days).<ref>http://www.aitinstitute.org/ Aufruf am 16. August 2010</ref> Dem Patienten werden 10 Tage lang zweimal am Tag für jeweils 30 Minuten Musik vorgespielt, deren Klang wie bei Tomatis elektronisch verändert wurde. Dabei wird zufällig in kurzen Abständen zwischen Hoch- und Tiefpassfilterung umgeschaltet und auch die Lautstärke wird in zufälliger Weise moduliert. Die Darbietung soll so laut sein, dass sie gerade noch nicht als unangenehm empfunden wird.<ref>[http://www.autism.org.uk/en-gb/living-with-autism/approaches-therapies-and-interventions/physiological-interventions/auditory-integration-training.aspx The National Autistic Society: Auditory Integration Training (AIT)]. Last updated: 25th May 2010</ref>
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Eine Variante der Tomatis-Methode wurde von dem französischen HNO-Arzt Guy Berard entwickelt, das ''Auditory Integration Training'' (AIT), auch ''Berard AIT'' genannt. Es sei zur Behandlung von Hörstörungen und Autismus geeignet. In der Werbung für AIT heißt es, dass man damit "das Leben und Lernen von Kindern" in nur 10 Tagen verbessern könne ("Improving the Lives and Learning of Children...in only 10 Days").<ref>http://www.aitinstitute.org/ Aufruf am 16. August 2010</ref> Dem Patienten werden 10 Tage lang zweimal am Tag für jeweils 30 Minuten Musik vorgespielt, deren Klang wie bei Tomatis elektronisch verändert wurde. Dabei wird zufällig in kurzen Abständen zwischen Hoch- und Tiefpassfilterung umgeschaltet und auch die Lautstärke wird in zufälliger Weise moduliert. Die Darbietung soll so laut sein, dass sie gerade noch nicht als unangenehm empfunden wird.<ref>[http://www.autism.org.uk/en-gb/living-with-autism/approaches-therapies-and-interventions/physiological-interventions/auditory-integration-training.aspx The National Autistic Society: Auditory Integration Training (AIT)]. Last updated: 25th May 2010</ref>
    
==Kritik==
 
==Kritik==
 
Eine realitätsbezogene Begründung seiner Thesen hat Tomatis nicht vorgelegt. Überprüfungen der Tomatis-Methode wurden bei Legasthenikern vorgenommen, verliefen aber erfolglos. So wurde vom Werner-Otto-Institut in Hamburg ein Bericht über eine Studie vorgelegt, in dem das Tomatis-Verfahren mit einem [[Placeboeffekt|Placebo]]-Training verglichen wurde. Nach zweijährigem Training war das Resultat ernüchternd, denn die Placebo-Trainierten schnitten sogar besser als die Untersuchungsgruppe ab. Auch die Académie National de Médicine in Paris sprach sich 1993 gegen die Tomatis-Methode aus.<ref>http://www.legasthenie.de/lrs/tomatis.htm</ref> Die Theorie bediene sich nicht einmal ansatzweise der üblichen medizinischen Argumentationsweise. So behaupte Tomatis, dass 80% der Legastheniker schwerhörig seien, wohingegen nachgewiesenermaßen der Anteil Schwerhöriger bei diesen Personen nicht höher als in der Normalbevölkerung ist. Die Theorien von Tomatis seien nur in populärwissenschaftlichen Heften und Blättern erschienen und es gebe keine Veröffentlichung in einer medizinischen Fachzeitschrift.
 
Eine realitätsbezogene Begründung seiner Thesen hat Tomatis nicht vorgelegt. Überprüfungen der Tomatis-Methode wurden bei Legasthenikern vorgenommen, verliefen aber erfolglos. So wurde vom Werner-Otto-Institut in Hamburg ein Bericht über eine Studie vorgelegt, in dem das Tomatis-Verfahren mit einem [[Placeboeffekt|Placebo]]-Training verglichen wurde. Nach zweijährigem Training war das Resultat ernüchternd, denn die Placebo-Trainierten schnitten sogar besser als die Untersuchungsgruppe ab. Auch die Académie National de Médicine in Paris sprach sich 1993 gegen die Tomatis-Methode aus.<ref>http://www.legasthenie.de/lrs/tomatis.htm</ref> Die Theorie bediene sich nicht einmal ansatzweise der üblichen medizinischen Argumentationsweise. So behaupte Tomatis, dass 80% der Legastheniker schwerhörig seien, wohingegen nachgewiesenermaßen der Anteil Schwerhöriger bei diesen Personen nicht höher als in der Normalbevölkerung ist. Die Theorien von Tomatis seien nur in populärwissenschaftlichen Heften und Blättern erschienen und es gebe keine Veröffentlichung in einer medizinischen Fachzeitschrift.
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Auch die AIT-Methode von Berard wird in Fachkreisen kritisch bewurteilt. Sie wurde u.a. von Mudford et al. (2000) an 16&nbsp;autistischen Kindern hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht und es stellte sich heraus, dass keines der Kinder von der Therapie profitierte. <ref>Mudford OC, Cross BA, Breen S, Cullen C, Reeves D, Gould J, Douglas J: Auditory integration training for children with autism: no behavioral benefits detected. Am J Ment Retard, 105, 118-129, 2000</ref> Diese Erkenntnis teilen Dawson und Watling (2000), die alle verfügbaren Studien dieser Therapierichtung unter die Lupe nahmen.<ref>Dawson G, Watling R: Interventions to facilitate auditory, visual and motor integration in autism: a review of evidence. J Autism Dev Disord, 30, 415-421, 2000</ref> Die Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde sprach sich 1998 dahingehend aus, dass es keine wissenschaftlich belegbaren Beweise für die Wirksamkeit dieser Therapieform gäbe.<ref>American Academy of Pediatrics: Auditory integration training and faciliated communication for autism. Pediatrics, 102 (2 Pt 1), 431-433, 1998</ref> Die American Speech-Language-Hearing Association ASHA kommt ebenfalls zu dem Urteil, dass die Methode keine wissenschaftlichen Standards für Wirksamkeit und Sicherheit erfüllt und sieht keine Rechtfertigung für ihren Einsatz.<ref>[http://www.asha.org/docs/html/TR2004-00260.html American Speech-Language-Hearing Association (2004): Auditory Integration Training (Technical Report)]</ref> In den letzten Jahren wird die Methode verstärkt zur Behandlung von ADHS-Kindern beworben. Wissenschaftliche Studien, welche die Wirksamkeit der Tomatis-Methode bzw. des Auditory Integration Trainings bei ADHS-Patienten untersucht hätten, liegen nicht vor.  
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Auch die AIT-Methode von Berard wird in Fachkreisen kritisch bewurteilt. Sie wurde u.a. von Mudford et al. (2000) an 16&nbsp;autistischen Kindern hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht und es stellte sich heraus, dass keines der Kinder von der Therapie profitierte.<ref>Mudford OC, Cross BA, Breen S, Cullen C, Reeves D, Gould J, Douglas J: Auditory integration training for children with autism: no behavioral benefits detected. Am J Ment Retard, 105, 118-129, 2000</ref> Diese Erkenntnis teilen Dawson und Watling (2000), die alle verfügbaren Studien dieser Therapierichtung unter die Lupe nahmen.<ref>Dawson G, Watling R: Interventions to facilitate auditory, visual and motor integration in autism: a review of evidence. J Autism Dev Disord, 30, 415-421, 2000</ref> Die Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde sprach sich 1998 dahingehend aus, dass es keine wissenschaftlich belegbaren Beweise für die Wirksamkeit dieser Therapieform gäbe.<ref>American Academy of Pediatrics: Auditory integration training and faciliated communication for autism. Pediatrics, 102 (2 Pt 1), 431-433, 1998</ref> Die American Speech-Language-Hearing Association ASHA kommt ebenfalls zu dem Urteil, dass die Methode keine wissenschaftlichen Standards für Wirksamkeit und Sicherheit erfüllt und sieht keine Rechtfertigung für ihren Einsatz.<ref>[http://www.asha.org/docs/html/TR2004-00260.html American Speech-Language-Hearing Association (2004): Auditory Integration Training (Technical Report)]</ref> In den letzten Jahren wird die Methode verstärkt zur Behandlung von ADHS-Kindern beworben. Wissenschaftliche Studien, welche die Wirksamkeit der Tomatis-Methode bzw. des Auditory Integration Trainings bei ADHS-Patienten untersucht hätten, liegen nicht vor.  
    
Nach Angaben von Stollhoff (2000) war Tomatis Ende der 1970er Jahre aus der französischen Ärztekammer ausgetreten.<ref>Stollhoff K: Tomatis-Therapie. Was ist dran an dieser Hörkur? Pädiatrie hautnah, Nr.10, 408-409, 2000
 
Nach Angaben von Stollhoff (2000) war Tomatis Ende der 1970er Jahre aus der französischen Ärztekammer ausgetreten.<ref>Stollhoff K: Tomatis-Therapie. Was ist dran an dieser Hörkur? Pädiatrie hautnah, Nr.10, 408-409, 2000
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