| Die Schule der Gelugpa wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts von dem Wanderprediger Tsong Khapa (1357-1419) gegründet. 1409 legte dieser den Grundstein für das spätere Großkloster Ganden, zu dessen erstem Abt er sich gleichzeitig berief. Seine Nachfolge trat sein Neffe Gendün Drub (1391-1475) an, der für die Nachfolge seiner selbst das sogenannte Inkarnationsprinzip verfügte: er, Gendün Drub, würde in Gestalt eines kleinen Jungen wiederkehren. | | Die Schule der Gelugpa wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts von dem Wanderprediger Tsong Khapa (1357-1419) gegründet. 1409 legte dieser den Grundstein für das spätere Großkloster Ganden, zu dessen erstem Abt er sich gleichzeitig berief. Seine Nachfolge trat sein Neffe Gendün Drub (1391-1475) an, der für die Nachfolge seiner selbst das sogenannte Inkarnationsprinzip verfügte: er, Gendün Drub, würde in Gestalt eines kleinen Jungen wiederkehren. |
− | Der „wiedergeborene“ Gendün Drub, ein gewisser Gendün Gyatso (1475-1542), baute vor allem das Ritualwesen der Gelugpa aus: prunkvolle Spektakel, die in phantasievollen Kostümen und unter Verwendung von Trompeten, Trommeln und Glocken, mit Fahnen, Bannern und jedem sonstigen Aufwand, inszeniert wurden. Im Jahre 1578 stattete Sonam Gyatso (1543-1588), Nachfolger Gendün Gyatsos, dem Mongolenherrscher Altan Chan einen Höflichkeitsbesuch ab, bei dem er von diesem den Ehrentitel „Dalai Lama“ (mongol.-tibet.: „Ozean der Weisheit“) erhielt. Er sprach seinen beiden Amtsvorgängern (als deren Reinkarnation er sich vorkam) posthum denselben Titel zu, so dass er selbst als „Dritter Dalai Lama“ firmierte. Der Vierte Dalai Lama, Yontsen Gyatso (1589-1617), wurde in der Familie Altan Chans ausfindig gemacht. | + | Der „wiedergeborene“ Gendün Drub, ein gewisser Gendün Gyatso (1475-1542), baute vor allem das Ritualwesen der Gelugpa aus: prunkvolle Spektakel, die in phantasievollen Kostümen und unter Verwendung von Trompeten, Trommeln und Glocken, mit Fahnen, Bannern und jedem sonstigen Aufwand, inszeniert wurden. Im Jahre 1578 stattete Sonam Gyatso (1543-1588), Nachfolger Gendün Gyatsos, dem Mongolenherrscher Altan Chan einen Höflichkeitsbesuch ab, bei dem er von diesem den Ehrentitel „[[Dalai Lama]]“ (mongol.-tibet.: „Ozean der Weisheit“) erhielt. Er sprach seinen beiden Amtsvorgängern (als deren Reinkarnation er sich vorkam) posthum denselben Titel zu, so dass er selbst als „Dritter Dalai Lama“ firmierte. Der Vierte Dalai Lama, Yontsen Gyatso (1589-1617), wurde in der Familie Altan Chans ausfindig gemacht. |
| Mit Hilfe des nachfolgenden Mongolenfürsten Gushri Chan entledigte sich die Gelugpa zwischen 1639 und 1642 sämtlicher innenpolitischer Widersacher. Angehörige anderer Schulen wurden zu tausenden erschlagen, eingekerkert oder vertrieben, man eignete sich ihren Besitz an, verbot ihre Lehre, verbrannte ihre Schriften. Gushri Khan ernannte Lobsang Gyatso (1617-1682), der bereits als Fünfter Dalai Lama inthronisiert war, zur höchsten geistlichen und weltlichen Autorität des Landes; er selbst behielt die militärische Suzeränität. Lobsang Gyatso entwickelte in der Folge jene absolutistische Hierokratie – ein diktatorisches Regime mit feudaler Leibeigenschaftsordnung und gnadenloser Ausbeutung der Massen –, wie sie bis zum Einmarsch der Chinesen im Jahre 1950 Bestand hatte. Unter seiner Herrschaft wurde auch das größenwahnsinnige Bauvorhaben des Potala-Palastes in Lhasa begonnen. | | Mit Hilfe des nachfolgenden Mongolenfürsten Gushri Chan entledigte sich die Gelugpa zwischen 1639 und 1642 sämtlicher innenpolitischer Widersacher. Angehörige anderer Schulen wurden zu tausenden erschlagen, eingekerkert oder vertrieben, man eignete sich ihren Besitz an, verbot ihre Lehre, verbrannte ihre Schriften. Gushri Khan ernannte Lobsang Gyatso (1617-1682), der bereits als Fünfter Dalai Lama inthronisiert war, zur höchsten geistlichen und weltlichen Autorität des Landes; er selbst behielt die militärische Suzeränität. Lobsang Gyatso entwickelte in der Folge jene absolutistische Hierokratie – ein diktatorisches Regime mit feudaler Leibeigenschaftsordnung und gnadenloser Ausbeutung der Massen –, wie sie bis zum Einmarsch der Chinesen im Jahre 1950 Bestand hatte. Unter seiner Herrschaft wurde auch das größenwahnsinnige Bauvorhaben des Potala-Palastes in Lhasa begonnen. |