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Als '''morphisches Feld''' (engl. „morphic field“) oder '''morphogenetisches Feld''' bezeichnete der britische Biologe [[Rupert Sheldrake]] Anfang der 1980er Jahre seinem Buch ''A New Science of Life'' ein [[Esoterik|esoterisches]] Konzept, zu einem nicht näher definierten hypothetischen biologischen (und potentiell gesellschaftlichen) Feld, das als „formbildende Verursachung“ verantwortlich sein könnte, für die Entwicklung von Strukturen. Die morphischen Felder seien zwar weder stofflicher, energetischer noch lokaler Natur, aber dennoch physikalisch real, so Sheldrake. Sie sollen an der Entwicklung aller möglicher Strukturen mitwirken, von Schneeflocken bis zu mentalen Vorgängen in Lebewesen. Kernpunkt seines Modells ist die Annahme, dass Informationen für ein jeweilige System auch nach der Entstehung verfügbar bleiben und daher stetig zunehmen. Als Vermittler der Informationen seien seine „morphische Felder" anzusetzen, die ohne Energieverbrauch durch einen von Sheldrake postulierten Prozess der „morphischen Resonanz" die Entstehung von Komplexität auf allen möglichen Ebenen beschleunigen sollen.  
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Als '''morphisches Feld''' (engl. ''morphic field'') oder '''morphogenetisches Feld''' bezeichnete der britische Biologe [[Rupert Sheldrake]] Anfang der 1980er Jahre in seinem Buch ''A New Science of Life'' ein [[Esoterik|esoterisches]] Konzept zu einem hypothetischen biologischen (und potenziell gesellschaftlichen) "Feld", das als "formbildende Verursachung" verantwortlich sein könnte für die Entwicklung von Strukturen. Die nicht näher definierten morphischen Felder seien zwar weder stofflicher, noch energetischer oder lokaler Natur, aber dennoch physikalisch real, so Sheldrake. Sie sollen an der Entwicklung aller möglicher Strukturen mitwirken, von Schneeflocken bis zu mentalen Vorgängen in Lebewesen. Kernpunkt seines Modells ist die Annahme, dass Informationen für ein jeweilige System auch nach der Entstehung verfügbar bleiben und daher stetig zunehmen. Als Vermittler der Informationen seien seine "morphische Felder" anzusetzen, die ohne Energieverbrauch durch einen von Sheldrake postulierten Prozess der "morphischen Resonanz" die Entstehung von Komplexität auf allen möglichen Ebenen beschleunigen sollen.
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Etwa zum Zeitpunkt der Vorstellung seines morphischen Feldes zog sich Sheldrake aus der wissenschaftlichen Forschung zurück. Er glaubte durch seine Hypothesen eine Art spirituelle Wende in der Wissenschaft eingeleitet zu haben.
 
Etwa zum Zeitpunkt der Vorstellung seines morphischen Feldes zog sich Sheldrake aus der wissenschaftlichen Forschung zurück. Er glaubte durch seine Hypothesen eine Art spirituelle Wende in der Wissenschaft eingeleitet zu haben.
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Auch der deutsche Physiker [[Hans Peter Dürr]] befasste sich eingehender mit der Hypothese des morphischen Feldes. Ebenso stießen Sheldrakes Erfindungen auf Interesse bei Esoterikern wie [[Bert Hellinger]] und [[Jan Udo Holey]].<ref>Claudia Barth: Über alles in der Welt- Esoterik und Leitkultur. S. 126 Alibri Verlag, Aschaffenburg. (2006). ISBN 978-3865690364</ref>
 
Auch der deutsche Physiker [[Hans Peter Dürr]] befasste sich eingehender mit der Hypothese des morphischen Feldes. Ebenso stießen Sheldrakes Erfindungen auf Interesse bei Esoterikern wie [[Bert Hellinger]] und [[Jan Udo Holey]].<ref>Claudia Barth: Über alles in der Welt- Esoterik und Leitkultur. S. 126 Alibri Verlag, Aschaffenburg. (2006). ISBN 978-3865690364</ref>
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Ein weiteres von Sheldrake eingeführtes Prinzip ist die sogenannte ''morphische Resonanz''.
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Ein weiteres von Sheldrake eingeführtes Prinzip ist die so genannte ''morphische Resonanz''.
    
Der in der Entwicklungsbiologie verwendete Begriff ''morphogenetisches Feld'' ist nicht identisch mit den von Sheldrake angenommenen Feldern, genauso wenig wie der Begriff der Morphogene.
 
Der in der Entwicklungsbiologie verwendete Begriff ''morphogenetisches Feld'' ist nicht identisch mit den von Sheldrake angenommenen Feldern, genauso wenig wie der Begriff der Morphogene.
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Rupert Sheldrake (geb.&nbsp;1942) ist in Pflanzenphysiologie an der Universität Cambridge und in Philosophie an der Universität Harvard ausgebildet. Er interessierte sich dafür, wie Pflanzen und auch alle anderen Lebewesen ihre Form erhielten. Eine einzelne Zelle spaltet sich in anfangs identische Kopien, die mit jeder weiteren Zellteilung spezifische Eigenschaften annehmen; einige Zellen werden zu Blättern, andere zu Stängeln. Sobald diese Veränderungen stattgefunden haben, gibt es keinen Rückweg mehr. Beispielsweise können Blätter nicht wieder zu Stängeln werden.
 
Rupert Sheldrake (geb.&nbsp;1942) ist in Pflanzenphysiologie an der Universität Cambridge und in Philosophie an der Universität Harvard ausgebildet. Er interessierte sich dafür, wie Pflanzen und auch alle anderen Lebewesen ihre Form erhielten. Eine einzelne Zelle spaltet sich in anfangs identische Kopien, die mit jeder weiteren Zellteilung spezifische Eigenschaften annehmen; einige Zellen werden zu Blättern, andere zu Stängeln. Sobald diese Veränderungen stattgefunden haben, gibt es keinen Rückweg mehr. Beispielsweise können Blätter nicht wieder zu Stängeln werden.
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Noch in den 1920ern hat man angenommen, dass die Regulation der Entwicklung eines Embryos (siehe Driesch) sowie die Gliedmaßenregeneration die Existenz unbekannter „morphogenetischer Felder“ impliziere. Die spätere Entdeckung der DNA, die Bestandteile des Organismus „kodiert“, schien eine Erklärung anzubieten. Andererseits wusste man, dass die DNA in nahezu allen Zellen des Organismus identisch ist. Somit blieb die Entstehung der Gestalt eines Organismus unklar. Man musste ja erklären, wie die Zellen, die gleiche DNA besitzen, in der Lage sind, zu verschiedenen Körperteilen beizutragen und sich auszudifferenzieren. Man vermutete zwar schon, dass die Informationen für die Entwicklung der Gestalt in der DNA kodiert waren, aber die bei der Entwicklung ablaufenden Prozesse blieben unbekannt. Zu Beginn der 1990er Jahre fand Christiane Nüsslein-Volhard Morphogene, die sie für Musterbildung verantwortlich machte, und klärte ihre Funktion.
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Noch in den 1920ern hat man angenommen, dass die Regulation der Entwicklung eines Embryos (siehe Driesch) sowie die Gliedmaßenregeneration die Existenz unbekannter "morphogenetischer Felder" impliziere. Die spätere Entdeckung der DNA, die Bestandteile des Organismus "kodiert", schien eine Erklärung anzubieten. Andererseits wusste man, dass die DNA in nahezu allen Zellen des Organismus identisch ist. Somit blieb die Entstehung der Gestalt eines Organismus unklar. Man musste ja erklären, wie die Zellen, die gleiche DNA besitzen, in der Lage sind, zu verschiedenen Körperteilen beizutragen und sich auszudifferenzieren. Man vermutete zwar schon, dass die Informationen für die Entwicklung der Gestalt in der DNA kodiert waren, aber die bei der Entwicklung ablaufenden Prozesse blieben unbekannt. Zu Beginn der 1990er Jahre fand Christiane Nüsslein-Volhard Morphogene, die sie für Musterbildung verantwortlich machte, und klärte ihre Funktion.
    
==Theorie==
 
==Theorie==
Sheldrake entwickelte stattdessen eine völlig neue Theorie, um dieses Problem zu erklären. Seine Theorie behauptete die Existenz eines universellen Feldes, welches das „Grundmuster“ eines Gegenstands kodieren soll. Er nahm zunächst Bezug auf den Begriff des morphogenetischen bzw. Entwicklungsfeldes, den er im Rahmen seiner Hypothese umformulierte, erweiterte und letztlich vollständig veränderte. Nach Sheldrakes Ansicht ist die Existenz einer Form schon ausreichend dafür, dass es für diese Form leichter sei, an irgendeinem anderen Ort zu existieren. Dies nannte Sheldrake 1973 ein ''morphisches Feld''; nach dieser Sichtweise bestünde die Natur möglicherweise nicht aus Naturgesetzen, sondern aus Gewohnheiten.
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Sheldrake entwickelte stattdessen eine völlig neue Theorie, um dieses Problem zu erklären. Seine Theorie behauptete die Existenz eines universellen Feldes, welches das "Grundmuster" eines Gegenstands kodieren soll. Er nahm zunächst Bezug auf den Begriff des morphogenetischen bzw. Entwicklungsfeldes, den er im Rahmen seiner Hypothese umformulierte, erweiterte und letztlich vollständig veränderte. Nach Sheldrakes Ansicht ist die Existenz einer Form schon ausreichend dafür, dass es für diese Form leichter sei, an irgendeinem anderen Ort zu existieren. Dies nannte Sheldrake 1973 ein ''morphisches Feld''; nach dieser Sichtweise bestünde die Natur möglicherweise nicht aus Naturgesetzen, sondern aus Gewohnheiten.
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Im Gegensatz zum elektromagnetischen Feld als „energetischem Typus der Verursachung“ soll es keine Energie zur Verfügung stellen. Ursprünglich diente die Hypothese eines morphischen Feldes nur als Erklärungsmodell für das genaue Aussehen eines Lebewesens (als Teil seiner Epigenetik) und sollte am Verhalten und der Koordination mit anderen Wesen beteiligt sein.
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Im Gegensatz zum elektromagnetischen Feld als "energetischem Typus der Verursachung" soll es keine Energie zur Verfügung stellen. Ursprünglich diente die Hypothese eines morphischen Feldes nur als Erklärungsmodell für das genaue Aussehen eines Lebewesens (als Teil seiner Epigenetik) und sollte am Verhalten und der Koordination mit anderen Wesen beteiligt sein. Dieses  morphogenetische Feld soll eine Kraft zur Verfügung stellen, welche die Entwicklung eines Organismus steuert, so dass er eine Form annimmt, die anderen Exemplaren seiner Spezies ähnelt. Der Begriff "Morphogenese" stammt von den griechischen Wörtern ''morphe'' (Form) und ''genesis'' (Entstehen, Werden). Ein Rückkoppelungsmechanismus namens '''morphische Resonanz''' soll sowohl zu Veränderungen an diesem Muster führen als auch erklären, warum Menschen während ihrer Entwicklung nicht die Form von Pflanzen annehmen.
Dieses  morphogenetische Feld soll eine Kraft zur Verfügung stellen, welche die Entwicklung eines Organismus steuert, so dass er eine Form annimmt, die anderen Exemplaren seiner Spezies ähnelt. Der Begriff „Morphogenese“ stammt von den griechischen Wörtern ''morphe'' (Form) und ''genesis'' (Entstehen, Werden). Ein Rückkoppelungsmechanismus namens '''morphische Resonanz''' soll sowohl zu Veränderungen an diesem Muster führen als auch erklären, warum Menschen während ihrer Entwicklung nicht die Form von Pflanzen annehmen.
      
==Begründungen==
 
==Begründungen==
Eines von Sheldrakes Beweismitteln war die Arbeit des Forschers William McDougall von der Harvard Universität, der in den 1920er Jahren die Fähigkeit von Ratten untersucht hatte, aus Labyrinthen herauszufinden. Er hatte herausgefunden, dass die Nachkommen von Ratten, die das Labyrinth kannten, schneller hindurch fanden; zuerst brauchten die Ratten 165&nbsp;Fehlversuche, bevor sie jedes Mal ohne Fehler durch das Labyrinth fanden, aber nach einigen Generationen waren es nur noch 20&nbsp;Fehlversuche. McDougall glaubte, dass der Grund dafür in einer Art von Lamarckschem Evolutionsprozess lag. Sheldrake hingegen sah darin den Beweis für die Existenz eines Feldes. Die Ratten, welche das Labyrinth zuerst durchliefen, schufen nach seiner Ansicht ein Lernmuster innerhalb eines „Rattenfeldes“, auf das die Nachkommen dieser Ratten zurückgreifen konnten.
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Eines von Sheldrakes Beweismitteln war die Arbeit des Forschers William McDougall von der Harvard Universität, der in den 1920er Jahren die Fähigkeit von Ratten untersucht hatte, aus Labyrinthen herauszufinden. Er hatte herausgefunden, dass die Nachkommen von Ratten, die das Labyrinth kannten, schneller hindurch fanden; zuerst brauchten die Ratten 165&nbsp;Fehlversuche, bevor sie jedes Mal ohne Fehler durch das Labyrinth fanden, aber nach einigen Generationen waren es nur noch 20&nbsp;Fehlversuche. McDougall glaubte, dass der Grund dafür in einer Art von Lamarckschem Evolutionsprozess lag. Sheldrake hingegen sah darin den Beweis für die Existenz eines Feldes. Die Ratten, welche das Labyrinth zuerst durchliefen, schufen nach seiner Ansicht ein Lernmuster innerhalb eines "Rattenfeldes", auf das die Nachkommen dieser Ratten zurückgreifen konnten.
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Das andere Beweismittel kam aus der Chemie, in der sich ein anderes noch ungeklärtes „Lernverhalten“ bei der Züchtung von Kristallen abspielte. Wenn eine neue chemische Verbindung erstmals hergestellt wird, geht der Kristallisationsprozess langsam vonstatten; wenn andere Forscher das Experiment wiederholen, stellen sie fest, dass der Prozess schneller abläuft. Chemiker schreiben dies der gestiegenen Qualität späterer Experimente zu; die Fehler der früheren Versuche waren schon dokumentiert und wurden nicht erneut begangen. Sheldrake hingegen glaubte, dass dies ein weiteres Beispiel für ein morphogenetisches Feld sei; die Kristalle, die bei den ersten Versuchen gezüchtet worden waren, hätten ein Feld erschaffen, auf das die Kristalle der später durchgeführten Experimente zurückgegriffen hätten.
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Das andere Beweismittel kam aus der Chemie, in der sich ein anderes noch ungeklärtes "Lernverhalten" bei der Züchtung von Kristallen abspielte. Wenn eine neue chemische Verbindung erstmals hergestellt wird, geht der Kristallisationsprozess langsam vonstatten; wenn andere Forscher das Experiment wiederholen, stellen sie fest, dass der Prozess schneller abläuft. Chemiker schreiben dies der gestiegenen Qualität späterer Experimente zu; die Fehler der früheren Versuche waren schon dokumentiert und wurden nicht erneut begangen. Sheldrake hingegen glaubte, dass dies ein weiteres Beispiel für ein morphogenetisches Feld sei; die Kristalle, die bei den ersten Versuchen gezüchtet worden waren, hätten ein Feld erschaffen, auf das die Kristalle der später durchgeführten Experimente zurückgegriffen hätten.
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Seit damals wurde eine Reihe von anderen Beispielen hinzugefügt; sowohl das Verhalten von Affen in Japan beim Putzen ihrer Nahrung als auch die Fähigkeit von europäischen Vögeln, zu lernen, wie man Milchflaschen öffnet, wurden als Beispiele einer „nichtlokalen“ Kraft bei Verhalten und Lernfähigkeit angeboten.
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Seit damals wurde eine Reihe von anderen Beispielen hinzugefügt; sowohl das Verhalten von Affen in Japan beim Putzen ihrer Nahrung als auch die Fähigkeit von europäischen Vögeln, zu lernen, wie man Milchflaschen öffnet, wurden als Beispiele einer "nichtlokalen" Kraft bei Verhalten und Lernfähigkeit angeboten.
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Obwohl Sheldrake in den 1970ern über diese Theorie gesprochen hatte und damit einigermaßen bekannt geworden war, fand die „große Enthüllung“ 1981 statt, als seine Theorie in Buchform unter dem Titel ''A New Science of Life'' veröffentlicht wurde (deutsch: „Das schöpferische Universum. Die Theorie des morphogenetischen Feldes“). Interessanterweise bietet das Buch keine Beispiele zu dem (oben beschriebenen) Sachverhalt an, der Sheldrake überhaupt auf seine Theorie brachte: Stattdessen wurde die Theorie als Erklärung für die Entwicklung von Pflanzen und Tieren angeboten, für die sie jedoch keine Beweise vorlegte. 1988 schrieb er ein weiteres Buch unter dem Titel ''Presence of the Past: A Field Theory of Life.''
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Obwohl Sheldrake in den 1970ern über diese Theorie gesprochen hatte und damit einigermaßen bekannt geworden war, fand die "große Enthüllung" 1981 statt, als seine Theorie in Buchform unter dem Titel ''A New Science of Life'' veröffentlicht wurde (deutsch: ''Das schöpferische Universum. Die Theorie des morphogenetischen Feldes''). Interessanterweise bietet das Buch keine Beispiele zu dem (oben beschriebenen) Sachverhalt an, der Sheldrake überhaupt auf seine Theorie brachte: Stattdessen wurde die Theorie als Erklärung für die Entwicklung von Pflanzen und Tieren angeboten, für die sie jedoch keine Beweise vorlegte. 1988 schrieb er ein weiteres Buch unter dem Titel ''Presence of the Past: A Field Theory of Life.''
    
==Morphische Resonanz==
 
==Morphische Resonanz==
 
Eine weitere von Sheldrake eingeführte Hypothese wurde von ihm ''morphische Resonanz'' bezeichnet.
 
Eine weitere von Sheldrake eingeführte Hypothese wurde von ihm ''morphische Resonanz'' bezeichnet.
Darunter versteht er eine postulierte Interaktion zwischen morphischem Feld und Struktur auf einer Art Feedbackbasis.
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Darunter versteht er eine postulierte Interaktion zwischen morphischem Feld und Struktur auf einer Art Feedbackbasis. Als Beispiel einer ''morphic resonance'' führt Sheldrake aus der Intelligenzforschung den sogenannten Flynn-Effekt an. Gemäß dem Politologen James Flynn steigt der durchschnittliche Intelligenzquotient in den Industrieländern seit Jahrzehnten stetig an. Sheldrake erklärt dies mit Hilfe seiner Hypothese so, dass aus den gelösten Aufgaben der IQ-Tests eine Strategie herausdestilliert und an die nächsten Testpersonen weitergereicht wird, welche somit sukzessive immer bessere Testergebnisse liefern. Über die tatsächlichen Ursachen des Flynn-Effekts wird in der Fachwelt rege diskutiert. Als mögliche Erklärungen werden eine verbesserte Ernährung genannt oder der Umstand, dass die Fähigkeiten, die in einem IQ-Test abgefragt werden, trainierbar sind und über die Jahre in die Lehrpläne von Schulen eingeflossen sind. Wichtig hier ist allerdings, dass die Zunahme Mitte der 1990er zum Erliegen gekommen ist. Unabhängige Studien zeigen, dass der IQ international wieder sinkt, ein Umstand, den Sheldrake geflissentlich übersieht.
Als Beispiel einer ''morphic resonance'' führt Sheldrake aus der Intelligenzforschung den sogenannten Flynn Effekt an. Gemäß dem Politologen James Flynn steigt der durchschnittliche Intelligenzquotient in den Industrieländern seit Jahrzehnten stetig an. Sheldrake erklärt dies mit Hilfe seiner Hypothese so, dass aus den gelösten Aufgaben der IQ Tests eine Strategie herausdestilliert und an die nächsten Testpersonen weitergereicht wird, welche somit sukzessive immer bessere Testergebnisse liefern. Über die tatsächlichen Ursachen des Flynn Effekt wird in der Fachwelt rege diskutiert. Als mögliche Erklärungen werden eine verbesserte Ernährung genannt oder der Umstand, dass die Fähigkeiten, die in einem IQ Test abgefragt werden, trainierbar sind und über die Jahre in die Lehrpläne von Schulen eingeflossen sind. Wichtig hier ist allerdings, dass die Zunahme Mitte der 1990er zum Erliegen gekommen ist. Unabhängige Studien zeigen, dass der IQ international wieder sinkt, ein Umstand, den Sheldrake geflissentlich übersieht.
      
==Kristallisation durch morphische Felder?==
 
==Kristallisation durch morphische Felder?==
Als ein Beispiel für die Wirkung eines „morphischen Feldes" in der Chemie nannte Sheldrake Parameter der Kristallbildung, die bekanntlich durch mehrere Faktoren beeinflusst wird. Laut Sheldrake würde eine einmal eingeleitete Kristallisation ihre ''Information'' dazu an räumlich entfernte Kristallisationsprozesse weiterreichen und diese beschleunigen. Sheldrake verweist in diesem Zusammenhang auch auf einen Anstieg der Schmelztemperatur von synthetisch in Laboren erzeugten Kristallen (etwa der Salycilate). Eine Erklärung für weltweit ansteigende Schmelztemperaturen von Kristallen läßt sich jedoch [[Ockhams Rasiermesser|hypothesensparsamer]] herkömmlich durch Fortschritte bei der Aufreinigung der Ausgangssubstanzen und ein verbessertes Qualitätsmanagement erklären.
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Als ein Beispiel für die Wirkung eines morphischen Feldes in der Chemie nannte Sheldrake Parameter der Kristallbildung, die bekanntlich durch mehrere Faktoren beeinflusst wird. Laut Sheldrake würde eine einmal eingeleitete Kristallisation ihre "Information" dazu an, räumlich entfernte Kristallisationsprozesse weiterreichen und diese beschleunigen. Sheldrake verweist in diesem Zusammenhang auch auf einen Anstieg der Schmelztemperatur von synthetisch in Laboren erzeugten Kristallen (etwa der Salycilate). Eine Erklärung für weltweit ansteigende Schmelztemperaturen von Kristallen läßt sich jedoch [[Ockhams Rasiermesser|hypothesensparsamer]] herkömmlich durch Fortschritte bei der Aufreinigung der Ausgangssubstanzen und ein verbessertes Qualitätsmanagement erklären.
    
==Termiten-Experiment==
 
==Termiten-Experiment==
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Als populärwissenschaftlichen Aufhänger seiner Theorien verwendet Sheldrake häufig Hinweise auf ein angebliches Experiment, das der südafrikanische Naturforscher Eugéne Marais in den 1920er Jahren durchgeführt haben soll: In einen Termitenbau wird ein durchgehender, senkrechter Spalt von mehreren Zentimetern Breite geschlagen, danach wird in dessen Mitte eine über die Ränder hinausragende Stahlplatte fixiert, so dass die beiden Hälften des Baus voneinander getrennt, die Schnittflächen aber noch offen sind. Dies habe nun nicht verhindern können, dass die Termiten auf beiden Seiten der Platte bei der Reparatur des Schnittes ähnliche Bögen errichten, die sich – wäre die Platte nicht – exakt treffen würden. Marais berichtet in seiner Schrift ''The Soul of the White Ant'' zwar über diese angebliche Beobachtung, macht aber keinerlei spezifische Angaben etwa über die Breite des Schnittes etc. Detaillierte Angaben, wie exakt sich die Konstruktionen tatsächlich treffen, liegen nicht vor. Sheldrake gibt freimütig zu, das Experiment sei nie wiederholt worden – wie weit es jemals überhaupt durchgeführt wurde, erscheint aufgrund der unpräzisen Schilderungen Marais' höchst fraglich.
 
Als populärwissenschaftlichen Aufhänger seiner Theorien verwendet Sheldrake häufig Hinweise auf ein angebliches Experiment, das der südafrikanische Naturforscher Eugéne Marais in den 1920er Jahren durchgeführt haben soll: In einen Termitenbau wird ein durchgehender, senkrechter Spalt von mehreren Zentimetern Breite geschlagen, danach wird in dessen Mitte eine über die Ränder hinausragende Stahlplatte fixiert, so dass die beiden Hälften des Baus voneinander getrennt, die Schnittflächen aber noch offen sind. Dies habe nun nicht verhindern können, dass die Termiten auf beiden Seiten der Platte bei der Reparatur des Schnittes ähnliche Bögen errichten, die sich – wäre die Platte nicht – exakt treffen würden. Marais berichtet in seiner Schrift ''The Soul of the White Ant'' zwar über diese angebliche Beobachtung, macht aber keinerlei spezifische Angaben etwa über die Breite des Schnittes etc. Detaillierte Angaben, wie exakt sich die Konstruktionen tatsächlich treffen, liegen nicht vor. Sheldrake gibt freimütig zu, das Experiment sei nie wiederholt worden – wie weit es jemals überhaupt durchgeführt wurde, erscheint aufgrund der unpräzisen Schilderungen Marais' höchst fraglich.
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Eine weitere Beobachtung Marais', auf die Sheldrake häufiger rekurriert, nämlich das Einstellen jeglicher Tätigkeit des Termitenvolkes beim Tod der Königin, ist in der Tat nachweisbar. Die Wissenschaft führt dies heute in der Regel auf (messbare) Pheromonausscheidungen der Königin zurück. Einfache Belege für das Vorkommen solcher Ordnungen ohne genetische, quasi mechanische Implikation sind omnipräsente biologische Muster die dem goldenen Schnitt oder harmonischen Mustern folgen. Gemäß seiner Theorie der Formbildungsursachen ist in den morphischen Feldern ein Gedächtnis enthalten, das sie durch den Vorgang der morphischen Resonanz erworben haben. Danach hat jede Art von Dingen ein „kollektives Gedächtnis“.
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Eine weitere Beobachtung Marais', auf die Sheldrake häufiger rekurriert, nämlich das Einstellen jeglicher Tätigkeit des Termitenvolkes beim Tod der Königin, ist in der Tat nachweisbar. Die Wissenschaft führt dies heute in der Regel auf (messbare) Pheromonausscheidungen der Königin zurück. Einfache Belege für das Vorkommen solcher Ordnungen ohne genetische, quasi mechanische Implikation sind omnipräsente biologische Muster die dem goldenen Schnitt oder harmonischen Mustern folgen. Gemäß seiner Theorie der Formbildungsursachen ist in den morphischen Feldern ein Gedächtnis enthalten, das sie durch den Vorgang der morphischen Resonanz erworben haben. Danach hat jede Art von Dingen ein "kollektives Gedächtnis".
    
Sheldrakes Kernaussage, in der er einige Ideen Marais aufgreift, ist die, dass es einen übergeordneten Plan geben müsse, nach dem die Termiten konstruieren. Da dieser gigantische Plan nicht in der kleinen Termite selbst sein könne, müsse er außerhalb zu suchen sein. Was Marais wie Sheldrake dabei übersehen, ist das Prinzip der bedingten Wahrscheinlichkeiten: Kleine Änderungen, die nach bestimmten Regeln verlaufen, führen in ihrer Addition zu einer hohen Komplexität, ohne dass ein Gesamtplan überhaupt vorliegen muss.
 
Sheldrakes Kernaussage, in der er einige Ideen Marais aufgreift, ist die, dass es einen übergeordneten Plan geben müsse, nach dem die Termiten konstruieren. Da dieser gigantische Plan nicht in der kleinen Termite selbst sein könne, müsse er außerhalb zu suchen sein. Was Marais wie Sheldrake dabei übersehen, ist das Prinzip der bedingten Wahrscheinlichkeiten: Kleine Änderungen, die nach bestimmten Regeln verlaufen, führen in ihrer Addition zu einer hohen Komplexität, ohne dass ein Gesamtplan überhaupt vorliegen muss.
    
==Bewertung==
 
==Bewertung==
Sheldrakes Annahme der morphischen Felder wird als [[Pseudowissenschaft]] eingestuft, weil wesentliche Anforderungen der Wissenschaftlichkeit (Kriterien zur Falsifizierbarkeit, Verifizierbarkeit der Experimente) nicht eingehalten werden. Die Felder können derzeit nur als Hypothese bezeichnet werden, aus der jedoch keine naturwissenschaftliche Theorie hervorgegangen ist. Diverse Forschergruppen beschäftigen sich zwar durchaus ernsthaft mit einem angeblichen Phänomen eines „globalen Bewusstseins“, auch mit Gedankenübertragung etc. Ihre häufig nur minimal signifikanten, bisher noch nicht ausreichend überprüften und im Fall des globalen Bewusstseins kaum gesicherten Ergebnisse werden von Kritikern nicht als Beweise für die angebliche Existenz „morphischer Resonanz“ anerkannt, jedoch von Sheldrakes Anhängern bereits als Beweise angesehen. Darüber hinaus setzen Forscher, die über die Existenz eines „globalen Bewusstseins“ spekulieren, das Vorhandensein morphischer Felder nicht zwingend voraus. Die Gemeinschaft der Wissenschaftler ist generell skeptisch, wenn eine „Theorie von Allem“ veröffentlicht wird.
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Sheldrakes Annahme der morphischen Felder wird als [[Pseudowissenschaft]] eingestuft, weil wesentliche Anforderungen der Wissenschaftlichkeit (Kriterien zur Falsifizierbarkeit, Verifizierbarkeit der Experimente) nicht eingehalten werden. Die Felder können derzeit nur als Hypothese bezeichnet werden, aus der jedoch keine naturwissenschaftliche Theorie hervorgegangen ist. Diverse Forschergruppen beschäftigen sich zwar durchaus ernsthaft mit einem angeblichen Phänomen eines "globalen Bewusstseins", auch mit Gedankenübertragung etc. Ihre häufig nur minimal signifikanten, bisher noch nicht ausreichend überprüften und im Fall des globalen Bewusstseins kaum gesicherten Ergebnisse werden von Kritikern nicht als Beweise für die angebliche Existenz "morphischer Resonanz" anerkannt, jedoch von Sheldrakes Anhängern bereits als Beweise angesehen. Darüber hinaus setzen Forscher, die über die Existenz eines "globalen Bewusstseins" spekulieren, das Vorhandensein morphischer Felder nicht zwingend voraus. Die Gemeinschaft der Wissenschaftler ist generell skeptisch, wenn eine "Theorie von Allem" veröffentlicht wird.
    
Das gilt umso mehr, wenn eine solche Theorie nicht in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht wird, sondern in einem Buch, das sich an Laien richtet. Ein weiterer Grund für Skepsis liegt vor, wenn der Autor seine Erkenntnisse zu einem Forschungsgebiet anbietet, in dem er keine direkte Erfahrung hat. Bei ''A New Science of Life'' waren alle drei Kriterien erfüllt, und das Buch wurde auf breiter Front zurückgewiesen. Sheldrake scheint im Laufe der Zeit zunehmend desillusioniert von der Reaktion aus der Welt der Wissenschaften zu sein, die er (beispielsweise auf seiner Webseite) heutzutage als eine engstirnige Bürokratie ablehnt.
 
Das gilt umso mehr, wenn eine solche Theorie nicht in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht wird, sondern in einem Buch, das sich an Laien richtet. Ein weiterer Grund für Skepsis liegt vor, wenn der Autor seine Erkenntnisse zu einem Forschungsgebiet anbietet, in dem er keine direkte Erfahrung hat. Bei ''A New Science of Life'' waren alle drei Kriterien erfüllt, und das Buch wurde auf breiter Front zurückgewiesen. Sheldrake scheint im Laufe der Zeit zunehmend desillusioniert von der Reaktion aus der Welt der Wissenschaften zu sein, die er (beispielsweise auf seiner Webseite) heutzutage als eine engstirnige Bürokratie ablehnt.
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In der [[New-Age]]-Szene jedoch wurde sein Werk berühmt; man fand es wegen seiner „ganzheitlichen“ Weltsicht interessant, und man sah darin ein Beispiel dafür, wie ein „echter Wissenschaftler“ von der Gemeinschaft der Wissenschaftler herabgesetzt wurde.
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In der [[New-Age]]-Szene jedoch wurde sein Werk berühmt; man fand es wegen seiner "ganzheitlichen" Weltsicht interessant, und man sah darin ein Beispiel dafür, wie ein "echter Wissenschaftler" von der Gemeinschaft der Wissenschaftler herabgesetzt wurde.
    
Seither hat sich Sheldrake von seiner Arbeit über morphogenetische Felder entfernt. Er hält es zwar immer noch für die Grundlage seiner Arbeit, aber seine Veröffentlichungen der letzten Zeit haben wenig damit zu tun.
 
Seither hat sich Sheldrake von seiner Arbeit über morphogenetische Felder entfernt. Er hält es zwar immer noch für die Grundlage seiner Arbeit, aber seine Veröffentlichungen der letzten Zeit haben wenig damit zu tun.
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
* [http://www.sheldrake.org/deutsche/morfeld.html Sheldrakes offiz. Website über Morphische Felder]
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* [http://www.sheldrake.org/deutsche/morfeld.html Sheldrakes Website über Morphische Felder]
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Morphogenetische_Felder Wikipedia]
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Morphogenetische_Felder Wikipedia]
 
* http://www.gwup.org/component/content/article/107-sonstige-themen/777-felder-ohne-fruechte
 
* http://www.gwup.org/component/content/article/107-sonstige-themen/777-felder-ohne-fruechte
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* http://www.skepdic.com/morphicres.html
 
* http://www.skepdic.com/morphicres.html
    
[[category:Pseudowissenschaft]]
 
[[category:Pseudowissenschaft]]
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