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Die '''Operation INFEKTION''' (auch unter dem Decknamen "Operation VORWÄRTS&nbsp;II" oder Aktion DENVER<ref>https://www.wilsoncenter.org/blog-post/operation-denver-kgb-and-stasi-disinformation-regarding-aids</ref> bekannt<ref>Decknamen dienstlicher Operationen werden traditionell in Großbuchstaben geschrieben</ref>) war der Deckname eines erfolgreichen Desinformationsprogramms ("aktive Massnahme" - AM) der Geheimdienste KGB und MfS (HV A/X) der 1980er Jahre zu einer angeblich künstlichen Herkunft des HI-Virus (Erreger von AIDS). Beteiligt war auch der bulgarische und teilweise der chechoslowakische Geheimdienst. Den Diensten gelang es, über Jahre hinweg Gerüchte zu verbreiten, nach denen das HIV im Rahmen eines Biowaffenprogramms in einer militärischen Forschungsstation in den USA entstanden und ''außer Kontrolle'' geraten sei. Die Operation INFEKTION ist den historischen [[Verschwörungstheorien zu AIDS]] zuzuordnen.
 
Die '''Operation INFEKTION''' (auch unter dem Decknamen "Operation VORWÄRTS&nbsp;II" oder Aktion DENVER<ref>https://www.wilsoncenter.org/blog-post/operation-denver-kgb-and-stasi-disinformation-regarding-aids</ref> bekannt<ref>Decknamen dienstlicher Operationen werden traditionell in Großbuchstaben geschrieben</ref>) war der Deckname eines erfolgreichen Desinformationsprogramms ("aktive Massnahme" - AM) der Geheimdienste KGB und MfS (HV A/X) der 1980er Jahre zu einer angeblich künstlichen Herkunft des HI-Virus (Erreger von AIDS). Beteiligt war auch der bulgarische und teilweise der chechoslowakische Geheimdienst. Den Diensten gelang es, über Jahre hinweg Gerüchte zu verbreiten, nach denen das HIV im Rahmen eines Biowaffenprogramms in einer militärischen Forschungsstation in den USA entstanden und ''außer Kontrolle'' geraten sei. Die Operation INFEKTION ist den historischen [[Verschwörungstheorien zu AIDS]] zuzuordnen.
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Laut amerikanischen Analysten folgte die Kampagne einem ihnen bekannten Muster, nämlich gezielt Zeitungsartikel in Ländern der Dritten Welt oder in Publikationen anderer kommunistischer Staaten zu platzieren, um sich dann darauf als Quelle berufen zu können.<ref>Andres Vaart, Thomas Boghardt, Terrence J Finnegan, Mark T Clark, Brian Janiskee, David Robarge, Hayden Peake, Kenneth A Daigler: ''Operation INFEKTION - Soviet Bloc Intelligence and Its AIDS Disinformation Campaign'', Journal of the American Intelligence Professional, Volume 53, Heft 4, Dezember 2009</ref>
 
Laut amerikanischen Analysten folgte die Kampagne einem ihnen bekannten Muster, nämlich gezielt Zeitungsartikel in Ländern der Dritten Welt oder in Publikationen anderer kommunistischer Staaten zu platzieren, um sich dann darauf als Quelle berufen zu können.<ref>Andres Vaart, Thomas Boghardt, Terrence J Finnegan, Mark T Clark, Brian Janiskee, David Robarge, Hayden Peake, Kenneth A Daigler: ''Operation INFEKTION - Soviet Bloc Intelligence and Its AIDS Disinformation Campaign'', Journal of the American Intelligence Professional, Volume 53, Heft 4, Dezember 2009</ref>
   
==Einzelheiten zur Segal-Hypothese==
 
==Einzelheiten zur Segal-Hypothese==
[[image:Fort_Detrick.jpg|Eingang Fort Detrick|left|thumb]]
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[[image:Fort_Detrick_P4.jpg|Forschung an Ebola-Viren in einem P4-Labor in Fort Detrick (Bild: IRD/Jean-Jacques Lemasson)|thumb]]
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[[image:HIVstammbaum.jpg|Aktuelle Erkenntnisse zu den Stammbäumen von HIV1/2 und SIV|250px|left|thumb]]
   
Laut Behauptungen von Jakob Segal (ehemaliger Direktor des Instituts für Physiologie an der Humboldt-Universität) sei es als wahrscheinlich anzunehmen, dass das HIV Ergebnis militärischer Biowaffenforschung unter dem Decknamen "MK NAOMI"  sei. Entstanden sei das Virus in einem Sicherheits-P4-Labor (''Gebäude&nbsp;550'') des "United States Army Medical Research Institute of Infectious Diseases" (USAMRIID) in Fort Detrick im US-Bundesstaat Maryland. Im Jahr 1977 wurde dort ein P4-Labor der höchsten Sicherheitsstufe errichtet, wenige Jahre vor dem Auftreten der ersten AIDS-Fälle in den USA. Segal geht von der Annahme einer engen Verwandtschaft zwischen HI-Virus einerseits und dem Maedi-Visna-Virus der Schafe andererseits (ebenfalls ein Lentivirus und retrovirus) aus. Eine weitere Ähnlichkeit sah er zum HTLV-1-Virus und ging davon aus, dass das HI-Virus in Fort Detrick als Produkt gentechnischer Forschung zwischen Ende 1977 und Anfang 1978 entstanden sei. Nach der geglückten Erschaffung des HI-Virus sei dieses an Strafgefangenen getestet worden. Viele von diesen seien während ihrer Haftzeit homosexuell geworden und hätten nach ihrer Freilassung Gleichgesinnte gesucht, auf die sie dann unwissentlich die Erreger übertragen hätten.
 
Laut Behauptungen von Jakob Segal (ehemaliger Direktor des Instituts für Physiologie an der Humboldt-Universität) sei es als wahrscheinlich anzunehmen, dass das HIV Ergebnis militärischer Biowaffenforschung unter dem Decknamen "MK NAOMI"  sei. Entstanden sei das Virus in einem Sicherheits-P4-Labor (''Gebäude&nbsp;550'') des "United States Army Medical Research Institute of Infectious Diseases" (USAMRIID) in Fort Detrick im US-Bundesstaat Maryland. Im Jahr 1977 wurde dort ein P4-Labor der höchsten Sicherheitsstufe errichtet, wenige Jahre vor dem Auftreten der ersten AIDS-Fälle in den USA. Segal geht von der Annahme einer engen Verwandtschaft zwischen HI-Virus einerseits und dem Maedi-Visna-Virus der Schafe andererseits (ebenfalls ein Lentivirus und retrovirus) aus. Eine weitere Ähnlichkeit sah er zum HTLV-1-Virus und ging davon aus, dass das HI-Virus in Fort Detrick als Produkt gentechnischer Forschung zwischen Ende 1977 und Anfang 1978 entstanden sei. Nach der geglückten Erschaffung des HI-Virus sei dieses an Strafgefangenen getestet worden. Viele von diesen seien während ihrer Haftzeit homosexuell geworden und hätten nach ihrer Freilassung Gleichgesinnte gesucht, auf die sie dann unwissentlich die Erreger übertragen hätten.
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===MKNAOMI===
 
===MKNAOMI===
 
Segal bezog sich bei seinen Vermutungen zur HIV-Herkunft auf ein tatsächlich stattgefundenes Programm der CIA mit dem Decknamen "MKNAOMI". Dieses entstand im Mai 1952 und endete am 25. November 1969, als US-Präsident Richard Nixon per "presidential order" jegliche Forschung zu biologischen Waffen verbot und das Programm MKNAOMI beendet wurde. Das tatsächliche Ende des Programms MKNAOMI war der 18. Februar 1970. Zuvor war unter diesem Decknamen nach einsetzbaren Waffensystemen mit biologischem Material geforscht worden. Ziel war es, Gegner zu töten oder kampfunfähig zu machen. Zu den zusammen mit der U.S. Army (SOC) entwickelten Waffen der CIA (TSD-Abteilung) gehörten beispielsweise vergiftete Pfeile, die aus Schusswaffen verschossen werden konnten.
 
Segal bezog sich bei seinen Vermutungen zur HIV-Herkunft auf ein tatsächlich stattgefundenes Programm der CIA mit dem Decknamen "MKNAOMI". Dieses entstand im Mai 1952 und endete am 25. November 1969, als US-Präsident Richard Nixon per "presidential order" jegliche Forschung zu biologischen Waffen verbot und das Programm MKNAOMI beendet wurde. Das tatsächliche Ende des Programms MKNAOMI war der 18. Februar 1970. Zuvor war unter diesem Decknamen nach einsetzbaren Waffensystemen mit biologischem Material geforscht worden. Ziel war es, Gegner zu töten oder kampfunfähig zu machen. Zu den zusammen mit der U.S. Army (SOC) entwickelten Waffen der CIA (TSD-Abteilung) gehörten beispielsweise vergiftete Pfeile, die aus Schusswaffen verschossen werden konnten.
   
==Verlauf der Kampagne==
 
==Verlauf der Kampagne==
[[image:Segal9.jpg|left|thumb]]
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[[image:OP INFEKTION Patriot.jpg|indischer Patriot vom 17. Juli 1983|300px|thumb]]
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[[image:Segal30.jpg|Artikel in indischer Zeitung|300px|thumb]]
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[[image:Segal31.jpg|Artikel in indischer Zeitung|300px|thumb]]
   
Am 30.&nbsp;Oktober 1985 erschien ein Artikel zum Thema mit dem Titel "Panik im Westen — oder: Was steckt hinter der AIDS-Sensation" in der russischen "Literaturnaja Gazeta", in dem behauptet wurde, dass AIDS ein Produkt US-amerikanischer Biowaffenforschung gewesen sei, und infizierte amerikanische Soldaten hätten sodann das Virus als eine Art Versuchskaninchen weltweit verbreitet. Man berief sich dabei ausdrücklich auf den Leserbrief an den indischen "Patriot".<ref>Zapevalov,V. 1985, "Panik im Westen – oder: Was steckt hinter der AIDS-Sensation" (in Russisch), Literaturnaja Gaseta, 30.&nbsp;Oktober 1985</ref>
 
Am 30.&nbsp;Oktober 1985 erschien ein Artikel zum Thema mit dem Titel "Panik im Westen — oder: Was steckt hinter der AIDS-Sensation" in der russischen "Literaturnaja Gazeta", in dem behauptet wurde, dass AIDS ein Produkt US-amerikanischer Biowaffenforschung gewesen sei, und infizierte amerikanische Soldaten hätten sodann das Virus als eine Art Versuchskaninchen weltweit verbreitet. Man berief sich dabei ausdrücklich auf den Leserbrief an den indischen "Patriot".<ref>Zapevalov,V. 1985, "Panik im Westen – oder: Was steckt hinter der AIDS-Sensation" (in Russisch), Literaturnaja Gaseta, 30.&nbsp;Oktober 1985</ref>
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==Das Interview mit Stefan Heym in der "taz" vom 18.&nbsp;Februar 1987==
 
==Das Interview mit Stefan Heym in der "taz" vom 18.&nbsp;Februar 1987==
[[image:taz1987.jpg|Artikel in "Die Tageszeitung", 1987|left|thumb]]
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[[image:Segal40.jpg|Buch von Kuno Kruse (1987)|thumb]]
   
Einen medialen Durchbruch erfuhren Jakob Segals Hypothesen in (West-)Deutschland erst mit einem Interview, das Jakob Segal dem DDR-Buchautor Stefan Heym in der Westberliner "Die Tageszeitung" am 18.&nbsp;Februar 1987 gewährte. Die Ehepaare Heym und Segal waren befreundet. Nach vorliegenden Zeugenaussagen muss hier angenommen werden, dass das Ministerium für Staatssicherheit der DDR steuernd im Hintergrund tätig war. Der damalige taz-Feuilletonredakteur Arno Widmann war von einem Mitarbeiter des DDR-Außenministeriums angesprochen worden und besuchte Stefan Heym in Berlin-Grünau. Heym präsentierte das fertige Manuskript und bot es zur Veröffentlichung an - oder die taz solle es eben bleiben lassen. "Spiegel" und "Zeit" hatten bereits abgewinkt. Der Biologielaie Widman habe dann entschieden, es sei "besser, einen Heym im Original im Blatt zu haben als keinen Heym", so Widmann im Rückblick. Das eigentliche Interview von Stefan Heym stammte vom 1.&nbsp;November 1986.
 
Einen medialen Durchbruch erfuhren Jakob Segals Hypothesen in (West-)Deutschland erst mit einem Interview, das Jakob Segal dem DDR-Buchautor Stefan Heym in der Westberliner "Die Tageszeitung" am 18.&nbsp;Februar 1987 gewährte. Die Ehepaare Heym und Segal waren befreundet. Nach vorliegenden Zeugenaussagen muss hier angenommen werden, dass das Ministerium für Staatssicherheit der DDR steuernd im Hintergrund tätig war. Der damalige taz-Feuilletonredakteur Arno Widmann war von einem Mitarbeiter des DDR-Außenministeriums angesprochen worden und besuchte Stefan Heym in Berlin-Grünau. Heym präsentierte das fertige Manuskript und bot es zur Veröffentlichung an - oder die taz solle es eben bleiben lassen. "Spiegel" und "Zeit" hatten bereits abgewinkt. Der Biologielaie Widman habe dann entschieden, es sei "besser, einen Heym im Original im Blatt zu haben als keinen Heym", so Widmann im Rückblick. Das eigentliche Interview von Stefan Heym stammte vom 1.&nbsp;November 1986.
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==Die Beteiligung der Nachrichtendienste==
 
==Die Beteiligung der Nachrichtendienste==
[[image:Vasili_Mitrokhin.jpg|Vasili Mitrokhin|thumb]]
   
Glaubt man einem Artikel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 18.&nbsp;Dezember 1990, so war die Desinformationskampagne vom "Dienst&nbsp;A" der "Ersten Hauptverwaltung" des sowjetischen KGB organisiert, der Abteilung für "dezinformatsiya" (Desinformation). Zweck könne es gewesen sein, von eigenen, sowjetischen Biowaffenforschungen abzulenken. Auch sollte wohl Mißtrauen in die Politik der Regierung der Vereinigten Staaten geschürt werden. Im Endeffekt ist durch die Kampagne keinerlei Vorteil für die AIDS-Betroffenen erkennbar.   
 
Glaubt man einem Artikel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 18.&nbsp;Dezember 1990, so war die Desinformationskampagne vom "Dienst&nbsp;A" der "Ersten Hauptverwaltung" des sowjetischen KGB organisiert, der Abteilung für "dezinformatsiya" (Desinformation). Zweck könne es gewesen sein, von eigenen, sowjetischen Biowaffenforschungen abzulenken. Auch sollte wohl Mißtrauen in die Politik der Regierung der Vereinigten Staaten geschürt werden. Im Endeffekt ist durch die Kampagne keinerlei Vorteil für die AIDS-Betroffenen erkennbar.   
  
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