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| Als erste Ursachen für AIDS wurden das Cytomegalie-Virus (CMV), wegen seiner Assoziation mit Immunsuppression, und das Epstein-Barr-Virus (EBV), das eine Affinität zu Lymphozyten hat, verdächtigt <ref>Gottlieb MS, Schroff R, Schanker HM, Weisman JD: Pneumocystis carinii pneumonia and mucosal candidiasis in previously healthy homosexual men: evidence of a new acquired cellular immunodeficiency. N Engl J Med, 305, 1425-1431, 1981 </ref><ref>Hymes KB, Cheung T, Greene JB, Prose NS, et al. Kaposi's sarcoma in homosexual men--a report of eight cases. Lancet, II, 598-600, 1981 </ref><ref>CDC. Pneumocytsis carinii pneumonia among persons with hemophilia A. MMWR, 31, 365-367, 1982d </ref>. Allerdings war AIDS eine neue Erkrankung, diese beiden Viren sind aber international weit verbreitet. | | Als erste Ursachen für AIDS wurden das Cytomegalie-Virus (CMV), wegen seiner Assoziation mit Immunsuppression, und das Epstein-Barr-Virus (EBV), das eine Affinität zu Lymphozyten hat, verdächtigt <ref>Gottlieb MS, Schroff R, Schanker HM, Weisman JD: Pneumocystis carinii pneumonia and mucosal candidiasis in previously healthy homosexual men: evidence of a new acquired cellular immunodeficiency. N Engl J Med, 305, 1425-1431, 1981 </ref><ref>Hymes KB, Cheung T, Greene JB, Prose NS, et al. Kaposi's sarcoma in homosexual men--a report of eight cases. Lancet, II, 598-600, 1981 </ref><ref>CDC. Pneumocytsis carinii pneumonia among persons with hemophilia A. MMWR, 31, 365-367, 1982d </ref>. Allerdings war AIDS eine neue Erkrankung, diese beiden Viren sind aber international weit verbreitet. |
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− | Vergleichende Studien serologischer Untersuchungen zeigten keine Gründe, diesen Viren oder anderen bekannten Erregern eine auslösende Rolle zuzuordnen <ref>Rogers MF, Morens DM, Stewart JA, Kaminski RM: National case-control study of Kaposi's sarcoma and Pneumocystis carinii pneumonia in homosexual men: part 2. Laboratory results. Ann Intern Med, 99, 151-157, 1983 </ref>. Außerdem unterschieden sich diese isolierten Viren von AIDS-Patienten nicht signifikant von den Viren-Stämmen in gesunden Menschen oder von Viren-Stämmen, die man vor Ausbruch von AIDS gefunden hatte <ref>AMA (American Medical Association), Council on Scientific Affairs: The acquired immunodeficiency syndrome (commentary). JAMA 252, 2037-2043, 1984 </ref>. | + | Vergleichende Studien serologischer Untersuchungen zeigten keine Gründe, diesen Viren oder anderen bekannten Erregern eine auslösende Rolle zuzuordnen <ref>Rogers MF, Morens DM, Stewart JA, Kaminski RM: National case-control study of Kaposi's sarcoma and Pneumocystis carinii pneumonia in homosexual men: part 2. Laboratory results. Ann Intern Med, 99, 151-157, 1983 </ref>. Außerdem unterschieden sich diese isolierten Viren von AIDS-Patienten nicht signifikant von den Viren-Stämmen in gesunden Menschen oder von Viren-Stämmen, die man vor Ausbruch von AIDS gefunden hatte <ref>AMA (American Medical Association), Council on Scientific Affairs: The acquired immunodeficiency syndrome (commentary). JAMA 252, 2037-2043,1984</ref>. |
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− | Die Retrovirus-Theorie bestätigt sich: Bis 1983 hatten sich einige Forschungsgruppen auf Retroviren als Auslöser von AIDS konzentriert (Gallo and Montagnier 1987). Zwei kurz zuvor entdeckte Retroviren, HTLV-I und HTLV-II, waren die einzig bekannten Viren, die bevorzugt T-Helfer-Zellen befallen - jene Zellen, die bei den AIDS-Patienten zerstört werden (Gallo and Reitz 1982, Popovic et al. 1984). | + | Die Retrovirus-Theorie bestätigt sich: Bis 1983 hatten sich einige Forschungsgruppen auf Retroviren als Auslöser von AIDS konzentriert <ref># Gallo RC, Montagnier L. The chronology of AIDS research. Nature, 326, 435-436, 1987 </ref>. Zwei kurz zuvor entdeckte Retroviren, HTLV-I und HTLV-II, waren die einzig bekannten Viren, die bevorzugt T-Helfer-Zellen befallen - jene Zellen, die bei den AIDS-Patienten zerstört werden <ref>Gallo RC, Reitz MS Jr: Human retroviruses and adult T-cell leukemia-lymphoma. J Natl Cancer Inst 69, 1209-1214, 1982 </ref><ref>Popovic M, Sarngadharan MG, Read E, Gallo RC: Detection, isolation and continuous production of cytopathic retroviruses (HTLV-III) from patients with AIDS and pre-AIDS. Science, 224, 497-500, 1984 </ref>. |
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− | Der Übertragungsweg von HTLV war ähnlich zu dem bei AIDS-Patienten beobachteten: HTLV wurde durch Sexualkontakt, Kontakt mit infiziertem Blut oder von Mutter auf das Kind übertragen (Essex 1982; Gallo and Reitz 1982). Zudem war HTLV-I dafür bekannt, eine leichte Immunsuppression zu verursachen, und ein verwandtes Virus, das Lymphotrope feline Leukämie-Virus (FeLV), verursachte eine tödliche Immunsuppression bei Katzen (Essex et al. 1975). | + | Der Übertragungsweg von HTLV war ähnlich zu dem bei AIDS-Patienten beobachteten: HTLV wurde durch Sexualkontakt, Kontakt mit infiziertem Blut oder von Mutter auf das Kind übertragen<ref>Essex M: Adult T-cell leukemia/lymphoma: role of a human retrovirus. J Natl Cancer Inst 1982;69:981. Francis DP, Curran JW, Essex M.</ref><ref>Gallo RC, Reitz MS Jr: Human retroviruses and adult T-cell leukemia-lymphoma. J Natl Cancer Inst 69, 1209-1214, 1982 </ref>. Zudem war HTLV-I dafür bekannt, eine leichte Immunsuppression zu verursachen, und ein verwandtes Virus, das Lymphotrope feline Leukämie-Virus (FeLV), verursachte eine tödliche Immunsuppression bei Katzen <ref>Essex M, Hardy WJ Jr, Cotter SM, Jakowski RM, Sliski A: Naturally occurring persistent feline oncornavirus infections in the absence of disease. Infect Immun, 11, 470-475,1975 </ref>. |
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− | Im Mai 1983 wurde der erste Bericht veröffentlicht, der den Zusammenhang zwischen einem Retrovirus und AIDS bewies (Barre-Sinoussi et al. 1983). Dieses Virus wurde später als Lymphadenopathie-assoziiertes Virus (LAV) bekannt. Die französische Forschergruppe berichtete, dass LAV tropisch für T-Helferzellen war, in denen es wuchs und den Zelltod verursachte (Klatzmann et al. 1984; Montagnier et al. 1984). | + | Im Mai 1983 wurde der erste Bericht veröffentlicht, der den Zusammenhang zwischen einem Retrovirus und AIDS bewies <ref>Barre-Sinoussi F, Chermann JC, Rey F, Nugeyre MT: Isolation of a T-lymphotropic retrovirus from a patient at risk for acquired immune deficiency syndrome (AIDS). Science, 220, 868-871, 1983 </ref>. Dieses Virus wurde später als Lymphadenopathie-assoziiertes Virus (LAV) bekannt. Die französische Forschergruppe berichtete, dass LAV tropisch für T-Helferzellen war, in denen es wuchs und den Zelltod verursachte <ref>Klatzmann et al. 1984</ref><ref>Montagnier L: A new lymphotropic retrovirus: characterization and possible role in lymphadenopathy and acquired immune deficiency syndromes. In: Gallo RC, et al., eds. Human T-cell Leukemia/Lymphoma Virus. Cold Spring Harbor, NY: Cold Spring Harbor Laboratory, S. 363-379, 1984 </ref>. |
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− | Im Jahr 1984 kamen eine erheblich Menge neuer Daten hinzu, die den Beweis der retroviralen Ätiologie von AIDS erhärteten. Forscher des National Institute of Health berichteten die Isolation eines zytopathischen T-lymphotropen Virus aus 48 Patienten, von denen 18 kurz vor Ausbruch von AIDS standen, drei klinisch unauffällige Mütter von AIDS-kranken Kindern, 26 Erwachsene und Kinder mit AIDS und ein gesunder Homosexueller, bei dem später AIDS ausbrach (Gallo et al. 1984). Das Virus wurde HTLV-III genannt und konnte bei keinem von 115 gesunden heterosexuellen Probanden nachgewiesen werden. | + | Im Jahr 1984 kamen eine erheblich Menge neuer Daten hinzu, die den Beweis der retroviralen Ätiologie von AIDS erhärteten. Forscher des National Institute of Health berichteten die Isolation eines zytopathischen T-lymphotropen Virus aus 48 Patienten, von denen 18 kurz vor Ausbruch von AIDS standen, drei klinisch unauffällige Mütter von AIDS-kranken Kindern, 26 Erwachsene und Kinder mit AIDS und ein gesunder Homosexueller, bei dem später AIDS ausbrach <ref>Gallo RC, Salahuddin SZ, Popovic M, Shearer GM: Frequent detection and isolation of cytopathic retroviruses (HTLV-III) from patients with AIDS and at risk for AIDS. Science, 224, 500-503, 1984 </ref>. Das Virus wurde HTLV-III genannt und konnte bei keinem von 115 gesunden heterosexuellen Probanden nachgewiesen werden. |
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− | Antikörper auf HTLV-III-Antigene wurden in Serum-Proben von 88% dieser 48 Patienten mit AIDS, in 79% von 14 Homosexuellen im Vorstadium von AIDS und in weniger als 1% von Hunderten gesunder heterosexueller Probanden (Sarngadharan et al. 1984) gefunden. | + | Antikörper auf HTLV-III-Antigene wurden in Serum-Proben von 88% dieser 48 Patienten mit AIDS, in 79% von 14 Homosexuellen im Vorstadium von AIDS und in weniger als 1% von Hunderten gesunder heterosexueller Probanden <ref>Sarngadharan MG, Popovic M, Bruch L, Schupbach J, Gallo RC: Antibodies reactive with human T-lymphotropic retroviruses (HTLV-III) in the serum of patients with AIDS. Science, 224, 506-508, 1984</ref> gefunden. |
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− | Kurz danach wurden 100% (nämlich 34 von 34) AIDS-Patienten als positiv für HTLV-III-Antikörper getestet, während in der gleichen Studie keiner der 14 Probanden aus der Kontrollgruppe solche Antikörper hatten (Safai et al. 1984). | + | Kurz danach wurden 100% (nämlich 34 von 34) AIDS-Patienten als positiv für HTLV-III-Antikörper getestet, während in der gleichen Studie keiner der 14 Probanden aus der Kontrollgruppe solche Antikörper hatten <ref>Safai B: Kaposi's sarcoma: a review of classical and epidemic forms. Ann NY Acad Sci, 437, 373-382, 1984a</ref>. |
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− | In einer Studie in England wurden sowohl 30 von 31 AIDS-Patienten, als auch 110 von 124 Patienten mit generalisierter Lymphadenopathie als seropositiv für HTLV-III-Antikörper getestet (Cheingsong-Popov et al. 1984). Hingegen wurden keine HTLV-III-Antikörper in mehr als 1000 zufällig ausgesuchten Blutspenden entdeckt. | + | In einer Studie in England wurden sowohl 30 von 31 AIDS-Patienten, als auch 110 von 124 Patienten mit generalisierter Lymphadenopathie als seropositiv für HTLV-III-Antikörper getestet <ref>Cheingsong-Popov R, Weiss RA, Dalgleish A, Tedder RS: Prevalence of antibody to human T-lymphotropic virus type III in AIDS and AIDS-risk patients in Britain. Lancet, II, 477-480, 1984 </ref>. Hingegen wurden keine HTLV-III-Antikörper in mehr als 1000 zufällig ausgesuchten Blutspenden entdeckt. |
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| Zur gleichen Zeit wurde HTLV-III aus dem Sperma von Patienten mit AIDS isoliert (Zagury et al. 1984, Ho et al., 1984), wodurch die epidemiologischen Daten bestätigt wurden, die den Übertragungsweg mittels Sexualkontakt begründeten. | | Zur gleichen Zeit wurde HTLV-III aus dem Sperma von Patienten mit AIDS isoliert (Zagury et al. 1984, Ho et al., 1984), wodurch die epidemiologischen Daten bestätigt wurden, die den Übertragungsweg mittels Sexualkontakt begründeten. |