− | Beim Erwachsenen kommt es zu keiner Veränderung der Schädelnähte, auch wenn dies immer wieder von entsprechenden Therapeuten der Szene behauptet wird. Die Schädelnähte, sofern altersgerecht verknöchert, bieten beim Erwachsenen eine ähnlich unnachgiebige Struktur wie der reguläre Knochen. Dies wurde u.a. von Hubbard et al. (1971) bereits nachgewiesen<ref>Hubbard RP, Melvin JW, Barodawala IT: Flexure of cranial sutures. J Biomechanics, 4, 491-496, 1971</ref>. | + | Beim Erwachsenen kommt es zu keiner Veränderung der Schädelnähte, auch wenn dies immer wieder von entsprechenden Therapeuten der Szene behauptet wird. Die Schädelnähte, sofern altersgerecht verknöchert, bieten beim Erwachsenen eine ähnlich unnachgiebige Struktur wie der reguläre Knochen. Dies wurde u.a. von Hubbard et al. bereits nachgewiesen<ref>Hubbard RP, Melvin JW, Barodawala IT: Flexure of cranial sutures. J Biomechanics, 4, 491-496, 1971</ref>. |
| Auch die Behauptung, dass sich durch einen im Inneren entstehenden Druck (vermittelt durch den wässrigen Liquor) die Knochen auf und ab bewegten, konnte widerlegt werden. Wie die nachfolgende Abbildung zeigt, bildet sich der Liquor im Bereich der Ventrikel (= Öffnungen, die etwa in Gehirnmitte liegen) dadurch, dass Flüssigkeit aus den arteriellen Gefäßen durch ein kapillares Netzwerk aus den Gefäßen "abgepresst" und in das Gehirninnere geführt wird. | | Auch die Behauptung, dass sich durch einen im Inneren entstehenden Druck (vermittelt durch den wässrigen Liquor) die Knochen auf und ab bewegten, konnte widerlegt werden. Wie die nachfolgende Abbildung zeigt, bildet sich der Liquor im Bereich der Ventrikel (= Öffnungen, die etwa in Gehirnmitte liegen) dadurch, dass Flüssigkeit aus den arteriellen Gefäßen durch ein kapillares Netzwerk aus den Gefäßen "abgepresst" und in das Gehirninnere geführt wird. |
− | Da die liquorgefüllten Ventrikel untereinander und mit der Gehirnaußenseite in Verbindung stehen, kommt es zu einem permanenten Zustrom von Flüssigkeit in die inneren Ventrikel. Diese fließt nach unten ab, umströmt dabei das Gehirn und verlässt dieses letztlich in Richtung Rückenmark, wo die Flüssigkeit wieder resorbiert wird. Es kommt zu einem mehrfachen, vollständigen Flüssigkeitsaustausch während des Tages. Zwar unterliegt dieses System einem indirekten Druckwechsel, weil der Liquor letztlich indirekt aus der unter Druck stehenden arteriellen Blutbahn stammt, aber der Druck ist zu gering, um den knöchernen Schädel von innen heraus zu beeinflussen. Bei einer Druckzunahme des Liquors wird dieser zuerst eine Verkleinerung der Gehirnmasse nach sich ziehen, weil das weiche ZNS-Gewebe bei weitem nicht so druckfest ist wie der umgebende Schädelknochen. Die Behauptung, man könne den Liquorfluss mit den Händen erspüren, wird von den craniosakralen Therapeuten gerne behauptet, wurde aber nie bewiesen. Er darf in das Reich der Fabeln verwiesen werden. | + | Da die liquorgefüllten Ventrikel untereinander und mit der Gehirnaußenseite in Verbindung stehen, kommt es zu einem permanenten Zustrom von Flüssigkeit in die inneren Ventrikel. Diese fließt nach unten ab, umströmt dabei das Gehirn und verlässt dieses letztlich in Richtung Rückenmark, wo die Flüssigkeit wieder resorbiert wird. Es kommt zu einem mehrfachen, vollständigen Flüssigkeitsaustausch während des Tages. Zwar unterliegt dieses System einem indirekten Druckwechsel, weil der Liquor letztlich indirekt aus der unter Druck stehenden arteriellen Blutbahn stammt, aber der Druck ist zu gering, um den knöchernen Schädel von innen heraus zu beeinflussen. Bei einer Druckzunahme des Liquors wird dieser zuerst eine Verkleinerung der Gehirnmasse nach sich ziehen, weil das weiche ZNS-Gewebe bei weitem nicht so druckfest ist wie der umgebende Schädelknochen. Die Behauptung, man könne den Liquorfluss mit den Händen erspüren, wird zwar von den craniosakralen Therapeuten geäußert, wurde aber nie bewiesen. |