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Die '''Biorhythmik nach Fließ''' (''Biorhythmus'') ist ein überholtes [[Pseudomedizin|pseudomedizinisches]] Konzept.
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Die '''Biorhythmik nach Fließ''' (''Biorhythmus'') ist ein überholtes [[Pseudomedizin|pseudomedizinisches]] Konzept, das von dem Berliner Hals-Nasen-Ohren-Arzt Wilhelm Fließ (1858-1928), ein Brieffreund Sigmund Freuds, entwickelt wurde. Er war der Ansicht, bei seinen Patienten liefen rhythmische Prozesse ab, die zu Krankheiten führten. Diese Vorstellung hat keinerlei Gemeinsamkeiten mit der modernen Chronobiologie, die sich auf wissenschaftlicher Basis mit Biorhythmen beschäftigt.
 
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Der Berliner Hals-Nasen-Ohren-Arzt Wilhelm Fließ (1858-1928), ein Brieffreund Sigmund Freuds, war der Ansicht, bei seinen Patienten liefen rhythmische Prozesse ab, die zu Krankheiten führten.
      
==Die drei Rhythmusformen==
 
==Die drei Rhythmusformen==
Nach der Fließ'schen Theorie durchläuft jeder Mensch eine 23-tägige 'Körperperiode' und eine 28-tägige 'Seelenperiode'. Das Thema wurde von Hermann Swoboda, einem Psychologen an der Universität Wien, aufgegriffen. Fliess und Swoboda entwickelten die Zahlengrundlage für den 23-tägigen 'männlichen' Zyklus der körperlichen Fähigkeiten und den 28-tägigen 'weiblichen' Zyklus der Stimmungslagen (nicht identisch mit dem weniger exakten, dafür aber tatsächlich vorhandenen Menstruations-Zyklus). Den weniger wichtigen 33-tägigen 'intellektuellen' Zyklus erdachte in den 1920er Jahren Alfred Teltscher, ein Ingenieur aus Innsbruck. In den 1930er Jahren lebte das allgemeine Interesse in den Vereinigten Staaten wieder auf, ohne sich jedoch über den Zweiten Weltkrieg hinaus halten zu können. Wenige heute lebende Menschen haben die maßgebliche Quelle dieser Theorie gelesen, nämlich Teltschers 1906 veröffentlichtes Werk.
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Nach der Fließ'schen Theorie durchläuft jeder Mensch eine 23-tägige 'Körperperiode' und eine 28-tägige 'Seelenperiode'. Das Thema wurde von Hermann Swoboda, einem Psychologen an der Universität Wien, aufgegriffen. Fließ und Swoboda entwickelten die Zahlengrundlage für den 23-tägigen 'männlichen' Zyklus der körperlichen Fähigkeiten und den 28-tägigen 'weiblichen' Zyklus der Stimmungslagen (nicht identisch mit dem weniger exakten, dafür aber tatsächlich vorhandenen Menstruations-Zyklus). Den weniger wichtigen 33-tägigen 'intellektuellen' Zyklus erdachte in den 1920er Jahren Alfred Teltscher, ein Ingenieur aus Innsbruck. In den 1930er Jahren lebte das allgemeine Interesse in den Vereinigten Staaten wieder auf, ohne sich jedoch über den Zweiten Weltkrieg hinaus halten zu können. Wenige heute lebende Menschen haben die maßgebliche Quelle dieser Theorie gelesen, nämlich Teltschers 1906 veröffentlichtes Werk.
    
Kennzeichnend für die Fließ'sche Theorie ist, dass die drei Periodenlängen für alle Menschen gleich sein sollen und zwar unabhängig von deren Alter, Geschlecht oder Gesundheitszustand. Jede Periodenlänge besteht aus einer bestimmten Anzahl vollständiger Tage, so als ob ein innerer Mechanismus die Tag-Nacht-Zyklen zähle.
 
Kennzeichnend für die Fließ'sche Theorie ist, dass die drei Periodenlängen für alle Menschen gleich sein sollen und zwar unabhängig von deren Alter, Geschlecht oder Gesundheitszustand. Jede Periodenlänge besteht aus einer bestimmten Anzahl vollständiger Tage, so als ob ein innerer Mechanismus die Tag-Nacht-Zyklen zähle.
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Tage, an denen zwei oder drei der genannten Rhythmen ihren Durchschnittswert kreuzen (aufwärts oder abwärts laufend), sollen angeblich gefährlich sein, weil Unfälle häufiger aufträten. Tage, an denen zwei Zyklen unter ihren Durchschnittswert gelangen bzw. einer seinen Gipfel erreicht, während der andere seinen tiefsten Punkt durchläuft, sind angeblich ebenfalls gefährlich.
 
Tage, an denen zwei oder drei der genannten Rhythmen ihren Durchschnittswert kreuzen (aufwärts oder abwärts laufend), sollen angeblich gefährlich sein, weil Unfälle häufiger aufträten. Tage, an denen zwei Zyklen unter ihren Durchschnittswert gelangen bzw. einer seinen Gipfel erreicht, während der andere seinen tiefsten Punkt durchläuft, sind angeblich ebenfalls gefährlich.
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In den USA wurde die Fließ'sche Lehre vermarktet. George S. Thommen publizierte zwei Bücher zu diesem Thema, die später in zahlreichen Überarbeitungen und Neuauflagen mehrfach neu herausgegeben wurden. Thommen wurde Vorsitzender einer Firma, die tabellarische Hilfsmittel und Rechner zu dieser Methode verkauft. Gegenwärtig wird in Anzeigen ein Computerservice für die Berechnung und Darstellung biorhythmischer Daten beworben; die Firma Casio z.B. bietet Biorhythmus-Rechner an.
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==Vermarktung==
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In den USA wurde die Fließ'sche Lehre vermarktet. George S. Thommen publizierte zwei Bücher zu diesem Thema, die später in zahlreichen Überarbeitungen und Neuauflagen mehrfach neu herausgegeben wurden.<ref>Thommen GS: Is this your day? How biorhythm helps you determine your life cycles. Crown Ltd, New York, 1964</ref><ref>Thommen GS: Biorhythms: is this your day? How you can chart your ups and downs for weeks, months, and even years ahead. Crown Ltd, 1st rev. Ed., New York, 1987</ref> Später wurde er Vorsitzender einer Firma, die tabellarische Hilfsmittel und Rechner zu dieser Methode verkauft. Gegenwärtig wird in Anzeigen ein Computerservice für die Berechnung und Darstellung biorhythmischer Daten beworben; die Firma Casio z.B. bietet Biorhythmus-Rechner an.
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==Kritik==
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Die Thesen der Biorhythmus-Lehre halten keiner Nachprüfung stand. Die Theorien stützen sich überwiegend auf anekdotisches Material, ungenügend kontrollierte Statistiken und unveröffentlichte Quellen. Trotzdem könnte man unvoreingenommen durchaus fragen, ob die Theorie der Biorhythmik nicht doch zutreffe. Fluggesellschaften, Militär sowie Menschen, die für die Unfallverhütung in der Industrie verantwortlich sind, glaubten immerhin, dass eine genaue Nachforschung der Mühe wert sei. So wurden in den 1970er Jahren in einem Dutzend unabhängiger Studien annähernd 40.000 sorgfältig dokumentierte Fälle von Selbstmord und von Unfällen verschiedener Art mit den vom Geburtsdatum abhängigen Voraussagen der Biorhythmik verglichen. Man fand jedoch keinerlei Korrelationen. Eine Gruppe von Untersuchern bemerkte abschließend, dass Individuen sicher gute und schlechte Tage haben; das Auftreten dieser Tage lässt sich aber nicht mit der Theorie der Biorhythmik voraussagen. An den vorhergesagten Tagen erleben und beschreiben Menschen nur dann mehr Unannehmlichkeiten, wenn sie durch die Prognose darauf eingestellt sind und diese erwarten.<ref> Winfree AT: The timing of biological clocks. Heidelberg, Spektrum-Bibliothek, Bd. 17, 1987</ref>
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Die Thesen der Biorhythmus-Lehre halten keiner Nachprüfung stand. Die Theorien stützen sich überwiegend auf anekdotisches Material, ungenügend kontrollierte Statistiken und unveröffentlichte Quellen. Trotzdem könnte man unvoreingenommen durchaus fragen, ob die Theorie der Biorhythmik nicht doch zutreffe. Fluggesellschaften, Militär sowie Menschen, die für die Unfallverhütung in der Industrie verantwortlich sind, glaubten immerhin, dass eine genaue Nachforschung der Mühe wert sei. So wurden in den 1970er Jahren in einem Dutzend unabhängiger Studien annähernd 40.000 sorgfältig dokumentierte Fälle von Selbstmord und von Unfällen verschiedener Art mit den vom Geburtsdatum abhängigen Voraussagen der Biorhythmik verglichen. Man fand jedoch keinerlei Korrelationen. Eine Gruppe von Untersuchern bemerkte abschließend, dass Individuen sicher gute und schlechte Tage haben; das Auftreten dieser Tage lässt sich aber nicht mit der Theorie der Biorhythmik voraussagen. An den vorhergesagten Tagen erleben und beschreiben Menschen nur dann mehr Unannehmlichkeiten, wenn sie durch die Prognose darauf eingestellt sind und diese erwarten (Winfree 1987).
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==Literatur==
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* Fließ W: Die Beziehungen zwischen Nase und weiblichen Geschlechtsorganen, in ihrer biologischen Bedeutung dargestellt. Deuticke Verlag, Leipzig, 1897
    
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
* Fliess W: Die Beziehungen zwischen Nase und weiblichen Geschlechtsorganen, in ihrer biologischen Bedeutung dargestellt. Deuticke Verlag, Leipzig, 1897
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<references/>
* Thommen GS: Is this your day? How biorhythm helps you determine your life cycles. Crown Ltd, New York, 1964
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* Thommen GS: Biorhythms: is this your day? How you can chart your ups and downs for weeks, months, and even years ahead. Crown Ltd, 1st rev. Ed., New York, 1987
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* Winfree AT: The timing of biological clocks. Heidelberg, Spektrum-Bibliothek, Bd. 17, 1987
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{{Paralex}}
   
[[category:Pseudomedizin]]
 
[[category:Pseudomedizin]]
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