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| ==Authentizität der kulturellen Herkunft== | | ==Authentizität der kulturellen Herkunft== |
− | Die hier in Europa angebotene indianische Spiritualität stellt häufig einen indianischen „Gemischtwarenladen“ dar, der sich bei Ritualen, Zeremonien und Vorstellungen mehrerer indianischer Völker bedient. Auch dies ist ein wichtiges Charakteristikum, an dem unseriöse Anbieter zu erkennen sind: Indigene Religionen missionieren nicht, sondern sind an ein Volk und meist sogar eine bestimmte Region gebunden; es werden keine Zeremonien anderer Völker hinzugezogen. Dies ist im übrigen eines der wenigen Dinge, die sich generell über indigene Spiritualität sagen lassen. | + | Die hier in Europa angebotene indianische Spiritualität stellt häufig einen indianischen „Gemischtwarenladen“ dar, der sich bei Ritualen, Zeremonien und Vorstellungen mehrerer indianischer Völker bedient. Auch dies ist ein wichtiges Charakteristikum, an dem unseriöse Anbieter zu erkennen sind: Indigene Religionen missionieren nicht, sondern sind an eine Ethnie und meist sogar eine bestimmte Region gebunden; es werden keine Zeremonien anderer Völker hinzugezogen. Dies ist im übrigen eines der wenigen Dinge, die sich generell über indigene Spiritualität sagen lassen. |
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− | Ein weiteres generelles Charakteristikum ist, daß Medizinleute kein Geld erhalten. IndianerInnen warnen uns vor den Verkäufern mit dem Grundsatz: „Don't pay to pray“. Insbesondere, wenn Seminare und Zeremonien gegen einen so genannten „Energieaustausch“ angeboten werden, da diese Bezeichnung in der entsprechenden Ecke der Esoterikszene en vogue ist – man ist ja viel zu spirituell, um sich mit Geld zu befassen, das angeblich nur eine „Form der Energie“ ist – handelt es sich um nichts Authentisches. | + | Ein weiteres generelles Charakteristikum ist, dass Medizinleute kein Geld erhalten oder einfordern (lassen). IndianerInnen warnen uns vor den Verkäufern mit dem Grundsatz: „Don't pay to pray“. Insbesondere, wenn Seminare und Zeremonien gegen einen so genannten „Energieaustausch“ angeboten werden, da diese Bezeichnung in der entsprechenden Ecke der Esoterikszene en vogue ist – man ist ja viel zu spirituell, um sich mit Geld zu befassen, das angeblich nur eine „Form der Energie“ ist – handelt es sich um nichts Authentisches. |
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− | Viele Anbieter stellen auf den Bereich der Plainskulturen ab, die nur eines von mehreren nordamerikanischen Kulturarealen sind; die Plainskulturen haben sich erst nach Erwerb von ausreichend Pferden in dieser Form ausbilden können und sind entgegen des von Hollywood transportierten Indianerbildes in keiner Weise typisch für die reale kulturelle Diversität in Nordamerika. Sie sind jedoch gerade in Europa – aber auch in den USA – die von Weißen als typisch angesehenen Kulturen, so dass sich auch Personen, die eine andere ethnische Herkunft vorgeben (wie z.B. Cherokee, Navaho), sich für weißes Publikum der Zeremonien der Plainskulturen bedienen. Deutlich gesagt: ein Cherokee, der Zeremonien aus Plainskulturen oder von Völkern anderer Kulturareale durchführt und verkauft, ist nicht authentisch, sondern ein Abzocker. | + | Viele Anbieter stellen auf den Bereich der Plainskulturen ab, die nur eines von mehreren indigenen nordamerikanischen Kulturarealen sind; die Plainskulturen haben sich erst nach Erwerb von ausreichend Pferden in dieser Form ausbilden können und sind entgegen des von Hollywood transportierten Indianerbildes in keiner Weise typisch für die reale kulturelle Diversität in Nordamerika. Sie sind jedoch gerade in Europa – aber auch in den USA – die von Weißen als typisch angesehenen Kulturen, so dass sich auch Personen, die eine andere ethnische Herkunft vorgeben (wie z.B. Cherokee, Navaho), sich für weißes Publikum der Zeremonien der Plainskulturen bedienen. Deutlich gesagt: ein angeblicher Cherokee, der sich mit Federhaube und in Bekleidung im Plainsstil präsentiert und Zeremonien aus Plainskulturen oder von Völkern anderer Kulturareale durchführt und verkauft, ist nicht authentisch, sondern ein Plastikschamane. |
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− | Andere Anbieter versuchen sich den Anschein von Authentizität und Seriosität zu geben, indem sie Kontakte zu oder Ausbildungen bei realen Medizinleuten vorgeben oder bei bereits auf dem Esoterikmarkt bekannten und eingeführten Anbietern. So gibt es etliche Webseiten von europäischen Anbietern, die z.B. die Declaration of War auf ihren Seiten wiedergeben. Hierbei handelt es sich um eine Erklärung von Medizinleuten aus mehreren Völkern, die sich deutlich gegen die Ausbeutung ihrer Kulturen und ihrer Spiritualität durch Weiße wenden. Einige dieser Anbieter „authorisieren“ auch Anhänger, diese Declaration auf eigenen Webseiten zu publizieren – wozu sie in keiner Weise berechtigt sind. Dies soll nur einen Beleg für die eigene Authentizität herstellen. | + | Andere Anbieter versuchen sich den Anschein von Authentizität und Seriosität zu geben, indem sie Kontakte zu oder Ausbildungen bei realen Medizinleuten vorgeben oder bei bereits auf dem Esoterikmarkt bekannten und eingeführten Anbietern. So gibt es etliche Webseiten von europäischen Anbietern, die z.B. die ''Declaration of War'' auf ihren Seiten wiedergeben. Hierbei handelt es sich um eine Erklärung von Medizinleuten aus mehreren Ethnien, die sich deutlich gegen die Ausbeutung ihrer Kulturen und ihrer Spiritualität durch Weiße wenden. Einige dieser Anbieter „authorisieren“ auch Anhänger, diese Declaration auf eigenen Webseiten zu publizieren – wozu sie in keiner Weise berechtigt sind. Dies soll nur einen Beleg für die eigene Authentizität herstellen. |
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− | Auch in den Zeiten recht breiten Zugangs zu Computern und zum Internet (die Indianer sind die US-Bevölkerungsgruppe mit dem höchsten Internetzugang) lässt sich ebenfalls sagen: bis auf wenige Ausnahmen verfügen echte Medizinleute nicht über Webseiten, schon gar nicht in Europa; sie lassen auch keine Zeremonien im Internet ankündigen und bewerben. Personen, die so vorgehen, sind nicht authentisch, sondern Abzocker. | + | Auch in den Zeiten recht breiten Zugangs zu Computern und zum Internet (die Indianer sind die US-Bevölkerungsgruppe mit dem relativ höchsten Internetzugang) lässt sich ebenfalls sagen: bis auf wenige Ausnahmen verfügen echte Medizinleute nicht über Webseiten, schon gar nicht in Europa; sie lassen auch keine Zeremonien im Internet ankündigen und bewerben. Personen, die so vorgehen, sind nicht authentisch, sondern Plastikschamanen. |
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− | Der Esoterikmarkt bietet eine Vielzahl von Seminaren, Wochenendseminaren und Kursen, in denen nicht nur Zeremonien durchgeführt und deren Teilnahme bezahlt werden muss, sondern ebenfalls solche, in denen TeilnehmerInnen selbst Qualifikationen erwerben sollen, also z.B. zu Schwitzhüttenleitern etc. ausgebildet werden. Diese Ausbildungen nehmen einen erstaunlichen kurzen Zeitraum ein im Vergleich damit, dass bei indigenen Völkern Medizinpersonen jahrelang lernen. Natürlich ist dies den europäischen Erfordernissen geschuldet, da TeilnehmerInnen in der Woche einer Erwerbstätigkeit nachgehen oder andere Verpflichtungen haben. Jedoch kommt hier auch eine rassistische Konzeption zum Ausdruck, da EuropäerInnen offenbar problemlos annehmen, eine solche Ausbildung innerhalb kurzer und sogar kürzester Zeit erfolgreich absolvieren zu können: der „bessere Indianer“ braucht nicht jahrelang zu lernen. Ebenso rassistisch ist das teils vorgebrachte Argument, man helfe mit der Aufnahme indigener Spiritualität, diese Traditionen zu bewahren. Dies ist jedoch allein Angelegenheit der betreffenden indigenen Völker, die hierzu selbstverständlich ohne weiße Mithilfe in der Lage sind. | + | Der Esoterikmarkt bietet eine Vielzahl von Seminaren, Wochenendseminaren und Kursen, in denen nicht nur Zeremonien durchgeführt werden und deren Teilnahme bezahlt werden muss, sondern ebenfalls solche, in denen TeilnehmerInnen selbst Qualifikationen erwerben sollen, also z.B. zu Schwitzhüttenleitern etc. ausgebildet werden. Diese Ausbildungen nehmen einen erstaunlichen kurzen Zeitraum ein im Vergleich damit, dass bei indigenen Völkern Medizinpersonen jahrelang lernen. Natürlich ist dies den europäischen Erfordernissen geschuldet, da TeilnehmerInnen in der Woche einer Erwerbstätigkeit nachgehen oder andere Verpflichtungen haben. Jedoch kommt hier auch eine rassistische Konzeption zum Ausdruck, da EuropäerInnen offenbar problemlos annehmen, eine solche Ausbildung innerhalb kurzer und sogar kürzester Zeit erfolgreich absolvieren zu können: der „bessere Indianer“ braucht nicht jahrelang zu lernen. Ebenso rassistisch ist das teils vorgebrachte Argument, man helfe mit der Aufnahme indigener Spiritualität, diese Traditionen zu bewahren. Dies ist jedoch allein Angelegenheit der betreffenden indigenen Völker, die hierzu selbstverständlich ohne weiße Mithilfe in der Lage sind. Ferner kann es sich nicht um "Bewahrung" handeln, wenn einzelne Aspekte der Spiritualität entnommen und mit Traditionen anderer Ethnien oder esoterischen Praktiken kombiniert werden. |
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| ==Zeremonien== | | ==Zeremonien== |