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| Ist man beispielsweise aufmerksam, voll guten Willens und Ideen, aber trotzdem wenig durchsetzungsfähig, so schätzt man dies in der TCM als eine Diskrepanz zwischen starker Leber und schwachem Herzen ein, wobei dabei nicht die tatsächlichen Organe gemeint sind. | | Ist man beispielsweise aufmerksam, voll guten Willens und Ideen, aber trotzdem wenig durchsetzungsfähig, so schätzt man dies in der TCM als eine Diskrepanz zwischen starker Leber und schwachem Herzen ein, wobei dabei nicht die tatsächlichen Organe gemeint sind. |
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− | Der menschliche Organismus schließlich wird als ein Zusammenwirken von fünf Funktionskreisen begriffen, von denen jedes seinen besonderen Bezug zu einem der fünf Elemente und einer der fünf Jahreszeiten hat. Diese Funktionskreise werden nach Organen benannt, haben mit diesen aber nichts zu tun. | + | Der menschliche Organismus schließlich wird als ein Zusammenwirken von fünf Funktionskreisen begriffen, von denen jedes seinen besonderen Bezug zu einem der fünf Elemente und einer der fünf Jahreszeiten hat<ref>Anders als in unserer westlichen Tradition geht man im traditionellen China, analog zu den Fünf Wandlungsphasen, von fünf Jahreszeiten aus. Diese fünf Jahreszeiten sind Frühjahr (Element Holz), Sommer (Element Feuer), Herbst (Element Metall), Winter (Element Wasser) und die Übergangszeiten (Doyo, Element Erde). Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter erstrecken sich über jeweils 73 Tage, und die Jahreszeit Erde über viermal etwa 18 Tage (jeweils etwa 18 Tage zwischen Frühjahr und Sommer, zwischen Sommer und Herbst, zwischen Herbst und Winter und zwischen Winter und Frühjahr).</ref>. Diese Funktionskreise werden nach Organen benannt, haben mit diesen aber nichts zu tun. |
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| * Die Mitte (orbis lienalis) erfüllt die Aufgabengebiete der Aufnahme und Interaktion mit der Außenwelt. | | * Die Mitte (orbis lienalis) erfüllt die Aufgabengebiete der Aufnahme und Interaktion mit der Außenwelt. |
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| Dies zeigt, dass die Organbezeichnungen in der TCM mit der anatomischen Entsprechung nichts zu tun haben. Diese Denkansätze waren u.a. davon geprägt, dass Leichensektionen in China nicht durchgeführt wurden. | | Dies zeigt, dass die Organbezeichnungen in der TCM mit der anatomischen Entsprechung nichts zu tun haben. Diese Denkansätze waren u.a. davon geprägt, dass Leichensektionen in China nicht durchgeführt wurden. |
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| ===Das Konzept der 'Winde'=== | | ===Das Konzept der 'Winde'=== |
| In der TCM wird betont, dass der Organismus nur durch die Assimilation äußerer Einflüsse lebensfähig ist. Dies bezieht sich auf einen naheliegenden Analogieschluss, da ein Mensch ohne die Zufuhr von Wasser, Luft und Nahrung nicht lange lebensfähig ist. Die TCM ist aber ebenso der Ansicht, dass der Mensch diesen Einflüssen nicht schutzlos ausgeliefert ist, denn sein Organisationsprinzip helfe ihm, Einflüsse zuzulassen oder auszugrenzen. Im Analogiemodell stehen bestimmte Faktoren für die Einflüsse von außen. Sie werden als Winde, Kälte, Feuchtigkeit oder als Verbindung verschiedener dieser Einflüsse bezeichnet. Je nach Reaktion des Organismus (z.B. durch hohes Fieber, Frösteln, geöffnete Hautporen beim Schwitzen) interpretiert die TCM dies als Aktivierung des wei qi, mit dem das Eindringen der Störung verhindert wird. Die Heilmaßnahmen der TCM zielen folgerichtig verstärkt darauf, das wei qi zu stärken. | | In der TCM wird betont, dass der Organismus nur durch die Assimilation äußerer Einflüsse lebensfähig ist. Dies bezieht sich auf einen naheliegenden Analogieschluss, da ein Mensch ohne die Zufuhr von Wasser, Luft und Nahrung nicht lange lebensfähig ist. Die TCM ist aber ebenso der Ansicht, dass der Mensch diesen Einflüssen nicht schutzlos ausgeliefert ist, denn sein Organisationsprinzip helfe ihm, Einflüsse zuzulassen oder auszugrenzen. Im Analogiemodell stehen bestimmte Faktoren für die Einflüsse von außen. Sie werden als Winde, Kälte, Feuchtigkeit oder als Verbindung verschiedener dieser Einflüsse bezeichnet. Je nach Reaktion des Organismus (z.B. durch hohes Fieber, Frösteln, geöffnete Hautporen beim Schwitzen) interpretiert die TCM dies als Aktivierung des wei qi, mit dem das Eindringen der Störung verhindert wird. Die Heilmaßnahmen der TCM zielen folgerichtig verstärkt darauf, das wei qi zu stärken. |