Restostitis (von Ostitis = Entzündung des Knochens) ist ein Begriff für eine Krankheitserfindung aus der Alternativmedizin und alternativmedizinischen Zahnheilkunde. Restostitis bezeichnet einen hypothetischen krankmachenden so genannten Zahnherd, der im Kieferknochen nach Zahnextraktionen entstehen bzw. verbleiben soll, als Ursache für vielfältige Beschwerden im ganzen Körper. Es soll sich dabei um Granulationsgewebe handeln. Der Begriff ist weitgehend identisch mit NICO (Neuralgia inducing cavitational osteonecrosis).

Das Konzept von "Störherden", die über sogenannte Meridiane "energetische" Fernwirkungen entfalten,[1] erinnert zwar vage an historische Konzepte aus der traditionellen Medizin, ist jedoch neuzeitlich. Wissenschaftliche Arbeiten im Sinne der evidenzbasierten Medizin sind bisher nicht publiziert worden.

Im Gegensatz zu medizinisch gut bekannten Entitäten wie Parodontitis oder Osteomyelitis kann eine Restostitis nur mit alternativmedizinischen Methoden wie Kinesiologie oder Elektroakupunktur gefunden und beurteilt werden, weil die Diagnose in Wirklichkeit nicht existiert[2]. Eingesetzt wird auch ein RANTES Test (CCL-5 Test, Abkürzung RANTES "Regulated And Normal T cell Expressed and Secreted", regulatorische T-Zellen, kurz Treg genannt), die auf "Störherde" hinweisen sollen. Erhöhte RANTES-Werte finden sich jedoch auch bei vielen Krankheiten des Menschen (Beispiele: "Rheuma", Allergien, Asthma, Multiple Sklerose und einige Tumorerkrankungen. Als Labormarker zum Nachweis einer chronischen systemischen Entzündung hat RANTES bisher keine wesentliche Bedeutung erlangt, da es mit TNF-α, IP-10 und IL-6 sensitivere Marker gibt, RANTES ist auch nicht spezifisch für die hier gemeinte "Restostitis". Röntgenologische Zeichen, die von den Verfechtern des Konzepts gelegentlich angeführt werden, sind in der Regel rein röntgenoptische Artefakte.[3]

Die so festgestellten Herde werden in der Regel zum Leid des Patienten operiert[2]. Die unteren Backenzähne sollen besonders betroffen sein.[4]

Zitate

  • Bericht einer Ärztin aus Süddeutschland, deren Tochter an einer Krebserkrankung (Astrozytom) leidet:
    ..So schrieb mir eine Kollegin aus Süddeutschland, nachdem sie mit ihrer an einem Astrozytom (Hirntumor) erkrankten Tochter bei einem „ganzheitlich arbeitenden Zahnarzt und Heilpraktiker“ gelandet war, folgende entsetzte Mitteilung: Auch ich bin vor fünf Wochen auf den angeblich einzigen und größten RestostitisFachmann, der hier in München Mitte sein Unwesen treibt, hereingefallen. Habe meine Tochter dort vorgestellt, der Kollege war arrogant, selbstherrlich (und) gefühllos, meine Tochter hat ein Astrozytom. Er war so geschmacklos und unsensibel, will sofort sechs Herde Restostitiden ausräumen. Schlimmer geht´s nimmer. Er hat dubiose Tests auf Titanallergie durchgeführt. Die Laborberichte und Ergebnisse sehr unglaubwürdig. Aus den Restostitiden bekommt man Krebs. Habe von einer Kollegin einen sehr dubiosen histologischen Befund gesehen. Habe alle Termine abgesagt. Er wollte hartnäckig SOFORT operieren und Magnetfeld, Eigenblutinjektionen usw., drängte auf sofortige OP, obwohl er ja angeblich so voll mit Terminen ist. Im „Minuten-Takt“ Aufklärung über die Kosten, die die privaten Kassen nicht übernehmen. Über einen Patienten mit Astrozytom sagte er im Beisein meiner 28-jährigen Tochter: ein Wunder, dass der überhaupt noch lebt. Ich war entsetzt. Jetzt bin ich auf die Rechnung gespannt. Es war sonnenklar, dass wir das keinesfalls machen lassen. Trotz seines Drängens. Am liebsten würde ich gegen ihn agieren, da er so respektlos zu meiner Tochter war. Sie ist fertige Pharmazeutin, die gerade ihre Promotion schreibt und von diesem schrecklichen Tumor geplagt ist..[5]
    Kommentar: gemeint sein könnte hier der Münchner Zahnarzt Johann Lechner.
  • Einschätzung des Zahnarztes Dietrich Volkmer ("Praxis für biologisch-ganzheitliche Zahn-Heilkunde" aus Bad Soden) zur Restostitis: (gekürzt)
    Restostitis (persistierende Kieferostitis, chronisch-bakterielle Kieferostitis) (ein wichtiges Thema in der Biologischen Zahn-Heilkunde)
    Eine Restostitis oder chronisch-bakterielle Kieferostitis ist ein im Kieferknochen liegender Bezirk, in dem sich chronisch verändertes Gewebe (Granulationsgewebe) befindet, das vom Organismus als Störfeld empfunden wird. Der Begriff Restostitis hat sich in der Umgangssprache eingebürgert, sogar im anglo-amerikanischen Raum gibt es den daraus abgeleiteten Begriff "residual ostitis". Der Knochen ist in diesen Bereichen weich und nicht strukturiert. Auswirkungen bestehen je nach Zahngebiet auf die gesamte dazugehörige Resonanzkette. Eine Entfernung ist nur operativ möglich. Wichtig ist dabei die Unterstützung des Körpers bei der Ausheilung mit homöopathischen Mitteln...Leider sind diese Stellen mit einer Restostitis nicht immer so gut zu erkennen, sondern nur mit dem Vegatest oder der Elektroakupunktur zu testen. Die Kieferostitis (auch Restostitis, persistierende Kieferostitis oder chronisch-bakterielle Kieferostitis genannt) führt in der Schul(zahn)medizin ein Aschenbrödel-Dasein, d.h. sie ist eigentlich gar nicht existent. Und doch gehen von einem derartigen Bereich im Kiefergebiet eine Grosszahl von Fernwirkungen auf andere Organe und Körperbereiche aus..
    [6]

Siehe auch

Quellen und Einzelnachweise

  1. Beate Strittmatter, Der Störherd und seine Entstörung: Wege aus der Therapieresistenz, https://books.google.de/books?id=qcqEgsEEPaEC&pg=PA20&redir_esc=y&hl=de 2005, Georg Thieme Verlag
  2. 2,0 2,1 https://scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2012/02/08/insider-bericht/ Die Praxis der “Alternativmedizin”: Ein Insider berichtet, Hans-Werner Bertelsen, Ulrich Berger scienceblogs.de, 2012
  3. Friedrich A. Pasler, Zahnärztliche Radiologie, https://books.google.de/books?id=ioE8NbqKbK8C&pg=PA98&redir_esc=y&hl=de August 2012 Georg Thieme Verlag Seite 98
  4. Dietrich Volkmer, Herd, Focus, Störfeld: Beiträge zu einem brennenden Thema. https://books.google.de/books?id=SpvTfrynF0gC&pg=PA78&redir_esc=y&hl=de, BoD – Books on Demand Seite 78
  5. https://www.dr-bertelsen.de/documents/Bohren-ohne-Reue-Teil-2_2.pdf
  6. www.drvolkmer.de/Biologische%20ZHK/restostitis.htm
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