Protokolle der Weisen von Zion
Die Protokolle der Weisen von Zion (Протоколы сионских мудрецов) ist ein antisemitisches Pamphlet, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom russischen Geheimdienst als eine Verschwörungstheorie verbreitet wurde und heute noch in rechtsgerichteten und antisemitischen Kreisen zitiert und weiterverbreitet wird. 1921 wurde das Pamphlet als Fälschung enttarnt.
Propagandistische Verwendung fand der Text ebenfalls zu Zeiten des Nationalsozialismus. In jüngerer Zeit wird das Pamphlet auch im Rahmen der in den USA verbreiteten ZOG-Verschwörungstheorie (Zionist Occupation Government) verwendet. Nach Angaben der "Welt" berief sich auch der AFD-Politiker Wolfgang Gedeon auf die Protokolle der Weisen von Zion.[1] Die Fälschung der Protokolle der Weisen von Zion findet sich beispielsweise 1988 in der Gründungscharta der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas.
In der Kernaussage soll dieser Text eine umfassende jüdische Weltverschwörung belegen. Die Protokolle wurden als angeblich geheime Dokumente jüdischer Herkunft ausgegeben. Der Text umfasst etwa achtzig Seiten mit 24 Abschnitten, die jeweils einer angeblichen Sitzung jüdischer Führer entsprechen sollen, mit einer fiktiven Rede vor einer Versammlung von Weisen von Zion.
Ursprung
Die Protokolle erschienen zuerst in zwei ähnlichen Versionen in Russland. Zunächst erolgte im Jahr 1903 eine Teilveröffentlichung in der Zeitschrift Znamia (Знамя), eine vollständige Fassung erschien 1905 und 1906 als Buch-Veröffentlichung Das Große im Kleinen, oder die Ankunft des Antichrist und die herannahende Herrschaft des Teufels auf der Erde eines mystischen Wander-Mönchs mit dem Namen Serghei Nilus. Im Jahr 1920 wurde eine deutsche und später eine englische Übersetzung bekannt.
Über den oder die Autoren liegen keine endgültigen Erkenntnisse vor. In jüngerer Zeit wird von einer Autorengruppe ausgegangen. Es gibt jedoch auch Stimmen, die die Urheberschaft bei einem antisemitischen Russen in Paris sehen, dem Fälscher Mathieu Golovinski. Wie dem auch sei: Die unbekannt gebliebenen Autoren der Protokolle fassten für ihr Pamphlet bereits vorliegende Texte verschiedener anderer Autoren zusammen. Dazu gehören die satirischen Schrift Gespräche in der Unterwelt zwischen Machiavelli und Montesquieu von Maurice Joly (Brüssel 1864) und weitere fiktionale Texte. Der Text von Joly bezog sich dabei auf ein bonapartistisches Komplott.
Dass die Autoren dem russsichen Geheimdienst des Zaren zuzuordnen sind, wurde erst in den 1990er Jahren durch den russischen Historiker Mikhail Lépekhine endgültig nachgewiesen. Diesem gelang es, ab 1992 Einblick in sowjetische Archive zu erlangen. Aber bereits am 21. August 1921 erschien ein Artikel in der englischen Times, der die Protokolle als Fälschung entlarvte. Im Jahr 1939 hatte der französische Geheimdienstmitarbeiter (IIeme buro) Henri Rollin eine Arbeit mit dem Titel L"apocalypse de notre temps veröffentlicht (Nachdruck in Editions ALLIA 2005), in der er die Herkunft und Verwendung des Textes aufzeigte. Zunächst wurden die Protokolle auf Seiten des Zaren und später von den Nationalsozialisten für die eigene Propaganda verwendet. Heute besteht unter Historikern kein Zweifel über die Herkunft des Pamphlets mehr.
Inhalt
In den Protokollen erläutert ein fiktiver Sprecher, wie ein angebliches Weltjudentum plane, verschiedene Regierungen in unterschiedlichen Staaten und damit die Weltherrschaft mit Macht und List zu übernehmen, um eine Gewaltherrschaft und Terror zu einzuleiten. Auch sei die Parole der Französischen Revolution Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit jüdischen Ursprungs und habe dem Ziel gedient, wahre Freiheit und die Wohlfahrt des Staates zu zerstören.
Der Antisemitismus sei eine Erfindung der Juden selbst. Er diene dem Zweck, unsere Brüder aus den unteren Schichten zusammen zu halten.