Mesmerisieren
Franz Anton Mesmer

Mesmerismus (auch mesmerisieren) ist eine Form der Magnetfeldtherapie, bei der statische Magnetfelder durch Permanentmagnete zu therapeutischen Zwecken zum Einsatz kommen. Gelegentlich wird für diesen pseudomedizinischen Zweck hierfür auch der Begriff Magnetopathie verwendet, bei der ein so genannter "animalischer Magnetismus" zur Anwendung komme. Der Name der Behandlung geht auf den deutschen Arzt Franz Anton Mesmer zurück, der lange Zeit in Frankreich tätig war und der von der Existenz eines universellen magnetischen Fluidum überzeugt war, ein Konzept welches nie wissenschaftlich als solches nachgewiesen wurde. Auf Mesmer geht 1773 der Begriff des magnétisme animal zurück, die französische Bezeichnung für den gemeinten animalischen Magnetismus. Beim klassischen Vorgang des Mesmerisierens durch den Erfinder Mesmer kamen auch Stromschläge durch gespeicherte elektrische Ladungen aus Leydener Flaschen zum Einsatz.

Die historischen Anwendungen des animalischen Magnetismus (18. Jahrhundert bis 19. Jahrhundert) werden aus moderner Sicht der Hypnose und Suggestion zugeordnet. Ein tatsächliche Einwirkung irgendeiner Art auf den menschlichen Körper ist durch schwache Magnetfelder nicht nachgewiesen. Mögliche Heileffekte können daher durch schwache Magnetfelder nicht bewirkt werden.

Mesmer hatte einen wissenschaftlichen Anspruch, der jedoch zu keinem wissenschaftlich zu nennenden Ergebnis führte und daher vergeblich blieb.[1] Mesmer wird aus heutiger Sicht jedoch zum Archetypen des Scharlatans.[2] und der animalische Magnetismus laut Enzyklopädie "Le petit Larousse" von 2000 zum Archetypen einer Pseudowissenschaft.[3].

Bereits zu Lebzeiten von Mesmer stiessen Mesmer und sein Mesmerscher animale Magnetismus, der öffentlich in Gruppensitzungen publikumswirksam aufgeführt wurde, auf Kritik in der Medizin. Dies vor allem in Frankreich wo die Methode von der medizinischen Fakultät der Universität Sorbonne (Paris) 1784 abgelehnt wurde. Dennoch gelingt es verschiedenen Anhängern des Mesmerismus die Methode weiterhin in verschiedenen Erscheinungsformen zu praktizieren.

Franz Anton Mesmer

Im 18. und 19. Jahrhundert etablierte sich im Konglomerat widerstreitender, unbewiesener Erklärungstheorien der Wahrnehmung medizinischer Realität der animalische oder tierische Magnetismus des aus Schwaben stammenden Arztes Franz Anton Mesmer (geb. 23 Mai 1734 in Iznang, gest. 5. März 1815 in Meersburg).

Mesmer, Anhänger der Aufklärung, promovierte 1766 in Wien, wo ihm „ausgezeichnete Gelehrsamkeit und Kenntnisse der Arzneikunde“ bestätigt wurden.

Seine Promotionsarbeit „De influxa planetarum“ - Der Einfluss der Planeten auf die Gesundheit des Menschen – würde aus heutiger Sicht als astrologisch gelten, basiert aber einerseits auf den Newton'schen Gravitationsgesetzen sowie auf der Vorstellung Descartes vom alles durchdringenden Äther, andererseits differenzierte die Physik noch nicht zwischen den verschiedenen Kräften wie Gravitation, Magnetismus, Elektrizität und weiteren hypothetischen Kräften wie einer lebenserhaltenden vis vitalis.

Wie seinerzeit das Gros der gelehrten Welt war Mesmer überzeugt, dass es ein natürliches Prinzip, eine vis, eine Kraft geben müsse, die nicht nur im Kosmos wirke, also die Planeten auf ihrer Bahn halte, sondern auch das physiologische Gleichgewicht des Menschen bestimme.

Er glaubte nun, diese Kraft gefunden zu haben und schrieb in seiner Disseration dazu: "Sie steigert, vermindert und stört in den kleinsten Teilchen der festen und flüssigen Bestandteile unserer Maschine die Kohäsion, Beweglichkeit, Reizbarkeit, den Magnetismus und die Elektrizität und könnte unter diesem Gesichtspunkt auch mit vollem Recht Gravitas animalis genannt werden." Ähnliche Vorstellungen sollten später Hahnemann und besonders dessen Schüler entwickeln.

Auf Anregung seines Freundes, des Astronomen Maximilian Hell, glaubte Mesmer die in seiner Doktorarbeit definierte gravitas animalis in den Kräften des Magneten gefunden zu haben. Hell selbst hatte Magnete hergestellt und eine Bekannte, die an Magenkrämpfen litt, mit einigem Erfolg behandelt, weshalb er Mesmer diese Therapie empfahl.

Mesmer meinte nun, dass auch der Körper notwendigerweise magnetische Eigenschaften haben müsse, damit es überhaupt zu einer Wechselwirkung zwischen Körper und Magnet kommen könne. In logischer Folge verfüge somit sein eigener Körper selbst über die erforderliche magnetische Ausstrahlung, weshalb der Magnet überflüssig werde.

Die wissenschaftliche Welt stand diesen Methoden ablehnend gegenüber. Mesmer wurde zwar im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Gaßnerschen Dämonologie (Pater Gaßner war wegen seines exorzistischen Treibens berüchtigt), bei der er sich auf die Seite der Wissenschaften gegen das „Mittelalter“ stellte, in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen, die Berliner Akademie lehnte dies jedoch ab.

Mesmer glaubte an eine die Körperenergien regulierende Kraft als ein angereichertes, kosmisches Fluidum, das sich bestimmter Menschen als Vermittler bediene. Mesmer erzeugte mittels indirekter und direkter Manipulationen am Körper der Patienten heilsame Krisen, welche diesen in Trance oder Extase versetzten. Dazu benutzte er die so genannten magnetischen Striche am Körper der Patienten, welche die ordnende Heilkraft des Magnetiseurs direkt auf die gestörten Körperprozesse übertragen sollte und von ihm berührte magnetisierte, wannenartige Gefäße, mit deren Inhalt die Patienten durch Eisenstangen verbunden waren.

Zuber, Baquet

 
Mesmer-Zuber (baquet)
 
Schematischer Aufbau mit Magneten und Leydener Flaschen (Kondensatoren) zur Speicherung elektrischer Ladungen

Der hölzerne Zuber ("baquet" genannt), innen mit magnetisierbaren Eisenstücken ausgekleidet, wurde bis zum Rand mit Wasser gefüllt. Durch einen mit Löchern versehenen Deckel wurden gebogene Eisenstangen gesteckt, die an den nach außen zeigenden oberen Enden zugespitzt waren. An die Eisenstangen innerhalb des baquets wurden seidene Schnüre gebunden. Was häufig nicht beachtet wird: Mesmer wandte nicht nur Permanentmagneten an, sondern konnte Patienten auch schwachen elektrische Schlägen aussetzen. Dazu waren in seinem Zuber so genannte Leydener Flaschen zu finden, die als Kondensatoren elektrische Ladungen speichern konnten, die dann über berühbare Elektroden entladen werden konnten.

Mesmer magnetisierte den Inhalt des Zubers durch streichende Handbewegungen entlang der Eisenstangen, wobei er der festen Überzeugung war, dass aus seinen Händen das animalisch-magnetische Fluidum in den Zuber überträte. Die Patienten hielt er an, die Spitzen der in den Zuber ragenden Eisenstangen auf ihre erkrankten Körperpartien zu richten oder sich die Enden der feuchten Seidenschnüre um Arme oder Beine zu schlingen, um auf diese Weise den Magnetismus zu empfangen. Gelegentlich wurde auch eine Art Ringelreihen gebildet, in dem sich Patienten und Magnetiseur an den Händen griffen und in einer therapeutischen Seánce verbanden (Florey 1995).

Mit dieser Methode erzielte Mesmer zunächst in Wien in adeligen Kreisen große Resonanz, wechselte aber 1778 aufgrund ärztlicher Proteste gegen seine suggestive und hypnotische Methode das Land und ließ sich in Paris nieder. Auch dort war er in der Lage, sich schnell die Gunst des königlichen Hofes zu sichern und eine begeisterte, zahlungskräftige Klientel um sich zu versammeln.

Ab 1784 konnte Mesmer in Frankreich so genannte Harmonische Gesellschaften gründen, in denen die Anhänger seiner Lehre ausgebildet wurden. In diesen Gesellschaften manifestierte sich ein sektiererischer Charakter der Mesmer‘schen Lehre, die als Geheimlehre den Kreis seiner Jünger nicht verließ. Mesmer geriet jedoch auch in Paris in die Kritik. Dies tangierte ihn nicht, da er durch seine Praktiken in adligen Kreisen ein beträchtliches Vermögen erwerben konnte. Als Mesmer wegen der Wirren der französischen Revolution 1789 aus Paris flüchtete, musste er dabei den größten Teil seines Reichtums zurücklassen und trotz späterer Versuche in den Jahren 1798 und 1801 gelang es ihm nicht, sein Geld aus Paris herauszuholen. Im Jahr 1803 kehrte Mesmer Paris den Rücken und ließ sich am Bodensee nieder, wo er 1814 seine wichtigste Abhandlung Mesmerismus oder System der Wechselwirkungen, Theorie und Anwendung des thierischen Magnetismus auf die allgemeine Heilkunde zur Erhaltung des Menschen verfasste. Am 5. März 1815 starb Mesmer in Meersburg am Bodensee (Eckart 1998).

Mesmers Einfluss auf die esoterischen Strömungen seiner Zeit war erheblich und reicht bis in die heutige Zeit. Spiritisten, Okkultisten, Freimaurer-Logen und ähnliche Gruppen assimilierten seine Lehren. Mesmer war ein ausgesprochen selbstherrlicher Mensch, der Fakten, die seiner Lehre entgegenstanden, grundsätzlich ignorierte. Er las wenig und in seinem Nachlass fanden sich nur acht Bücher (Florey 1995).

Die Technik Mesmers wurde unter deutschsprachigen Ärzten trotz des umstrittenen Charakters seiner Theorie jahrzehntelang wachgehalten und hat auch heute noch einen hohen Stellenwert innerhalb der Bioresonanz-Szene und der Homöopathie.

Weblinks


Quellennachweise

  1. Wolfart, Karl Christian; Friedrich Anton Mesmer. Mesmerismus: Oder, System der Wechselwirkungen, Theorie und Anwendung des thierischen Magnetismus als die allgemeine Heilkunde zur Erhaltung des Menschen. Cambridge University Press, 2011.
  2. Isabelle Stengers, L'hypnose, entre magie et science, 2002, S. 28
  3. Magnétisme animal: propriété occulte, Petit Larousse illustré, Montréal, 2000, S. 614

  • Eckart W (1988): Geschichte der Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart, 12. Auflage
  • Florey E (1995): Ars Magnetica. Franz Anton Mesmer. 1734-1815. Magier vom Bodensee. Universitätsverlag, Konstanz
  • Schott HH (1985): Franz Anton Mesmer und die Geschichte des Mesmerismus. Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, Stuttgart