Max Daunderer

Max Daunderer

Max Daunderer (geb. 13. September 1943, gest. 7. Juni 2013, Spitzname Giftpapst) war ein umstrittener Münchner promovierter und habilitierter Arzt, Toxikologe, Buchautor und demagogischer Impfgegner.

Daunderer galt bis zu Beginn der 1990er Jahre als seriöser und anerkannter Experte in Sachen Vergiftungen, veröffentlichte dazu in anerkannten Fachjournalen und war Autor von Standardwerken der Toxikologie. Ab etwa 1992 betätigte sich Daunderer hingegen in seiner zweiten Schaffensperiode zunehmend tendenziös und kämpferisch als Vertreter von Außenseitermeinungen zu verschiedenen gesundheitlichen Fragen. Kritiker werfen Daunderer vor, ungeeignete Testverfahren einzusetzen und zu einer Verängstigung der Bevölkerung vor bestimmten Substanzen beizutragen, die ungerechtfertigt oder übertrieben sei. Auch ist Daunderer bekannt für wissenschaftlich unhaltbare Aussagen. Aktuellere Publikationen von Daunderer zitieren in der Regel nur Literatur aus der Zeit vor 1994.

Daunderer betrieb im Internet eine Webseite (Toxcenter e.V.), auf der er auch DMSA-Produkte (mit Dimercaptobernsteinsäure) zum Verkauf anbot sowie eine private Homepage. Die Inhalte seiner Homepage wurden im Laufe der Zeit immer unzusammenhängender und inkonsistenter mit zahlreichen wirren Verschwörungstheorien.

Kurzbiographie

Max Daunderer studierte in München Humanmedizin, war anschließend als Internist und Toxikologe tätig und publizierte zu toxikologischen Themen. Ab den 1980er Jahren engagierte sich Daunderer gegen die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln und Holzschutzmitteln wegen biozider Inhaltsstoffe sowie gegen die Verwendung von Amalgamen in Zahnfüllungen. Eine toxikologische Praxis schloss Daunderer im September 1997 krankheitsbedingt.[1]

Impfgegnerschaft

Daunderer gilt als aggressiver Impfgegner und übernahm auf seinen Webseiten auch absurde Thesen von Verschwörungstheoretikern wie Eleanor McBean. Er leugnete unter anderem, dass es die so genannte Spanische Grippe, die nach dem Ersten Weltkrieg zwischen 25 und 50 Millionen Tote in aller Welt forderte, jemals gegeben habe. Gestorben seien damals nur die Geimpften, behauptete Daunderer und berief sich dabei auf McBean[2][3] Zur Zeit der spanischen Grippe gab es noch keine Grippeimpfung. Diese wurde erst 1944/45 eingeführt, also viele Jahre nach der spanischen Grippe. Auch auf den Medizinlaien Hans Tolzin und seinen impfgegnerischen "impf-report" berief sich Daunderer sowie auf eine Seite namens "Verbraucherselbstschutz".

Er beteiligte sich auch an Desinformation zum Thema der Wirkverstärker Thiomersal und Squalen, die in einigen Impfstoffen enthalten sind. So veröffentlicht Daunderer bei Toxcenter unkommentiert einen Brief von Jürgen Seefeldt[4][5], in dem dieser behauptet, dass der Naturstoff und das im menschlichen Körper vorkommende Squalen in Impfstoffen gegen Milzbrand zur Zeit des ersten Golfkrieges enthalten gewesen sei und als Auslöser des so genannten Golfkriegssyndroms in Frage komme. In den damaligen Impfstoffen war jedoch kein Squalen enthalten. Diese Falschmeldung wurde auch in Ketten-E-Mails der Frankfurter Ärztin Juliane Sacher verbreitet. Sacher wiederum beruft sich auf Max Daunderer. Fälschlicherweise behauptet Daunderer auch: "Squalen, der Wirkverstärker des Impfstoffes gegen Schweinegrippe, enthält ungereinigtes Hühnereiweiß" und fügt hinzu: "Die dadurch ausgelösten anaphylaktischen Schockzustände durch tierisches Eiweiß sind auch von einem erfahrenen Intensivmediziner unter optimalen technischen und personellen Bedingungen nicht beherrschbar und enden stets tödlich."[6] Die Substanz Squalen ist jedoch kein Eiweiß, sondern eine (körpereigene) Substanz aus der Gruppe der (Tri-)Terpene, spielt als "Haifischleberöl" (shark liver oil) eine Rolle als Heilmittel in der Alternativmedizin und dient als Salbengrundlage einiger zugelassener Kosmetika.

Amalgam

Daunderer gilt als einer der bekanntesten Gegner von Zahnamalgam. Seiner Meinung nach verursachen Zahnfüllungen mit Amalgam Allergien, Depressionen, das chronische Müdigkeitssyndrom, Psychosen wie die Schizophrenie, Alzheimer oder Tumore.

Seit 1989 setzte er kaugummiaktivierte Speicheltests sowie einen DMPS-Test (auch Dimavaltest, DMPS = Dimercaptopropansulfonsäure, Dimaval) zum Nachweis der Aufnahme von Quecksilber aus Amalgam-Zahnfüllungen in den menschlichen Organismus ein. Die von Daunderer verwendeten Kaugummitests sind ungeeignet für diagnostische Zwecke und die Verabreichung von DMPS zu diagnostischen Zwecken als Dimavaltest ist zudem keine zugelassene Anwendung von Dimaval.[7] Kaugummitests lösen nur größere Legierungspartikel ab, die kaum resorbierbar sind. Das von Daunderer zur Behandlung der postulierten chronischen Quecksilbervergiftungen durch Amalgamfüllungen eingesetzte DMPS ist nur zur kurzdauernden Therapie von akuten Quecksilbervergiftungen indiziert. Auf den Webseiten des Toxcenter e.V. werden von Daunderer umstrittene "Therapiepläne" mit Anschriften von Zahnärzten angeboten, die "Metallentfernung mit Dreifachschutz" vornehmen und so genannte "Herde" ausfräsen.

Von DMPS stieg Daunderer später auf DMSA (Dimercaptobernsteinsäure) um.[8] Dauderer begründet dies damit, dass DMSA die Blut-Hirnschranke passieren und so Schwermetalle im Hirn mobilisieren könne. Dass DMSA die Blut-Hirn-Schranke überschreiten kann, ist allerdings wenig wahrscheinlich, weil DMSA die lipophile Eigenschaft fehlt, die für die Passage der Blut-Hirn-Schranke notwendig ist.

Weblinks

Quellennachweise