Marienerscheinung
Eine Marienerscheinung ist ein Phänomen, bei dem die biblische Maria meist streng katholischen Gläubigen erscheint. Die Erscheinungen werden von Gläubigen als Wunder und von Kritikern als Halluzination gewertet.
Die einzelnen Berichte über Marienerscheinungen sind sehr unterschiedlich. Manche wiederholen sich nicht bzw. werden nicht weiter bekannt (gemacht). Andere wiederholen sich und sind - oft nach entsprechender Ankündigung - sehr publikumswirksam. Marienerscheinungen ereignen sich oft an (vormals) einsamen Orten, wie z.B. in Grotten vor einem oder wenigen Zeugen.
Auch die sinnliche Wahrnehmung einzelner Erscheinungen ist unterschiedlich: Zumeist wird über eine optisch und akustisch wahrnehmbare Erscheinung z.B. in Gestalt einer weißen Frau berichtet. Auch andere Sinneswahrnehmungen, etwa ein ebenfalls häufiger Rosengeruch, sind bekannt. Die während einer solchen Erscheinung vermittelten Botschaften können äußerst unterschiedlicher Art sein und sowohl positive als auch negative Prophezeiungen sowie auch Zuspruch in individuellen Lebenskrisen beinhalten. Zeugen angeblicher Marienerscheinungen berichten zumeist von ihrer tiefen religiösen Ergriffenheit oder Ekstase während der Erscheinung.
Als Marienerscheinungen werden auch zufällig entstandene marienähnliche Muster gewertet, z.B. Wasserflecken an Wänden.[1]
Die kirchliche Haltung gegenüber solchen Marienerscheinungen ist distanziert. Wie alle Phänomene potentiell wunderbaren Ursprunges werden auch Marienerscheinungen von der Katholischen Kirche auf ihre Authentizität überprüft. Von hunderten von Erscheinungen, die sich im Verlauf der Jahrhunderte ereignet haben sollen, sind nur die wenigsten kirchlich anerkannt.
Orte mit Marienerscheinungen entwickeln sich oftmals zu Wallfahrtsorten - wie z.B. in Lourdes oder Fatima - sowie Klöster oder Kirchen. Oft befinden sich an solchen Stellen Quellen, deren Wasser wundertätige, heilende Eigenschaften zugeschrieben werden.
Mögliche Ursache dieser Erscheinungen
Religiöse Visionen wie Marienerscheinungen und extreme Religiosität sind ungewöhnlich häufig mit einer bestimmten Form der Epilepsie assoziiert. In solchen Fällen sind die Anfälle meist auf den linken Schläfenlappen des Gehirns begrenzt und äußern sich nur selten in Krämpfen oder Bewusstlosigkeit.
Die Betroffenen haben vielmehr das Gefühl einer göttlichen Gegenwart, verfallen in Verzweiflung oder auch in Ekstase. Häufig ist ihre gesamte Persönlichkeit verändert, sie sind arrogant, ichbezogen, humorlos und sehen selbst in den trivialsten Dingen kosmische Zusammenhänge. Auch sensorische Störungen wie Lichteindrücke und akustische Wahrnehmungen während der Anfälle sind typisch. Das sind alles auch Phänomene, wie sie auch viele Religionsstifter oder stark religiöse Persönlichkeiten der Geschichte beschreiben. So hatte der spätere Apostel Paulus beispielsweise eine Lichterscheinung und hörte die Stimme Jesu, Mohammed ließ sich den Koran von einem Engel diktieren und auch Johanna von Orleans handelte auf Befehl einer göttlichen Stimme.[2]
Siehe auch: Neurotheologie, Blutweinen, Stigmata