Johann Abfalter

Johann Abfalter (rechts) bei Fliege-TV von Jürgen Fliege

Johann Abfalter (geb. 1941, Weng/Oberbayern) ist ein Unternehmer für Esoterikprodukte aus dem bayerischen Untereggerhausen südlich von Rosenheim. Seit 1995 ist Abfalter Gründer und Inhaber der Firma St. Leonhards-Vertriebs GmbH & Co. KG[1], die sechs Wasserquellen betreibt und Mineralwasser anbietet.

Abfalter ist gelernter Landwirt und arbeitete als Immobilienmakler und Bauunternehmer, bevor er sich der Produktion und Vermarktung von Esoterikprodukten, Mineralwässern und Stutenmilchkäse zuwandte. An seinem Wohnort betreibt Abfalter auch eine private Pferdezucht und befasst sich seit 2004 mit der Produktion von Stutenmilch. Abfalter verbreitet auch die Anekdote, dass er als damaliger Bauunternehmer den Entschluss zur Vermarktung von Mineralwasser gefasst habe, als er durch Pendeln herausgefunden habe, dass das Wasser an einem geplanten Kurhaus in Leonhardspfunzen "ganz besonders" sei.

Abfalter trat mehrfach beim "Wörishofener Herbst" auf, einer umstrittenen Veranstaltung des ehemaligen TV-Pfarrers Jürgen Fliege, der seit Jahren Werbung für esoterische Produkte und Dienstleistungen betreibt.

Die Firma St. Leonhardsquelle

 
Produkte der St. Leonhardsquelle (Bild: St. Leonhards)
 
Werbung mit behaupteten gesundheitsbezogenen Aussagen[2]
 
Werbung mit behaupteten gesundheitsbezogenen Aussagen
 
Werbung mit Phantasie-Einheit Bovis und behauptete Wunderwirkung und Ersparung einer Herzoperation durch St. Leonhard-Vollmonabfüllung in der "Getränke-Post"[3]
 
Mehr Medikament denn Durstlöscher Werbung mit Arzneiwirkung bei St. Leonhard-Vollmonabfüllung in der "Getränke-Post"[4]

Die Firma St. Leonardsquelle betreibt in Bayern sechs Wasserquellen. Davon befinden sich vier in Stephanskirchen und zwei in Ruhpolding. Bekannteste Marke ist die "Quelle St. Leonhard" in Bad Leonhardspfunzen bei Stephanskirchen im Chiemgau. Die Firma bietet "lebendiges" Wasser mit Wunderwirkungen an. Nach eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen 30-35 Mitarbeiter und fülle jährlich 25 Millionen Liter Wasser ab. Geplant sei, die Produktion auf bis zu 100 Millionen Liter jährlich zu erhöhen. Die Kosten liegen bei 1,10 Euro pro Flasche; eine Flasche der angeblich besonders wirkungsmächtigen "Vollmondabfüllung" kostet sogar mehr als 2,- Euro.[5]

Zu den Quellen der Firma gehört auch eine "Mondquelle" mit Vollmondabfüllung sowie eine Lichtquelle und eine Sonnenquelle, die offenbar den Interessen seiner Esoterikkunden dienen sollen. Nach Angaben der Firma werden neue Quellen nicht durch etabliertes geologisches Wissen ermittelt, sondern durch Wünschelrutengänger gemutet. Die Leonhardswässer werden auch zur Leistungsförderung im Golfsport beworben, beispielsweise in einem Vortrag des "Golf-Flüsterers" Joachim Skambraks.

Die unterschiedlichen Wasserprodukte sind an der Farbe der Flaschendeckel erkennbar:

  • Lichtquelle: silber
  • Sonnenquelle: orange
  • Quelle St. Leonhard still: gold
  • Quelle St. Leonhard medium: grün (einzige Variante mit Kohlensäure)
  • Mondquelle (vormals auch "Aqua Luna"): hellblau
  • Mondquelle (Vollmondabfüllung): dunkelblau

Esoterische und pseudowissenschaftliche Behauptungen

Die Firma bewirbt ihre Produkte mit verschiedenen esoterischen Behauptungen. Die Wässer hätten beispielsweise eine "Energie" von 25.000 Bovis, die teurere Vollmondabfüllung (Aqua luna) bringe es gar auf 60.000 Bovis. Verschwiegen wird in diesem Zusammenhang, dass die Einheit Bovis eine Phantasieeinheit ohne bekannte Definition ist. Sie wird ausschließlich von Wünschelrutengängern verwendet. Auch wird auf ein angebliches Wassergedächtnis Bezug genommen, das jedoch keine wissenschaftliche Basis hat. So behauptet die Firma:

Wasser ist ein vorzüglicher Energietäger und nimmt Informationen, so genannte Frequenzen oder Schwingungen, auf, die in Resonanz mit den entsprechenden Körperfrequenzen eine regenerierende Wirkung haben können. Basis unserer Unternehmensphilosophie ist das Wissen um das ausgewogene Zusammenwirken der Intelligenz der Menschenmit der Perfektion der Natur![6]

Um behauptete Wunderwirkungen plausibler erscheinen zu lassen, wurden außerwissenschaftliche Labore mit Gutachten beauftragt, die auf Grund der eingesetzten Messtechnik wissenschaftlich wertlos sind. Auch Noemi Kempe vom privaten Institut für Biosensorik und Bioenergetische Umweltforschung und Wolfgang Ludwig haben Gutachten erstellt:

Wasser ist – wie schon gesagt – ein exzellenter Informationsspeicher. Das war für uns der Ausgangspunkt für einen anderen, besonderen Weg. Als erstes Wasserunternehmen ließen wir 1997, neben den gesetzlich vorgeschriebenen chemisch-technischen und bakteriologischen Untersuchungen, auch biophysikalische und biosensorische Untersuchungen mit dem Wasser durchführen: und zwar von Dr. Noemi Kempe vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Biosensorik in Graz und von Dr. Wolfgang Ludwig vom Institut für Biophysik in Sinzheim. Der Erfolg gab uns Recht: Das Wasser wurde in beiden Fällen unabhängig voneinander bezüglich seiner Schwingungen bzw. Frequenzen positiv getestet. Damit konnte die 'Lebendigkeit' und der Informationsgehalt unseres Wassers nachgewiesen werden.[7]

Der Pseudowissenschaftler Ludwig will erkannt haben, dass das vollmondabgefüllte Wasser einen anderen elektrischen Leitwert habe als nicht-vollmondabgefülltes Wasser, dass also eine Abhängigkeit von den Mondphasen bestehe. Dazu wird in der Werbung in der "Getränke-Post" behauptet:

Die biophysikalische Qualität eines Wassers lässt sich durch eine Formel des französischen Wasserforschers Louis Claude Vincent beschreiben (siehe Randspalte). Gemäß der Vincent-Formel zeigte der Vollmond ganz besonders starke Wirkungen bei der Mondquelle der St. Leonhardsbetriebe: Deren biophysikalische Qualitäten verbesserten sich zu Vollmond um mehr als das Neunfache. Und diese Qualitäten bleiben auch an anderen Tagen erhalten.[8]

Das angesprochene Messverfahren, die Bio-Elektronische Terrain-Analyse nach Vincent, ist zwar wissenschaftlich in keiner Weise anerkannt, spielt aber bei zahlreichen alternativmedizinischen Methoden eine Rolle. Auch beruft sich die St. Leonardsquelle in ihrer Werbung auf den japanischen Esoteriker Masaru Emoto, der nachgewiesen haben will, dass sich durch "Information" besondere Wasserkristalle bilden sollen und dass Wasser eine "Speicherfähigkeit" habe. Zitat: ...sonstiger Hinweis Auf jeder Rückseite unserer Flaschenetiketten sind Abbildungen der Wasserkristalle unserer Wässer. Diese Kristalle wurden vom japanischen Wissenschaftler Masaru Emoto von unseren Quellen aufgenommen... Genauso wissenschaftlich wertlos sind Berufungen auf die angeblichen "Wasserforscher" Peter Ferreira (Pseudonym des Buchautors, Geschäftsmannes und PR-Experten Peter Druf) und René Hirschel, die herausgefunden haben wollen, dass Wasser durch die herkömmliche Wasseraufbereitung in Wasserwerken "geschwächt" werde. Insbesondere erleide Wasser eine "Schwächung" durch den angewendeten Wasserdruck und einen langen Leitungstransport. Herkömmliche Abfüllmethoden von Konkurrenz-Mineralwasserherstellern seien demnach der Wasserqualität abträglich. Sowohl Druf (alias Ferreira) und Hirschel (Firma vitaktiv GmbH) sind bekannte Vermarkter von Esoterikprodukten im deutschsprachigen Raum.

Nach Angaben der Firma bestehe zwischen den verschiedenen Wässern kein relevanter chemischer Unterschied:

Chemisch gesehen besteht zwischen den Wässern kein wesentlicher Unterschied, erst die molekulare Mikrostruktur offenbart große Abweichungen: Unbehandeltes, lebendiges Wasser ähnelt von seiner Struktur her Kristallen, das heißt es ist mit Informationen und Energien aus der Natur "aufgeladen". Für den Organismus ist es deshalb "lebendiges" Wasser, das aufgrund der positiven Informationen im Zusammenspiel mit den entsprechenden Körperfrequenzen eine regenerierende Wirkung haben kann.[9]

Das auf Alternativmedizin und benachbarte Themen spezialisierte Blatt CoMed thematisierte in einer dreiteiligen Artikelfolge die Esoterikprodukte St. Leonhard und bezog diese auf Themen wie Bioresonanz und Ansichten von Paul Schmidt. Autor des Artikels "Die St. Leonhards Quellen und ihre Wasserapotheke" war Volkmar Schwabe.[10][11][12]

Siehe auch

Weblinks

Quellennachweise