Diskussion:Gerhard Steinbach
Secureball
Weder auf deren Internetseite noch bei falcovis finde ich was über "quantenphysikalische Verschlüsselung" und "Kompressionswellen im Vakuum". Haben die den Stuss vielleicht inzwischen entfernt? Skrzypczajk 14:36, 5. Feb. 2010 (CET)
- ist zwar richtig zitiert, aber ich habe es nicht überprüft. mea culpa. Das Problem bei diesem Artikel ist, dass er sehr schnell zeitlich passend zum Blog fertig werden musste. Deceptor 17:57, 5. Feb. 2010 (CET)
Die Verlockungen des Universums
Von Thomas Schade
Vier mutmaßliche Betrüger stehen ab morgen vor dem Dresdner Landgericht. Sie sammelten Geld für die Datenübertragung per Gravitationswellen.
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Institutschef Hartmut Müller lieferte mit seiner umstrittenen Wundertechnologie die Grundlage für merkwürdige Geldanlagen. Fotos: net Die Mobilfunkkritiker waren begeistert, von dem, was Hartmut Müller da vor ihren Augen im Landratsamt von Bad Tölz anscheinend gelang: Der Mathematiker telefonierte angeblich mit einem Kollegen in St. Petersburg – allerdings weder über Festnetzanschluss noch über Handy. Er nutze die im Universum vorhandenen Gravitationswellen, erklärte der gebürtige Thüringer dem staunenden Publikum. Viele glaubten wohl, Zeuge einer Sensation zu sein: des elektrosmogfreien Mobilfunkes. Das war im Oktober 2001, und Müller erklärte damals, die technische Umsetzung seiner Erfindung sei noch im „archaischen Zustand“.
2004 berichtete die Tageszeitung „Junge Welt“ von einer ähnlichen Veranstaltung mit angeblich verbesserter Technologie an der TU Berlin. Damals am 21. Februar erklärte Müller drei Stunden lang, wie man mit Hilfe der sogenannten Quanten-Teleportation über große Entfernungen kommunizieren könne, ohne selbst viel Energie zu verbrauchen. Grundlage sei die von ihm entdeckte Theorie namens „Global Scaling“. Bereits Anfang der 80er-Jahre bei Studien zum sowjetischen Raumfahrtprogramm im damaligen Leningrad will er auf die Erkenntnis gestoßen sein, dass die Menschheit „in einer logarithmischen Welt“ lebe. Kritiker bezeichnen Müllers Theorie als pseudowissenschaftlich und esoterisch.
Einen Praxisbeweis blieb er denn auch 2004 schuldig. Zwei Laptops, die nacheinander identische Zahlenkolonnen ausspuckten, überzeugten kaum einen der 400 Gäste im TU-Hörsaal. Bei dem Wunsch, einen Trinkspruch von Laptop zu Laptop zu übertragen, musste Müller passen. Soweit sei man noch nicht, entschuldigte er sich.
Eine Gesellschaft in Zypern
Zusammen mit drei weiteren Angeklagten muss sich der 56-jährige Hartmut Müller, der das Institut für Raum Energie Forschung in München leitet, ab morgen vor dem Dresdner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Dresden wirft ihm Beihilfe zum Betrug vor. Den drei anderen Beschuldigten aus dem Raum Leipzig wird Anlagebetrug in beträchtlichem Ausmaß vorgeworfen. Ein Sprecher von Müllers Institut erklärte, dass sein Chef die Vorwürfe bestreite. Die Verteidiger der anderen Beschuldigten wollten sich nicht zu den Vorwürfen äußern.
Während Hartmut Müller 2004 beim Fachpublikum noch für seine phänomenale Erkenntnis warb, waren andere schon dabei, „Global Scaling“-Anwendungen gewinnbringend zu vermarkten. Dazu hatte rund ein Dutzend Leute 2003 im international nicht anerkannten Nordzypern eine Gesellschaft zur Datensicherung im Internet gegründet, GSDI Cyprus Ltd. genannt. Darunter Wolfgang U. und Helmut W., die ab morgen ebenfalls auf der Anklagebank sitzen. Wichtigster Mann aber war der umtriebige Leipziger Anlageberater Gerhard Steinbach mit seiner Firma SVI (Service, Vertrieb & Invest). Er soll das Finanzprodukt maßgeblich kreiert haben, mit dem einer umstrittenen Technologie Geld zufließen sollte. Die Anleger wurden mit einer „stillen Beteiligung an der Markteinführung des sensationellen Weltpatents durch die GSDI“ gelockt. Das Geld sollte über eine Bank in Österreich oder direkt an die Yesilada Bank in Nordzypern fließen. Bei einer Anlagesumme von 1000 Euro wurde eine traumhaft hohe sogenannte Patentrendite von 18Prozent im Jahr versprochen – festverbrieft und gesichert durch einen Einlagensicherungsfonds. Doch so einen Fonds gab es nicht. Die Rendite sollte durch den Verkauf von Lizenzen erwirtschaftet werden. Die GSDI behauptete auch, dass sie ihre Technologie zur Datensicherheit beim Onlinebanking zusammen mit Microsoft entwickele. Microsoft dementierte.
Schaden: Fünf Millionen Euro
Aber das Geld floss reichlich. Einer Mitteilung der Zeitschrift „Finanztest“ von Anfang 2004 zufolge hatten zu diesem Zeitpunkt bereits 2750 Anleger Geld über SVI in die Wundertechnologie der GSDI investiert. „Finanztest“ berief sich auf die Auskunft einer Wirtschaftskanzlei mit der selben Adresse wie die SVI. Das Anlagevolumen hatte angeblich neun Millionen Euro erreicht. Eine zeitlang lief alles gut. Anleger konnte auf ihre Konten zugreifen und Renditen erkennen. Offenbar glaubten auch Vermittler an die Wundertechnologie, für die sie Geld sammelten. Doch bisher ist nicht bekannt, das Müllers Erfindungen Marktreife erreicht haben. „Finanztest“ warnte deshalb vor der Anlage.
Ausgerechnet ein Brief aus einem Gefängnis habe 2008 Ermittlungen des Landeskriminalamtes und der Staatsanwaltschaft Dresden in Gang gebracht haben, so ein Prozessbeteiligter. Später kamen Anzeigen zahlreicher Anleger insbesondere aus dem Raum Dresden hinzu. Sie sahen sich um ihr Geld betrogen. 2009 untersagte die deutsche Bankenaufsicht Bafin der Yesilada Bank jegliche Geschäfte und Zahlungen in Deutschland.
Die Dresdner Ermittler ließen Konten der Bank auf Zypern pfänden und fanden heraus, dass Gerhard Steinbach neben dem Finanzprodukt GSDI auch eine Anlage namens TCC in offenbar betrügerischer Weise vertrieb. Mitte Dezember 2009 wurden dann Steinbach, Wolfgang U. , Helmut W. und Jörg P. verhaftet. Letzterer ist wieder auf freiem Fuß. Gerhard Steinbach nahm sich im März in der U-Haft das Leben.
Den drei verbliebenen Beschuldigten der Firma SVI werden nun in der 140-seitigen Anklage zweimal 130 Fälle von Anlagebetrug vorgeworfen. 3,6 Millionen Euro Schaden seien beim Vertrieb des GSDI-Produktes entstanden, zwei Millionen beim Vertrieb der TCC-Anlage. Bis Mitte April hat die Große Wirtschaftsstrafkammer vorerst 22 Prozesstage geplant.