Die deutsche Sektion des Vereins Homöopathen ohne Grenzen e.V. (HOG) wurde im September 1997 gegründet.[1] Ziel dieser internationalen Organisation (Homoepaths World Wide, HWW) ist die Verbreitung der Homöopathie in Krisen- und Kriegsgebieten, was durch Behandlungsangebote und die Ausbildung von Homöopathen in den betreffenden Ländern erreicht werden soll. Der Verein hat derzeit nach eigenen Angaben über 190 Mitglieder.

Der Verein

HOG ging aus einem im Jahr 1996 gestarteten Projekt, dem Homöopathie-Forum in Mostar hervor, in welchem traumatisierte Menschen in Bosnien-Herzegowina homöopathisch behandelt wurden sowie Ärzten und Laien die Homöopathie beigebracht werden sollte. Bereits da wurden Kontakte zu internationalen Sektionen der Homöopathen ohne Grenzen geknüpft, was ein Jahr später zur Gründung der HOG e.V. Sektion Deutschland führte.

Erste Vorsitzende ist die Heilpraktikerin Elisabeth von Wedel (geb. 1963) aus Jever bei Wilhelmshaven. Von Wedel wirbt mit einem Universitätsabschluss (MSc, Master of Science) in Homöopathie der University of Central Lancashire UCLAN in Preston, England. Hierbei handelt es sich um ein Fernstudium (e-Learning). Kritiker haben Unwissenschaftlichkeit und eine fehlende Transparenz dieses Studiengangs bemängelt, wodurch er dem Ansehen der Universität schade. Nach einer Kontroverse wurde der Studiengang im Sommer 2008 von der UCLAN ausgesetzt.[2][3][4] Seit 2010 wird er aber wieder angeboten.[5] Prüfungen sind nicht vorgesehen. Von 1986 bis 1989 hat von Wedel die Heilpraktikerschule Joseph Angerer in München besucht.

Die zweite Vorsitzende Ursel Leßmann (geb. 1948) ist ebenfalls seit Anfang der 1980er Jahre Heilpraktikern, davor habe sie als Röntgenassistentin gearbeitet. Um Kenntnisse in Homöopathie zu erlangen, habe sie zunächst Vorlesungen von Otto Eichelberger (1918 - 2005) besucht, diese aber als zu schwierig empfunden. Daraufhin habe sie Seminare bei Ravi Roy belegt, später auch bei Georgos Vithoulkas.

Projekte (Auswahl)

  • Mostar in Bosnien-Herzegowina, homöopathischen Behandlung kriegstraumatisierter Menschen, 1996-2000
  • Ausbildung von Homöopathen in Sarajevo, 2003-2007, als Fortsetzung des Mostar-Projekts
  • Sri Lanka, Tsunami-Hilfe-Projekt 2004 und weitere Reisen nach Sri Lanka 2010-2012. In "Laienausbildungen" sollen dabei "Ersthelfer die Grundlagen homöopathischer Erster Hilfe erlernen und in ihren Dörfern anwenden."[6]
  • Hilfe für die Erdbebenopfer in Bam, Iran, 2004. Dieses Projekt verlief für HOG offenbar weniger befriedigend, weil die Homöopathie vor Ort nicht auf das erhoffte Interesse stieß, nicht zuletzt weil es eine funktionierende echte medizinische Versorgung gab.[7]
  • Projekte zur Ausbildung von Homöopathen in Honduras[8] und Togo
  • Unterrichtung von Hebammen in Kenia (Insel Lamu) in klassischer Homöopathie "mithilfe ausgeklügelter Symbolkarten"[9]
  • Durchführung einer Grundausbildung für Homöopathen in Mazedonien
  • Kenia, Heranführen von Hebammen an die Anwendung homoöpathischer Mittel. Als ein Grund für diese Homöopathie-Werbeaktion wurde eine extrem hohe Mutter- und Säuglingsterblichkeit in Kenia genannt.[10]
  • Betrieb einer Art Dorfklinik in Sierra Leone.[11] Eines der Hauptziele dieses Projekts sei die Bekämpfung der Malaria. HOG verbreitet dazu Anekdoten von erstaunlichen Heilungen, die beleglos auf die Gabe von Globuli zurückgeführt werden.[12] Vorangegangen war Anfang 2010 eine "Erkundungsfahrt" von drei Heilpraktikerinnen.[13][14] Dabei seien an einem nicht genannten Ort "auf dem Land" täglich rund 60 Menschen behandelt worden. Das Vorhaben wird nach Angaben vom Verein Sierra Leone Baden-Württemberg e.V. von dieser Organisation durchgeführt.[15] Bei einem Besuch im April 2011 wurde ein Homöopathie-Kursus fur Krankenpflegersonal angehalten.[16]

Behandlung auch schwerer Krankheiten

Im Rahmen dieser Projekte werden angeblich auch gefährliche Krankheiten homöopathisch erfolgreich behandelt. Dabei wird die Homöopathie als Alternative, d.h. als ein Ersatz der evidenzbasierten Medizin dargestellt. Beispielsweise heißt es zu dem Projekt in Honduras:

Seuchen, Dengue Fieber, AIDS und die damit verbundenen Infektionen sind die tagtäglichen Probleme, mit denen die Ärzte und Schwestern umgehen müssen, doch häufig fehlen die Mittel zu einer angemessenen Behandlung. Andererseits werden leichte Infekte mit massiven Antibiotika, die im Überfluss zur Verfügung stehen, behandelt. Die Homöopathie ist eine sinnvolle Alternative zu den massiven Medikationen der Schulmedizin. Die eigene Lebenskraft zu stärken nützt natürlich auch den Patienten, die unter einer HIV Infektion leiden. Die Therapie eines Kindes mit AIDS kostet normalerweise pro Monat 800,00 US Dollar und ist somit unerschwinglich. Die Kosten für eine Behandlung durch die Homöopathie liegen bei 30,00 US Dollar für ein Jahr. (Zum Vergleich: Der Monatslohn einer gutverdienenden Krankenschwester liegt bei ca. DM 350.- bei europäischen Preisen für Lebensmittel.)

Zu einer "Erkundungsfahrt" in Sierra Leone teilt HOG mit:

Wir sind 3 Frauen, behandeln am ersten Tag pro Person ca. 30 Patienten, und steigern uns auf fast 60 Patienten pro Tag. Fast alle haben Malaria, Flusskrankheiten, Leisten- und Hodenbrüche oder sind Opfer des Krieges, mit schwersten Verletzungen. Wir sehen Krankheiten mit heftigen Verläufen: Elefantiasis, Hautausschläge und Lähmungen, bedingt durch Gonorrhö, Ringwurm (eine Pilzerkrankung), Beschwerden durch Beschneidungen der Frauen und vieles mehr. Am 4. Tag kommen einige Patienten wieder, damit wir sehen können, was geholfen hat. Die Mittel wirken schnell und unglaublich gut. Fieber, Gelenkbeschwerden, Schmerzen verschwinden. Apathische Kinder werden munter. Eine Frau wurde wegen Steifheit eines Beines am 1. Tag herein getragen, und kam am 4. Tag zu Fuß zu uns. Es ist unglaublich, was unsere Kügelchen bewirken.[17]

2012 warb HOG für die Vorgehensweise des Homöopathen Jeremy Sherr, der in Tansania HIV-Infizierte und AIDS-Kranke homöopathisch behandelt und der herausgefunden habe, "dass die AIDS-Erkrankung ein eigenständiges Miasma darstellt".[18]

Weblinks

Quellenverzeichnis

  1. http://homoeopathenohnegrenzen.de/ueber-uns/ueber-uns/
  2. David Colquhoun: University abandons homeopathy “degree” DC's Improbable Science, August 27th, 2008
  3. Homeopathy degree suspended after criticism guardian.co.uk, 27 August 2008
  4. Scholar triumphs as Uclan ordered to release homeopathy material. The Times Higher Education, 17. Dezember 2009
  5. http://www.uclan.ac.uk/information/courses/msc_homeopathy.php
  6. http://homoeopathenohnegrenzen.de/projekte/sri-lanka/konzept/ Aufruf am 28. Oktober 2012
  7. http://homoeopathenohnegrenzen.de/projekte/bam/uebersicht/ Zu dem Projekt im Erdbebengebiet von Bam (Iran) heißt es: Die schulmedizinische Versorgung der Bevölkerung war garantiert, wenn auch die Situation für die Menschen noch weit entfernt von einer Normalität war. An eine homöopathische Ausbildung von Ärzten in Bam war nicht zu denken; die niedergelassenen Ärzte waren überlaufen und hatten überhaupt keine Zeit und wenig Interesse, sich mit Homöopathie zu befassen. So konnten wir am Ende Nothilfe bei der Bevölkerung von Bam leisten und doch immerhin über 300 Patienten homöopathisch begleiten.
  8. http://www.homoeopathenohnegrenzen.de/projekte/honduras/projekt-honduras-im-detail/
  9. http://homoeopathenohnegrenzen.de/projekte/kenia/hebammen-projekt/
  10. http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Startseite/Artikel,-Kleine-Kuegelchen-die-Hoffnung-nach-Afrika-bringen-_arid,2162087_regid,2_puid,2_pageid,4288.html
  11. Homöopathie gegen Malaria in Sierra Leone. rbb Inforadio, Sendung "Weltsichten" vom 05.05.2011 13:45 Uhr
  12. Alexander Göbel: Mit Milchzuckerkugeln gegen Malaria. tagesschau.de, 30. Mai 2011 (siehe dazu auch Marcus Anhäuser: Naiver Medizinjournalismus auf tagesschau.de. medien-doktor.de, 3. Juni 2011. An unauffälliger Stelle auf ihrer Homepage distanzierte sich HOG später von der Aussage des ARD-Berichts, man würde Malaria homöopathisch behandeln: "Entgegen der Aussage des Artikels behandeln „Homöopathen ohne Grenzen“ weder Malaria noch Aids oder sonstige lebensbedrohliche Infektionskrankheiten. Auch wird keiner der für „Homöopathen ohne Grenzen“ tätigen Ärzte oder Heilpraktiker ein Heilversprechen abgeben." (HOG: Über uns, Aufruf am 6. Juni 2011)
  13. http://ohnegrenzen.org/projects/sierra-leone
  14. Globulis für Sierra Leone. Neue Westfälische, 30. März 2010
  15. http://www.verein-sierra-leone.de/Projekte/projekte.html Aufruf am 2. Juni 2011. Zitat: Gesundheitserziehung. Seit Februar 2010 sind wir dank der Zusammenarbeit mit dem Verein „Homöopathen ohne Grenzen“ in der Lage, in der Region Gesundheitsausbildung und Behandlungen durchzuführen. Ehrenamtliche Mitarbeiter von "Homöopathen ohne Grenzen" kümmern sich um die Krankheiten der Dorfbewohner Dies geschieht in Abstimmung mit dem sierra-leonischen Gesundheitsministerium, das für die nächsten 5 Jahre einen Schwerpunkt insbesondere zur Bekämpfung der sehr hohen Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit gesetzt hat. In den kommenden Jahren werden unsere ehrenamtlichen Helfer 2- bis 3-mal pro Jahr Schulungen in Erster Hilfe und in Gesundheitsmaßnahmen durchführen.
  16. http://homoeopathenohnegrenzen.de/projekte/sierra-leone/reisebericht-sierra-leone-april-2011/
  17. HOG Projekt Sierra Leone. Reisebericht von Anette Schultz, Barbara Böttcher und Renate Blum
  18. Gibt es „Genius epidemicus“- Arzneien für HIV/AIDS? Jeremy Sherr ist vor Jahren mit seiner Frau Camilla und den drei gemeinsamen Kindern nach Tansania gezogen, um dort die Menschen mit HIV/Aids zu behandeln. Auf Grund seiner langjährigen Erfahrung mit dieser Erkrankung kommt er zu dem Schluss, dass die AIDS-Erkrankung ein eigenständiges Miasma darstellt. Entsprechend Hahnemanns Vorgehensweise bei der Entwicklung des miasmatischen Konzeptes stellt er Symptomenreihen zusammen und sucht die geeigneten homöopatischen Arzneien. http://homoeopathenohnegrenzen.de/aktuelles/africa-congress/hiv-aids-miasma/ Aufruf am 28. Oktober 2012