Reiki-Setting in einem Krankenhaus
Mikao Usui
Chujiro Hayashi
Hawayo Takata
Phyllis Furumoto

Reiki (jap. 臼井靈氣療法, usui reiki ryōhō = Usui-Geisteskraft-Behandlung) ist eine esoterisch inspirierte pseudomedizinische Technik, die Anfang des 20. Jahrhunderts von Mikao Usui in Japan erfunden wurde. In einem wissenschaftlichen Sinne ist die Wirksamkeit der Reiki-Praktiken nicht belegt.

Ursprung

Der von der Szene selbst verbreiteten Legende nach entstammt Reiki dem tibetanischen Buddhismus und wurde vom japanischen buddhistischen Mönch Dr. Mikao Usui in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts nach Japan gebracht. Usui habe die Jahre vor seinem Tod im Jahre 1930 angeblich damit verbracht, Reiki in Japan zu lehren. Während dieser Zeit soll er 18 Reiki-Meister ausgebildet haben, darunter einen ehemaligen Marineoffizier des I. Weltkrieges, Dr. Chujiro Hayashi.

Dieser wurde nach Usuis Tod dessen Nachfolger. Hayashi gründete in Japan eine Klinik, in der er Patienten mit Reiki behandelt haben soll. Er modifizierte die Reiki-Technik durch Vorschriften und Handhaltungen sowie eine dreistufige Initiationsprozedur. Hayashi hatte bis zu seinem Tod im Jahre 1941 weitere 13 Reiki-Meister geweiht. Einer dieser 13 Meister war Frau Hawayo Takata, die zu seiner Nachfolgerin aufstieg. Glaubt man der Szene, so verließ Frau Takata Japan, um auf Hawaii selbst eine Reiki-Klinik zu gründen. Sie soll auch ein Gebührensystem für Reiki-Anwärter eingeführt haben. Für die I. Stufe der Initiation verlangte sie 175 US$, für die zweite 500 US$ und für die dritte schließlich die damals beträchtliche Summe von 10.000 US$. Sie forderte von jedem durch sie ausgebildeten Reiki-Meister die Fortführung dieses Gebührensystems. Zwischen 1970 bis zu ihrem Tod im Jahre 1980 soll Frau Takata 22 Reiki-Meister geweiht haben.

Im Amte beerbt wurde Frau Takata von ihrer Enkeltochter, Phyllis Furumoto, die nun als Reiki-Großmeisterin das so genannte traditionelle Usui-Reiki ausübt. Furumoto gründete 1983 die so genannte Reiki-Allianz, in der nur Reiki-Meister aufgenommen werden, die für ihre Initiation 10.000 US$ bezahlt haben. Mittlerweile halten sich allerdings viele Reiki-Anhänger nicht mehr an diesen finanziellen Ehrenkodex und geben ihre alternativen Weihen schon für deutlich weniger Geld ab.

Was ist Reiki?

Das Wort Reiki setzt sich aus den Komponenten REI (= universal, grenzenlos) und KI (= die Lebensenergie, auch Chi genannt) zusammen. Durch sanftes Handauflegen lasse der Therapeut Heilenergien durch den Patienten strömen lassen, die angeblich die Energiepunkte des Körpers ausglichen, von Spannungen und Stress befreiten, eine Aktivierung der körpereigenen Heilkräfte erlaubten und eine Stabilisierung des natürlichen körperlich-seelischen Gleichgewichts erzeugen könnten. Zusätzlich sei Reiki in der Lage, eine gesteigerte Wahrnehmung zu bewirken und sogar Gifte aus dem Körper zu eliminieren.[1] Abgesehen von diesem "klassischen" Reiki zur Behandlung von Menschen gibt es von zahlreichen Anbietern auch Reiki für Tiere, die damit von Krankheiten, Verletzungen, Angst, "Blockaden" usw. kuriert werden sollen. Bei Zimmerpflanzen und sogar bei Speisen und Getränken soll Reiki eine positive Wirkung haben, wobei die Behandlung in diesen Fällen darin besteht, dass die Reiki-kundige Person ihre Hände einfach über die Topfblume oder das Essen hält, um die "Reiki-Energie" hineinströmen zu lassen.

Studienlage

Für keine der Behauptungen, die über Reiki aufgestellt werden, wurde je ein Beweis erbracht. Es existieren keine überprüfbaren Belege auf biophysischer und theoretischer Basis für die Reiki-Energie[2]; ernsthafte Untersuchungen konnten dies nicht bestätigen. Assefi et al. konnten in einer randomisierten, placebokontrollierten Studie mit 100 an Fibromyalgie erkrankten Teilnehmern feststellen, dass es keinen Unterschied machte, ob die Patienten von einem Reiki-Therapeuten behandelt wurden oder von einem Schauspieler, der sich als solcher ausgab.[3] Weiter wurde im Jahr 2008 eine systematische Übersichtsarbeit von randomisierten, klinischen Studien durchgeführt, welche die Evidenzbasis zur Wirksamkeit von Reiki in Erfahrung bringen sollte. Es wurde kein Nachweis erbracht, dass Reiki als Therapie effektiv oder in irgendwelcher Form wirksam wäre.[4] Placebo gestützte Reiki-Therapien gelten zudem als schwer durchzuführen, da ein realistisches Placebo kaum realisierbar ist.[5] William T.Jarvis, Ph.D. am National Council Against Health Fraud (NCAHF), weist dazu noch auf die Möglichkeit hin, dass klinische Effekte auf Suggestion beruhen können.[6]

Das dreistufige Reiki

Die Angaben, was man zur Erfüllung der ersten Reiki-Stufe konkret zu tun hat, ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Meist reicht es aus, 175 US$ zu zahlen, um die I. Stufe der Initiation zu erreichen. Es gibt Internetseiten, auf denen man kostenlos per E-Mail seine Reiki-Stufe abrufen kann.

In der zweiten Reiki-Stufe erhält man drei Symbole beschrieben, die man sich zu merken hat. Man zeichnet jene mit der Hand zum Schein auf die Hautoberfläche des Patienten und man sagt sie auch gleichzeitig auf, um eine Energieübertragung durchzuführen. Jedes Symbol hat dabei für den Reiki-Anhänger eine besondere Bedeutung. Das Power-Symbol wird benutzt, wenn der Heiler annimmt, dass eine gesteigerte Energiemenge notwendig sei. Das Emotion-Symbol soll zur emotionalen Heilung oder Stabilisierung dienen. Das Absent-Healing-Symbol kann zur Fernheilung von nicht körperlich anwesenden Personen dienen. Es könne sogar durch Raum und Zeit zurück wirken.

In der dritten Reiki-Stufe, der des Reiki-Meisters, erhält man das vierte Symbol (Master-Symbol) mitgeteilt. Dieses setzt man ein, um die Fähigkeit zu erlangen, den Kanal zur Energieübertragung zu öffnen. Dabei strömt dann die Energie durch den Kopf des Behandlers hinein sowie durch seine Hände wieder hinaus in den Patienten. Damit das Reiki auch Wirkung zeigt, erklärt man, dass dieses Symbol unsichtbar in den Meister "eingebrannt" werde und nach dieser Implantation nicht mehr entfernt werden könne. Der frisch gebackene Junior-Meister muss seine Fähigkeiten dann ein Jahr lang üben, bis er eigenverantwortlich heilen darf.

Reiki ist ein ideales Instrument für Sekten und sektenähnlich operierende Gruppen

Sekten nutzen oft das Gebiet der fernöstlichen Heilmethodik als Tarnung: Reiki als primitive Art der Psychotherapie wird dabei als Köder benutzt. Mit einer relativ einfach aufgebauten mystischen Stimmung wird gutgläubigen Menschen viel Geld abgenommen.

Die Wärme, die die Patienten spüren, wenn sie von einem Reiki-Meister "behandelt" werden, tritt nicht wirklich auf und lässt sich auch nicht messen. Vielmehr ist dieses subjektiv empfundene Wärmegefühl, analog zu Yoga-Übungen, das Resultat einer gesteigerten Selbstwahrnehmung in einer vom jeweiligem Meister geschaffenen, psychologisch-manipulativen Umgebung. Durch Fokussierung auf das eigene Körpergefühl kann kurzfristig ein solcher Eindruck erweckt werden. Bei sexuell gehemmten Personen kann zusätzlich durch die, vor allem bei älteren Personen noch stark tabuisierte, körperliche Fast-Berührung durch den "Therapeuten" eine Blutdrucksteigerung mit lokal gesteigertem Wärmeempfinden bewirken. Dies ist analog zum "Rote Ohren-Phänomen" in peinlichen Situationen zu sehen.

Gefährlich ist bei Reiki nichts - denn es ist unwirksam. Problematisch ist hingegen, dass die dahinter stehende Ideologie machtorientiert ist und den Patienten zu beherrschen trachtet. Dies macht Reiki zu einem idealen Filterinstrument für Sekten und sektenähnlich operierende Gruppen. Reiki wird als angeblich fernöstliche Wundermasche angepriesen. Damit können jene Personen selektiert werden, die leichtgläubig und naiv sind. Der Irrglaube an eine solche mystische Heilmethodik wird dadurch verstärkt, dass man sich innerhalb der Szene mit den diversen Reiki-Stufen eine Art Pseudokompetenz verleiht.

Fachliteratur und weitere Artikel

  • Eric S. Harz. The Reiki Danger – healing that harms. Jubilee Resources (Neuseeland)
  • Lee MS, Pittler MH, Ernst E. Effects of reiki in clinical practice: a systematic review of randomised clinical trials. Int J Clin Pract 2008, 62, 6: 947-954
  • Lee MS, Lam P, Ernst E. Effectiveness of tai chi for Parkinson's disease: A critical review. Parkinsonism Relat Disord 2008, 14(8) 589 - 594
  • MS Lee, MH Pittler, E Ernst. Tai chi for osteoarthritis: a systematic review. Clin Rheumatol 2008, 27;2: 211-218
  • Lee MS, Pittler MH, Kim MS, Ernst E. Tai chi for type 2 diabetes: a systematic review. Diabetic Medicine 2008;25(2):240-1
  • Lee MS, Pittler MH, Shin B-C, Ernst E. Tai chi for osteoporosis: a systematic review. Osteoporosis Int 2008, 19: 139-146

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://www.ouw.at/index-Dateien/Reiki_1.htm
  2. Stenger, Victor J. (1999). "The Physics of 'Alternative Medicine' Bioenergetic Fields", in: The Scientific Review of Alternative Medicine, Vol. 3, No.1 [1]
  3. Nassim Assefi, Andy Bogart, Jack Goldberg, Dedra Buchwald: Reiki for the Treatment of Fibromyalgia: A Randomized Controlled Trial. In: The Journal of Alternative and Complementary Medicine. Vol. 16, Nr. 11, November 2010, S. 1191–1200 [2]
  4. Lee, MS; Pittler, MH; Ernst, E (2008). "Effects of Reiki in clinical practice: a systematic review of randomized clinical trials" in: International Journal of Clinical Practice, Vol 62, Issue 6, p. 947–954 [3] [4]
  5. Mansour AA, et al: A study to test the effectiveness of placebo Reiki standardization procedures developed for a planned Reiki efficacy study. J Altern Complement Med. 1999 Apr;5(2):153-64 [5]
  6. Jarvis W: Reiki. National Council Against Health Fraud 1999 [6]