Werner Altnickel
Werner Altnickel ist ein Experte in Sachen pseudowissenschaftlicher Verschwörungstheorien. Altnickel ist von Beruf Radio- und Fernsehtechniker sowie Monteur von Solaranlagen und lebt in Oldenburg. Er ist einer der aktivsten Chemtrail-Anhänger und -propagandisten in Deutschland. Von 1987 bis 2000 war er für Greenpeace aktiv, bis man sich 2004 wegen seiner Chemtrail-Hypothesen von ihm trennte. Greenpeace lehnt die abwegigen und in sich widersprüchlichen Hypothesen genauso ab[1] wie z.B. das Umweltbundesamt[2], die DLR oder der Deutsche Wetterdienst.
Altnickel, der gerne betont, dass er "zensiert" werde, trat bei Secret-TV, pilt.de und der Anti-Zensur-Koalition des Schweizer Sektengründers Ivo Sasek auf. Er betreibt den Internetauftritt chemtrail.de. Ferner wirkte er bis April 2012 in der Bürgerinitinative Sauberer Himmel des Rechtsanwalts Dominik Storr mit.
Theorien
Außer der Chemtrail-Hypothese hängt Altnickel weiteren Verschwörungstheorien an. So glaubt er, dass von der in Alaska befindlichen Forschungsanlage HAARP Gefahren ausgingen (so genanntes Mind Control) und propagiert einen ansonsten wissenschaftlich unbekannten Frequenz-Erwärmungs-Effekt. Ebenso gingen Gefahren von "skalaren Woodpecker-Anlagen" aus, die als Überhorizontradaranlagen im Kurzwellenbereich seit langem bekannt sind und laut Altnickel der Wissenschaft unbekannte Skalarwellen aussenden sollen. Laut Altnickel seien sie geeignet, das Wetter zu manipulieren und ebenso wie HAARP zu einer "Menschenbeeinflussung". Der Tschernobyl-Reaktor war seiner Ansicht nach Teil einer geplanten, 16 Atomkraftwerke zählenden Anlage, die eine Mikrowellensendeanlage mit 35 km Durchmesser als "Strahlenwaffe" hätten speisen sollen. Zitat Altnickel:
- "Im April 86 mischte sich eine kleine, geheime US-Aktionsgruppe in den fortschreitenden Aufbau eines gewaltigen Erdbebens in der weiteren Umgebung von L. A. und S. F. durch Russlands KGB-Skalarwaffen-Sendeanlagen (Woodpecker), ein. Mittels einer speziellen elektronischen Vorrichtung zerstörte die Gruppe einen der weit entfernten russischen Skalarsender. Hierbei kam es beim nahe der Tschernobyl-Reaktoren stehenden Skalarsender zu einer gewaltigen EMP-Entladung. Diese induzierte den AKW Gau! [...] In Tschernobyl sollten 16 Reaktoren gebaut werden, um einem dortigen Antennenwald Energie zu liefern. Am Tag der Katastrophe von Tschernobyl wollte Russland ein Riesen-Erdbeben auslösen. Gemeinsam mit einem befreundeten Staat wusste Amerika dies zu verhindern. Die ausgesendeten Frequenzen wurden abgeblockt und kamen zurück zum Ursprungsort Tschernobyl. Deshalb gab es die Kernreaktorkatastrophe. 96% des radioaktiven Materials schoss oben aus dem Reaktor heraus. Dies ist auch die Erklärung, weshalb der Umkreis der Verstrahlung so groß war. Offiziell hieß es, dass nur 2 oder 3% ausgetreten seien."
Altnickel ist auch Anhänger der Verschwörungstheorie, dass die USA selbst hinter den Anschlägen vom 11. September 2001 steckten und hielt dazu Vorträge an der Universität Oldenburg. Über die Oldenburger Katholische Hochschschulgemeinde (KHG) lud er auch den ehemaligen SPD-Politiker Andreas von Bülow ein, der zuvor durch ähnliche Ansichten zu den Terroranschlägen auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Um gesundheitlichen Nachteilen von Chemtrails zu begegnen, empfiehlt Altnickel Zeolith zum "Entgiften" ("bei normalen Belastungen langt es, täglich zwei Löffel zu sich zu nehmen").[3]
Angebliche Bildbeweise um Chemtrails
Wie sein Gesinnungsgenosse Peter Platte, der leichtgläubig plump gefälschten Fotos um angebliche "Chemtrail-Bomber" aufgesessen war, nimmt auch Altnickel es mit Bildern nicht so genau und zeigt auf Chemtrail.de beispielsweise ein szenebekanntes gefälschtes Bild des Innenraums eines Testflugzeugs (siehe oben rechts) sowie ein Foto, das einen angeblichen Chemtrail-Druckbehälter einer Firma Conair zeigen soll. Tatsächlich handelt es sich bei Conair aber um eine Firma, die Löschflugzeuge umbaut; die Recherche dazu dauert im Internet nur wenige Minuten. Ein weiteres Bild ohne Quellenangabe soll einen Chemtrail-Sprayer zeigen. Das Bild stammt jedoch aus dem Jahr 1974, mehr als 20 Jahre vor der "Erfindung" der Chemtrails Ende der 1990er Jahre. Das Bild zeigt Versuche mit Rauchgeneratoren zur Erkennung von Luftwirbelschleppen an einer Boeing 747. Des Weiteren wird bei Altnickel ein Bild einer Boeing E6 gezeigt.[4] Bei Altnickel wird dann daraus fälschlich eine KC-135 ("Sprühdüsen in Aktion"), auch hier fehlt die erhellende und alles klärende Quellenangabe.
Kurse an der VHS Oldenburg
Bis 2010 wurde es Altnickel von der Volkshochschule Oldenburg wiederholt gestattet, seine Verschwörungstheorien zu Chemtrails und der Ionosphärenforschungsanlage HAARP dort in Kursen zu verbreiten. Den Kursteilnehmern wurde für 15 Euro erklärt, wie der "Ionosphärenheizer" HAARP angeblich zum "Öffnen von Ozonlöchern", zur "Steuerung von Stürmen" und zum Erzeugen von Erdbeben benutzt werde. Altnickel ist jedoch weder Meteorologe oder Geophysiker und äußert seine Spekulationen daher als Laie.
Anfang 2010 wurde bekannt, dass die mit der Kursverwaltung betreute Abteilungsleiterin der VHS Oldenburg, Claudia Grove, sich persönlich dafür einsetzte, dass die Vorträge des Solarmonteurs Altnickel über absurde Verschwörungstheorien in das Kursangebot der Volkshochschule Oldenburg aufgenommen wurden. In einer E-Mail an eine Person, die sich über die Verbreitung derartiger Verschwörungstheorien in öffentlichen Einrichtungen beschwerte, teilte Grove mit:
- Sehr geehrter Herr XXX, in Ihrer Mail vom 17. Januar zeigen Sie uns, dass Sie ein aufmerksamer Leser unserer Programmhefte sind. Darüber freuen wir uns natürlich sehr und sind auch kritischen Überlegungen gegenüber aufgeschlossen. Natürlich gehört es auch zu den Aufgaben einer Volkshochschule, über strittige Themen zu informieren. Dazu gehört auch die Information über Chemtrails, deren Existenz nicht zu bestreiten ist. Uns hat jedoch gewundert, dass Sie eine derart heftige Kritik äußern, ohne sich selbst zu erkennen zu geben. Freundliche Grüße, Claudia Grove
Nach Protesten gegen die Thematisierung der verschwörungstheoretischen Chemtrailhypothese als Angebot der VHS Oldenburg wurde Altnickels Kurs ohne Begründung gestrichen. Altnickel gab an, ihm sei von der VHS mitgeteilt worden, dass die Absage wegen einer zu geringen Zahl von Anmeldungen erfolgt sei, obwohl sich offenbar schon 25 Personen angemeldet hatten. So schreibt dies beispielsweise der Braunesoteriker Jo Conrad in einem Chemtrail-Forum.
Verein für eine natürliche Umwelt e.V.
Im September 2012 gab Altnickel die Gründung des Vereins für eine natürliche Umwelt (NAUM) e.V. bekannt, dessen Ziel "eine gesunde, natürliche Umwelt" sei. Schwerpunkt ist offenbar der Kampf gegen Chemtrails. Die Webseite naum-ev.de des Vereins wird von dem Ingenieur Armin Bertram betrieben, der als Energieberater ebenfalls in Oldenburg tätig ist. Sitz des Vereins ist Berlin.[5]
Weblinks
Siehe auch
Quellennachweise
- ↑ http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=3121
- ↑ http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3574.pdf
- ↑ Sendung "Kerner" auf SAT1 am 27. Oktober 2011
- ↑ tacamo.org/recon/e6/images/e6-below.jpg (TACAMO – Take Charge and Move Out – ist ein luftgestütztes System der US-Marine zum Übermitteln von Nachrichten an U-Boote. Die Seite tacamo.org wird privat von ehemaligen Angehörigen solcher Einheiten betrieben.)
- ↑ Verein für eine natürliche Umwelt e.V., Amtsgericht Berlin (Charlottenburg), VR 31700, Eintragsdatum: 06.08.2012