Grabert Verlag
Der in Tübingen ansässige Grabert-Verlag ist zusammen mit dem Tochterunternehmen Hohenrain-Verlag „einer der größten organisationsunabhängigen rechtsextremistischen Verlage in Deutschland“[1] und wird vom Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg beobachtet.
Weitere Unternehmungen sind die GIE German International Editions GmbH (gegründet 1978), der Hohenrain-Verlag (gegründet 1985) sowie die Versandfirma Media-Service (gegründet 1998), die von Bernhard Grabert geleitet wird. Ferner existiert eine Versandbuchhandlung Grabert, die außer den bei Grabert und Hohenrain veröffentlichten Büchern auch Publikationen anderer rechtsextremistischer Verlage anbietet sowie der „Deutsche Buchkreis“, der seinen Mitgliedern unter bestimmten Bedingungen die Bücher beider Verlage zum ermäßigten Preis anbietet.[2]
Inhaber bzw. Geschäftsführer
Der Grabert-Verlag wurde von Herbert Grabert (1901-1978) im Jahr 1953 als „Verlag der deutschen Hochschullehrerzeitung“ gegründet. Grabert, ehemaliger Mitarbeiter des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete[3] und früherer Dozent für „Weltanschauungskunde“, durfte nach 1945 nicht mehr als Dozent an der Universität tätig sein und gründete die „Deutsche Hochschullehrerzeitung“, deren Ziel in der Rehabilitierung nationalsozialistischer Dozenten bestand; ferner gründete er das „Institut für deutsche Nachkriegsgeschichte“, das sich insbesondere mit der angeblichen Kriegsschuldlüge befasste.[4]
Ab 1972 übernahm der Sohn Wigbert Grabert (geb. 18.02.1941) die Geschäftsführung des Verlags, der 1978 beim Tod des Vaters in sein Eigentum überging. Inzwischen ist mit dessen Sohn Bernhard Grabert, der auch als zweiter Geschäftsführer des Hohenrain-Verlags fungiert, die dritte Generation im Familienunternehmen tätig[5]
Wigbert Grabert und seine Ehefrau Marielouise Grabert sind Gründungsmitglieder des Thule-Seminars.[6]
Ausrichtung der Verlage Grabert und Hohenrain
Nach Einschätzung des baden-württembergischen Landesamts für Verfassungsschutz bieten beide Verlage ein relativ umfangreiches Verlagsprogramm und bedienen eine Bandbreite von Themenfeldern des Rechtsextremismus: "Geschichts- und Gebietsrevisionismus, Geschichte allgemein, vor allem die rechtfertigende Interpretation der germanischen und deutschen Geschichte, Antiamerikanismus, Antimultikulturalismus, Antimodernismus, Antiliberalismus, aber auch gegen Globalisierung, gegen Political Correctness sowie gegen das politische System Deutschlands gerichtete Publikationen"[7]. Ferner finden sich auch Veröffentlichungen aus dem Bereich der so genannten Chronologiekritik (z.B. Uwe Topper) sowie esoterische bzw. pseudo-historische Autoren insbesondere zum Thema Atlantis (z.B. Jürgen Spanuth).
Unterschiedliche Auffassungen sind bezüglich des Qualitätsanspruchs vor allem des Hohenrain-Verlags festzustellen: während der Verfassungsschutzbericht folgert, Hohenrain bemühe sich in seinen Veröffentlichungen „um ein etwas intellektuelleres Niveau“[8], urteilt das Handbuch Rechtsextremismus, das Programm bei Hohenrain wende sich „an ein breiteres Publikum“.[9].
Programm und Autoren
Den Schwerpunkt des Verlages bildete seit Gründung der Revisionismus, aber auch holocaustleugnende Publikationen wurden immer wieder veröffentlicht. Ab 1972 öffnete sich der Verlag den Themen der französischen Nouvelle Droite. Neben den "rein revisionistischen" Werken verfügt das Verlagsprogramm auch über andere ideologische Publikationen der radikalen Rechten aus dem In- und Ausland sowie Bücher zu den Themen Zeitgeschichte, Politik, Vor- und Frühgeschichte, Philosophie und Kunst. Die Vierteljahresschrift „Deutschland in Geschichte und Gegenwart. Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik“ legt ebenfalls ihren Schwerpunkt auf Revisionismus, bezieht aber auch zu tagespolitischen Themen Stellung und gilt als eines der bedeutendsten Ideologieorgane der radikalen Rechten in der Bundesrepublik.[10]. Der Verfassungschutzbericht urteilt, die Zeitschrift sei „zwar pseudo-wissenschaftlich aufgemacht, bedient jedoch in ihren Einzelbeiträgen dieselben Themenfelder und ideologischen Deutungsmuster wie die Bücher der Verlage“.[11]
Das ferner alle zwei Monate erscheinende Informationsblatt „Euro-Kurier - Aktuelle Buch- und Verlags-Nachrichten" beschäftigt sich mit der Situation des Verlages, weist auf Neuerscheinungen hin und verbreitet ebenfalls rechtsextremistische Inhalte.[12]
In unregelmäßigen Abständen gibt der Grabert-Verlag seit 1990 auch die Schriftenreihe „Richtigstellungen zur Zeitgeschichte“[13] heraus.
Bereits seit 1961 ist David Leslie Hoggan Autor bei Grabert; dort wird auch heute noch dessen Gesamtwerk vertrieben[14]. Weitere Autoren sind z.B. Rolf Kosiek (auch unter dem Pseudonym „Rudolf Künast“), ein „Multifunktionär des rechtsextremen Spektrums“ und NPD-Politiker[15], Helmut Schröcke (u.a. Vorstand Witiko-Bund, Gesellschaft für europäische Urgemeinschaftskunde e.V./Herman-Wirth-Gesellschaft und Mitunterzeichner des „Heidelberger Manifests“)[16], Robert Hepp (u.a. Mitglied im rechtsextremen „Schutzbund für das deutsche Volk SDV“)[17] sowie Germar Rudolf (ein mehrfach verurteilter Holocaustleugner)[18].
Juristisches
Bereits Herbert Grabert wurde wegen seines 1960 unter dem Pseudonym Hugo C. Backhaus veröffentlichten Buchs „Volk ohne Führung“ zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.[19]
Wigbert Grabert erhielt 1998 eine Geldstrafe wegen Volksverhetzung[20]. Eine weitere Verurteilung zu einer Haftstrafe von acht Monaten auf Bewährung wegen Volksverhetzung erfolgte 2010; der Strafe liegen zwei Veröffentlichungen in der Zeitschrift „Deutschland in Geschichte und Gegenwart“ aus dem Jahr 2007 zugrunde, in denen pauschal verunglimpfende Bemerkungen über Migranten vorgenommen bzw. der Holocaust geleugnet wurde. Das Gericht ordnete ferner die Einziehung der Zeitschriftenexemplare an.[21].
In der Vergangenheit wurden mehrfach Bücher beider Verlage beschlagnahmt, gerichtlich eingezogen bzw. von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert.[22]
Als herausragend ist u.a. ein Verfahren gegen Germar Rudolf zu nennen, dessen 1994 bei Grabert unter dem Pseudonym Ernst Gauss veröffentlichtes „Grundlagen der Zeitgeschichte. Ein Handbuch über strittige Fragen“ ein weiteres Strafermittlungsverfahren gegen Rudolf auslöste, der zu diesem Zeitpunkt bereits wegen einer vorherigen Veröffentlichung vor Gericht stand.[23].
Zu den von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften auf den Index gesetzten Büchern gehört u.a. das im Grabert-Verlag erschienene „Der Zweite Weltkrieg Ursachen – Hintergründe – Kriegsschuld – Folgen“ von Helmut Schröcke.[24]
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=56&Itemid=94 abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=56&Itemid=94 abgerufen 05.09.2012
- ↑ Thomas Grumke, Bernd Wagner: Handbuch Rechtsradikalismus, 2002, Auszug bei: http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/grabert-verlag-hohenrain-verlags-gmbh abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/Grabert-Verlag.htm abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://www.geschichtswerkstatt-tuebingen.de/index.php?article_id=22 abgerufen 05.09.2012
- ↑ Vereinsregister Kassel Nr. 1571
- ↑ http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=56&Itemid=94 abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=56&Itemid=94 abgerufen 05.09.2012
- ↑ Thomas Grumke, Bernd Wagner, Handbuch Rechtsextremismus, 2002. Auszug bei: http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/grabert-verlag-hohenrain-verlags-gmbh abgerufen 05.09.2012
- ↑ Thomas Grumke, Bernd Wagner: Handbuch Rechtsradikalismus, 2002, Auszug bei: http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/grabert-verlag-hohenrain-verlags-gmbh abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=56&Itemid=94 abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=56&Itemid=94 abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/Grabert-Verlag.htm abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/Grabert-Verlag.htm abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Rolf_Kosiek abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Schr%C3%B6cke abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Hepp abgerufen 05.09.2012)
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Germar_Rudolf abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Grabert abgerufen 05.09.2012
- ↑ Thomas Grumke, Bernd Wagner: Handbuch Rechtsradikalismus, Auszug bei: http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/grabert-verlag-hohenrain-verlags-gmbh abgerufen 05.09.2012
- ↑ Artikel vom 09.12.2010 in: http://www.boulevard-baden.de/ueberregionales/politik/2010/12/09/rechtsextremer-verleger-wegen-volksverhetzung-rechtskraftig-verurteilt-292048/ abgerufen 05.09.2012
- ↑ Anton Maegerle: „Junge-Freiheit“-Autoren und ihr politisches Umfeld“, bei: http://www.trend.infopartisan.net/trd1203/t061203.html abgerufen 06.09.2012
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Germar_Rudolf abgerufen 05.09.2012
- ↑ http://www.geschichtswerkstatt-tuebingen.de/index.php?article_id=22 abgerufen 05.09.2012