Hilgers Systems Medicine (HSM) ist der Name einer markenrechtlich geschützten Krankheitslehre des in Belgien lebenden deutschen Arztes Arnold Hilgers, die dieser Mitte der achziger Jahre erfand.

Die von Arnold Hilgers entwickelte Krankheitslehre der "Hilgers System Medicine" weist dem Immunsystem sowie Umweltgiften eine entscheidende Bedeutung für eine Vielzahl an Erkrankungen zu, die jeweiligen Behauptungen zu Immunsystem-bezogenen Erkrankungen reichen nach Hilgers von "A wie ADHS bis Z wie Zoster-Infektion". Insbesondere nennt Hilgers folgende Krankheiten und Zustände, die durch seine Methode positiv beeinflussbar seien: Autoimmunerkrankungen, SLE, Rheuma, Multiple Sklerose, Alzheimer, Parkinson, Herz- u. Gefäßerkrankungen, Polyneuropathie, Schmerzsyndrome, Depressionen (teilweise), Psychosen (mind. 45%), Burn-out, Allergien, Infertilität, Aneurysma, Asthma, Angst, Arterienverkalkung, Arthritis, Atemwegserkrankungen (chron.), Basedow, Borreliose (chron.), CFS und CFIDS, Colitis ulcerosa, Demenz, EBV-Infektion (chron.), Embolien, Fibromyalgie, Gefäßerkrankungen (chron.), Hashimoto, Herzerkrankungen (chron.), hyperkinetisches Syndrom, Hypertonie, Kardiomyopathie, Lebererkrankungen, Morbus Crohn, Migräne, Myokarditis, Narkolepsie, Nervenerkrankungen (chron.), Panikattacken, PMS, Polyneuropathie, rheumatische Arthritis, Sarkoidose, Thrombosen, Tinnitus, Tuberkulose (therapieresistent), Tumore (komplementäre Behandlung), Zoster-Infektion (rezidiv) und ADHS.[1] Bei Krebs würden im Sinne einer "molekularen Onkologie" "die gleichen Symptome und Immunstörungen wie bei CFS" vorliegen, wesshalb aus seiner Sicht auch bei Krebs eine individuelle HSM-Immuntherapie zusammen mit einer herkömmlichen onkologischen Behandlung als komplementäre Massnahme angesagt sei.

Die zur HSM aufgestellten Behauptungen stellen dabei gleichzeitig eine eigene Krankheitslehre dar, die in Teilen mit Erkenntnissen der wissenschaftlichen Medizin unvereinbar ist oder die sich lediglich auf in der Medizin diskutierte Hypothesen und ausgesuchte Literatur berufen kann. Nach Hilgers sei seine "wahrhaft revolutionäre" HSM-Methode rein naturwissenschaftlich bzw molekularmedizinischer Natur. Sie sei trotz Anfeindungen und "Verboten, Undank, Marginalisierung, Unverständnis und Ausgrenzung" in der Lage "selbst solche Krankheiten zu behandeln, gegen die bisher kein Kraut gewachsen schien". Zum Nachweis der gemeinten Anfeindungen präsentiert Hilgers auf seinen privaten Webseiten seinen Schriftverkehr mit Ärztekammer, Sozialgerichten und Versicherungen.

Kern der Lehre ist die Idee, "daß die meisten Erkrankungen durch Erreger verursacht werden". Dabei bezieht Hilgers die Idee auch auf chronische Erkrankungen wie CFS (Chronisches Erschöpfungssyndrom), MS (Multiple Sklerose) und Krebs.

Im Internet finden sich Angaben ehemaliger enttäuschter Patienten, die auf die hohen Kosten einer HSM-Behandlung hinweisen, die auch privat zu begleichen sind, da offenbar in einer Vielzahl von Fällen Krankenkassen die Kosten nicht übernommen hatten. Ebenfalls in die Kritik gerieten Hilgers privat zu bezahlenden Labortests bei CFS, die von Seiten der NRW-Ärztekammer ihm den Vorwurf der "Abzocke" einbrachten. Für das chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) gibt es keinen anerkannten Labortest. Die Hilgers-Firma Sanoplan verweist für die proprietäre HSM-Diagnostik auf eine "Düsseldorfer HSM®-Filiale"[2], wo offenbar die HSM®-Diagnostik mit diagnostischen Testmodulen (HSM®-Module) durchgeführt wird.

Um auf seine Methode aufmerksam zu machen ruft Hilgers auch Patienten dazu auf Patientenberichte einzuschicken, die anonym veröffentlicht werden sollen. Danksagungen und Patientenlob sind jedoch auf Grund der Bestimmungen des deutschen Heilmittelwerbegesetzes in Deutschland ungesetzlich.

Therapeutischer Arm der HSM

Therapeutisch kommen in der HSM diverse Produkte der Hilgers-Firma Sanoplan (Sanostar, PowerPack, Sanovir, SP-Omega 3 - Marine Liquid und Gammaplan) zum Einsatz, sowie die in der Pseudo- und Alternativmedizin bekannte Vitamin-C-Infusion. In diesem Zusammenhang ist von Nutriceuticals-Kombinationen die Rede, die ausschliesslich als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden. Die jeweiligen Produkte sollen Vitalstoffe und Vitamine sowie weitere Substanzen enthalten und erinnern an Mittel aus der orthomolekularen Medizin oder Zellularmedizin nach Matthias Rath:

  • Sanostar-Pack (126 Euro) enthält 1 Gr. L-Carnitin, 0,2 Gramm R-Liponsäure, 0,8 Gr. Folsäure und 0,6 Gr Biotin
  • Power-Pack (115 Euro) enthält Taurin, Q10, Max-Carnitine, L-Carnitin
  • Sanovir-Pack (98 Euro) enthält ein Olivenblattextrakt, die Aminosäure L-Lysin, Katzenkralle (Cat´s Claw, Uncaria tomentosa siehe Maca), Gammalinolensäure, ein Probiotikum sowie eine geheimnisvolle "Viral remedy" mit dem Aminosäure Lysin.

Hilgers und das chronische Erschöpfungssyndrom

Hilgers befasste sich ausführlicher mit dem Chronischen Erschöpfungssyndrom (auch als CFS bekannt), das in Deutschland etwa Ende der achziger Jahre als mögliche eigenständige Krankheit aus den USA "herüberschwappte". Obwohl aus Expertensicht die Ursache der Störung nicht sicher bekannt ist[3][4], es keinen Labortest gibt und auch keine gesicherte Therapie für das chronische Erschöpfungssyndrom bekannt ist, entwickelte Hilgers eine eigenständige Lehre zur Entstehung des CFS und eine darauf aufbauende Therapie. Im Sinne eines "chemischen AIDS"[5] solle demnach das CFS durch schädliche Umwelteinflüsse und ungenannte Erreger zurückgehen. Hilgers sieht im CFS auch eine Zivilisationskrankheit, die sich als "Mutter aller Erkrankungen" herausgestellt habe:

"Bei CFS handelt es sich um eine immer weitere Kreise ziehende Zivilisationskrankheit, die, wenn unbehandelt, als „Mutter aller Erkrankungen“ z.B. in MS oder Krebs münden kann."[6]

Zu den gemeinten Umweltgifte wird auf eine private Webseite aus Österreich verlinkt. Genannt werden dort erstaunlicherweise aber auch Substanzen (z.B. Frassgifte) von denen lediglich bekannt ist, dass sie eine Unverträglichkeitsreaktion verursachen, keine chronische Krankheiten. Auch völlig exotische Nahrungsmittel oder körpereigene Substanzen werden genannt. Genannt werden explizit: Hämagglutinine in Bohnen, Proteaseinhibitoren in Gemüsen, Blausäure in Nahrungsmitteln, Schwarze Holunderbeeren, Kohl- und Krautarten, Nitrate, Oxalsäure, Solanin, Biogene Amine und Histamin, Capsaicin in Paprika und Cayenne-Pfeffer, Myristicin in der Muskatnuss, Toxische Stoffe in essbaren Pilzen, Glycyrrhin in Lakritze, Koffein im Kaffee, Lactobacillus casei in Fischkonserven und in Käse, Erhitzte und oxidierte Fette, 3,4-Benzpyren, Zinksalze, Schwermetallionen im Trinkwasser und in Nahrungsmitteln, Konservierungsmittel, Lebensmittelfarben, Phosphorsäuren, Kochsalz, Propionsäure und Propionate, Sorbinsäure, Benzoesäure, Milchsäure, Weinsäure, Zitronensäure, Ameisensäure, Essigsäure, Bernsteinsäure, Bernsteinsäureanhydrid, Adipinsäure, Fumarsäure, Malonsäure, Süßungsmittel Saccharin und Cyclamat, Glutaminsäure (Glutamat), Gelatine, Pectin, Stärke, Alginat, Agar.[7]

Quellennachweise

  1. http://mysanoplan.com/tl/mit-hsm-behandelbare-erkrankungen.html
  2. Center für chronische Erkrankungen und Gesundheitsprävention, Kaiserswertherstr. 93, 40476 Düsseldorf
  3. Afari N, Buchwald D (2003). "Chronic fatigue syndrome: a review". Am J Psychiatr 160 (2): 221–36. DOI:10.1176/appi.ajp.160.2.221. PMID 12562565
  4. "Chronic Fatigue Syndrome Causes". Centers for Disease Control and Prevention. 15.10.2010
  5. http://www.zeit.de/1994/37/das-grosse-gaehnen/seite-1
  6. http://arnold-hilgers-institute.com/tl/patientenbrief.html
  7. http://www2.vobs.at/bio/human/h-toxisch-1.htm