Julius Hackethal
Karl-Heinz Julius Hackethal (geb. am 06.11.1921 in Reinholterode, Kreis Heiligenstadt, heute Landkreis Eichsfeld; gest. am 17.10.1997 in Bernau am Chiemsee) war ein umstrittener deutscher Chirurg, Befürworter der Sterbehilfe, Autor vieler standeskritischer Bücher sowie Vertreter unkonventioneller Krebstherapien.
Werdegang
Hackethal erlangte erstmals Aufmerksamkeit, als er 1963 an der Universität Erlangen-Nürnberg dem Chefarzt der chirurgischen Klinik schwere Kunstfehler vorwarf, von denen mehr als die Hälfte sogar tödlich gewesen sein sollen. Dies nahm er zum Anlass, sich nicht mehr dem Klinikbetrieb unterzuordnen, was zu seiner Entlassung führte und letztendlich seine akademische Karriere beendete. Der Klinikchef erwirkte durch eine einstweilige Verfügung, dass Hackethal die Vorwürfe nicht mehr äußern durfte. Hackethal ersetzte in der folgenden Zeit seinen bisher in Publikationen verwendeten Autorennamen „Karl Heinz Hackethal“ für seine nunmehr rein populären Werke durch „Julius Hackethal“.
Nach seiner Entlassung in Erlangen wirkte Hackethal zunächst als Assistenz-, dann Chefarzt an einem städtischen Krankenhaus in der schleswig-holsteinischen Provinz, danach leitete er verschiedene Sanatorien und Rehabilitationskliniken.
Im Jahr 1984 drehte Hackethal einen Film, in dem gezeigt wurde, wie er einer an Gesichtskrebs leidenden Frau Kaliumzyanid gab, die es einnahm und infolge dessen starb. In dem darauf folgenden Strafverfahren wegen Tötung auf Verlangen wurde er nicht verurteilt, weil das Gericht den Fall als Beihilfe zum Suizid wertete, was in Deutschland straffrei ist. Die Frau hatte das Gift selbständig eingenommen. Hackethal wurde in der Folge zu einem populären Verfechter einer Legalisierung der aktiven Sterbehilfe sowie ärztlicher Beihilfe zum Suizid.[1] Später bekannte er öffentlich, auch seiner Mutter eine tödliche Spritze verabreicht zu haben.
Gegen Hackethal liefen zahlreiche weitere Straf- und standesrechtliche Verfahren. Zu einem Urteil kam es aber nie und er behielt bis zu seinem Tod seine ärztliche Approbation. Julius Hackethal starb am 17.10.1997 an Lungenkrebs.[2]
Thesen zur Krebsbehandlung
Hackethal kritisierte die in der etablierten Medizin angewendete Krebstherapie als "Verstümmelungsstrategie", bei der durch Operationen, Chemotherapie und Bestrahlungen unnötige Schäden angerichtet würden. Er war zudem der Meinung, viele Krebsarten wie zum Beispiel Prostatakrebs seien nicht so aggressiv, dass diese einer Behandlung bedürften ("Haustierkrebs"). Erst eine Provokation des Tumors durch eine medizinische Intervention führe dazu, dass der Tumor bösartig werde und Metastasen bilde ("Raubtierkrebs"). Hackethal zufolge lasse sich Krebs durch die Blockade von Sexualhormonen sicher heilen. Nach dieser These behandelte er auch Patienten mit dem Hormonblocker "Suprefact" und behauptete, dass er mit diesem in hochdosierter Form angewandten Mittel Patienten mit Magenkrebs, Lungenkrebs und Knochenkrebs geheilt habe. Allerdings können nach Stand der Forschung lediglich hormonabhängige Tumoren auf diese Art und Weise im Wachstum gehemmt werden, was bedeutet, dass entgegen Hackethals Meinung nur wenige Tumorarten so behandelt werden.
Hackethal sah die Entstehung von Krebs anhand folgender wissenschaftlich unplausibler Thesen:[3]
- Der Mensch ist ein Vielmilliarden-Staat von Zellbürgern, wahrscheinlich nur von Zellweibern, in vielen Generationen mit ihren Erzeugnissen.
- Jedes Zellweib ist ein Mikro-Menschlein mit allen Organsystemen im angepaßten Nano-Format, auch mit Eierstöcken und Sexhormonen.
- Keine Fortpflanzung des Zellweibleins - auch nicht der Terroristin Krebszelle - ohne Sexhormone.
- Sexhormon-Blockade heilt absolut sicher und ohne Verstümmelung Raubtierkrebs, höchstwahrscheinlich aller Zellbürger-Rassen, für den Heilpreis einer kurzfristigen Sex-Neutralität.
- Zur sicheren Heilung sind zusätzlich zur Sexhormon-Blockade flankierende Heil- und Gesundhilfen notwendig"
- Sicheren Rückfallschutz bietet nach der Raubtierkrebs-Heilung dauernder Gesundfleiß.
Hackethal sah es als Aufgabe des Arztes, die Selbstheilungskräfte des Patienten zu fördern und liebevoll mit ihm umzugehen. All das werde vom ökonomieorientierten Gesundheitswesen und der "kalten Apparatemedizin" nicht berücksichtigt.