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Andreas Moritz (geb. 1954) ist ein in Deutschland geborener Buchautor alternativmedizinischer Themen, Iridologe und Impfgegner, der durch abwegige Ansichten zu Krebs auf sich aufmerksam macht. Ferner propagiert er ein Verfahren zur "Leberreinigung". Im Eigenverständnis sieht sich Moritz als medical intuitive, practitioner of Ayurveda, Iridology, Shiatsu and Vibrational Medicine und bezeichnet sich als doctor of Ayurveda.[1] Er gibt an, Meditationslehrer gewesen zu sein und sich in Neuseeland und Indien mit Ayurveda beschäftigt zu haben. Seit 1998 lebt Moritz in Greer (South Carolina, USA) und gilt auch als Erfinder einer "Ener-Chi Art"-Kunst (Ener-Chi Wellness Center, LLC) bei der der Anblick von bestimmten Ölgemälden heilende Effekte auslöse, sowie einer "Sacred Santèmony – Divine Chanting" genannten Methode, bei der "heilende Töne" eingesetzt werden um störende Akasha-Chronik-Einträge "zu löschen".

"Leberreinigung" nach Andreas Moritz

Nach Moritz sollen die meisten Erwachsenen der industrialisierten Welt, und vor allem diejenigen, die unter chronischen Krankheiten wie Herzerkrankungen, Arthritis, Diabetes, Krebs oder Multipler Sklerose leiden, Hunderte, wenn nicht Tausende von Gallensteinen haben, die die Gallengänge der Leber blockieren sollen. Nach seiner Moritz-Methode einer so genannten Leberreinigung (auch bekannt nach der verstorbenen Hulda Clark) soll der Anwender sechs Tage lang je einen Liter Apfelsaft trinken, Magnesiumsulfat (Bittersalz, Epsom-Salz oder Epsomit) und 1/8 Liter Olivenöl trinken. Hinzu kommen Grapefruitsaft oder Zitronen und Orangen. Die Fruchtsäfte sollen dabei aus dem Darm in die Leber gelangen und dort Gallensteine aufweichen und sie dadurch abfließbar machen. Um eine Unterkühlung der Leber zu vermeiden, solle auf kalte oder gefrorene Nahrungsmittel verzichtet werden. Bei Anwendung dieser Ernährung soll es zum Erscheinen von "hunderten kleinen Gallensteinen" und "Toxinen" unbekannter Art im Stuhl kommen. Die "Steinchen" sollen dabei bis 3 cm groß sein und in der Toilette "aufschwimmen".

Behauptungen zu Krebs

 
Cancer is not a disease (Krebs ist keine Krankheit)
 
Weisheit der Krebszellen

In seinem Werk Krebs ist keine Krankheit - Krebs ist ein Überlebensmechanismus versucht Moritz die Krebserkrankung als "physisches Symptom verzweifelter Versuche des Körpers, spezifische und lebenszerstörende Ursachen zu beseitigen" plausibel zu machen. Die Krankheit Krebs sei in Wirklichkeit ein Versuch des Körpers "Leben zu retten" und 95% aller Krebserkrankungen würden sowieso spontan ausheilen, wenn man nicht eine medizinische Therapie anwenden würde, die die unterstellte Selbstheilung behindere. Analoge Hypothesen sind vom deutschen Wunderheiler Ryke Geerd Hamer und seiner Germanischen Neuen Medizin (GNM), Metamedizin und ähnlichen pseudomedizinischen Methoden bekannt.

Eine Beseitigung der von Moritz als auslösend bezeichneten Faktoren führe zu einer "völligen Heilung" von Krebs. Die in der Medizin angewandte Herangehensweise, Krebszellen und Tumoren am Wachstum zu hindern oder chirurgisch zu entfernen, führe laut Moritz nur zu einer angeblichen "Heilungsrate" von 7% und die meisten dieser Patienten würden nur kurz ihre vermeintliche "Heilung" überleben. Auch wären die Überlebensstatistiken bei Krebs unabhängig von einer medizinischen Therapie gleich bzw. "Es sterben mehr Leute an den Folgen der Behandlung, als dadurch gerettet werden". Einen Beleg für seine Angaben, die den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen, bleibt er dabei schuldig. Stattdessen beruft sich Moritz auf angebliche Erkenntnisse eines Dr. Hardin Jones der University of California (siehe folgenden Abschnitt), der gesagt haben soll: "Den Patienten geht es genauso gut oder noch besser, wenn sie nicht behandelt werden."

Hardin Jones

Auf einer Vielzahl von alternativmedizinischen Internet-Webseiten werden Aussagen verbreitet, nach denen Krebspatienten die keine konventionelle Therapie wählen eine vierfach größere Chance hätten, ihre Krankheit zu überleben als die behandelten Patienten. Eine Krebstherapie hätte demnach nicht nur keinen Nutzen, sondern hätte demnach sogar schädigende Folgen. Häufig und auch von Andreas Moritz wird dazu der Physiologe Hardin Jones als "a prominent cancer researcher" an der University of California (Berkeley) zitiert: "My studies have proved conclusively that cancer patients who refuse chemotherapy and radiation actually live up to four times longer than treated cases." Das Jones-Zitat soll in einem Konferenzpaper aus dem Jahre 1969 enthalten sein.[2] Als Text ist die Aussage jedoch nicht enthalten, siehe das Dokument als Faksimile[3] Solche Aussagen werden oft in einem Zusammenhang mit der Aufforderung verbreitet, bei Krebs konventionelle Therapien zu meiden.

Jones arbeitete über statistische Fragen am "Donner Laboratory" für die damalige Atomic Energy Commission. Er war nie therapeutisch oder der klinischen Onkologie forschend tätig.[4] Zitate von Jones beziehen sich auf einen Vortrag aus dem Jahr 1956[5], also von vor über 50 Jahren, als beispielsweise die Chemotherapie noch in den Kinderschuhen steckte. Jones' Artikel von 1956 enthält mehrere statistische Angaben über unbehandelte und behandelte Krebspatienten, häufig auf Brustkrebs bezogen. Er kommt wörtlich zur Ansicht, dass "It is most likely that, in terms of life expectancy, the chance of survival is no better with than without treatment, and there is the possibility that treatment may make the survival time of cancer less" (Seite 331). Weiter geht Jones nicht mit seinen Angaben. Er belegt auch nicht seine Ansicht, dass behandelte Krebspatienten eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit hätten. Von ihm zitierte Arbeiten stammen aus dem Jahr 1926 und zweimal aus dem Jahr 1937. Aber selbst diese alten Arbeiten aus der Zeit vor 1956 (mit 651, 100, 64 und 100 Fällen) widerlegen seine Ansicht. Es handelte sich nicht um kontrollierte Studien, wie sie erst Jahrzehnte später üblich wurden. Jones stellte auch eine Regel auf, nach der bei sämtlichen Krebsarten die Sterberate über die Zeit konstant bleibe ("the death rate for all kinds of cancer remains nearly fixed from the moment when cancer is identified", Seite 314). Die Theorie wurde auch als das "The Hardin Jones Principle" bezeichnet und beispielsweise von Linus Pauling 1989 zitiert. Heute ist bekannt, dass diese vereinfachende Regel nicht zutrifft – verschiedene Krebsarten zeigen auch unterschiedliche Überlebenskurven.

Die Angaben von Jones sind auf die heutige Situation bezogen falsch. Ende der 1950er Jahre lag die 5-Jahresüberlebensprognose noch bei 25%, heute liegt sie in Industriestaaten bei über 80% (so für das Jahr 2003 in den USA[6]), auch wenn man berücksichtigt, dass heute Brustkrebs (z.B. wegen Vorsorgemaßnahmen) früher diagnostiziert wird.

Anderssprachige Psiram-Artikel

Weblinks

Quellenangaben

  1. http://ener-chi.com/about.htm
  2. Hardin B. Jones, Ph.D. "A Report on Cancer," paper delivered to the ACS's 11th Annual Science Writers Conference, New Orleans, 7. März 1969
  3. Hardin Jones: "A Report on Cancer" 11th Annual Science Writers Conference, New Orleans, 7. März 1969
  4. http://www.users.on.net/~pmoran/cancer/hardin_jones_and_cancer.htm
  5. Jones, H. B.: Demographic consideration of the cancer problem. Transactions, New York Academy of Science, 1956, series 2, v. 18, Seiten 298 - 333, PMID: 13312067
  6. Jemal A, Thomas A, Murray T, Thun M. Cancer statistics, 2002. CA Cancer J Clin. 2002: 23-47 Also: Weir HK, Thun MJ, Hankey BF, Ries LA, Howe HL, Wingo PA, Jemal A, Ward E, Anderson RN, Edwards BK Annual report to the nation on the status of cancer, 1975-2000, featuring the uses of surveillance data for cancer prevention and control. J Natl Cancer Inst. 2003 Sep 3;95(17):1276-99