Die Dunkeltherapie (auch Tibetanisches Nachtyoga, engl. dark therapy) ist eine ist eine in der Alternativmedizin anzutreffende Therapieoption und Wellnessmethode, bei der Kunden längere Zeit Licht völlig vorenthalten wird, um einen "Samadhi-Zustand der Versenkung", oder "Selbstheilung" von Erkrankungen zu finden. Einige Anbieter setzen die Dunkeltherapie für Zeiträume von einigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen ein. Anbieter behaupten mit Hilfe des Lichtentzugs bei Kunden eine Bewußtseinserweiterung erzielen zu können. Durchgeführt wird die Dunkeltherapie in völlig abgedunkelten Wohnungen oder einzeln gelegenen Häusern. Teilweise sind so genannte Lichtschleusen vorgesehen. Zusätzlich wird zumeist auch auf eine geräuscharme Umgebung geachtet, sodaß sich Umstände ähnlich denen einer sensorischen Deprivation einstellen. Teilweise wird ein gleichzeitiges Wasserfasten (Fasten mit Erlaubnis Wasser zu trinken) mit angeboten.

Propagandisten der Dunkeltherapie sind im deutschrachigen Raum der Völkerkundler und Psychotherapeut Holger Kalweit und Karl Probst.

In der wissenschaftlichen Medizin wurden in der Vergangenheit einige wenige Studien zum Thema einer "Nachtverlängerung" bei psychiatrischen Patienten durchgeführt. Die auswertbare seriöse Literatur zum Thema gibt keine Hinweise auf etwaige Anwendungsmöglichkeiten zu Heilzwecken bei ansonsten nicht-psychiatrischen Patienten. (Stand 2012)

Samadhi-Tank (Isolationstank oder auch floatation-tank)

 
Isolationstank (Samadhi-Tank)[1]

Tibetisches Nachtyoga bzw Tibetanisches Nachtyoga

Die Dunkeltherapie wird teilweise auch tibetanisches Nachtyoga genannt. Kalweit will in den sechziger Jahren anlässlich einer Reise durch Nepal eine tibetische Praxis einer 49 tägigen Dunkelheit kennengelernt haben. Im tibetischen Buddhismus soll sie gelegentlich bei der Mönchsausbildung eingesetzt werden.

Therapeutischer Lichtentzug und Nachtverlängerung in wissenschaftlicher Medizin

Im Rahmen von chronobiologischen Behandlungsansätzen (Chronotherapien) wurden in der Vergangenheit einige wenige Studienarbeiten zum Thema publiziert. Im Frühjahr 2012 lassen sich etwa vier Arbeiten in wissenschaftlichen Datenbanken finden, zwei davon leider in einem nicht dem peer-review unterworfenen Journal, "Medical Hypotheses".

Im Gegensatz zur anekannten und weit angewandten Lichttherapie oder Wachtherapie (therapeutischer Schlafentzug) wirkt eine therapeutische Nachtverlängerung bei der Manie[2] und kann das «rapidcycling» zwischen Depression und Manie unterbrechen[3][4]. Obwohl theoretisch interessant, ist die Dunkeltherapie für Daueranwendungen aber auch Kurzzeitanwendungen wenig praktikabel. Eine realistischere Alternative wäre die Benützung von eingefärbten Brillen, die das chronobiologisch wirksamste Licht im blauen Wellenlängenbereich herausfiltern. Auf diese Weise lässt sich eine Art «chronobiologische Dunkelheit» für das nichtvisuelle zirkadiane System realisieren.[5]

Literatur

  • Dallaspezia S, Benedetti F., Chronobiological therapy for mood disorders. Expert Rev Neurother. 2011 Jul;11(7):961-70. PMID: 21721914
  • Gómez-Bernal G., Dark therapy for schizoaffective disorder. A case report. Med Hypotheses. 2009 Jan;72(1):105-6. Epub 2008 Sep 21
  • Phelps J., Dark therapy for bipolar disorder using amber lenses for blue light blockade. Med Hypotheses. 2008;70(2):224-9. Epub 2007 Jul 16. PMID: 17637502
  • Barbini B, Benedetti F, Colombo C, Dotoli D, Bernasconi A, Cigala-Fulgosi M, Florita M, Smeraldi E., Dark therapy for mania: a pilot study. Bipolar Disord. 2005 Feb;7(1):98-101. PMID: 15654938

Quellennachweise

  1. Bildquelle: Natürlich leben 4/2007, S.16
  2. Barbini B, Benedetti F, Colombo C, et al. Dark therapy for mania: a pilot study. Bipolar Disord. 2005;7:98–101
  3. Wehr TA, Turner EH, Shimada JM, Lowe CH, Barker C, Leibenluft E. Treatment of rapidly cycling bipolar patient byusing extended bed rest and darkness to stabilize the timing and duration of sleep. Biol Psychiatry. 1998;43:822–828.39
  4. Wirz-Justice A, Quinto C, Cajochen C, Werth E, Hock C. A rapid-cycling bipolar patient treated with long nights,bedrest, and light. Biol Psychiatry. 1999;45:1075–1077
  5. Anna Wirz-Justice, Christian Cajochen (Zentrum für Chronobiologie, Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel): Zirkadiane Rhythmen und Depression: chronobiologische Behandlungsmöglichkeiten, medicalforum.ch