Der Begriff der Krebspersönlichkeit beschreibt einen hypothetisch gebliebenen Menschentypus, der nach verschiedenen mittlerweile überholten Hypothesen vermehrt dazu neige an Krebs zu erkranken. Dieser Typus weise bestimmte intersubjektiv erkennbare Persönlichkeitsmerkmale auf. Ein wissenschaftlicher Nachweis für die Existenz dieses Menschentypus existiert nicht.

Des weiteren widersprechen sich einzelne Konzepte: Faktoren die innerhalb einer der Hypothesen krebsfördernd sein soll, kann innerhalb einer anderen Hypothese die umgekehrte unterstellte Wirkung haben. Die These von der postulierten „Krebspersönlichkeit“, einhergehend mit einem „Typ-C-Verhalten“, lässt sich heute nicht mehr aufrechterhalten. Es findet sich nach Berücksichtigung der bis heute gemachten Untersuchungen kein Anhaltspunkt für ein persönlichkeitsgebundenes erhöhtes Krebsrisiko [1].

Dennoch ist der Glaube an die Krebspersönlichkeit bei vielen Menschen verwurzelt und fand trotz fehlens von Belegen Eingang in eine Vielzahl von alternativmedizinischen und Aussenseiter-Konzepten.

Mit dem Konzept der Krebspersönlichkeit sind häufig auch Schuldzuweisungen in Richtung Patient verbunden.

Historische Hypothesen und Ansichten zur Krebspersönlichkeit

Bereits im Altertum gab es Vorstellungen um bestimmte menschliche Merkmale deren Anwesenheit Krebs bedingen sollte. Die Schwermut oder Melancholie (bzw Depression) wird seit dem griechischen Arzt Galenus mit Krebs in Verbindung gebracht. Nach ihm würden melancholische Frauen an Brustkrebs erkrankten.

Wilhelm Reich

 
Wilhelm Reich

Die Krebspersönlichkeit nach Ronald Grossarth-Maticek

 
Groosarth-Maticek

Nach Grossart-Maticek disponieren bestimmte psychologische Merkmale des Menschen zur Entstehung von Krebserkrankungen und er entwickelte dazu ein entsprechendes System. Derartige Hypothesen wurden bereits vor über 2000 Jahren formuliert und spielten bis hinein ins 20. Jahrhundert eine begrenzte Rolle.

1985 veröffentlichte Grossarth-Maticek von der Universität Heidelberg eine aufgrund der Methodik und Statistik umstrittene Untersuchung von 1300 Menschen, die er über 10 Jahre beobachtet hatte. Er kam aus dieser Arbeit zum Schluss dass eine Psychotherapie in der Lage sei, zur Verhütung von Krebs beizutragen [2]. Mittels einer Kohortenstudie (Fragebogen zum Konzept der Selbstregulation) unterschieden die Autoren Grossarth-Maticek und Helm Stierlin 6 Typen, von denen Typ I die höchste Krebs- und Typ II die höchste Herzinfarkterkrankungsrate aufwiesen. Der Typ IV hatte dagegen die höchste Überlebensrate. Die 6 Typen sollen dabei sechs unterschiedliche Formen mehr oder weniger gelingender oder misslingender Selbstregulation beschreiben. Die spezifische Krebspersönlichkeit nach Grossarth-Maticek (Typ I) sei im Grunde genommen der Versagertyp: depressiv, harmoniebstrebt und unterdrücke seine Gefühle. Die individuelle Biographie und die Unfähigkeit zur Autonomie seien in diesem zusammenhang von entscheidender Bedeutung und als wesentliche Ursachen anzusehen. Ähnlichkeiten ergeben sich zum Typus C nach Temoshok (cancer-prone typus).

Empirische Studien widerlegten jedoch seine Angaben [3], sodass das vermutete Konzept der Krebspersönlichkeit als eine medizinhistorische Kuriosität anzusehen wäre, würde sie nicht fortlaufend neu in alternativmedizniischen Konzepten neu als wissenschaftliche Erkenntnis auftauchen. Dagegen lassen bestimmte Verhaltensweisen identifizieren, die sowohl mit der psychischen Verfassung als auch mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergehen, z.B. Tabak- und Alkoholabusus. Die Inanspruchnahme präventiver Angebote ist sehr wohl abhängig von psychosozialen Faktoren. In der Folge von Krebserktankungen lassen sich typische Persönlichkeitsmerkmale feststellen. Diese sind jedoch nicht die Ursache, sondern die Folge schwerer, oft lebensbedrohlicher, Erkrankungen.

Einige Ansichten decken sich mit denen von Max Otto Bruker.

Typus C (cancer-prone) nach Lydia Temoshok

 
Lydia Temoshok

Auf der Suche nach möglichen krebsdisponierenden psychologischen Persönlichkeitsmerkmalen entwickelte die amerikanische Virologin Lydia Temoshok in den achziger Jahren ein mögliches Modell: den Typus C (cancer-prone). Temoshok bezieht sich ausdrücklich auf Hans auf Eysenck, der Ende der 80er Jahre Krebspatienten beobachtet hatte. Der Temoshok Typ C hatte folgende Eigenschaften:

  • emotional eingeschlossener Typus
  • Tendenz zu Hilf- und Hoffnungslosigkeit
  • kooperativ, geduldig, rational
  • Alexitymie und Unfähigkeit Ärger auszudrücken

Viele Parameter drücken die Art und weise aus wie mit Stress umgegangen wird. Typ C soll damit Probleme haben. Die Auswirkungen wären dann neuro-endokrine Faktoren (spezifische Hormonlage und damit beeinflusste Immunabwehr) die die Krebsabwehr erschwerten.

Problematisch ist die Datenlage zum Typ C. Es konnte festgestellt werden dass der Typ C von Temoshok im wesentlichen die Reaktion auf eine fortschreitende bereits erfolgte Krebserkrankung ist. Er konnte nicht als möglicher Faktor zu einer Initialzündung von Krebs erkannt werden.

Krebspersönlichkeit nach Hühni und Adler 1991

Literatur

  • ZEIT ONLINE 48/1989 S. 94 [1]

Weblinks

Quellennachweise

  1. Schwarz Die Krebspersönlichkeit 2001
  2. Interview mit Grossarth-Maticek in "Psychologie Heute" 5/1998
  3. Claudia Schmidt Rathjens: Persönlichkeit und Krebs: Studien zur subjektiven und objektiven Relevanz von psychologischen Faktoren bei der Krebsentstehung. Verlag: Pabst Science Publishers (1997), ISBN-10: 3931660974.