Strichcode-Verschwörung
Die Strichcode-Verschwörungstheorie ist eine Verschwörungstheorie aus dem Bereich des Okkultismus und Satanismus über EAN-Strichcodes (bzw. Barcodes) zur Kennzeichnung von Waren, Gegenständen und Dokumenten. Um vermeintlich schädliche Folgen von EAN-Strichcodes zu vermeiden, streichen manche Gläubige dieser Verschwörungstheorie sämtliche Markierungen auf Etiketten durch.
Allgemeines
Der Barcode, wie er auch genannt wird (engl. bar - Strich/Balken) besteht aus einer Aneinanderreihung senkrechter Striche bzw. Balken unterschiedlicher Dicke. Im Strichcode sind eine eindeutige ID und integrierte Prüfsummen enthalten. Er kann durch so genannte Barcodeleser automatisch erkannt werden. Über eine Datenbank sind unter anderem Informationen zur Artikelbezeichnung, Preis, Artikelnummer, Herkunftsland und Hersteller zu erhalten.[1] Während Europa das EAN-Format (Abkürzung für Europäische Artikelnummerierung) verwendet, wird auf dem US-Markt das UPC-Format (Abkürzung für Universal Product Code) zur Warenauszeichnung eingesetzt. Es wird ebenfalls Software angeboten, die in der Lage ist, EAN-8- oder EAN-13-Strichcodes zu erzeugen, welche man über einen handelsüblichen Drucker dann ausdrucken kann.
1949 wurden die ersten Versuche mit der Barcode-Technologie von Norman Joseph Woodland und Bernard Silver durchgeführt. In der Schweiz gab es um 1968 Versuche der Supermarktkette Migros und der Firma Zellweger, Artikel elektronisch zu lesen, was jedoch wieder eingestellt wurde. Durchgesetzt hat sich der Strichcode unter anderem durch den Druck, den die amerikanische Supermarktkette Wal-Mart in den 1970er Jahren auf die Produzenten ausgeübt hat.
1973 wurde der UPC in Nordamerika eingeführt.
Am 26. Juni 1974 wurde in einer Filiale der amerikanischen Supermarktkette Marsh in Troy (Ohio) das erste mit einem Strichcode markierte Produkt, eine Zehnerpackung Juicy Fruit des Herstellers Wrigley, von einer Scannerkasse der Firma Datalogic (ehemals PSC / Spectra Physics) erfasst und verkauft.
1976 erfolgte dann die Einführung des EAN-Code in Europa.
Der Wuppertaler Gewürzhändler Wichartz ließ als erstes deutsches Unternehmen am 1. Juli 1977 ein Produkt mit einem Strichcode bedrucken.
In Österreich war es die Supermarktkette BILLA, heute Teil der REWE Group, die als erste 1979 zwei Filialen in Wien mit Scannern ausrüstete und versuchte den EAN-Code, der auch unter den Lieferanten nicht sehr verbreitet war, zu benutzen.
Zuerst wurden Barcodes verwendet, in denen der Code nur in einer Achse aufgetragen also eindimensional (1D-Codes) ist. Seit Ende der 1980er Jahre werden auch zweidimensionale Codes (2D-Codes) verwendet, in denen der Code in zwei Achsen aufgetragen wird. Diese Codes können aus gestapelten 1D-Codes bestehen (stacked), in Zeilen angeordnet sein oder als echter Flächencode (regelmäßige Matrix oder Matrix mit versetzten Zeilen aus Punktmustern) hergestellt werden. Bei 3D-Codes stellt beispielsweise der Farbton, die Farbsättigung oder die Farbhelligkeit die dritte Dimension dar.2007 haben Forscher der Bauhaus-Universität Weimar 4D-Codes entwickelt, bei denen die vierte Dimension die Zeit ist, d. h. die Codes sind animiert.
2009 wurde die Bezeichnung European Article Number (EAN) in Globale Artikelidentnummer (Global Trade Item Number) geändert.
Auf jedem EAN-Strichcode finden sich drei längere Striche als Trennzeichen die es den Barcodeleser ermöglichen die Striche in Zahlen umzuwandeln. Dabei handelt es sich um zwei gleich dicke vertikale Striche, die den zwei Strichen welche die Zahl 6 kodieren, ähneln.
Geschichte der Strichcode-Verschwörung
Die Verschwörungstheorie wurde massgeblich durch das zweite Buch der Autorin Mary Stewart Relfe ("The New Money System 666", 1982 erschienen) verbreitet, indem sie darin behauptet, dass alle Strichcodes die Zahl 666, die Nummer des Teufels, verschlüsseln. Des weiteren behauptet sie in ihrem ersten Buch When Your Money Fails (1981) dass die Zahl 666 überall beginne aufzutauchen und dass dies ein Zeichen dafür sei, dass Satan selbst oder Satanisten die Wirtschaft übernehmen. U.a. behauptete sie auch dass Anwar as-Sadat der Antichrist sei, dabei ist zu beachten dass dieser noch selben Jahr ermordet wurde (1981).[2]
Die Zahl 666 und der Barcode
Um zu überprüfen ob die Behauptung stimmt, dass die drei Begrenzungszeichen im Barcode tatsächlich die Zahl 666 codieren, ist es notwendig den Aufbau der gängigsten Barcodes, des EAN-13, des UPC-A, sowie dem EAN-8 zu untersuchen. Ein EAN-13 Barcode codiert dreizehn Ziffern, von denen zwölf Informationsträger und die letzte eine Prüfziffer ist, wobei die Zählung der Ziffern von rechts nach links erfolgt. Insgesamt sind 32 Symbole für die Darstellung definiert, für die Ziffern 0–9 gibt es jeweils 3 Symbole (Codierung A, B, C), dazu kommt ein Randsymbol als erstes und letztes Zeichen sowie ein Trennsymbol in der Mitte. Für die Kodierung des EAN-13 genügen 12 Symbole. Die Ziffern der Stellen 1−6, darunter die Prüfziffer auf Stelle 1, werden mit den entsprechenden Symbolen aus dem Satz C kodiert. Die Ziffern 7−12 werden aus Symbolen aus den Sätzen A und B in einer Abfolge aus der sich eindeutig die 13. Ziffer ergibt, kodiert. Das ist die vorderste Ziffer. Üblicherweise steht die Nummer im Klartext darunter und die 13. Ziffer ist dann links neben dem Barcode sichtbar.
Der UPC-A Code ist der ursprüngliche Code in diesem System und ist eine Teilmenge des EAN-13 Barcodes. Dieser verwendet nur den Zeichensatz A für die Ziffern 7-12. Damit erhält der Code als 13. Stelle die Ziffer 0, während der EAN-13 nur die Werte von 1 bis 9 in der 13. Stelle annehmen kann. Die 13. Stelle wird in der Regel nicht mit gedruckt. Scanner lassen sich so programmieren, dass der UPC-A Code entweder 12- oder 13-stellig gelesen wird.
Die verkürzte Version EAN-8 ist speziell für kleine Artikel gedacht, auf denen eine EAN-13 mehr als 25 % des Platzes auf der Vorderseite benötigen würde. Es beinhaltet ein GS1-Länderpräfix, bestehend aus den ersten 2 oder 3 Ziffern, die Artikelnummer bestehend aus den nächsten 4 oder 5 Ziffern (jeweils in Abhängigkeit zum GS1-Länderpräfix), sowie eine Stelle die als Prüfsumme dient.
Länderprefix
GS1 (Global Standards One) ist eine weltweite Organisation, die globale Standards zur Verbesserung von Wertschöpfungsketten gestaltet und umsetzt sowie weltweit für die Vergabe der Global Trade Item Number (GTIN) zuständig ist. Das GS1-Länderpräfix bzw. die GS1-Ländernummer ist eine dreistellige Nummer, die von der GS1 verwendet wird, um Länder zu kennzeichnen. Präfixe sind nicht „sprechende“ Bestandteile wie „Herkunftskennzeichen“. Es handelt sich um Nummernkreise der jeweiligen GS1-Mitgliedsgesellschaften. Dabei gibt es auch gegenseitige Abtretungen von Teilserien oder die exterritoriale Teilnahme von Herstellern. Eine von den übrigen Stellen der Nummer losgelöste Verarbeitung kann daher zu Missverständnissen führen. Betriebe können eine Global Location Number lizenzieren, die von der zuständigen GS1-Mitgliedsgesellschaft einmalig vergeben und verwaltet wird. Die Artikelnummer ist für jeden Mitgliedsbetrieb frei verfügbar. Je nach Firmensitz bzw. Zulieferfirma und zuständiger GS1-Mitgliedsgesellschaft weisen daher die Präfixe nicht auf das Herstellerland hin.
Kodierung
Die Code-Familien UPC-A, EAN-8 und EAN-13 benutzen alle die gleiche Codierung. Die codierte Information wird durch die Ziffern die als numerische Klarschriftangabe dienen unter dem Barcode wiederholt. Der gesamte Code besteht aus 95 Symbolen welche alle eine Breite von 0,33 mm aufweisen. Jedes dieser Symbole kann schwarz (steht für 1) oder weiß (steht für 0) sein. Maximal folgen vier schwarze Symbole aufeinander, diese bilden zusammen eine Linie. Ebenso folgen maximal vier weiße Symbole aufeinander und bilden zusammen einen Freiraum. Neben den Symbolen, die die Ziffern codieren, gibt es drei Symbole, die Besonderes kodieren: Die Folge 101 am Beginn und Ende des Codes (Randzeichen) sowie die Folge 01010 in der Mitte des Codes (Trennzeichen).
Jede Ziffer wird mittels sieben Bit repräsentiert. Diese sind so gewählt, dass je zwei Linien und zwei Freiräume eine Ziffer darstellen. Die Information ist in der Breite der Linien und der Leerzeichen kodiert.
Die Ziffern auf der linken Seite werden so kodiert, dass sie immer mit einem Freiraum (0) anfangen und einer Linie enden; die auf der rechten Seite beginnen immer mit einer Linie und enden mit einem Leerzeichen. Auf der rechten Seite sind alle Ziffern mit einer Dualzahl kodiert, welche eine gerade Quersumme hat. Auf der linken Seite dagegen wird durch eine spezielle Abfolge von Geraden und Ungeraden eine weitere Ziffer kodiert.
In der folgenden Tabelle ist die entsprechende Zuordnung aufgelistet:
Ziffer | |||
Muster | |||
links | rechts | ||
ungerade | gerade | (gerade) | |
0 | 0001101 | 0100111 | 1110010 |
1 | 0011001 | 0110011 | 1100110 |
2 | 0010011 | 0011011 | 1101100 |
3 | 0111101 | 0100001 | 1000010 |
4 | 0100011 | 0011101 | 1011100 |
5 | 0110001 | 0111001 | 1001110 |
6 | 0101111 | 0000101 | 1010000 |
7 | 0111011 | 0010001 | 1000100 |
8 | 0110111 | 0001001 | 1001000 |
9 | 0001011 | 0010111 | 1110100 |
Stylenummernüberschneidung
Stylenummernüberschneidungen treten vor allem auf, wenn Produkte Lebenszyklen unterliegen. Nach dem Durchlauf eines Zyklus werden häufig die Artikelnummern des vorherigen Zyklus verwendet. Ein Zyklus dauert in der Regel zwei Jahre und wird in Saisons unterteilt. Die Saisons werden durch Buchstaben unterschieden, wodurch es eine maximale Anzahl an Saisons gibt. Zudem werden in den Artikelnummern, welche nur fünfstellig sind, auch Division- und Class-Zugehörigkeiten versteckt, was den Wiederholungseffekt noch verstärken könnte.
EAN-Auskunft
EAN-Barcodes lassen sich über das Internet abfragen. Beispielsweise teilt die Webseite GEPIR mit, dass die Nummer 4003994155486 zu einem Produkt der Firma Kellogg (Deutschland) GmbH gehört. Darüber hinaus lassen sich Stammdaten des Artikels abfragen. Alternativ dazu existieren auch freie Datenbanklösungen wie die OpenEANDB (eine freie EAN-Datenbank mit Webabfragemöglichkeit und API für Zugriff aus eigenen Programmen), in welcher die Benutzer nach dem Wiki-Prinzip die Nummern der EAN-Barcodes eintragen und abfragen können.
Im nächsten bild werden die doppelten Begrenzungsstriche jeweils einzeln als die Ziffer 6 interpretiert, was dann als im EAN-Code reinkodierte "Zahl des Tieres" (666) wahrgenommen wird. Im Vergleich zur Formatkonformität des EAN-Codes, stimmen der linke sowie der mittlere Trennstrich nicht mit der 666-These überein. Beim linken und beim mittleren Trennstrich stimmen die Breite und somit die Anzahl der Bereiche für eine 6 nicht. Beim Trennstrich rechts könnte noch der breite weisse Rand als Argument für eine dargestellte 6 herangezogen werden, da die Ziffern aber von rechts nach links ausgelesen werden würde auch dann das EAN-Format wieder nicht mehr stimmen. Ein Barcode welcher in dieser, das EAN Format missachtenden Form, produziert und auf Produkte aufgebracht würde, würde von keinem Lesegerät erkannt werden können.
666
Die zahl 666 spielt in der Zahlenmystik und verschiedenen Verschwörungstheorien eine Rolle. Sie findet sich zum Beispiel in der Bibel in der Offenbarung des Johannes. Die Zahl 666 wird auch als Zahl des Tieres oder Zahl des Antichristen bezeichnet.
Zitat aus der Johannes-Offenbahrung: (Offb)
Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.
666 ist auch die Summe der Quadrate der ersten sieben Primzahlen.
666 und Okkultismus
Zentrale Bedeutung hat diese Zahl im Denken des englischen Okkultisten Aleister Crowley, was ihm sofort den Ruf als "Begründer des modernen Satanismus" einbrachte. Alexander Edward Crowley (1875 - 1947) bezeichnete sich selbst als τὀ μέγα θήριον (to mega therion) (griech.: Das Große Tier) der Johannes-Offenbarung (Offb 13,1ff EU) und pflegte für seine Anhänger in Briefen mit 666 zu signieren, der ‚Zahl des Tiers‘. Ebenfalls nannte er sich gerne in okkulten Zirkeln bloß The Great Beast 666. Den Text seines Liber Al vel Legis will er durch Offenbarung empfangen haben, nachdem er sich im Jahr 1904 im Ägyptischen Museum in Kairo mit einer Stele beschäftigt hatte, welche die Inventarnummer 666 trug.
Weblinks
Quellen
- ↑ http://www.anonym.to/?http://www.officialeancode.com/faq.html
- ↑ Mary Stewart Relfe, When your Money fails, S.150, 1981
Dieser Text ist teilweise oder vollständig der deutschen Wikipedia entnommen