Unter Wicca wird eine Strömung verschiedener neuheidnischer Bewegungen verstanden, denen ein Hexenglauben gemeinsam ist. Nach eigenem Verständnis bestehen Verbindungen auf antike keltische Überlieferungen, Wicca ist aber auch von verschiedenen außereuropäischen ritualorientierten Mysterienreligion geprägt.[1]

Der Begriff "Wicca" wurde wahrscheinlich vom keltisch-gälischen "wiccein" abgeleitet, was soviel wie "machen, verändern" bedeutet und zum englischen "witch" (Hexe) wurde.

Im deutschsprachigen Raum wird manchmal die Hexenreligion dem Satanismus zugeordnet, was jedoch nicht der Wicca-Perspektive entspricht, auch wenn sich mitunter ähnliche Symbole wiederfinden, z.B. das Pentagramm.

Geschichte

Die ersten feststellbaren Wicca-Gruppen bildeten sich um die Mitte des letzten Jahrhunderts in Großbritannien nach der Abschaffung des "Witchcraft Acts" von 1735, mit dem bis 1951 Hexerei unter Strafe verboten war.

Parallel dazu veröffentlichte der englische Beamte Gerald Brosseau Gardner (1884-1964) die Bücher „High Magic's Aid“ (1949), „Witchcraft Today“ (1954) und „The Meaning of Witchcraft“ (1959), welche die Grundlage für den englischen Wicca-Kult bildeten und teils literarische Vorlage für die Rituale späterer sog. Covens wurden.

Zunächst verbreitete sich die Wicca-Bewegung im englischsprachigen Raum. Raymond und Rosemary Buckland, zwei von Gardners Schülern, brachten die Ideen des britischen Wicca in die USA, wo recht schnell neue Traditionen entstanden. Mehrere Hexenzirkel wurden ab 1960 von der Hexe Sybil Leek gegründet. 1972 rief Hohepriesterin Mary Oenida Toups den "Religious Order of Witchcraft" ins Leben. Ebenso kam es in den USA zur Herausbildung einer Wicca-Kirche (Church and School of Wicca), die offiziell als Religion anerkannt ist. Nachdem seit den 1970er Jahren das Neuheidentum in Deutschland vermehrt Anhänger fand, bildeten sich bald auch die ersten, den internationalen Wicca-Gruppen nahe stehenden Gemeinschaften. Jedoch lässt sich erst ab den 1980er Jahren von einer Wicca-Bewegung in Deutschland sprechen.Referenzfehler: Ungültige Verwendung von <ref>: Der Parameter „ref“ ohne Namen muss einen Inhalt haben.

Verbreitung

Wicca gehört zu den mitgliederreichsten Gruppierungen im Spektrum des Neopaganismus und ist insbesondere im angloamerikanischen Raum besonders stark verbreitet. In den Vereinigten Staaten, dem einzigen Land, das eine gesetzliche Anerkennung des Religionsstatus von Glaubensgemeinschaften vorsieht, ist Wicca seit 1994 als Religion staatlich anerkannt.

Organisation

Wicca-Anhänger organisieren sich meist in sog. Coven (wörtlich: Hexensabbat), die maximal 13 Mitglieder zählen und in der Regel gemischtgeschlechtlich sind (Ausnahme: feministische Coven). Für die Mitgliedschaft in einem Coven ist eine Initiation nötig, die je nach Ausrichtung des jeweiligen Wicca und Coven variieren kann.

In einem Coven gibt es meist drei Einweihungsgrade: Im ersten Grad erfolgt eine allgemeine Einweihung in den Wicca-Kult. Der Neuling wird danach als "Hexe", "Priester" oder "Priesterin" bezeichnet. Nach der Initiation in den zweiten Grad hat die Person die Stufe des "Hohepriester" bzw. "Hohepriesterin" erlangt und darf Rituale leiten und Wicca-Anhänger des ersten Grades unterweisen. Wicca-Anhänger dritten Grades dürfen einen Coven leiten und neue Mitglieder initiieren. Einige Richtungen kennen z.B. kein Gradsystem.

Bei den Ritualen orientieren sich die Mitglieder eines Covens meist an einem "Book of Shadows", das den für den Coven gültigen Glaubensinhalte und die entsprechenden Ritualvorgaben enthält.

Der Coven trifft sich insbesondere an den Feiertagen (Sabbat) und den Vollmondtagen (Esbat). Zu solchen Treffen werden gern Kultstätten in der Natur aufgesucht (wie z. B. die Externsteine bei Paderborn, Stonehenge). Im Jahreslauf werden acht Feste gefeiert: Vier Sonnenfeste - die Tag- und Nachtgleichen und die Sonnenwenden - und vier weitere Feste keltischen Ursprungs: Imbolc (2. Februar), Beltane (1. Mai), Lammas (1. August) und Samhain (1. November).

Glaubensinhalte

Die Wicca-Bewegung ist durch eine große Vielfalt geprägt und besitzt kaum einen allgemein anerkannten Konsens.

Wicca wird als ein polytheistischer Glaube angesehen, in dem unterschiedliche Gottheiten verehrt werden, wobei diese Gottheiten aber nur als verschiedene Erscheinungsformen oder Facetten ihrer zwei großen Hauptgottheiten, der Göttin und dem Gott sind.

Ein gemeinsames Element ist die Verehrung der "Großen Göttin", die in drei verschiedenen Gestalten auftritt: als Jungfrau, Mutter und alte Weise sowie deren Partner, ein gehörnter, Fruchtbarkeit bringende Gott, der jedoch nicht mit dem Teufel gleichzusetzen ist. Zu der „großen Göttin“ gehören je nach Gestalt verschiedene Namen, Elemente, Symbole, Farben und Eigenschaften. Im Ritual werden Göttin und Gott durch Priesterin und Priester vertreten. Die Natur selbst wird, wie auch bei allen anderen neuheidnischen Gruppen, als Ausdruck göttlicher Kräfte (bzw. als das Göttliche selbst) interpretiert, mit denen man sich im Ritual verbindet, um diese u. a. für magische Handlungen zu nutzen.

Daneben haben die Glaubensinhalte im Wicca teilweise erhebliche Ähnlichkeiten mit Vorstellungen des Neuplatonismus, der christlichen Mystik, der jüdischen Mystik (Kabbala) und der islamischen Mystik (Sufismus), im Hinduismus (Advaita Vedanta), Buddhismus (Tantra, Zen) und Taoismus sowie in der Theosophie und Anthroposophie, beispielsweise der Existenz von Ätherleib und Astralleib, die durch die sieben Chakras sowie die sogenannte Silberschnur mit dem physischen Körper wechselwirken sollen. Astralreisen werden ebenfalls als Mittel der Magie gesehen, wobei die Flugsalben früherer Hexen solche Erfahrungen durch Drogen unterstützt haben sollen. Ein wichtiges Glaubensprinzip ist auch die Regel „Oben wie unten. Ferner werden auch Elemente des Schamanismus, Tarot sowie aus verschiedenen Meditationsrichtungen in die religiösen Praxis integriert.

Richtungen

Innerhalb des Wicca haben sich verschiedene Richtungen herausgebildet, die sich jeweils durch Herkunft, Besonderheiten in ihrer Glaubensrichtung und Praxis unterscheiden. Einige davon sind:

  • Gardnerian Wiccas: Die Rituale werden nach der Überlieferung Gerald Gardners ausgestaltet und ebenso wird die Initiationen korrekt weitergegeben.
  • Alexandrian Wiccas: Diese Tradition entstand nach Alex und Maxine Sanders. Alex Sanders soll nach dem Tod Gardners von Hohepriestern zum "König der Hexen" gewählt worden sein. Einige Covens und Einzelpersonen sind in beide, eng mit einander verbundenen Richtungen initiiert (Algard Wiccas).
  • Hereditary Wiccas: "Familienhexen" bzw. "Erbhexen" betrachten ihre religiösen Vorstellungen als Familienerbe. Dies führt zu einer abgeschlosseneren Existenz innerhalb der Wicca-Bewegung.
  • Dianic Wiccas: Bei dieser Richtung, die sehr viele Untergruppen kennt, wird die Göttin stark hervorgehoben, manche Gruppen klammern den männlichen Part in ihrer Praxis sogar gänzlich aus.

Der Übergang zu feministischen, teils auch politisch und ökologisch engagierten Wicca-Gruppen, ist fließend (Reclaiming Wiccas, Gaia).

Quellenverzeichnis und Weblinks