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Klinoptilolith (Klinoptilolith-Zeolith, englisch: Clinoptilolite) ist ein Mineral der Zeolithgruppe (aus dem griechischen zeein für „sieden“ und lithos für „Stein“) das als Nahrungsergänzungsmittel zu hohen Preisen beworben wird. Die Zeolithgruppe gehört zu den Zeolithen, diese sind kristalline Alumosilikate. Es handelt sich also um Silikate, also Salze des Siliciums und der Kieselsäuren, Verbindungen aus Silicium und Sauerstoff (SixOy) mit einem oder mehreren Metallen und eventuell Hydroxid-Ionen. Zeolithe bestehen aus einer mikroporösen Gerüststruktur aus AlO4-- und SiO4-Tetraedern. Zeolithe können Wasser und andere niedermolekulare Stoffe aufnehmen, und beim Erhitzen wieder abgeben, ohne dass ihre Kristallstruktur dabei zerstört wird. Klinoptilolith gehört zur Untergruppe der „Heulandit" Familie der Mineralien und zeichnet sich dadurch aus, dass der Si-Al Quotient größer als 4 ist. Bei allen anderen Zeolithen ist er kleiner als 4.

Zeolithe sind stabil gegenüber Säuren und Laugen, und thermisch stabil bis 450 °C. Das Mineral ist nicht wasserlöslich.

Zeolith ist in Japan seit 1996 als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen. Klinoptilolith ist seit Jahren in Russland als Nahrungsergänzungsmittel verbreitet. Weltweit wurden etwa 40 Patente mit Bezug auf Zeolithe angemeldet.

Vorkommen

  • Klinoptilolithe können als hellgrünes mikroporöses Vulkangestein vorkommen, das sodann zermahlen in den Mitteln oder im Strassenbau verwendet wird.
  • synthetische Zeolithe sind ebenfalls bekannt (Zeolith A), dabei können Partikel unter 100 nm hergestellt werden (sogenannte nanoskalige Zeolithe).

Verwendung der Zeolithe

 
Produkt Asphamin

Zeolithe werden als Ionenaustauscher zur Wasserenthärtung verwendet. Ebensao als Chelatbildner und EDTA-Ersatzstoff, als Trockenmittel oder in sogenannten selbstkühlenden Bierfässern. Des Weiteren werden sie tonnenweise zur großtechnischen Herstellung von Waschmitteln in der Industrie benötigt. Zeolithe finden aber auch in industriellen Katalysatoren Verwendung und werden in Wärmespeicherheizungen verbaut. Klinoptilolith wird auch in grosser Menge unter dem Handelsnamen Mannelite ® Ferkelfutter zugesetzt. Eine neuere Anwendung findet sich im Strassenbau wo tonnenweise Zeolithe zur Herstellung von Niedrigtemperatur-Asphalt eingesetzt werden (Asphalte des Typs Aspha Min).

Zeolithe als Nahrungsergänzungsmittel

 
TÜV als Zulasser für Froximun?

Klinoptilolith soll laut Werbung den Verdauungsapparat passieren ohne selbst resorbiert zu werden. Dabei käme es (analog zu Aktivkohle) zur selektiven Adsorption (grosspurig als Aufsaugen bezeichnet) von angenommenen oder tasächlichen Giften die sodann auf natürlichem Wege entsorgt und entschlackt würden. Ähnlich dem beliebten Produkt ATA soll auch der Verdauungsapparat durch die Milligramm-Mengen des Zeoliths gereinigt werden, und die 'Leber würde entlastet werden. Nebenwirkungen seien nicht zu erwarten heisst es weiter, wobei von den Anbietern meist nicht auf mögliche Interaktionen mit Arzneimitteln aber auch bestimmten Produkten des eigenen Angebots (etwa Glycin) verwiesen wird. Der chemisch verwandte SiO2-Staub (kristallines SiO2) und weitere Silikate können jedoch toxisch wirken und zur Silikose führen, dies gilt auch für eingeatmete Zeolithstäube in Bergwerken. Auch können Zeolithe Verunreinigungen aufweisen.

Bei schweren Krankheiten wie der Multiplen Sklerose, Parkinson, Alzheimer käme es zur Linderung. Drogenabhängige hätten ebenso Vorteile beim Entzug zu erwarten. Verwunderlich ist seine Bewerbung mit der Angst vor Elektrosmog: Klinoptilolith-Zeolith soll vor Radiotoxinen (was auch immer das sein soll), Funkwellen und Elektrosmog schützen wobei gerne auf russischer Forscher Bezug genommen wird. Auch soll es - der Werbung nach - gegen Krebs wirksam sein (laut Hersteller Natural Cellular Defense). Andererseits ist das chemisch verwandte Zeolith Erionit ein bekannter Auslöser für Mesotheliome sowie möglicher weiterer Tumore [1] [2] [3].

2000 kam ein Nahrungsergänzungsmittel auf der Basis von gemahlenem Zeolith auf den deutschen Markt (Handelsname: Megamin). Obwohl keine Zulassung als Arzneimittel besteht oder beantragt wurde, wird eine angebliche Wirkung gegen alle möglichen Erkrankungen wie Krebs, Schizophrenie oder Infektionen beworben. Wirksamkeitsnachweise liegen nicht vor. Die Pharmazeutische Zeitung schrieb dazu: ..Das neuste Wundermittel kommt aus Kroatien: Megamin Kapseln werden zwar als Nahrungsergänzung in den Verkehr gebracht, jedoch vor allem im Internet für Indikationen wie Diabetes, Krebs, Magengeschwüre, Virusinfektionen, Schizophrenie, Neurodermitis und viele mehr beworben. Es handelt sich somit um ein Arzneimittel nach Paragraph 2 Absatz 1 Arzneimittelgesetz, das mangels Zulassung nicht verkehrsfähig ist..."Wirkstoff" dieses Mittels sind natürliche Zeolithe, die in Kroatien abgebaut werden. Zeolithe sind Kalk- oder Alkalitonerdesilikate, die große Mengen Kristallwasser enthalten können und ihre Alkali-Ionen reversibel zum Beispiel gegen Calciumionen austauschen können. Sie werden in Industrie und Landwirtschaft äußerst vielfältig verwendet, zum Beispiel in Wasch- und Zahnpflegemitteln, Baumaterialien und Wasserfiltern, können aber auch als Hilfsstoffe in Arzneimitteln eingesetzt werden. Megamin soll "tribo-mechanisch aktivierten", das heißt feinst vermahlenen Zeolith ("TMAZ") enthalten. Nach unserer Kenntnis liegen keine wissenschaftlichen Belege für Wirksamkeit und Unbedenklichkeit vor [4].

Ein weiters, aktuelles Produkt ist das Froximun cama plus ® der froximun-AG in 38838 Schlanstedt, das Gegenstand einer Sendung des ZDF war (Sendung WISO vom 21.7.2008) und auch über MLM-Networks vertrieben wird. Nach Aussagen des Herstellers soll es der Gesunderhaltung und Prävention von Krankheiten dienen, weil es schädliche Substanzen binde und den Körper von diesen Substanzen entgifte, was sich auf die alternativmedizinische und unwirksame sogenannte Entschlackung bezieht. Froximun soll MAC und Korallencalcium und Magnesiumcarbonat enthalten und kostet 34,90 Euro. Eine Kapsel soll 406 mg dieses Gemisches enthalten. MAC steht hier offenbar für vermahlenes Zeolith. Um die Seriösität des Produktes bemüht, wird auf ein TÜV (!)-Gutachten zum Mesizinprodukt Froximun verwiesen, als ob der TÜV Wirksamkeitsgutachte für Arzneimittel erstelle.

Klinoptilolith wird auch in Gramm-Mengen als Vulkanmineral angeboten. Klinoptilolith-Zeolith ist Hauptbestandteil von Sanolith forte Vitaltrunk.

Analog verwendete Substanzen sind Montmorillonit, Bentonit, kolloidales Siliziumdioxid und auch bestimmte chemisch verwandte Tonerden.

Die vom ZDF (WISO) befragten Experten verneinten im Jahre 2008 die angeblichen Vorzüge des Klinoptilolith zur Entschlackung. Der Ernährungsexperte Georg Wechsler aus München sprach den Entschlackungsmethoden generell eine wissenschaftliche Weiksamkeit ab, die Methoden hätten keinen gesundheitlichen Nutzen. Das arznei-telegramm (at), vertreten durch Wolfgang Becker-Brüser sieht den Sinn in Geschäftsinteressen. Klinoptilolith (in Form des im fernsehen präsentierten Frximun-Präparates) sei ...letzendlich sinnlos...

Aufwertung und Elektrosmogschutz durch Prof. em. Karl Hecht

 
Klinoptilolith Experte Prof. Karl Hecht

In seinem Buch [5] bewirbt Hecht die Urmineralie Klinoptilolith zur Korrektur einer weltweit angenommenen Störung des Elektrolythaushalts die Auslöser von psychonervalen Störungen, Schlafstörungen, und einer verbreiteten Schwächung des Immunsystems wäre. Hecht beruft sich dabei sogar auf die Bibel: ...Da nahm Gott der Herr Ton von der Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendes Wesen“ (1. Mose Genesis, 2,7)...

Auszug aus einem Vortrag von Hecht aus dem Jahre 2005: ...Nach meinen eigenen mehrjährigen Erkenntnissen und denen der russischen Wissenschaftler, die wir (meine Frau und ich) in einem Buch „Naturmineralien, Regulation und Gesundheit“, welches zu der Frühjahrsbuchmesse 2005 erscheinen wird, zusammengefasst haben, kann der Natur Klinoptilolith Zeolith als ein Sanogenesestabilisator wirken und einen anderen möglichen Schutzfaktor gegen EMF Strahlung bieten. Entsprechende Studien, die von den Sendeanlagenbetreibern finanziert und von unabhängigen Forschungsgruppen durchgeführt werden müssen, sind dazu in Deutschland noch erforderlich...Mit den Mineralien soll lediglich versucht werden, die durch EMF Strahlung verursachten Leiden der Menschen zu lindern...

Aber auch im Esoterikblättchen Raum und Zeit findet sich die Hecht'sche Werbung für Klinoptilolith wieder: [1] [6].

Der von Hecht postulierte Effekt gegen ionisierende Strahlen bezieht sich offenbar auf die Affinität bestimmter Radionuklide in der Hoffnung diese durch Bindung an Klinoptilolith eliminieren zu können. Konsequenterweise müsste dann aber die Einnahme ab der Geburt erfolgen und dürfte lebenslang nie unterbrochen werden. Denn: was soll bei den bekannterweise jahrelangen Latenzzeiten von Krebs eine kurmässige ab-und-an Anwendung im Erwachsenenalter ? Sie würde das Risiko an Krebs zu erkranken nur minimal beeinflussen (unterstellt der postulierte Effekte träte ein). Im Falle von Strahlenunfällen sähe die Sachlage günstiger aus. Aber in diesem Falle müsste jeweils eruiert werden welche Isotope vorherrschen und ob sie an diese Substanz in ausreichender Weise binden. Eingeatmete Radionuklide oder über die Haut aufgenommene radioaktive Substanzen und die Gammastrahlung würden sowieso nicht beeinflusst.

Siehe auch: Neosino

Literatur

  • Elmore AR: Final report on the safety assessment of aluminum silicate, calcium silicate, magnesium aluminum silicate, magnesium silicate, magnesium trisilicate, sodium magnesium silicate, zirconium silicate, attapulgite, bentonite, Fuller's earth, hectorite, kaolin, lithium magnesium silicate, lithium magnesium sodium silicate, montmorillonite, pyrophyllite, and zeolite. Int J Toxicol. 2003;22 Suppl 1:37-102.
  • Pharmazeutische Zeitung Nr. 08/2001, AMK 20. Februar 2001

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://www.cancer.org/downloads/PUB/DOCS/SECTION3/16.pdf
  2. Baris B, Demir AU, Shehu V, Karakoca Y, et al. Environmental fibrous zeolite (erionite) exposure and malignant tumors other than mesothelioma. J Environ Pathol Toxicol Oncol 1996;15:183–189
  3. Pylev LN, Krivosheeva LV, Bostashvili RG, Possible carcinogenic hazard of zeolite-clinoptilolite Gig Tr Prof Zabol. 1984 Mar;(3):48-51.
  4. Pharmazeutische Zeitung, Nr. 8, 22.02.2001
  5. Hect K: Naturmineralien, Regulation, Gesundheit. Kompendium. Urmineral Silizium, Natur-Klinoptilolith-Zeolith, Montmorillonit und andere Naturwirkstoffe. Antworten auf aktuelle Fragen zum wissenschaftlichen therapeutischen Handeln. (Buch). Schibri-Verlag 2008.
  6. Hecht K: Raum und Zeit 152/2008

  • ZDF-Sendung WISO: Entschlackungsmittel vom 21.7.2008