Anti-Krebssalbe

Version vom 2. Februar 2011, 17:05 Uhr von Armin (Diskussion | Beiträge) (korrekte Schreibweise)
Vorher/Nachher-Bilder einer Krebssalbenanwendung[1]
Anwendung bei Brustkrebs

Anti-Krebssalben (Schwarzsalbe, englisch: Cancer Salve, Escharotics, black salves) sind Salben, denen von ihren Befürwortern im alternativmedizinischen Bereich heilende Wirkungen bei Hautkrebs nachgesagt werden. Derartige Salben sollen direkt auf einen Hauttumor aufgebracht werden und diesen durch eine hautzerstörende Wirkung vernichten. Von einigen ganz wenigen wissenschaftlich anerkannten analogen Präparaten abgesehen, sind derartige Salben bestenfalls wirkungslos und haben auch keine Zulassung als Arzneimittel. Vermarkter und Anwender behaupten häufig, dass derartige Salben selektiv nur Krebszellen schädigen würden und die Zugsalbe im Laufe der Behandlung die Krebszellen quasi aus dem Körper herausziehen könne.

Folgen der Anwendung derartiger, nicht zugelassener Salben können ausgedehnte Hautdefekte und Narben sein, während ein Hauttumor in der Tiefe weiter wachsen kann. Aus den USA sind mehrere Patienten bekannt, die durch derartige Salbe schwerste Verstümmelungen im Gesichtsbereich erlitten haben.

Krebssalben waren im 18. und 19. Jahrhundert verbreitet und wurden auch gegen andere Hauterkrankungen wie Herpes simplex-Infektionen eingesetzt.

Bekanntestes Produkt ist die nicht zugelassene Cansema-Salbe, die aus rechtlichen Gründen von den Bahamas aus verkauft wird. Mehrere Vermarkter derartiger Salben wurden in den USA zu Gefängnisstrafen verurteilt.

In Deutschland wird die Methode von dem bayerischen Homöopathen Leonhard Wecker[2] sowie von Ralf Kollinger[3] und dem Verein Menschen gegen Krebs unter der Bezeichnung black salve - Schwarzsalbe beworben. Laut Aussage auf einer Webseite von Leonhard Wecker sei in den USA die letzte Klinik, die eine Krebssalbe anwendete, in den 1990er Jahren von der Aufsichtsbehörde FDA geschlossen worden, da angeblich die Behandlung erfolgreich aber archaisch sei. Nach Angaben von Wecker falle nach etwa 2 Wochen Anwendung der ganze ehemalige Tumor in einem Stück heraus und zurück bleibe ein sauberer, völlig tumorfreier Wundgrund. Außerdem habe es bei dieser Art von Tumortherapie nach seinen Erfahrungen noch nie einen Versager gegeben. Jeder Tumor, der von außen zugänglich ist, könne komplett entfernt werden mit Ausnahme der Achselhöhle. Tastbare Lymphknoten würden auch dabei regelmäßig kleiner werden, sich erweichen und z.T. völlig verschwinden.[4][5]

Verwendete Wirkstoffe

Eingesetzt werden:

  • Zinkoxid
  • Kanadischer Blutwurz (Sanguinaria canadensis), eine Pflanze, die in Nordamerika beheimatet ist.
  • DMSO

Cansema™

Bekannteste Anti-Krebssalbe ist das zinkchlorid-haltige Produkt Cansema. Cansema wurde von der US-amerikanischen Behörde FDA verboten und wird deshalb von den Bahamas aus von der Firma Alpha Omega Labs verkauft. In der Werbung für das Produkt gibt Alpha Omega dabei eine Art 100% Erfolgsgarantie. Wenn sich keine Heilung einstelle, könne der Patient das Geld zurückerhalten. Zitat: If instructions are followed, Alpha Omega Labs guarantee 100% success in the removal of dermal or epidermal malignant lesions - regardless of type, size or variety [...] or the treatment is free and payment is refunded.

Die Salbe Cansema wird von einem Medizinlaien und Autor namens Walter Last kritiklos im NEXUS Magazin beworben.[6] Ebenfalls völlig unkritisch wird Cansema von der Laiin Jasmuheen in ihrem Buch Harmonische Heilung und der Weg der Unsterblichen[7] beworben. Zitiert wird dort die absurde Behauptung, dass die Salbe durch die Haut in die Tiefe dringen könne, um Krebszellen bei Brustkrebs zu zerstören.

Bekannt gewordene Zwischenfälle

 
Fall R. Conrad

2002 erschien in der Fachzeitschrift ‘Archives of Dermatology‘‘ ein Bericht über vier Patienten mit einem Basaliom, die sich mit einer derartigen Salbe selbst behandelten, anstatt sich einer herkömmlichen Therapie zu unterziehen.[8] Beim ersten Patienten kam es zwar zu einer Entfernung des sichtbaren Tumoranteils, eine Biopsie stellte jedoch fest, dass weiterhin Krebszellen in der Tiefe zu finden waren. Der zweite Patient konnte seinen Tumor selbst entfernen, musste aber wegen der Hautdefekte später chirurgisch behandelt werden. Ein dritter Patient hatte sich nach chirurgischen Eingriffen durch einen Kräuterkundler behandeln lassen und die Behandlung hinterließ große Schwellungen der Haut. Der vierte Patient hatte zu Beginn seiner Krebserkrankung einen Eingriff verweigert und sich jahrelang mit einer Salbe behandelt bis der Krebs sich über Nase, Lippen und Wangen ausgebreitet hatte.
Eine Patientin namens Ruth Conrad aus dem US-Bundesstaat Idaho ließ sich 1984 im Gesicht von einem Laien mit einer black salve behandeln, deren Zusammensetzung der Anwender selbst nicht genau kannte. Es kam zu schmerzhaften und ausgedehnten Hautdefekten, die 17 chirurgische Eingriffe erforderten. (siehe Bild rechts)

Literatur

  • N.Jellinek, M.Maloney. Escharotic and other botanical agents for the treatment of skin cancer: A review. Journal of the American Academy of Dermatology, Volume 53, Issue 3, Seiten 486-494
  • Shana McDaniel, Glenn D. Goldman. Consequences of Using Escharotic Agents as Primary Treatment for Nonmelanoma Skin Cancer. Arch Dermatol. 2002;138:1593-1596.
  • Saltzberg F , Barron G, Fenske N: Deforming Self-Treatment with Herbal "Black Salve". Dermatologic Surgery, 28. April 2009

Weblinks

Quellennachweise

  1. Fall der Patientin Gail Bumpus aus Florida, Bericht bei Quackwatch
  2. http://anonym.to/?http://www.lwecker.com/pageID_5085729.html
  3. http://anonym.to/?http://www.kollinger-partner.de/Krebsbekampfung_mit_pflanzlichen_Salben.pdf
  4. http://anonym.to/?http://www.lwecker.com/pageID_5085729.html
  5. Leonhard_wecker.jpg
  6. http://anonym.to/?http://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/ein-ganzheitlicher-ansatz-um-den-krebs-zu-besiegen/5
  7. Jasmuheen/Greve Ellen: Harmonische Heilung und der Weg der UnsterblichenVerleger: Lulu.com, Rechteinhaber: Self Empowerment Academy Pty td
  8. McDaniel S. Goldman GD. Consequences of using escharotic agents as primary treatment for nonmelanoma skin cancer. Archives of Dermatology 138:1593-1596, 2002.