Aspartam ist ein synthetisch hergestellter Süßstoff, der sich von den beiden α-Aminosäuren L-Asparaginsäure und L-Phenylalanin ableitet. Diese sind zu einem Dipeptid verknüpft. Zu Aspartam existieren zahlreiche Verschwörungstheorien über dessen gesundheitliche Gefahren.

Aspartam ist als Lebensmittelzusatzstoff unter E 951 deklariert, die erlaubte Tagesdosis beträgt in der EU 40 mg pro kg Körpergewicht und Tag.[1][2]

Aspartam hat einen Energiegehalt von 17 kJ/g, ungefähr so viel wie Zucker. Aufgrund seiner höheren Süßkraft, die ungefähr 180-mal so stark ist wie die des Zuckers, wird es in viel geringeren Mengen eingesetzt. So haben mit Aspartam gesüßte Lebensmittel einen erheblich niedrigeren Energiegehalt.

Metabolisierung

Aspartam wird als Dipeptid, wie auch Proteine durch Peptidasen (Enzyme, die Proteine spalten) in seine Bestandteile, die Aminosäuren Phenylalanin und Asparaginsäure, zerlegt. Dabei entstehen neben 50% Phenylalanin und 40% Asparaginsäure auch 10% Methanol. Methanol kommt auch in geringen Mengen in vielen Lebensmitteln wie etwa Früchten oder Gemüsesäften vor. Es wird bereits im Rahmen des First-Pass-Effektes von der Leber vollständig abgebaut und kann somit nicht mehr toxisch wirken. Die durchaus denkbare Kanzerogenese durch Methanol ist trotz jüngerer Kontroverse als geringes Risiko anzusehen.[3]

Die beiden Aminosäuren sind in der täglichen Nahrung, ebenfalls in Form von Peptiden, in einem viel höheren Anteil als in Aspartam enthalten. Asparaginsäure wird im Körper auch selber synthetisiert, Phenylalanin ist eine so genannte essentielle Aminosäure, die mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Beide Aminosäuren werden zum Aufbau von Proteinen benötigt. Phenylalanin ist zudem auch der Vorläufer der Aminosäure Tyrosin, die als Baustein für Proteine dient und ferner eine Vorläufersubstanz für die Neurotransmitter (Botenstoffe zur Signalübertragung zwischen Nervenzellen) Dopamin und Adrenalin sowie das Pigment Melanin ist.

Behauptungen über die Gefahren von Aspartam

In pseudomedizinischen Kreisen und bei Verschwörungstheoretikern genießt Aspartam den Ruf eines „süßen Giftes“, das für allerlei Krankheiten verantwortlich sein soll, z.B. Krebs, Multiple Sklerose und Alzheimer. Manche bezeichnen Aspartam als einen „der gefährlichsten Stoffe, die je in Lebensmitteln enthalten waren“, dies oft im Zusammenhang mit der Behauptung, dass die Verwendung des „natürlichen“ Süßstoffs der Stevia-Pflanze als Konkurrent der „chemischen“ Süßstoffe absichtlich unterdrückt wird. Einer Verschwörungstheorie zufolge soll Aspartam gezielt im Rahmen des Bevölkerungsreduktionsprogramms zur Schädigung der Bevölkerung eingesetzt werden. Solche Verschwörungstheorien werden u.a. von Zeitenschrift, Alles Schall und Rauch und Jo Conrad verbreitet.[4][5][6]

Ferner existieren zahlreiche Hoax-Kettenmails über die vermeintlichen Gefahren von Aspartam.[7]

Gefahren

Aspartam darf von Menschen, die an Phenylketonurie leiden, nicht verzehrt werden. Diese Menschen haben eine angeborene Stoffwechselstörung, bei der der Abbau der Aminosäure Phenylalanin gestört ist. Dies führt zu einer Anreicherung von Phenylalanin im Körper und zum Entstehen von Phenylpyruvat, Phenylacetat oder Phenyllactat, was unbehandelt zu schweren Hirnschäden führt.

Sicherheit von Aspartam

Es bestehen keine wissenschaftlichen Hinweise, dass Aspartam in irgendeiner Weise Multiple Sklerose auslösen, fördern oder die Situation von MS-Patienten verschlechtern könnte.[8][9]

Ebenso wurden mutmaßliche Zusammenhänge zwischen Aspartam und potenziell unerwünschten Wirkungen wie Kopfschmerzen, Allergien, neuroendokrinen Veränderungen, Epilepsie oder der Tumorentstehung nicht bestätigt.[10][3]

Der EU-Grenzwert (ADI-Wert) für die Aufnahme von Aspartam wurde auf 40 mg/kg Körpergewicht/Tag festgesetzt. Ein 70 kg schwerer Mensch müsste demnach etwa 266 Süßstofftabletten oder 26,6 Liter Cola light an einem Tag zu sich nehmen, um auf diese Menge zu kommen. Eine Überschreitung der ADI-Werte ist bei normaler Ernährungsweise dauerhaft praktisch nicht möglich.

Studienlage

In einer von der Europäischen Ramazzini-Stiftung für Onkologie und Umweltwissenschaften (ERF) durchgeführten und in den Jahren 2005/2006 veröffentlichten Studie wurde Aspartam auf Karzinogenität untersucht. Aufgrund des Anstiegs von malignen Tumoren, Lymphomen/Leukämien (vornehmlich bei weiblichen Ratten), Übergangszellkarzinomen von Nierenbecken und Harnleiter, auch bei weiblichen Ratten, sowie malignen Schwannomen von peripheren Nerven im Tierexperiment war die ERF war der Ansicht, dass die Ergebnisse ihrer Studie darauf hindeuten, dass Aspartam ein ‘multipotenzielles Karzinogen’ ist.[11]

Allerdings stellte das Gremium jedoch eine Reihe von Problemen im Zusammenhang mit der Studie fest, die die Interpretation der Ergebnisse schwierig machte. Insbesondere wurde ein hohes Auftreten von chronischen Endzündungskrankungen der Lunge und anderer Organe in allen Tiergruppen festgestellt und zwar - wie die Europäische Ramazzini-Stiftung berichtete - auch in den Kontrollgruppen, denen kein Aspartam verabreicht wurde. Dieses wurde als ein großer verfälschender Faktor angesehen.

Im Einzelnen kam das Gremium zu folgenden Ergebnissen:

  • Die leichte Erhöhung des Aufretens von Krebs in Form von Lymphomen und Leukämien bei den behandelten Ratten wurde nicht auf die Behandlung mit Aspartame zurückgeführt, sondern kann höchstwahrscheinlich der hohen Background-Inzidenz von entzündlichen Erkrankungen der Lunge zugeschrieben werden. Außerdem bestand keine Dosis-Wirkungsbeziehung im Hinblick auf steigende Aspartamdosen.
  • Die Befunde in der Niere, dem Harnleiter und der Harnblase, die hauptsächlich an weiblichen Ratten festgestellt wurden, sind nicht aspartamspezifisch und wurden bei einer Reihe von chemischen Substanzen beobachtet, die Ratten in hohen Dosen verabreicht wurden. Derartige Veränderungen sind normalerweise das Ergebnis einer Reizung oder eines gestörten Gleichgewichts im Kalziumstoffwechsel, was für Ratten spezifisch ist, aber keine Relevanz für den Menschen hat.
  • In Bezug auf die bösartigen Tumore der peripheren Nerven war die Anzahl der Tumore niedrig und ohne klare Dosis-Wirkungsbeziehung in einem breiten Dosisspektrum. Unsicherheit bestand auch im Hinblick auf die Diagnose dieser Tumoren. Das Gremium erklärte, dass dieses Ergebnis nur durch eine unabhängige „Peer-Review“ (Überprüfung durch Experten) der entsprechenden Gewebeproben abschließend beurteilt werden kann. [12]

Weblinks

Quellenverzeichnis