Béres-Tropfen
Béres-Tropfen (Béres-Tropfen N-plus) sind ein pseudomedizinisches Mittel aus diversen organischen und anorganischen Substanzen.
Erfinder ist der Ungar József Béres, ein Agrar- und Biochemiker der 1920 im ungarischen Záhony geboren wurde. Er studierte in Gödöllö, Keszthely and Budapest. Im Jahr 1989 gründete er die Firma Béres RT (Corporation) und im Jahr 2000 die Béres Pharmaceutical Company. Im Jahr 1992 etablierte er die Béres Foundation for a Full Life, eine Organisation, die angeblich Bedürftigen hilft. Jährlich setzten diese Béres-Firmen etwa 70 Mio. Forint (ca. 280.000 Euro) mit dem Verkauf von Béres Tropfen und anderen Produkten um. In Ungarn agiert derzeit eine Béres AG, 1037 Budapest, Szépvölgyi út 135 als Inhaberin der Verkaufsrechte an Béres Tropfen, in Deutschland ist eine offensichtlich zu Marketingzwecken gegründete Internationale Beres-Gesellschaft e.V., Falkweg 42a, 81243 München aktiv. Über einen Handelssitz im Kanton Zürich/Schweiz wird seit etwa 20 Jahren ein schwunghafter Handel mit Béres-Tropfen getrieben. Dies hat seine Gründe darin, dass der Kanton Schweiz (wie auch der Kanton Appenzell-Außerrohden) ein kantonales Spezialrecht aufweist, das den Vertrieb fragwürdiger Mittel erleichtert und befördert. Unterstützt wird die Szene fragwürdige 'Naturheilkundemittel' in Zürich ganz allgemein auch auf universitärer Ebene, z.B. durch den Lehrstuhlinhaber für Naturheilkunde der Universität Zürich (Prof. Saller).
Ein fragwürdig angepriesenes Wundermittel für alle Krankheiten
Dr. József Béres tingelt schon seit Jahrzehnten durch Europa, um Werbung für seine Wundertropfen zu machen. Dabei macht er mit fragwürdigsten Behauptungen von sich reden. So behauptete er 1979, dass es im gelungen sei, aus Kartoffeln Viren zu isolieren und diese mittels einer speziellen Färbemethode im Lichtmikroskop sichtbar zu machen. Dabei seien die weiblichen Viren durch Rot- und die männlichen durch Blaufärbung gekennzeichnet worden (http://www.schloss-apotheke-ddf.de/nam/liste/beres.htm).
In diesem Zusammenhang bedeutsam ist, dass die Béres-Tropfen zur Heilung bei Krebs, Verdauuungsstörungen, Gicht, Gefäßverengungen, Multipler Sklerose, Rheuma, Migräne und allgemeinen Erschöpfungszuständen dienen sollen. Diese Behauptungen stammen nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apotheker Verbände vom Beres-Vertrieb mit Sitz in Zürich.
Was sagt die Fachliteratur über Béres-Tropfen?
Eine kritische Durchsicht der medizinischen Fachliteratur ergibt nur sechs Publikationen über Béres-Tropfen. Da es sich um Fachbeiträge handelt, die u.a. von der Semmelweiß-Universität im ungarischen Budapest stammen, ist es zwingend, sich mit deren Inhalten auseinanderzusetzen. Da zwei der sechs Beiträge in russischen Zeitschriften veröffentlicht wurde, können von diesen nur die Abstracts verwendet werden. Bei den vier aus- wertbaren Fachbeiträgen ist klar erkennbar, dass aus verschiedenen universitären Einrichtungen heraus berichtet wird, die sich alle in der ungarischen Hauptstadt Budapest befinden. In zwei Fällen ist Andras Falus vom Department of Biology der Semmelweis Medical University (Nagyvarad ter 4, POB 370, 1445 Budapest) beteiligt (Falus und Beres, 1995 und 1996). Bei einer Studie ist das 1st Institute of Pathology and Experimental Cancer Research der Semmelweis University of Medicine, Ulloi ut 26, 1085 Budapest/Ungarn genannt[1]. In der vierten Studie berichtet man aus dem Frederic Joliot-Curie National Research Institute for Radiobiology and Radiohygiene. In zwei dieser Studien ist der Erfinder der Béres-Tropfen, József Béres Jr mit seiner Budapester Firma Béres Co. als Beteiligter genannt (Falus und Beres, 1995 und 1996).
Über den Inhalt der Tropfen wird in den vier vorliegenden Publikationen berichtet. Falus und Beres (1995 und 1996),[2] und Enkel und Bertok (1998) berichteten gleichlautend über die Inhaltsstoffe der Béres Drops Plus (BDP), wobei nach Angaben von Elekes und Bertok (1998) 18 Tropfen der Menge von 1 ml entspricht.
Inhaltsstoffe der Béres-Tropfen N-Plus (BDP) nach Timar et al. (1998)[3]
Anorganische Bestandteile | Menge (gelöst in destilliertem Wasser) |
Eisen: FeSO4 | 2,00 mg/ml. |
Zink: ZnSO4 | 1,10 mg/ml. |
Magnesium: MgSO4 | 0,40 mg/ml. |
Mangan: MnSO4 | 0,31 mg/ml. |
Kupfer: CuSO4 | 0,25 mg/ml. |
Molybdän: (NH4)6Mo7O24 | 0,19 mg/ml. |
Vanadium: NH4VO3 | 0,12 mg/ml. |
Nickel: NiSO4 | 0,11 mg/ml. |
Bor: H3BO3 | 0,10 mg/ml. |
Fluorid: NaF0 | 0,09 mg/ml. |
Kobalt: CoCl2 | 0,025 mg/ml. |
Organische Bestandteile | Menge (gelöst in destilliertem Wasser) |
Glycerin | 6,00 mg/ml. |
EDTA | 2,40 mg/ml. |
Glycine | 2,30 mg/ml. |
L-(+)-tartaric acid | 1,60 mg/ml. |
Succinic acid | 0,50 mg/ml. |
L-(+)-ascorbic acid | 0,30 mg/ml. |
Würde man täglich 18 Béres-Tropfen (ca. 1 ml) einnehmen, würden auf der Basis üblicher medizinischer Erkenntnisse (z.B. Forth et al. 1987) folgende Schlussfolgerungen zu ziehen sein.
Essentielle Spurenelemente: Die Béres-Lösung enthält eine ganze Reihe essentieller Spurenelemente (Eisen, Zink, Mangan, Kupfer, Molybdän und Kobalt), von denen der Körper bereits recht hohe Bestände enthält und von denen er täglich eine gewisse Menge benötigt (s. Tab. 2):
Bedeutung der in den Béres-Tropfen enthaltenen, essentiellen Spurenelemente im menschlichen Organismus (Forth et al. 1987) Spurenelemente in welchen Verbindungen vorhanden Tagesbedarf(*) Körperbestand Eisen Hämoglobin, Myoglobin, Cytochrom, Katalase-Peroxidase, Flavoproteine 0,5 - 5 mg 3,5 - 4,5 g Zink Carboanhydrase, Carboxypeptidase, Alkohol-Dehydrogenase, Phosphoglycerinaldehyd-Dehydrogenase, Lactat-Dehydrogenase oder DNS-Polymerase 0,4 - 6 mg 1,4 - 2,3 g Mangan Peptidasen, Arginase, Glutamin-Synthetase, Pyruvat-Carboxylase, Isocitrat-Dehydrogenase, Glycosyl-Transferasen, ATP 2 - 5 mg 12 - 20 mg Kupfer Cytochrom-Oxidase, Diphenyl-Oxidase, Amin-Oxidasen, Thyrosin-Hydroxylase, Superoxid-Dismutase (Cupreine), Flavoproteine, Ferroxidase 1,0 - 2,5 mg 80 - 120 mg Molybdän Aldehyd-Oxidase, Xanthin-Oxidase, Sulfit-Oxidase ca. 0,4 mg ca. 20 mg Kobalt Corrinoide (Cobalamin), Glycylglycerin-Dipeptidase, beta-HydroxybutyratDehydrogenase < 0,005 mg ca. 10 mg (*) Bedarf hängt z.T. vom Alter, Geschlecht und körperlichen Zustand (z.B. Schwangerschaft) ab
Die Einnahme von 18 Tropfen Lösung (also etwa 1 ml) würde bei Mangan 12%, bei Zink, Kupfer und Molybdän 25% und bei Eisen 100% des Tagesbedarfs entsprechen. Angesichts der enormen Spannbreite bis hin zur Vergiftungsgrenze für diese vier Spurenelemente besteht keine direkte Gefahr für den Konsumenten. Das in den Tropfen verwendete Zinksulfat (ZnS04) ist zwar ein starkes Ätzmittel, das lokal adstringierend, trocknend und aseptisch wirkt und bei Arzneien Verwendung findet. Es ist aber erst ab einer Menge von 3-5 g giftig und diese hohen Mengen würden selbst bei exzessivem Tropfenkonsum nicht erreicht werden. Beim Spurenelement Kobalt ist in 1 ml Béres-Tropfen aber bereits die fünffache Tagesdosis enthalten. Aber auch dies ist wenig relevant, obgleich Kobalt(II)chlorid kann bei langfristiger Einnahme in einer Dosis von 10-50 mg/d eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) bewirken kann. In den Béres-Tropfen ist Kobaltchlorid nur in einer Konzentration von 0,025 mg/ml enthalten ist, so dass dauerhaft 400 ml/d getrunken werden müssten, um die unterste Gefährdungsgrenze für eine Hypothyreose zu erreichen.
Bei den anorganischen Inhaltsstoffen spielen Vanadium und Nickel eine Rolle. Diese sind zwar bei einigen Tierarten essentiell, jedoch offensichtlich nicht für den menschlichen Organismus (Gilman et al. 1985). Vanadium ist in Form von V2O weit verbreitet und findet sich als dessen Anhydrid, Vanadiumpentoxid (V2O5), in fossilen Brennstoffen. In Gegenden, in denen verstärkt Erdöl für den Hausbrand verwendet wird, wird Vanadiumpentoxid in menschlichen Lungen gefunden. Inhalation vanadiumhaltiger Stäube kann zu Reizungen von Nase, Luftröhre und Bronchien führen und hartnäckige Bronchitiden mit Fieber bewirken. Deshalb gilt in der Industrie für V2O5 eine maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK) von 0,1 mg/m3 (Rauch) bzw. 0,5 mg/m3 (Staub). Da für Vanadium eine krebserzeugende Wirkung diskutiert wird (Forth et al. 1987), ist es ausgesprochen fragwürdig, dass diese Substanz in den Béres-Tropfen in nicht gerade kleiner Menge enthalten ist und das Mittel ursprünglich in der Laienpresse (z.B. durch die Neue Revue im Jahre 1979) als Wundermittel geben Krebs beworben wurde.
Nickel ist ein Spurenelement, das bisher offensichtlich keine pharmakologische Bedeutung hat, obwohl im Organismus ein Vorrat von 1 mg existiert und mit der Nahrung täglich 0,3-0,5 mg zugeführt werden. Allerdings wird Nickelsulfat z.B. bei Galvanisierungsprozessen verwendet. Hier ist bekannt, dass bei Arbeitern in solchen Fabriken typische Kontaktekzeme auftreten können, die man Nickeldermatitis nennt. Aus den freiwerdenden nickelsulfathaltigen Dämpfen kann an den Händen der Betroffenen eine typische Nickelkrätze entstehen, die sogar zum Beschäftigungswechsel zwingen kann. Ob Nickelsulfat in oraler Applikation Nebenwirkungen hat, ist bisher nicht bekannt.
Borsäure hat leicht bakteriostatische Wirkung und wird in der heutigen Zeit, in der weitaus bessere Mittel zur Desinfektion von Pharmaka zur Verfügung stehen, kaum noch eingesetzt. Grund hierfür ist u.a. seine relativ hohe Giftigkeit. Forth et al. (1987) berichten gerade bei empfindlichen Säuglingen und Kleinkindern, die auf oralem Wege höhere Konzentrationen von Borsäure aufnahmen, über Vergiftungen mit ZNS-Symptomen, Nierenschäden und Kreislaufversagen. Natriumfluorid wird in der Medizin bei zwei größeren Indikationsbereichen verwendet. Zum einen wird mit Tagesdosen von 80-100 mg der Osteoporose entgegengewirkt, wobei bei Nierenschädigung die Ausscheidung der Fluoride verringert sein und eine Fluorose resultieren. Zum anderen wird Natriumfluorid zur Kariesprophylaxe eingesetzt in einer Menge von etwa 1 mg/l Wasser. Die in den Béres-Tropfen vorhandene Menge Natriumfluorid von 0,09 mg/ml entspricht ziemlich genau derjenigen Menge, die im Trinkwasser einiger Nationen zur Vorbeugung gegen Karies angestrebt ist.
Bei den organischen Inhaltsstoffen liegt die Situation etwas anders. Die Tropfen enthalten Glycerin. Es ist eine Substanz, die als Emulgator und Gleitmittel Verwendung findet. Daneben ist ein zentraler Neurotransmitterbotenstoff namens Glycin enthalten, der eine besondere Bedeutung als Hemmstoff der Impulsübertragung im Bereich der Rückenmarks spielt. Bei den verbleibenden Säuren handelt es sich u.a. um Zitronensäure, die wohl aus Gründen der Haltbarmachung im Präparat vorhanden ist.
Entscheidend ist jedoch das Vorhandensein von EDTA. Es handelt sich um Ethylendiamintetraacetat. Es ist ein Komplexbildner, der bereits im Darm die Resorption von Metallen wirkungsvoll verhindert. Ganz besonders gut bindet EDTA dreiwertiges Eisen (Fe3+), aber es bindet ebenfalls alle anderen in der Beres-Tropfen Lösung enthaltenen Metallionen u.a. Mangan, Eisen, Cobalt, Blei, Kupfer und Zink Es wirkt deshalb ausgesprochen lächerlich, wenn in einem Mittel in niedrigen bis hohen Mengen gerade diejenigen Metalle verwendet werden, die durch einen gleich mitgelieferten, besonders wirkungsvollen Chelatbildner wieder weggefangen werden. Zu betonen ist, dass EDTA - und vor allem seine für den menschlichen Organismus weitaus weniger giftige Abwandlung Edetat (Ca-Na2-EDTA) - im Darm fast nicht resorbiert wird und nur dann in nennenswerten Mengen im Organismus wirken kann, wenn es intravenös appliziert wird.
Aussagen klinischer Studien über Bères-Tropfen
Bei allen bisher vorliegenden Studien handelt es sich um Zellkultur- oder Tierversuche, die ab der Mitte der 1990er Jahre vorgenommen wurden.
Falus und Beres (1995) nahmen 9 gesunden Versuchspersonen und weiteren 7 Patienten mit aktiver rheumatoider Arthritis venöses Blut ab, fingen freie Metallionen unter Zugabe von Na- EDTA ab und extrahierten dann weiße Blutkörperchen (Lymphozyten) heraus. 20 Millionen Zellen wurden in Kulturmedium gegeben und mit Nährlösung und Antibiotika behandelt. Dann wurden die Zellen stimuliert und zwar in verschiedenen Versuchsreihen. Auf der einen Seite wurden die Zellen mit Interleukin-1 (IL-1), Interleukin-6 (IL-6) oder Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha) behandelt bzw. überhaupt nicht stimuliert, um herauszufinden ob IL-1, IL-6 oder TNF- alpha. eine Veränderung des Zielparameters (Anzahl glucocorticoidbindender Rezeptoren an der Zelloberfläche) bewirkten. Auf der anderen Seite wurden in einem weiteren Durchlauf entweder nur Béres-Tropfen verwendet oder diese zusätzlich zu IL-1, IL-6 und TNF-alpha in die Ansätze gegeben.
Um den Sinn hinter diesem Versuchsaufbau zu verstehen, sind einige immunologische Inhalte zu berücksichtigen (Giemsa et al. 1997). IL-1 stimuliert alle Abwehrzellen und natürlich auch die Lymphozyten in der beschriebenen Kultur. IL-6 ist ein Interleukin, das spezifisch B-Zellen zur Differenzierung anregt und gemeinsam mit IL-1 aktiviert es u.a. T-Lymphozyten. TNF-alpha induziert selbst wiederum die Freisetzung von IL-1 und fördert so eine lokale Entzündungsreaktion. Alle drei Proteine dienen der Aktivierung bzw. der Vermehrungsanregung bestimmter weißer Blutkörperchen, damit diese gegenüber einem eingedrungenen Feind Abwehrmaßnahmen einleiten können. Um eine überschießende Immunreaktion zu vermeiden, fahren aktivierte Lymphozyten nach einer Verzögerungsphase glucocorticoidbindende Rezeptoren aus, da Hydrocortison die Wirkung von IL-1 in vivo hemmen kann. Je höher die Anzahl dieser Rezeptoren, desto höher der von der Zelle geäußerte 'Hemmungsbedarf'. Rückschließend bedeutet dies, dass die steigende Zahl glucocorticoidbindender Rezeptoren ein Hinweis für die Stärke der Stimulation der Zellen ist. Als Ergebnis der Zellversuche von Faulus und Beres (1995) zeigten verschiedene Resultate. Wurden die Lymphozyten der Gesunden und der Patienten mit aktiver rheumatoider Arthritis alleine mit Beres-Tropfen (also ohne zusätzliche IL- oder TNF-alpha-Gabe) inkubiert, stieg die Zahl der glucocorticoidbindenden Rezeptoren um 30-40% höher als ohne jegliche Stimulation. Wurden die Lymphozyten der beiden Personengruppen jeweils nur mit IL-1, IL-6 oder TNF-alpha (ohne zusätzliche Béres-Tropfen) angeregt - wurde also eine “natürliche“ Aktivierung der Zellen simuliert -, dann fand sich erwartungsgemäß ebenfalls eine (bei IL-6 und TNF-alpha sogar recht deutliche) Erhöhung der Rezeptorzahlen, die bei den gesunden Personen signifikant ausfiel. Als die Versuche mit den Aktivatorsubstanzen unter zusätzlicher Verwendung von Béres-Tropfen wiederholt wurden, um eine etwaige zusätzliche 'Boosterung' des Stimulationseffektes zu ermitteln, fand sich nur bei den gesunden Personen und den Athritis-Patienten bei einer kombinierten Anwendung von IL-6 und Béres-Tropfen eine signifikante Erhöhung der Rezeptorzahlen. Allerdings war die prozentuale Aktivitätssteigerung der Rezeptorzahlen im Durchschnitt unter zusätzlicher Gabe von Béles-Tropfen in Kombination mit IL-1 und TNF-alpha immer etwas höher.
Um zu prüfen, ob diese Wirkung womöglich an der Zink-Komponente der Béres-Tropfen liegen könnte, wurde eine zinkfreie mit einer zinkhaltigen Beres-Lösung verglichen und es zeigte sich eine höhere Rezeptorzahl bei denjenigen Durchläufen, in denen das zinkhaltige Präparat benutzt worden war. Deshalb kamen die Autoren zu dem Schluss, dass die Zinkkomponente eine Rolle spielen würde und (gemessen an der Zahl glucocorticoidbindender Rezeptoren) eine zusätzliche Gabe von Béres-Tropfen würde sowohl bei Gesunden als auch bei Patiente mit aktiver rheumatischer Arthritis die Abwehrreaktion stimulieren.
Falus und Beres (1996) dehnten ihre Zellversuche ein Jahr später auf spezielle menschliche weiße Blutkörperchen, sog. Monozyten, aus. Erneut spielten IL-1, IL-6 und TNF-alpha eine Rolle. Aber zuvor muss man sich ein wenig über die Wechselwirkungen zwischen diesen drei Substanzen und den Monozyten klar werden.
Monozyten sind im Blut zirkulierende Abwehrzellen, die darauf spezialisiert sind, sich nach einer Aktivierung in gewebegängige Makrophagen umzuwandeln, deren Aufgabe die direkte Attacke fehlerhafter Zellen oder eingedrungener bakterieller Gegner ist. Liegt keine Entzündung vor, räumen Makrophagen auch Zelltrümmer ab, spielen also quasi den 'Müllschlucker'. Monozyten werden u.a. durch IL-1 voraktiviert bzw. an den Ort der Entzündung gelockt. IL-6 aktiviert die Monozyten im Sinne eines 'Primings' und erhöhen deren Stoffwechselaktivität. Es sorgt quasi für ein 'Warmlaufen' der nunmehr als Makrophage bereitstehenden Zelle, damit diese ihre Zellvorräte an Enzymen und anderen zerstörerischen Substanzen für den Kampf gegen den Eindringling bereitstellt. Man beschreibt diesen Vorgang als eine Erhöhung der Zytotoxizität einer Abwehrzelle. TNF-alpha stimuliert bei Monozyten die Produktion von IL-1 und gemeinsam mit IL-1 ist TNF-alpha ein Auslösesignal für eine durch Interferon induzierte Makrophagenaktivierung.
In der Studie von Falus und Beres (1996) war das erste Ziel, die optimale Verdünnung der Beres-Tropfen für ihren Versuch herauszufinden. Es zeigte sich, dass eine Verdünung von 1:2 bzw. 1:8 die stärkste IL-6 Produktion der Monozyten zeigte. Sie lag nach 24-stündiger Inkubation mit ca. 15 ng/ml (Verdünnung 1:2) bzw. ca. 22 ng/ml (Verdünnung 1:8) signifikant höher als bei nicht vorhandener Gabe von Béres-Tropfen (ca. 3 ng/ml). Auch zeigten die Autoren, dass sich die Produktion von TNF-alpha und IL-1 nach 24-stündiger Inkubation erheblich steigern ließen. Bemerkenswert war das Resultat eines weiteren Versuchs. Die Autoren konnten erwartungsgemäß die IL-6 Produktion der Monozyten unter Zugabe von des Cortisons Dexamethason hemmen. Allerdings war es ihnen möglich, diese Hemmung unter Zugabe von Béres-Tropfen aufzuheben bzw. trotz bestehender Dexamethasongabe eine Steigerung der IL-6 Produktion mit den Tropfen zu erzielen.
Falus und Beres (1996) weiteten in einem letzten Teilversuch ihrer Studie die IL-6-Messungen auf menschliche Tumorzellen aus. Es handelte sich dabei um besonders bösartige ZNS-Tumorzellen (Glioblastom Zellinie SKMG-4). Deren IL-6 Produktion konnte nach Zugabe von Béres- Tropfen (Verdünnung 1:8) und einer 24stündigen Inkubationsperiode von ca. 0,5 auf 0,8 ng/ml signifikant gesteigert werden. Auch danach wurde mit dieser Tumorzellreihe abgeklärt, ob eine zinkhaltige oder zinkfreie Béres-Tropfen-Lösung einen Einfluss auf die Produktion von IL-6 hatte und man kam zu dem Ergebnis, dass eine zinkfreie Lösung schlechter als eine zinkhaltige Lösung abschnitt.
Elekes und Bertok (1998) machten einen Versuch mit Béres-Tropfen am Rattenmodell. Den Tieren wurden allesamt über einen 26-tägigen Zeitraum oral Béres-Tropfen in einer Dosis von 250 µl/kg Körpergewicht gegeben. Am 21. Tag wurden allen Tieren intraperitoneal 4 x 108 Schafserythrozyten intraperitoneal gespritzt, um eine Immun- bzw. Abwehrreaktion auszulösen. Daraufhin wurden drei Behandlungsgruppen gebildet.
Die erste Rattengruppe erhielt keine weitere Therapie mehr. Eine zweite Gruppe bekam keine Béres-Tropfen mehr, sondern wurde parallel zur Schafserytrozytengabe auch mit dem Chemotherapeutikum 5-FU (100 mg/kg Körpergewicht) behandelt. Die dritte Tiergruppe erhielt weiterhin Béres-Tropfen und zusätzlich die 5-FU-Medikation. Es wurden verschiedene Parameter untersucht - Körpergewicht, Gewicht ihrer Milz, Anzahl und Dichte der Milzzellen, Anzahl und Dichte der antikörperproduzierenden Milzzellen, Hämagglutinin- und Hämolysinspiegel. Ziel der Studie war es, zu untersuchen, ob die mittels Schafserythrozyten und Chemotherapie gesetzte Beschädigung des Immunsystems der Tiere durch eine Vor- und Begleitmedikation der Béres-Tropfen zu minimieren. Sinn der 5-FU-Gabe war es dabei, das Immunsystem der Tiere zum gleichen Zeitpunkt zu zerstören, in dem auch der immunologische Angriff auf die Tiere mittels Erythrozyten des Schafes erfolgte.
Die Ergebnisse zeigten, dass diejenigen Ratten, die auch nach der Schädigung ihres Immunsystems mit Béres-Tropfen behandelt worden waren, eine signifikant höhere Anzahl von antikörperproduzierenden Milzzellen aufweisen als die Vergleichstiere. Auch hinsichtlich des Hämagglutinin- und Hämolysinspiegels schnitten die mittels Béres-Tropfen behandelten Ratten besser ab. Zu bedenken ist, dass alle drei Tiergruppen jeweils nur 12 Ratten beinhalteten. Timar et al. (1998) untersuchten den antineoplastischen Effekt von Béres-Tropfen am Mausmodell. Es handelte sich um Tiere, die an Lebermetastasen eines 3LL-HH Tumors, der als Primärtumor in der Leber gesessen und operativ entfernt worden war. Den Tieren wurden die Tropfen in verschiedenen Dosierungen (100-5.000 µg/kg Körpergewicht) oral über eine Magensonde gegeben, beginnend mit dem ersten postoperativen Tag. Die Applikationsdauer erstreckte sich über 2 Wochen und es wurden jeweils 8 Mäuse mit den Tropfen behandelt, während die 8 Tiere der Vergleichsgruppe unbehandelt blieben. Interessanterweise zeigte sich ein antimetastatischer Effekt der Tropfen um 30-40%. Allerdings konnte die Lebenszeitspanne der mit den Tropfen behandelten Mäuse nicht verlängert werden.
Was ist aus den bisherigen Resultaten der klinischen Studien zu schließen?
Die Resultate sind nicht beeindruckend. Zwar dürfte unstrittig sein, dass die Béres-Tropfen im Zellkulturversuch offensichtlich eine Immunantwort von Zellen gesunder Personen als auch an aktiver rheumatoider Arthritis erkrankter Patienten bewirken, die im Sinne einer Anregung des Immunsystems zu bewerten sind. Auch ist offenbar der zellexperimentelle Nachweis gelungen, die IL-6 Produktion in besonders bösartigen Gehirntumorzellen zu steigern. Aber beides belegt nur, dass die Substanz - die letztlich ein Gemisch verschiedener essentieller Spurenelemente in Kombination mit einem Chelatbildner und einigen kaum gesundheitsförderlicher Substanzen wie Vanadium ist - eine Immunreaktion auslösen kann. Dies können viele andere Substanzen im Zellkulturversuch auch und dies zeigt lediglich, dass Abwehrzellen auf das Substanzgemisch reagieren und das möglicherweise Zink dabei eine gewisse Rolle spielt.
Die bisherigen Tierversuche zeigen zwar offensichtlich einen protektiven Effekt der Substanz gegenüber einer massiven Beschädigung des Immunsystems durch Infiltration fremder Erythrozyten und durch Chemotherapeutika im Rattenmodell, aber die Resultate sind nicht berauschend. Der onkologische Versuch am Mausmodell wäre der einzige, der einer Überprüfung wert wäre. Grund dafür wäre nicht unbedingt der scheinbare Erfolg in dieser Maus-Testreihe, sondern eher der Umstand, dass die Resultate mit einer nahezu lächerlich geringen Tierzahl angestrebt wurden, die für eine valide Aussage keine Basis ist. Es sind im Idealfall orientierende Ergebnisse, die die Wiederholung an einer größeren Testreihe rechtfertigen könnten. Da allerdings die Überlebenszeitspanne der Tiere nicht erweitert werden konnte, ist es fraglich, ob wirklich viel Sinn in einem neuen Versuch stecken würde.
Einsatz der Béres-Tropfen als Heilmittel fragwürdig bis überflüssig
Angesichts der Äußerungen, die in der Presse dargelegt, im Internet abrufbar oder von Apothekerseite geäußert wurden, sind Zweifel an der Wirksamkeit der Béres-Tropfen angebracht. Wenn man sich die marktschreierische Anpreisung der Tropfen im Internet und in Werbebroschüren ansieht, liegt eindeutig eine unseriöse Vermarktung eines Wundermittels vor. Verabscheuungswürdig wird es, wenn der Anbieter Nupharma Nutraceuticals (BeresDrops@aol.com, 4045 Sheridan Avenue, Miami Beach, Florida, 33140, USA) das Mittel als Begleitmedikation für HIV/AIDS-Patienten, für Tumorkranke oder Patienten unter Chemo-/Strahlentherapie anpreist.
Ob es bei den oben referierten Studien nun wirklich das Zink ist, das eine Wirkung (z.B. bei Tumorpatienten) erzeugen könnte, bleibt unklar. Eines ist jedoch absolut sicher - bis heute gab es keine ausreichenden Tier- oder Humanversuche, die einen überzeugenden Wirksamkeitsnachweis der Béres-Tropfen geliefert haben. In Deutschland ist das Mittel nicht zugelassen und anscheinend muss auch in Österreich der Vertrieb nicht legal sein, wenn sich bereits im World Wide Web anonyme Vertreiber weigern, Informationsmaterial in den Alpenstaat zu versenden.
Eine direkte Giftwirkung geht von dem Gemisch wohl nicht aus und auch langfristige negative Folgen dürften eher unwahrscheinlich sein. Allerdings sollte dem Konsumenten klar sein, dass er sich mit den Béres-Tropfen eine Tinktur einflößt, deren Nutzen bis heute nicht überzeugend belegt ist und deren Wirkung am Patienten bisher noch niemals seriös untersucht wurde. Und das ist insofern bedenklich, da man sogar in Ungarn ohne größere Probleme eine randomisierte, doppelblinde Patientenstudie organisieren könnte, wenn an dem Mittel wirklich etwas dran wäre.
- Anpreisung: bei Krebs, Verdauuungsstörungen, Gicht, Gefäßverengungen, Multipler Sklerose, Rheuma, Migräne und allgemeiner Erschöpfung
- Wirksamkeit: Es gibt keinen seriösen Hinweis auf Wirksamkeit beim Menschen
- Schadensfälle: Bisher keine bekannt
- Fazit: Nutzlose, fragwürdig angepriesene Wundertinktur, die primär über die Schweiz und direkt aus Ungarn heilmittelrechtswidrig beworben wird
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ Timar J, Raso E, Paku S, Kopper L: Oral administration of a trace element preparation and zinc inhibit liver metastasis of 3LL-HH murine tumor cells. Int J Mol Med, 2, 105-108, 1998
- ↑ Timar J, Raso E, Paku S, Kopper L: Oral administration of a trace element preparation and zinc inhibit liver metastasis of 3LL-HH murine tumor cells. Int J Mol Med, 2, 105-108, 1998
- ↑ Timar J, Raso E, Paku S, Kopper L: Oral administration of a trace element preparation and zinc inhibit liver metastasis of 3LL-HH murine tumor cells. Int J Mol Med, 2, 105-108, 1998
- ABDA, Bundesvereinigung Deutscher Apotheker Verbände: Apotheker warnen vor Wundermittel aus Ungarn, www.asite.at/Gesundheit/messages/398.htm
- Elekes E, Bertok L: Effect of trace element combination on the immune response of rats treated with cytostatic drug. Acta Microbiol Immunol Hung, 45, 221-228, 1998
- Falus A, Beres J: The number of glucocorticoid receptors in peripheral human lymphocytes is elevated by a zinc containing trace element preparation. Acta Microbiol Immunol Hung, 42, 271-275, 1995
- Falus A, Beres J: A trace element preparation containing zinc increases the production of Interleukin-6 in human monocytes and glial cells. Biol Trace Element Res, 51, 293-301, 1996
- Forth W, Henschler D, Rummel W: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie. B.I. Wissenschaftsverlag, Mannheim, 5. Aufl., 1987
- Gemsa D, Kalden JR, Resch K: Immunologie. Grundlagen, Klinik, Praxis. Thieme Verlag, 4. Aufl., 1997
- Gilman A, Goodman L, Rall TW, Murad F: Goodman and Gilman‘s. The pharmacological basis of therapeutics. Macmillan Publishers, New York, 7th Ed., 1985, S.1547
- Timar J, Raso E, Paku S, Kopper L: Oral administration of a trace element preparation and zinc inhibit liver metastasis of 3LL-HH murine tumor cells. Int J Mol Med, 2, 105-108, 1998
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