Regenbogenhaut des menschlichen Auges
Beispiel für eine Iriskarte

Irisdiagnostik (auch Iridologie oder Iridiologie, neuerdings auch Augendiagnose) ist eine auf das 17. Jahrhundert zurückgehende Theorie, wonach sich die Erkrankung einzelner Organe oder systemischer Erkrankungen in der Iris (Regenbogenhaut) des Auges erkennen lassen sollen. Dabei wird die Farbverteilung der Pigmente ebenso wie Struktur des Stromas (das ist der vordere Teil, der für die "Maserung" verantwortlich ist) als Indiz für Erkrankungen an anderen Organen herangezogen, da das Auge, ähnlich wie das Ohr, mit dem Rest des Körpers in Verbindung stehen soll, und somit auch dessen Erkrankungen abbildet.

Geschichte

Die Geschichte der Irisdiagnostik lässt sich bis 1670 zurückverfolgen, als Philippus Meynes Prinzipien dazu festlegte. 1881 hat der ungarische Arzt Ignaz von Peczely diese Thesen erneut aufgegriffen und im Lehrbuch "Diagnose von Organerkrankungen aus Farb- und Formveränderungen der Regenbogenhaut (Iris)" veröffentlichte, was zur weiteren Verbreitung der Methode führte. Péczély begründete die Irisdiagnostik auf einem einfachen «Tierexperiment» aus seiner Jugendzeit. Er hatte angeblich einer Eule im Garten unabsichtlich ein Bein gebrochen. Kurz danach entdeckte er einen schwarzen Streifen auf der Iris der Eule. Im darauffolgenden Heilungsprozess hatte er den Eindruck, der schwarze Streifen habe sich in einen weissen Streifen verwandet.

uneinheitliche Diagnoseverfahren

Allerdings sind sich selbst Heilpraktiker über die Irisdiagnostik nicht einig. Es existieren unterschiedliche Diagnoseschulen, deren "Diagnosen" sich z.T. sogar widersprechen. Die einen teilen die Iris in 59 gleich große Kreissegmente ein, in denen die verschiedenen Irisphänomene detailgetreu beschrieben werden. Die anderen benutzen eine Iriskarte in der Art der Fußreflexzonen (Es sind rund 20 verschiedene Karten im Gebrauch!).[1]

Unwissenschaftlichkeit

Der simple und eigentlich verlockend einfache Ansatz ist nach heutigen medizinischen Erkenntnissen unhaltbar. Die Behauptung der Iridologen, die rechte Körperhälfte projiziere sich auf die rechte Iris, die linke Hälfte auf die linke Iris, entbehrt anatomisch gesehen jeder Grundlage. Nachdem es zudem unter den Anhängern verschiedene "Iriskarten" gibt, die jeweils zu anderen Diagnosen kommen, kann dieses Verfahren nur als völlig untauglich eingestuft werden. Wie immer bei pseudodiagnostischen Methoden besteht außerdem die Gefahr, dass ernsthafte Erkrankungen übersehen werden und deren rechtzeitige Behandlung unterbleibt.

Auf welchen schwachen Füßen die Irisdiagnostik steht, ergibt sich aus der Tatsache, dass die Iris des Menschen ihre individuellen Eigenschaften das Leben über behält und sich auch nicht bei einer Krankheit verändert. In der Sicherheitstechnik macht man sich diesen Umstand als "Irisanalyse" zu Nutze und verwendet Iris-Scanner zur Personenidentifizierung, analog zur Auswerung der Papillarlinien der Hand ("Fingerabruck").

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer Deutschlands hat eine Warnung vor dem Verfahren der Iridologie herausgegeben, was übrigens auch für die sogenannte «Pupillendiagnostik» gilt.

Veränderung im Auge bei Erkrankungen

Die hier thematisierte Irisdiagnostik hat nichts mit der in der wissenschaftlichen Medizin praktizierten Auswertung pathognomonischer Veränderungen des Auges bei bestimmten Krankheiten zu tun. Die Gelbverfärbung der Skleren des Auges können Zeichen für eine Leberfunktionsstörung oder Blutkrankheiten sein. Die Hornhaut und/oder Iris können darüber hinaus Hinweise auf eine Reihe von Stoffwechselerkrankungen liefern: Der Kayser-Fleischer Ring im Hornhaut-Stroma gilt beispielsweise als typisch für den Morbus Wilson. Und auch das bei einer Hämochromatose überschüssig anfallende Eisen kann im Auge einen sichtbaren Niederschlag finden so wie Farbveränderungen bei Glaukompatienten. Auch Veränderungen der Pupille (Beispiel: "Entrundung") oder Veränderungen der Pupillenreaktion auf einfallendes Licht sind wichtige Zeichen die in der akademischen Medizin zu diagnostischen Zwecken geprüft werden.

Klinische Studien zur Irisdiagnostik und Literatur

Sämtliche bislang bekannt gewordenen klinischen Studien zur Irisdiagnostik konnten keinerlei diagnostische Eignung dieses Verfahrens nachweisen. Es ist daher wissenschaftlich als völlig ungeeignet anzusehen, Erkrankungen des Menschen nachzuweisen und als ein typisches pseudomedizinisches Verfahren anzusehen.

  • Munstedt K, El-Safadi S, Bruck F, Zygmunt M, Hackethal A, Tinneberg HR: Can iridology detect susceptibility to cancer? A prospective case-controlled study. J Altern Complement Med. 2005
  • Niggemann B, Gruber C: Unproven diagnostic procedures in IgE-mediated allergic diseases. Allergy. 2004 Aug;59(8):806-8 PMID 15230811
  • Norn M: Analysis of iris: history and future Dan Medicinhist Arbog. 2003;:103-17. PMID 14765528
  • Ernst E: Iridology: not useful and potentially harmful, Arch Ophthalmol. 2000 Jan;118(1):120-1. PMID 10636425
  • Knipschild P: Looking for gall bladder disease in the patient's iris. BMJ. 1988 Dec 17;297(6663):1578-81. PMID 3147081
  • Worrall RS: Pseudoscience - a critical look at iridology. J Am Optom Assoc. 1984 Oct;55(10):735-9. PMID 6491119
  • Simon A, Worthen DM, Mitas JA 2nd: An evaluation of iridology. JAMA. 1979 Sep 28;242(13):1385-9. PMID 480560
  • Berggren, L. (1985) Iridology: A critical review. Acta Ophthalmologica 63(1): 1-8.
  • Cockburn, D.M. (1981) A study of the validity of iris diagnosis. Australian Journal of Optometry 64: 154-157.
  • Samer El-Safadi: Ermöglichen Irisdiagnostik / Iridologie und Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein die Diagnose von Malignomen? Eine prospektive Studie. Dissertation, Fachbereich Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen, 2008. [1]

Weblinks

Quellennachweise

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