Zahnherd
Als Zahnherde werden in der Pseudomedizin angeblich krankheitsverursachende Bereiche an bzw. in den Zähnen bezeichnet, die weit mehr als röntgenologisch sichtbare Entzündungsherde sein sollen und angeblich in Wechselwirkung mit anderen Organen stehen. Sie sollen bei der Entstehung chronischer Krankheiten beteiligt sein, z.B. als Auslöser akuter Gelenkbeschwerden. Da Zahnherde nicht in allen Fällen über ein Röntgenbild erkennbar sein sollen, werden diese vor allem mit Hilfe von Biofeldtest, Kinesiologie, Vegatest oder Elektroakupunktur nach Voll festgestellt. Außerdem gibt es dazu einen so genannten Zahn-/Kiefertestsatz.
Als Ursache für Zahnherde gelten nicht die in der wissenschaftlichen Medizin bekannten Ursachen für eine Entzündung (z.B. Bakterien, Viren, nichtinfektiöse Entzündungen) , sondern nicht näher benannte feinstoffliche komplexe Belastungen auf Zähne und Kieferknochen sowie wurzelbehandelte bzw. "tote Zähne" und Amalgam, die auch durch Störfelder auf der körperlichen Ebene zu Problemen führen sollen. So würden Zahnherde nicht schmerzen und somit über lange Zeit unbemerkt bleiben.
Zahnherde werden u.a. als Ursache für folgende Erkrankungen genannt: Herzentzündungen, Infarkte, Schlaganfälle, Bluthochdruck, Arteriosklerose, Augenleiden, Lungenentzündungen, Bluterkrankungen, Gelenksentzündungen und Infektionen an Gelenksimplantaten, Hirnabszesse, Alzheimer und niedrige Geburtsgewichte.[1] Es ist wissenschftlich nicht erwiesen, dass entzündete Zähne Ursachen dieser Erkrankungen sind.
Die Behandlung von Zahnherden bedient sich ebenfalls zahlreicher pseudomedizinischer Methoden, wie z.B. Einreibungen mit ätherischen Ölen, Spenglersan Kolloide, Sanum-Therapie, Laser- und Magnetfeldtherapie und der Scenar-Therapie. Als weitere Methoden werden Neuraltherapie und Injektionen von Nosoden in die Schleimhaut und in den Knochen angepriesen. Als letztes Mittel wird die Extraktion des betroffenen Zahnes und Ausfräsung des umliegenden Knochens empfohlen[2]. Dies zeigt auch potentielle Gefahren des Konzeptes der Zahnherde auf: In Folge der unwissenschaftlichen Theorie über Zahnherde und deren Auswirkungen sowie der untauglichen, pseudomedizinischen Diagnoseverfahren kann es zur Extraktion gesunder Zähne kommen, während die wirksame Behandlung der eigentlichen Erkrankung unterbleibt.
Der Begriff "Zahnherd" wird von der wissenschaftlichen Zahnmedizin nicht verwendet. Entzündliche Vorgänge des Zahnmarks (Pulpitis) können in manchen Fälle fast schmerzfrei, akut aber auch äußerst schmerzhaft sein. Das Zahnmark stirbt dann ab und die Keime breiten sich im System der Wurzelkanäle aus. Der Körper kann außerhalb des Zahnes mit einer Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis apicalis) reagieren.[3] Behandelt wird dies i.d.R. mit einer Wurzelkanalbehandlung. Wird die apikale Parodontitis nicht behandelt, dann kann sich eine eitrige Entzündung im Kieferknochen ausbreiten – apikaler Abszess. Eine andere mögliche Folgeerkrankung ist die Ausbildung eines apikalen Granuloms, das sich zu einer radikuläre Zyste entwickeln kann.[4]