Elektrosensibler Ulrich Weiner in Schutzanzug

Elektrosensibilität (englische Bezeichnung: EHS - electromagnetic hypersensitivity) bezeichnet in der Medizin ein Phänomen, das Menschen die Fähigkeit zuspricht mit bestimmten Symptomen auf die Anwesenheit von elektromagnetischen, elektrischen oder magnetischen Feldern geringer Intensität zu reagieren. Die wissenschaftliche Bezeichnung für mögliche Interaktionen zwischen elektromagnetischen Feldern (EMF) und biologischen Strukturen ist die elektromagnetische Umweltverträglichkeit (EMVU). Diese ist Gegenstand aktueller Forschung. Bislang sind athermische (= nicht durch Hitzewirkung erzielte) pathogene Wirkungen von EMF trotz intensiver Suche nicht sicher belegt.

Von den betroffenen „Elektrosensiblen“ werden technische elektromagetische Felder im Sinne des so genannten Elektrosmog als Ursache für ihre Beschwerden angesehen. Mögliche Reaktionen auf natürliche elektromagnetische Felder (Beispiel: sferics, begleitende Felder von Blitzen) werden dagegen häufiger von Elektrosensiblen mit einer "Wetterfühligkeit" erklärt.

Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) klassifiziert die Elektrosensibilität unter der Kennziffer Z58.4 als Probleme mit Bezug auf die physikalische Umwelt - Exposition gegenüber Strahlung.[1]

Athermische Wirkungen elektromagnetischer Felder

Die hier thematisierte Elektrosensibilität bezieht sich ausschliesslich auf mögliche athermische Wirkungen schwacher Felder, insbesondere von Feldern unterhalb gesetzlicher Grenzwerte. Hierbei handelt es sich dann um mögliche Reaktionen auf Felder des Rundfunks, Mobilfunks, von WLAN- oder Bluetooth Anlagen oder Schnurlostelefonen.

Die gemeinten athermischen Wirkungen sollen auch möglicherweise zeitlich verzögert nach Befeldung auftreten können, was ein Unterscheidungsmerkmal zu den thermischen Wirkungen ist. Es gibt derzeit kein allgemein akzeptiertes Wirkmodell, aus dem sich ein wissenschaftlicher Nachweis für gesundheitliche Schädigung durch schwache elektromagnetische nicht-ionisierende Strahlung führen ließe. Diskutiert wird eine athermische Wirkung auf die Melatoninsynthese und -Freisetzung (Melatonin ist ein Hormon). Berichte über Auswirkungen von intensiven elektromagnetischen Feldern auf das menschliche EEG sind widersprüchlich, genauso wie auf Veränderungen an Chromosomen (Erbgut).

Thermische Wirkungen elektromagnetischer Felder

Schädliche Wirkungen sehr intensiver elektromagnetischer Strahlung sind unbestritten. Sie treten reproduzierbar als thermische Effekte auf, mit messbarer Temperaturerhöhung des bestrahlten Gewebes und möglicher Gewebsschädigung. Zum Schutz von Mensch und Umwelt sind bestimmte Grenzwerte und Schutzzonen eingeführt und gesetzlich festgelegt worden.

Sonderfall Frey-Effekt

Ein Sonderfall ist der Frey-Effekt (microwave auditory effect, microwave hearing effect). Er bezeichnet die direkte akustische Wahrnehmung von gepulster Hochfrequenzstrahlung wie z.B. Radarwellen, die bei sehr hohen Feldstärken auftreten kann, aber nicht unbedingt thermische Effekte erzeugt. Der Effekt ist nicht bei allen Menschen zu beobachten. Der Effekt konnte inzwischen als Schalldruckwelle im Gewebe des Kopfes erklärt werden, die thermisch durch die pulsierende Bestrahlung ausgelöst wird und über die sog. Knochenleitung ins Innenohr gelangt. Der Mechanismus der Wahrnehmung ist also der gleiche wie beim "normalen" Hören; eine direkte Beeinflussung des Hörnervs oder von Sinneszellen durch die Hochfrequenzstrahlung ist nicht gegeben.[2]

Elektromagnetische Hypersensitivität

Unter diesem Begriff werden werden unspezifische Symptome wie Unwohlsein, Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsstörungen, und Schädigungen auf Zellebene oder Schlafstörungen verstanden. Die beschriebene Symptomatik ähnelt der ähnlicher Erkrankungen wie MCS, CFS oder "sick building syndrome".

Quellennachweise

  1. http://www.dimdi.de/dynamic/de/klassi/diagnosen/icd10/htmlamtl2006/fr-icd.htm
  2. Lin JC, Wang Z (2007): Hearing of microwave pulses by humans and animals: effects, mechanism, and thresholds. Health Physics 92(6): 621–628